Handbuch der praktischen Genealogie/327

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Handbuch der praktischen Genealogie
Inhalt
Band 2
Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI
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nur hier vorkommend, sind dabei die Namen auf a (Gen. plur.) hervorzuheben: Wiarda, Ebbinga, Ukena. Jene genitivischen Patronymika treten auch am nördlichen Küstenrande stark hervor, am stärksten (80 v. H.) im Kreise Jever, sie treten in Hannover merklich zurück. Ihre Zahl wächst erst wieder in Holstein (Ditmarschen: mindestens 40 v. H.). An der schleswig-holsteinischen Küste treten die bis dahin mehr vereinzelten Zusammensetzungen auf -sen, je weiter nach Norden, desto stärker hervor, namentlich im Herzogtum Schleswig, bis in den Kreisen Husum und Tondern die Hansen, Thomsen usw. alles so überwuchern, daß sie fast 90 v. H. aller Familiennamen füllen. Doch diese Bildungen greifen auch nach der Ostseite des meerumschlungenen Landes hinüber, zum Stamme der Angeln und bilden dort ebenfalls die Mehrheit, im Kreise Flensburg wiederum 90 v. H., im Kreise Schleswig noch die Hälfte, bis sie im daran grenzenden Kreise Eckernförde plötzlich nahezu verschwinden. Genitivische Patronymika bilden das Charakteristische auch am preußischen Niederrhein; von Kleve nach Aachen machen sie ungefähr die Hälfte aller Namen aus.

      Für die westfälische Namengebung sind Bildungen mit hövel (Hügel), brink (hochliegende Grasfläche), diek (Teich), brok (Brüche), horst (Gebüsch), kamp (umhegtes Feld), kennzeichnend, z. B. Windhövel, Hasenbrink, Buddendieck, Uhlenbrock, Hasselhorst, Lohkamp. Diese Bildungen reichen, wenn auch weniger zahlreich, bis an die slawische und hochdeutsche Sprachgrenze.

      Im niederdeutschen Nordosten Deutschlands, der Heimat Fritz Reuters, sind die Familiennamen im allgemeinen auch niederdeutsch, so Pieper statt Pfeifer, Voß statt Fuchs, ebenso die von Ortsnamen entlehnten auf -beck (statt -bach), -husen (statt hausen). Selbst der ursprüngliche niederdeutsche Name von Salzwedel: Soltwedel, als Ortsbezeichnung längst verhochdeutscht, hat sich noch als Familienname erhalten. Dazu treten die Verkleinerungen auf -ke (Lüdicke, Lemke, Wilke, Jahnke), die hier so recht ihre Heimat und Geburtsstätte haben. Doch überwiegt das Niederdeutsche hier im Osten, von Holstein und Mecklenburg abgesehen, nicht so wie im Westen. Es ist gerade in den Namen nicht mit solcher Entschiedenheit festgehalten worden, der Übergang in das Hochdeutsche ist merklich weiter vorgeschritten. Als ein auffallender Beweis bietet sich der Name Schulz, der in Westfalen meist noch Schulte lautet (auch in Mecklenburg häufig Schult), während dies in Brandenburg und Pommern eine seltene Form ist. Andererseits sind entschieden hochdeutsche Formen hier nicht selten, namentlich die Diminutivbildungen mit z und l: wie Barz, Kunze, Wetzel, Neitzel. Solche Namen auch in der Landbevölkerung weisen wohl darauf hin, daß die deutsche Einwanderung in diese dem Slawentum allmählich wieder abgenommenen Gaue, wenn auch überwiegend aus Niederdeutschland, doch teilweise auch aus oberdeutschem Sprachgebiet erfolgt ist.

      Im oberdeutschen Sprachgebiet nehmen die Ortsnamen, um Familiennamen zu werden, häufig die Endung -er an: Morschbacher, Straßburger, Dillinger. Je weiter nach Süden verdrängen diese Bildungen die einfache Übertragung der Ortsnamen fast vollständig. Den Reigen führt -inger: