Herforder Chronik (1910)/056
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herbeigeeilten Nonnen und Beamten Wohnungen und Wirtschaftsräume zu schaffen, und nachdem diese ersten, notwendigsten Aufgaben gelöst waren, dachte sie an die Errichtung eines Gebäudes, welches nicht allein zur Abhaltung der gemeinschaftlichen Andachten der Stiftsdamen, sondern auch für den Gottesdienst der Gemeinde geeignet wäre. Swanehild wollte und konnte die Kirche ad S. Pusinnam weder in den alten beschränkten Raumverhältnissen, noch in dem früheren, leicht zerstörbaren Material, das hauptsächlich aus Holz bestanden hatte, wieder aufbauen lassen; der Plan jedoch, einen der Würde und dem Ansehen des Stiftes angemessenen Steinbau, der auch zukünftigen Anforderungen der wachsenden Gemeinde entspräche, aufzuführen, mußte zurückgestellt werden, damit der Verlegenheit um ein Gotteshaus baldigst abgeholfen würde. Sie errichtete daher 950 an der Stelle des zerstörten Holzkirchleins Waltgers eine steinerne Basilika (Kirche in Hallenform) und gab darin den in einem Sarkophage i Steinsarg) ruhenden Gebeinen des Stifters eine neue Grabesstatt[1].
Nachdem sie diese drängendsten Aufgaben vollendet hatte, unternahm sie eine Reise nach Corvey zum Feste des hl. Vitus, des Schutzpatrons dieses Klosters, dessen Körper 836 dein Kloster geschenkt worden war[2]. Wir haben schon früher auf die Beziehungen Herfords zu Coroey hingewiesen und namentlich darauf, daß nach Ludwigs Bestimmung von 853 der Abt von Corvey als Provisor und Patron von Herford gelten solle, und seit dieser Zeit sind in den Kaiserurkunden Begabungen, d. h. Schenkungen und Bestätigungen von Privilegien, oft gemeinschaftlich für beide Stiftungen ausgesprochen. Wenn Swanehilds Reise nicht die Absicht zugrunde lag, dem geistlichen Aufseher des ihr unterstellten Stiftes ihre Not zu klagen, oder „durch ihre Gegenwart den höchsten Ehrentag der verwandten Stiftung zu verherrlichen und dadurch derselben eine Aufmerksamkeit zu erweisen“, so war es das Verlangen, „die ersprießliche Verbindung mit dem berühmten Kloster aufzufrischen“[3].
Die Ausführung des Gedankens, die Pusinnenkirche in der geplanten Gestalt aufzubauen, war ihr nicht beschiedcn, auch nicht ihrer Nachfolgerin
Imma II. (970-1000),
einer Gräfin von Sponheim, obwohl diese den Ausbau des Stiftes eifrig förderte.
In die Zeit ihrer Regierung fällt wieder ein Lichtstrahl in das Dunkel der Entwicklung des Ortes Herford. „Am 9. April 973 hat nämlich Otto I.[4] der Herforder Kirche und deren Äbtissin Imma das Recht erteilt, an dem Orte Odenhausen einen Markt zu veranstalten, daselbst unter Königsbann zu richten und allen, welche den Markt besuchen würden, den Frieden zuzusichern. Er bezieht