Herforder Chronik (1910)/046
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Diese Klöster übten einen umbildenden Einfluß auf Sitte und Charakter der deutschen Stämme aus und wurden eine Quelle des Segens für die Menschheit. Sie lichteten die das Land bedeckenden undurchdringlichen Wälder, lehrten die Bestellung des gewonnenen Ackerbodens, trockneten Sümpfe aus, um urbares Land daraus zu schaffen. Wie sie den Verfolgten, Kranken und Armen cm schützendes Obdach boten und die barbarischen Gemüter durch das Wort vom Heiland veredelten, so waren sie durch ihre Schulanstalten und Vorbildung von Lehrern in der Finsternis der damaligen Zeiten Träger des Lichts. Viele Benediktinerklöster wurden Pflanzschulen der Bildung, der Wissenschaften und Künste, so St. Gallen in der Schweiz, Corvey in Westfalen, Weißenburg in Lothringen. Durch ihr Bücherabschreiben haben die fleißigen Mönche die Überreste der alten Litteratur gerettet, und was wir davon besitzen, verdanken wir größtenteils dem Fleiß und Interesse der Benediktinermönche. Und in diesem Orden erstanden auch Männer, die selbständige Werke schufen.
So hat um 830 seinem Sachsenvolke ein vielleicht der sächsischen Klosterschule zu Corvey entstammender, dem Namen nach nicht bekannter Mönch den Heliand, d. i. Heiland, „die edelste Messiade aller Zeiten und Völker“, geschenkt; und der Mönch Widukind von Corvey drei Bücher sächsischer Geschichten geschrieben. Otfried, der Weißenburger Benediktinermönch, der erste Dichter, den wir mit Namen kennen, ist der Verfasser der Evangelienharmonie „der Krist“, und in St. Gallen, der hervorragenden Pflegestätte von Wissenschaft und Poesie, dichtete Ekkehard das Waltharilied.
Begeistert von den segensreichen Erfolgen Benedikts, soll Scholastik«, seine Schwester, Nonnenklöster mit derselben Ordensregel, wie die Benediktinermännerklöster hatten, gestiftet haben, wo neben den Religionsübungen die Ausbildung in weiblichen Handarbeiten und die Pflege der Poesie eine Stätte fand. In der Benediktinerinnenabtei Gandersheim lebte die erste deutsche Dichterin, die geistreiche Nonne Roswit (Hrotsuitha), welche außer Marienliedern, Legenden und der Chronik von Gandersheim eine Reihe von Dramen dichtete, „die mit Vorliebe das weibliche Martyrium, die Kraft und die Heldenstärke, die selbst das schwache Weib durch den Glauben gewinnt, zum Gegenstand haben.“
Das Benediktinerinnenkloster Herford.
Ähnliche dichterische oder schriftstellerische Betätigung wie in Gandersheim wird von Herford nicht gemeldet. Dagegen stand es als Erziehungsstätte für die Töchter des sächsischen Adels in hohem Ansehen. Wir dürfen uns Leben und häusliche Einrichtung auf den Höfen der sächsischen Edelinge nicht gar zu vornehm denken. Die Edelsitze unterschieden sich gewiß nur wenig von unseren größeren Meierhöfen. Der Adel des Landes war noch nicht durch höfische Schule gegangen, wie derjenige der Franken, und so bestand ein Gegensatz zwischen den schon feiner gebildeten und von Haus aus weltgewandteren und lebhafteren