Friedland in Ostpreußen (Prawdinsk)

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Ostpreußenkarte um 1925
Prußische Stammesgebiete

Allgemeine Informationen

Friedland liegt im prußischen Stammesgebiet Natangen links der unteren Alle im Landkreis Bartenstein und an der Bahnlinie Gerdauen - Wehlau.


Das Wappen hat in Gold einen blauen Hecht, in dessen Rücken ein roter Adlerfang verkrallt ist.


siehe auch Prawdinsk in der wikipedia

Politische Einteilung/Zugehörigkeit.

Wappen

Wappen Friedland

Das Wappen hat in Gold einen blauen Hecht, in dessen Rücken ein roter Adlerfang verkrallt ist.


Einwohner

1939: 4.417

Kirchen

  • Die Kirche an der Nordwestecke des Stadtkerns wurde in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts in Stein ausgebaut.


Kirchliche Zugehörigkeit

Kirchhöfe/Friedhöfe

  • St.Lorenz-Friedhof. Hier erinnert eine 3 Meter hohe Sandsteinpyramide an den gefallenen russischen General von Makowsly.


Geschichte

  • Gründung entweder 1312 durch Hochmeister Karl Beffart von Trier oder 1335 durch Heinrich Dusler.
  • Die Handfeste hat sie vor 1335 erhalten.
  • 1425 hatte Friedland etwa 55 Hofstätten und entwickelte sich zu einer ansehnlichen Kleinstadt.
  • 15. Jh.: Stadtbefestigung mit dem Hohen Tor. Marktplatz mit Laubenhäusern.
  • 1807.14. Juni: Schlacht von Friedland, zwischen Franzosen und Russen, die den Frieden von Tilsit herbeiführte. Nach der Schlacht ließ der siegreiche Napoleon die Stadt plündern.
  • Von 1819 bis 1844 war Friedland Kreisstadt des gleichnamigen Kreises.
  • 1921-1923. Durch Stauung der Alle wurde das Kraftwerk Friedland geschaffen, das einen großen Teil Ostpreußens mit elektrischem Licht und Kraftstrom versorgte.
  • 1939 hatte die Stadt 4.500 Einwohner.
  • 1945 Besetzung Preußisch Friedland durch die Rote Armee.

Archive, Bibliotheken

Genealogische und historische Quellen

Kirchenbücher

siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Bartenstein

Grundbücher, Steuerverzeichnisse, Gerichtsbücher u. Sonstiges

Städtebild Friedland an der Alle 1913

Es ist ein kleines Landstädtchen, wie es deren in Ostpreußen viele gibt, anspruchslos und bescheiden, tief im Binnenlande gelegen, das erst durch den Ausbau des Bahnnetzes im letzten Jahrzehnt etwas seiner Weltabgeschiedenheit entrückt worden ist. Und dennoch ist sein Name weltbekannt. Ist doch mit ihm eine der dunkelsten Stunden vaterländischer Vergangenheit verknüpft, weist er doch in jene frühe Tage zurück, da das Heil des hilflos am Boden liegenden preußischen Staates vom Waffenglück seiner wankelmütigen Verbündeten abhing, deren Niederlage um so bitterer enttäuschen mußte, als der Lebensstern des korsischen Eroberers sich bereits zu senken schien. Es mag der größte Moment im Dasein Friedlands gewesen sein, jener verhängnisvolle 14. Juni des Jahres 1807. Aber teuer genug hat es diese ungewollte und traurige Berühmtheit erkaufen müssen. Davon wissen Lokalchronik und Tradition ebenso zu berichten als das einsame und schliche Grabmal des russischen Generals Markowsky auf dem St. Lorenz, der, am Schlachttage verwundet in die Hände der Franzosen fallend, unter den Bajonettstichen einer bestialischen Soldateska sein Leben verhauchte.
Um den Anfang des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich aus einer altpreußischen Siedlung entstanden, die auf ihrem Wollberg vielleicht das Nationalheiligtum der drei hier zusammenstoßenden Gaue Natangen, Barten und Wohnsdorf in sich barg, hatte der Ort, wie sein neuester Chronist nachzuweisen bemüht ist, eine erhöhte Bedeutung, die zu erhalten im, wie manchem anderen wichtigen Punkte der Heidenzeit, in der Zukunft versagt sein sollte. Als dann die Orden den Ort als Stützpunkt des Alleübergangs auf der Etappenstraße Gerdauen - Lötzen mit einer festen Wehrmauer umgürtete und mit Stadtrecht begabte, begann ein neuer Abschnitt in dem Leben des alten Gemeindewesens, dessen Geschicke im Wandel der Zeiten wechseln sollten, wie die seiner ostpreußischen Schwesternstädte. Bald wird der Ort von den Litauern, bald von den verwilderten Banden des großen Städtekrieges geplündert und ausgebrannt, und namentlich der letzte Zeitabschnitt ist es, in dem die Stadt wieder eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Erbitterte Kämpfe zwischen den Ordenssöldnern und ihren Feinden sind vor ihren Mauern ausgefochten, in deren Verlauf die Stadt bald der einen, bald der anderen Partei zum Unglück ihrer Bewohner zufiel. Ein dritter Stadtbrand vernichtete sie bis auf die Kirche. Wiederholt klopft die Pest an ihre Pforten an, und im 17. Und 18. Jahrhundert legen sich Schweden und Russen als unwillkommene Kriegsgäste ei ihr ungebeten wochenlang ins Quartier. Mehr als manches andere ostpreußische Städtchen haben dann die Stürme der napoleonischen Kriege, wie schon eingangs angedeutet, dem Ort übel mitgespielt und seinen bescheidenen Wohlstand auf Jahrzehnte hinaus vernichtet. Aber mochte das über der Stadt ausgeschüttete pandorische Maß auch noch so reichlich gewesen sein, den geraden Bürgersinn der Stadtbewohner hat es nicht zu beugen vermocht. Ein ausgeprägtes Rechtsgefühl, das sich gelegentlich zu Starrsinn und bedenklichem Oppositionsgeist gegen die Landesherrschaft steigern konnte, ist ihnen zu allen Zeiten eigen gewesen. Mochte es sich gegen angeblich Uebergriffe des Brandenburger Amtshauptmanns, gegen Mißwirtschaft im städtischen Rat oder um Abschüttelung eines der Stadt wider ihren Willen aufgedrungenen Kaplans handeln, die Alten wissen genugsam davon zu berichten. Wiederholt hat man in der kurfürstlichen Zeit durch Deputationen nach Warschau die Entscheidung des „höchsten Lehensherrn“ angerufen, und man darf sich nicht wundern, daß gelegentlich einer Widersetzlichkeit in städtischen Angelegenheiten „die ganze Bande des Rates“ nach Brandenburg „in Bestrickung“ gelegt wird und ein andermal ein kurfürstliches Reskript das „Pfingstgesöff beim Vogelschuß“ untersagt, um den feindlichen Parteien nicht Gelegenheit zu neuen Reibereien zu geben.
Doch das mochten gewiß keine alltäglichen Erscheinungen sein. Im Gegenteil lassen die gerade in Friedland noch bis ins 16. Jahrhundert hinein bestehenden überaus zahlreichen „Gillen“, wenn auch vielleicht kirchlichen Charakters, darauf schließen, daß das Bürgertum eine für damalige Begriffe edle Geselligkeit pflegte und in Eintracht miteinander lebte. Und auch das Zunftwesen des damals in der Stadt blühenden Handwerks mag das seinige dazu beigetragen haben. Insbesondere hat das Gewerk der Tuchmacher noch bis in die neuere Zeit hinein in den städtischen Verhältnissen eine bedeutende Rolle gespielt. Mehr noch freilich nährte in den alten Tagen das Brauwesen einen Mann. Bis auf den Stadtkrug an der Alle hat es lange kein Gasthaus in der Stadt gegeben. Dafür bildete an den bestimmten Brautagen das Bürgerhaus für jedermann eine öffentliche Schenke. Mochte dasselbe räumlich auch noch so beschränkt sein. Die Akten der städtischen Registraturen wissen davon zu erzählen, daß sich die alten Friedländer auch beim zinnernen Braunbierkrug und Karten oder Würfeln, beim Talglicht und Kienspan ebenso wie heute ihre Nachkommen zu amüsieren verstanden, namentlich in jener Zeit, als noch das kleine Nest eine übermäßig starke Garnison beherbergte, deren Angehörige mit Weib und Kindern bei den Bürgern im Quartier lagen.
So ist’s in auf- und absteigender Linie weiter gegangen. Leidliche Zeiten verhalfen dem Städtchen zu einem bescheidenen Wohlstande. Namentlich vor Eröffnung der Südbahn bildete es einen nennenswerten Durchgangspunkt des masurischen Handels mit Königberg, welcher dem städtischen Erwerbsleben reichlichen Gewinn einbrachte. Das Jahr 1865 bescherte der Stadt dann noch eine Garnison. Drei Schwadronen litauischer Ulanen nahmen nebst dem Stabe in ihr dauerndes Quartier. Doch schon 1886 verließ die Besetzung den Ort, so sehr sich auch die städtischen Behörden um ihr weiteres Verbleiben bemühten und keine Opfer zu bringen scheuten. Es war ein schwerer Schlag, den der Ort erlitt, von dem er sich bis auf den heutigen Tag noch nicht zu erholen vermocht hat; immerhin bildet die Zeit der Garnison einen bedeutenden Höhepunkt in der Geschichte der Stadt, dessen sich jeder Friedländer mit wehmütigem Stolze noch gegenwärtig gerne erinnert.
Und was bietet das äußere Städtebild noch heute dem Fremden? Es kann nicht behauptet werden, daß, abgesehen von den etwas entfernteren steilen Alleufern, die Natur nennenswertes getan hat, um den Städtchen einen bevorzugten Platz unter seinesgleichen einzuräumen, wenn auch andererseits nicht verkannt werden soll, daß einzelne Partien in der Umgebung des Ortes, so die Gegend um den Mühlenteich am Fuße des alten Wollberges, der Park von Gillmansruh und der neuerlich angelegte und mit einem Kriegerdenkmal geschmückte Schillerpark zu einem gewissen Lokalstolz berechtigen mögen. Mehr noch wird der Altertumsforscher auf seine Kosten kommen. Freilich sind im Laufe des verflossenen Jahrhunderts die betürmten Stadttore gänzlich der Spitzhacke zum Opfer gefallen, das alte Rathaus mit seinen malerischen Hakenbuden ist 1877 ausgebrannt und nicht wiederaufgebaut worden. Mancher Turm ist „in die Gründe gesunken“, oder doch so verbaut, daß er als solcher nicht mehr in Erscheinung tritt. Noch aber besitzt die Stadt ein mittelalterliches Kleinod allerersten Ranges in ihrer bis heute größtenteils erhaltenen Stadtmaue, die zu ihrer einstigen Bedeutung zu ergänzen es freilich des geübten Auges der Sachkundigen bedarf. Aber noch immer ist es ein Bild von hohem Reize, das die Stadt auf der Westseite bietet: Die sorgfältig angebauten und von alten Bäumen beschatteten Gärtchen im alten Stadtgraben, die kleinen Häuschen an und auf der Stadtmauer, an der sich Wein und Efeu emporranken und in der Nordwestecke der alles überragende, ungemein stark entwickelte Kirchturm mit der aus dem Zinnenkranz hervorragenden, etwas verkürzt erscheinenden Spitze, der an dem Unglückstage des 14. Juni 1807 Bennigsens Spähern zur Warte und Napoleon als Richtpunkt diente. Und wer in das alte, architektonisch schöne Gotteshaus mit dem kunstvoll verwickelten Sterngewölben hineintritt, lernt einen zweiten Anziehungspunkt des Stadtbildes kennen. Die „Wurzel Jesse“, eine von Sachverständigen hochgerühmte Holzschnitzerei, an der sich Isaak Rigas Künstlerhand nachweisen läßt, ebenso wie ein Jüngstes Gericht, das den in der herzoglichen Zeit schaffenden Heinrich Königswieser zum Urheber hat, werden auch dem Kunstfreunde eine Freude machen. Das durch die Aufnahme der Meßbildanstalt über die Grenzen Ostpreußens hinaus bekannte alte Marquardsche Laubenhaus in Bandwerk erinnert an die Zeit, da Friedland noch rings um den Markt derartige Gebäude besaß, deren noch oft in alten Akten Erwähnung geschieht.
Seitdem Friedland Knotenpunkt dreier Bahnlinien ist, hat es sich erfreulich zu entwickeln gewußt. Ueberall sind der Neuzeiten Konzessionen gemacht. Ein durchweg gutes Pflaster mit Trottoir in den Hauptstraßen, ansprechende Anlagen, reinliche Straßen, stellen dem städtischen Regimente ein gutes Zeugnis aus. Seit 1905 besitzt die Stadt ein öffentliches Schlachthau, seit 1908 eine eine sich gut rentierende Gasanstalt. Wasserleitung und Kanalisation bilden gegenwärtig den Gegenstand der Erwägungen im Schoße der städtischen Körperschaften. Der Bau eines Kreiskrankenhauses ist beschlossen. An Unterrichtsanstalten wäre eine mit Mittelschulklassen ausgebaute Volksschule und eine königliche Präparandenanstalt zu nennen. Der Etat von 1912 schloß mit 128 332 Mark in Einnahme und Ausgabe ab. Die Bevölkerung ist auf 3027 Seelen gestiegen. Am2. Und 3. August dieses Jahres gedenken Stadt und Kirche die Feier ihres 600jährigen Jubiläums besonders festlich zu begehen. [1]

Persönlichkeiten

  • Karl Gottlieb Bock, Vergil-Übersetzer und Admiralitätsrat in Königsberg.


Vereine

Zufallsfunde

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>FRIANDKO04MK</gov>

Fußnoten

  1. Verfasser: W. Sahm, Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 11.05.1913, Ausgabe Nr. 217 Morgenausgabe 2. Blatt, S. 5, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz