Herforder Chronik (1910)/152
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Die Ahmser Fehde 1536-41.
(Nach Prof. Dr. Weerths [Detmold] Mitteilungen aus der Lippischen Geschichte und Landeskunde, 4. Band.)
Der neue Krug! Eine Fülle lieber Erinnerungen steigt dem älteren Herforder auf beim Gedenken des gastlichen Wirtshauses zu Ahmsen!
Freilich mußte der Wanderer ehemals den tiefsandigen, unebenen und schattenlosen Weg dahin, den weder Bäume noch Häuser, sondern nur verwilderte Hecken einrahmten, mit in den Kauf nehmen. Desto freundlicher war zu allen Jahreszeiten die Aussicht ins Werretal auf die fernher leuchtenden Nachbarstädtchen Salzuflen und Schötmar, sowie auf die den Flußlauf jenseits begleitende Hügelkette. Und wie erquicklich war erst der biedere Empfang da draußen, wenn der Wirt, Herr Büxten, und der nie fehlende Ahmser Lehrer, Herr Köllermeier, den Ankömmling in den Garten oder in die Gaststube unten links „nötigten“. Sind auch die Alten dahingegangen und hat auch die Zeit mancherlei Veränderungen dort vorgenommen, die alte Treuherzigkeit, die gute Verpflegung, der ungestörte Frieden des Hauses ist geblieben.
Wer von uns aber läßt es sich träumen, daß gerade diese Gegend der beglückenden Behaglichkeit in uralten Tagen fast unaufhörlich widerhallte von Zank und Streit, von Hufschlag und Waffengetöse, daß diese friedlich stillen Auen der Tummelplatz erbittertster Kämpfe zwischen erbosten Nachbarn waren?
Hören wir, wie das zugegangen ist.
Ahmsen gehörte von alters her den Herren von Exterde, die das Gut vom Kloster Corvey zu Lehen trugen, aber auch als altes Ministerialengeschlecht der Fürstabtei Herford von der Herforder Aebtissin mit zahlreichen, zum Teil im Lippischen liegenden Gütern belehnt waren. Sie ließen diese Lehnsgüter von einem Meier bewirtschaften und wohnten gleich den übrigen Ministerialen in der Stadt Herford. Hier besaßen sie die Häuser 388-391, jetzt Nr. 6, 8, 10, 12 auf der Johannis-, früher Honstraße, hatten aber gewiß noch ein ansehnlicheres, uns unbekanntes, Wohnhaus, wie die v. Quernheim, v. Ketteler u. a. m. Als im 15. Jahrhundert die Großgrundbesitzer die Verwaltung ihrer Güter selbst in die Hand nahmen, verlegte auch der damalige „hochwürdige und hochwohl-geborene Freiherr v. Exterde, hochfürsilich Lippischer Droste, Capitular und Erbjägermeister von: hiesigen Hochstift, Erbherr zu Ahmsen usw.“[1] seinen Wohnsitz nach Ahmsen.
Das Mittelalter war die Zeit nachbarlicher Streitigkeiten, die zum guten Teil aus Grenzfehden bestanden. Da die Gebietsgrenzen damals noch nicht in Flurbüchern festgelegt, sondern oft genug nur durch mündliche Überlieferung bezeichnet waren, so hatte sich jeder das von ihm beanspruchte Gebiet gewöhnlich durch Anlegung einer Landwehr gesichert. Die Besitzer der Landwehr, war es nun eine Stadt, ein Herr oder eine Gemeinde, trieben das Weidevieh in die
- ↑ Titel aus einer Eintragung im Kirchenbuche der Petrigemeinde v. 5. Mai 1802.