Herforder Chronik (1910)/244
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infolgedessen trauerten zahlreiche Witwen in der Heimat ihren Gatten und Ernährern nach.
In ihrem Schmerz und ihrer Hilflosigkeit zogen sie sich in die im 12. Jahrhundert errichteten Beginenhäuser zurück, um dort, ohne sich durch Nonnengelübde zu verpflichten, in Beschaulichkeit, Keuschheit, Weltentsagung und Wohltun ihre Witwentage zu verleben. Daß diese Beginenhäuser sich gerade in Deutschland so ungemein rasch und massenhaft verbreiteten, war nicht zu verwundern, da unser Vaterland, welches in allen Kreuzzügen die Mehrzahl der Kämpfer gestellt hatte, auch die meisten Witwen von Kreuzfahrern zählte.
Ein zweites Beginenhaus soll in der Gegend des Endebutt gelegen haben. Beide verschwanden mit dem Einzuge der Reformation.
Die Laurentiuskapelle.
Sie hat kein langes Dasein gehabt, auch ist jede Spur von ihr verloren. Wir wissen nur, daß sie am Ende der heutigen Dorotheenstraße, welche ältere Herforder als den von der lippischen Eisenbahn jetzt abgeschnittenen unteren Teil des alten Weges nach dem Otternbusche kennen, auf den Grundstücken des Erbpächters Steffen gelegen hat. Dort war 1350 bei einer Pest, die damals Deutschland häufig heimsuchte, ein neuer Kirchhof für die dieser schrecklichen Krankheit zum Opfer Gefallenen angelegt. (1434: „campum apud novum cymiterium“ und 1485: „Der Diekamp by den nygen Kerkhave.“ Darpe.)
Von solchen Pesteinfällen wissen die alten Schriften viel zu erzählen. So schreibt der abteiliche Steuererheber 1504 mitten unter die Einnahmebemerkungen: „In dussen somer lach myn gn. frouwe to Bunde und was utgefloen vor der pestilentzien von sant Laurentius dage bys to sunt Mychael“; d. i.: In diesem Sommer lag meine gnädige Frau (Äbtissin) zu Bünde. Sie war dorthin geflohen vor der Pestilenz und blieb dort vom S. Laurentiustag bis Michaelis, d. h. vom 10. August bis 29. September. Und weiter unten wiederholt er die Nachricht lateinisch: „... et erat in estate, cum, domina accepit fugam propter pestilentiam versus Bunde."
Auf dem erwähnten Kirchhofe stand die Laurentiuskapelle (Darpe 1504: capella S. Laurentii prope et extra muros oppidi Hervord) und außer ihr noch die Klause eines Einsiedlermönches (Darpe 1506: des kluseners Huys behorich to S. Laurentius capellen vor der Dykporten [Deichtor]). Der Anfang des 16. Jahrhunderts fand dort weder Klause noch Kapelle mehr, aber das Volk raunt noch in unseren Tagen von einem uralten, an dieser Stelle für Pestleichen bestimmt gewesenen Kirchhofe.