Herforder Chronik (1910)/419
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1758
der Franzosen in Herford wirft: Bei dem Oberbürgermeister Haevermann erscheint am 1. Febr. der Flügeladjutant des Grafen Montmorency, Mr. l'Epinai, und gibt zu verstehen, wie es die Billigkeit erfordere, 1. den französischen Bäcker Nicolai, welchen der Graf de Montmorency bisher in der Stadt zum Verschicken und als Dolmetscher gebraucht, für seine geleisteten Dienste und ferner zu leistende zu belohnen,
2. den Sekretär und maître d'Hôtel Obrier für die Besorgung der bisher zum Behuf der Bürgerschaft erteilten Pässe (passeports) und sonstigen zum gemeinen Besten der Stadt abzielenden ordres, eine etwaige discretion (Summe) von 10 Friedrichsdor oder 50 Talern zu reichen. (Es ist dabei zu merken, daß jeder Paß bezahlt werden mußte.)
Den Gegenstand bringt der Oberbürgermeister im Magistrat zur Sprache mit der Bitte, darüber zu verhandeln und zu beschließen. Das Kollegium wird einig, ad 1, dem französischen Bäcker Nicolai nach vorher mit demselben gepflogener Unterredung täglich vom 11. Januar, als von Zeit seiner Aufwartung an, 12 Mariengroschen zu bewilligen, inmaßen derselbe versichert, daß er an Kleidern und Schuhen, auch Versäumnis seiner Profession gewiß so viel einbüßete, folglich es nicht geringer „erlassen“ könnte (!).
ad 2. Obzwar die Stadt seit Einrückung der französischen Truppen bekanntermaßen viele schwere Ausgaben gehabt dergestalt, daß die bei verschiedenen Privatleuten successive (nach und nach) aufgeliehenen Gelder nicht hingereicht, sondern aus dringender Not der Fonds der Kämmereikasse angegriffen und zu Hilfe genommen, so ist doch einmütig beschlossen, dem gedachten Sekretär Obrier in der Hoffnung, daß die Stadt durch dessen Vorsprache in ein oder andrer Sache alles mögliche soulagement (Erleichterung) finden werde, die bestimmten 50 Thlr. (heut ungefähr 400 M.) als ein douceur zu reichen.
Es unterliegt wohl kaum einem Zweifel, daß Mr. de l'Epinai, der Flügeladjutant des Stadtkommandanten, vorgeschickt war, um die Willfährigkeit des Magistrats auf die Probe zu stellen. Als nun dessen Sendung so vorzüglich ausgefallen war, beschließt der Herr Graf de Montmorency, auch vorzugehen. Geldgierig wie der Oberbefehlshaber, Duc de Richelieu, war ja die ganze Gesellschaft. Acht Tage nach jener Daumenschraube läßt er durch den Major de Suzemont das Magistratskolleg am 8. Februar, nachmittags 2 Uhr, auf das Rathaus bestellen und ihm vortragen, wie der kommandierende General Graf de Montmorency der Stadt und Bürgerschaft durch Haltung guter Ordnung und sonst großen Nutzen und Vorteil schaffe, wofür er zwar dasjenige, was einem Kommandanten für Erteilung der Pässe und sonsten mit Recht gebühre, nicht verlange, jedoch die Fourage für 20 Pferde auf 150 Tage, wie es auch in Frankreich gebräuchlich wäre, von der Stadt erwarte. Er wolle zur großen Erleichterung der Stadt nicht auf Naturallieferung bestehen, sondern zufrieden