Großherzogtum Hessen/Regierungsblatt 1880/B125

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Großherzogtum Hessen/Regierungsblatt 1880
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Beilage Nr. 16.


einige Zeit wunde Stellen zurücklassen. An den Kronen der Klauen und zwischen den letzteren sind Anschwellungen, häufig auch Blasen und Geschwüre sichtbar.
      Diese Seuche hat meist einen kurzen Verlauf und ist äußerst ansteckend. Auf den Menschen geht sie durch unmittelbare Berührung nicht über, doch werden Kinder und besonders, Säuglinge, welche ungekochte Milch von klauenseuchekranken Thieren getrunken haben, häufig krank.
      Bei Schafen, besonders bei den feinwolligen, kommt noch eine Art Klauenseuche vor, welche jedoch mit der Maul- und Klauenseuche Nichts gemein hat. Sie ist bekannt unter dem Namen "bösartiges Klauenweh der Schafe" und besteht in einer Geschwürsbildung an den Klauen. Sie befällt nur Schafvieh. Durch diese Krankheit wird die Genießbarkeit des Fleisches nicht beeinträchtigt.

5. Finnen der Schweine.

      Die Finnen sind helle Bläschen von meist eirunder Form und der Dicke eines Waizenkorns bis einer Erbse. Sie sind mit einer wasserhellen Flüssigkeit gefüllt und in dieser schwimmt ein durch die durchscheinende Haut des Bläschens sichtbares weißes Köpfchen von der Größe eines Stecknadelkopfes. Dieses Köpfchen hängt an der Haut der Blase an einer Stelle inwendig fest. Es ist der Kopf der Blase. Der Sitz der Finnen ist im Zellgewebe zwischen dem Fleisch; am häufigsten kommen sie am Zungenbändchen, nächst dem Kehlkopfe, am Halse, im Herz und im Schlusse vor.
      Die Finnen entstehen aus den Eiern eines beim Menschen vorkommenden Bandwurms, wenn die mit Eiern gefüllten reifen Glieder des letzteren, welche mit dem Koth abgehen, von Schweinen gefressen werden. Der eben beschriebene Kopf der Finne wird später, wenn er in den Darmkanal des Menschen gelangt, zum Bandwurmkopf, an dem dann der Bandwurm selbst auswächst.

6. Perlsucht.

      Die Perlsucht, auch Franzosenkrankheit genannt, ist eine nicht selten bei Rindvieh, insbesondere bei Kühen, vorkommende Krankheit. Am lebenden Thiere läßt sie sich nicht erkennen, indem bei davon befallenen Thieren entweder gar keine, oder doch höchst verschiedenartige Krankheitszeichen auftreten können, je nachdem die einen oder anderen Organe mehr oder weniger davon ergriffen sind. So treten bei Thieren, bei denen die Brusteingeweide perlsüchtig sind, meist die Erscheinungen der Lungenschwindsucht auf, während beim Befallensein der Baucheingeweide mehr Verdauungsstörungen verschiedener Art, oftes Rinderigwerden etc. sich zeigen. Auch die Gehirnhäute sind bisweilen von der Perlsucht ergriffen und Thiere, bei denen dies der Fall ist, erscheinen meist wie drehkranke. Bei längerem Bestehen der Krankheit tritt gewöhnlich Abzehrung ein.
      Am geschlachteten Thiere zeigt sich die Perlsucht durch das Vorhandensein von kleineren und größeren, entweder mehr einzelstehenden oder haufenweise aufeinandersitzenden Knoten oder, Knötchen auf und unter dem Brust- und Bauchfell, sowie auf und in der Lunge und den Baucheingeweiden, seltener in Fleischtheilen, häufig, aber in den Lymphdrüsen, welche dann meist enorm vergrößert sind. Die Knoten selbst sind, wenn sie noch nicht lange bestanden haben, von graurother Farbe und weich, nach längerem Bestehen aber gelb oder weißlich. Sie enthalten dann mitunter eiterige, meist aber käsige oder kalkige Massen, durch welch letzteren Umstand beim Durchschneiden ein Knirschen am Messer verursacht wird.

7. Lungenseuche.

      Die Lungenseuche ist eine Krankheit, welche nur Rindvieh befällt. Sie hat meist einen schleichenden und langwierigen Verlauf. Bisweilen finden sich Thiere nach dem Schlachten von ihr befallen, welche