Handbuch der praktischen Genealogie/115

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Handbuch der praktischen Genealogie
Inhalt
Band 2
Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI
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ergründen, als vielmehr die kultur- und religionsgeschichtliche Bedeutung des Vorganges näher zu erfassen. Dagegen sind die Bücher von Beheim-Schwarzbach, von denen das eine sich ausschließlich mit den Salzburgern befaßt und die Resultate ausgedehnter und mühseliger archivalischer Forschungen zieht, während das zweite Buch die Ansiedlungen im großen Rahmen der gesamten Hohenzollernschen Kolonisation darstel1t[1], auch dem Familienforscher zu empfehlen.

      Gleichzeitig mit dem vorgenannten Buche Arnolds erschien im „Historischen Jahrbuch der Görresgesellschaft“ ein Aufsatz über die im engsten Zusammenhange mit der salzburgischen stehende protestantische Bewegung in der gefürsteten Propstei Berchtesgaden.[2] Die große Mehrzahl der evangelischen Berchtesgadener hat, nachdem sie gleich ihren salzburgischen Nachbarn das Land ihrer Väter verlassen mußte, in Hannover eine neue Heimat gefunden. Die Geschichte dieser Auswanderung wurde lange Zeit kurz abgemacht, so von Göcking und von der hannoverschen Landesliteratur und selbst von Havemann[3]) Erst Viktor Loewe hat das vor ihm gänzlich unbenutzte, im hannoverschen Staatsarchive beruhende einschlägige Material durchgearbeitet und das Ergebnis seiner eindringenden Forschungen in dem Aufsatze; „Die Einwanderung der Berchtesgadener in Kurhannover 1733“ vorgelegt, auch (Seite 77) ein Verzeichnis der Familiennamen dieser Emigranten veröffentlicht.

      Schon vorher, zur Zeit des Kaisers Ferdinands II., gingen Auswanderungen Evangelischer aus Österreich massenhaft vor sich. Selbst von Hurter muß sich im Angesichte der zahlreichen Angaben entschließen, die Zahl der Auswanderer auf 30000 zu bestimmen und berichten, daß aus Leitmeritz allein 500 in das benachbarte Pirna flohen, muß 185 flüchtige Individuen des Herren- und Ritterstandes zugeben. Spärliche Auswandererverzeichnisse finden sich bei Raupach, Fortsetzung des evangelischen Österreich III, 439, sowie bei Waldau, Geschichte der Protestanten in Österreich, II. Bd. Ein älteres, von Saubertus entworfenes Register erschien unter dem Titel: Liber Providentiae divinae specialis, d. i. Denkzettel Gottes, darinnen die recht Gottesfürchtigen aufgezeichnet zu finden. Nürnberg 1643. Dazu kommen noch Götzli Diptycha Exulum. Vgl. AKDV, V. Jahrg. 1855, Sp. 161 ff., 193ff., 217ff., 336. Ein „Catalogus Exulum Styrorum Carinth. et Carniol. ex numero provincialium 1629“ in dem Codex 8830 der Wiener Hofbibliothek zählt mit aller Genauigkeit

  1. Beheim-Schwarzbach, M., Friedrich Wilhelms 1. Colonisationswerk in Litthauen, vornehmlich die Salzburger Colonie. Königsberg 1879; drs., Hohenzollersche Colonisationen. Ein Beitrag zur Geschichte des Preußischen Staates und der Colonisation des östlichen Deutschland. Leipzig 1874.
  2. Linsenmayer, A., D. protestantische Bewegung in d. Fürstpropstei Berchtesgaden bis z. Mitte d. 18. Jht. (Histor. Ib. der Görresgft. Bd. 22, München 1901, S. 37 bis 84).
  3. Gesch. d. Lande Braunschweig u. Lüneburg Bd. 3. Göttingen 1857, S. 660. Einige nützliche Notizen hat Th. Roscher zusammengestellt: Böhmische u. salzburgische Exulanten in Hannover (Hannov. Geschichtsbl. 1899, S. 157-159, 163-164, 170-172).