Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett/092

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Geschichte der Gemeinden Freistett und Neufreistett
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Hanhouen, Betenhouen, Offendorf, Wantzenau und Weyersheim, über den Rhein gezogen und flehten um eine Herberge und Nahrung. Obwohl diese Flüchtlinge zum größten Teile nicht der evaugelischen, sondern der katholischen Konfession angehörten, so wurde ihnen dennoch alles nach Vermögen dargereicht. Wer hätte da sein Herz verschließen können, wenn er die große Not sah. Da wurde ein Mägdlein Barbara zur heiligen Taufe gebracht, dessen Vater, Jakob Siefried von Killstett, von den Mansfeldischen Soldaten erschossen worden war. Einem andern Flüchtling von Gamsen wurden Zwillinge dahier getauft und „das Bübel Johannes, das Maidlein Margaretha“ geheißen. Im ganzen fanden neben 4 Taufen für Freistett, 6 für Memprechtshofen und 5 für Renchloch, noch 23 für Gamsen, 12 für Killstett, 4 für Betenhouen, 3 für Bischweiler und 1 für Hanhouen statt.

Noch weit größer war in dieser bösen und betrübten Zeit die Zahl der Fremdlinge, die hier dem Schoß der Erde übergeben und teils auf dem unteren, teils auf dem oberen Kirchhofe begraben wurden. Ihre Heimat haben nicht wiedergesehen 20 aus Gamsen, je 9 aus Killstett und Bischweiler, 8 von Hanhouen, 6 von Bettenhouen und je 1 von Offendorf, Wantzenau und Weyersheim. Im ganzen waren in diesem Jahre allhie 103 Beerdigungen. Aus der allerdings nur oberflächlichen Besichtigung dieser Einträge im Kirchenbuch ist wohl die Sage entstanden, daß Freistett zu Anfang des dreißigjährigen Krieges ungeheuer groß gewesen sei und 1000 Bürger gezählt habe. Zu Mitte des Sommers kehrten die Flüchtigen wieder in ihre Heimath zurück. Nur von einem wird berichtet: „Lorenz Hund, Bürger von Dorlesheim, hat nicht mehr zurückkehren wollen, weil ihm sein Haus im Krieg abgebrannt.“ Er hat darum hier noch länger gewohnt und ist dahier begraben worden. Aber noch hatte dies außerordentliche Sterben kein Ende. Ein schwarzes unheilvolles Gespenst hatten die Flüchtlinge in Freistett zurückgelassen, nämlich die Pest. Eheleute, Eltern und Kinder starben miteinander: Jakob Bäwerlein