Creuzburg (Ermland)
Creuzburg (Ermland) ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Creuzburg (Begriffsklärung). |
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Allgemeine Informationen
Creuzburg oder Kreuzburg liegt im prußischen Stammesgebiet Warmia. Der Ort spielte eine große Rolle zur Zeit der Ordensritter, weil von hier aus Eroberungszügen ihren Ausgang fanden.
Der Ort liegt am Zusammenfluss der Pasmar und der Keyster. In der Nähe liegt das Dorf Tharau, in dem der Pfarrer Andreas Neander wirkte, der Vater des berühmten "Ännchen von Tharau".
Einwohner
1939: 2.007
Wappen
Das Wappen hat in Rot auf grünem Boden eine silberne Burg mit zwei Zinnentürmen, zwischen denen ein gelehnter, in Silber gespaltener Schild schwebt, rechts am Spalt ein halber, goldbewehrter roter Adler, links ein halbes schwarzes Deutschordenskreuz.
Politische Einteilung/Zugehörigkeit.
Geschichte
- Der Ort wurde 1253 von den Kreuzrittern angelegt. Es blieb kaum etwas von ihm übrig.
- 1315 Stadtgründung und Handfeste durch den Komtur Heinrich von Plotzk. Von den ehemaligen Befestigungsanlagen ist nur noch der breite Graben vorhanden.
- 16. Jh. Die Stadt wurde von Herzog Albrecht dem Abenteurer Skalich geschenkt, der jedoch bald fliehen musste und 1574 in Danzig starb.
- 1757. Die Russen fallen im Sommer (im Siebenjährigen Krieg) unter Graf Fermor und Feldmarschall Graf Apraxin in Ostpreußen ein. Zarin Elisabeth I. erklärt durch Patent vom 31. Dezember 1757 Ostpreußen als russisches Eigentum.
- 1758 Jan. Eine russische Armee unter Graf Fermor besetzt kampflos das ungeschützte Ostpreußen.
- 1762. Nach dem Tod der Zarin Elisabeth (5.1.1762) kommt es unter ihrem Nachfolger, Zar Peter III., zum Frieden mit Preußen (5.5.1762 Vertrag von St. Petersburg). Russland gibt ohne Entschädigung die besetzten bzw. bereits annektierten Gebiete Ostpreußen, Hinterpommern und Neumark zurück. Die Russen ziehen ab, Liebemühl wird wieder preußisch.
- 1807 litt der Ort schwer unter den Franzosen.
- 1818 brannte Creuzburg völlig nieder.
Städtebild Creuzburg 1913
Creuzburg in Ostpreußen ist ein kleines, freundliches Städtchen mit herrlicher Umgegend. Regelmäßig gebaut, mit breiten, geraden Straßen und großem Marktplatz, in dessen Mitte ein von Lindenbäumen umgebenes Kriegerdenkmal steht, macht es auf jeden Fremden einen guten Eindruck. Obwohl nur wenig über 20 Kilometer Luftlinie von Königsberg entfernt, ist das Städtchen dich nur verhältnismäßig wenigen Leuten bekannt. Abseits von allen größeren Straßen gelegen, war es vor noch nicht zu langer Zeit mit seinen Lehmwegen oft nur für Reiter und mit langen Stiefeln versehen Fußgänger erreichbar. Erst im Jahre 1874 wurde die Chausseestrecke Creuzburg – Tharau fertig. Im Gegensatz zu den anderen Städten des Kreises, die ihre Chaussee ohne besondere Extraleistungen bekommen hatten, mußte Creuzburg über zwanzig Jahre hindurch 75 Prozent der Staatssteuer als Interessenbeitrag an den Kreis zahlen; außerdem auch noch das Terrain kostenfrei hergeben. Dadurch stiegen die Kommunalabgaben auf über 400 Prozent der Staatssteuern. Da es den nicht sehr kapitalkräftigen Bürgern fast unmöglich war, diese Abgaben auf die Dauer zu zahlen, so verkaufte die Stadt auf Anraten der Regierung, den nur schwach bestandenen, unrentablen Stadtwald für 100 000 Mark. Dadurch gingen die Steuerzuschläge auf etwa 150 Prozent der Staatssteuer zurück. – Durch fortwährende Steigerung der Stadtverwaltungskosten sowie aus anderen Ursachen sind die Kommunalsteuern jetzt wieder auf 280 Prozent in die Höhe getrieben.
Von jeher schon war das Städtchen nicht auf Rosen gebettet. Als im Jahre 1253 die Ordensfeste Creuzburg erbaut wurde, entstanden gleichzeitig auch die Anfänge der Stadt. Diese wurden dann, als im Jahre 1263 die Burg, nach dreijähriger Belagerung durch Herkus Monte, zerstört wurde, ebenfalls vernichtet. Nach dem Wiederaufbau der Burg, von der heute nur noch ein kleiner Mauerrest vorhanden ist, entstand dann auch die Stadt von neuem und erhielt anno 1315 durch den Ordenslandmeister Heinrich von Plotzke das Städterecht. Wenn auch das von tiefen Schluchten umgebene, und durch eine starke Stadtmauer geschützte Städtchen schwer zu erobern war, hat es doch in den Ordenskriegen schwere Zeiten durchgemacht, und so machen Sturm erlebt. Eine eingehende Schilderung der ganzen Vergangenheit Creuzburgs findet man in der von einem geborenen Creuzburger, Rektor W. Sahm, herausgegebenen „Geschichte der Stadt Creuzburg“. Durch Pest und Feuersbrünste wurde die Stadt oft schwer heimgesucht: durch die Pest namentlich in den Jahren 1618 bis 1620 und 1711 bis 1712; durch verheerende Brände 1593, 1634 und 1818. Im 18. Jahrhundert hatte Creuzburg Jahrzehnte hindurch Garnison. Unter anderem stand hier auch ein Bataillon des Regiments „von Ingersleben“ längere Zeit. Bataillonskommandant war Major von Boyen, dem hier am 23. Jun 1771 ein Sohn, der später so berühmt gewordene Armee-Organisator Hermann v. Boyen, geboren wurde. Die Stadt Creuzburg hat diesem ihrem Sohne im Jahre 1907 ein Denkmal errichtet. Im Siebenjährigen Kriege, als Ostpreußen unter russischer Herrschaft stand, garnisonierte in Creuzburg das Kasansche Kürassierregiment; Ausgang des 18. Jahrhunderts dann eine Invalidenkompagnie. Anno 1807, bald nach der Schlacht bei Pr.-Eylau, wurde die Stadt von den Franzosen schrecklich gebrandschatzt, ebenso 1812 bei dem Durchmarsch nach Rußland. So wurde die Stadt vollständig ausgeraubt.
Der Höhepunkt des Elends wurde aber im Jahre 1818 erreicht, als die Stadt durch einen fürchterlichen Brand total zerstört wurde. Nur zirka zwanzig Häuser blieben übrig, 152 wurden ein Raub der Flammen. Regierung und Privatleute, unter letzteren namentlich der Kaufmann Häbler in Königsberg, griffen helfend ein. 40 000 Taler nebst viel Getreide wurden verteilt; was war das aber unter so viele? Sehr viele Bürger waren außerstande, ihre Häuser wieder aufzubauen und zogen es vor, als Arbeiter ihr Brot zu suchen. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, fertigten die Hausfrauen Zwirn an, den sie dann durch hausierende Frauen verkaufen ließen. Der Creuzburger Zwirn wurde bis nach Pommern hin vertrieben und erlangte eine gewisse Berühmtheit. Auf dem „Domnick-Jahrmarkt“ in Danzig waren Creuzburger Zwirnfrauen eine regelmäßige Erscheinung. So schlugen sich die Creuzburger mit Mühe und Not redlich durchs Leben. Besser wurde es aber noch lange nicht: im Gegenteil! Das Landratsamt, das in Creuzburg sein Domizil hatte, wurde auf Betreiben des bei Pr.- Eylau begüterten Landrats v. Brederlow gleich nach dem großen Brande nach Pr.-Eylau verlegt. Dadurch kam es auch, daß die Warschauer Landstraße, die über Creuzburg führte, woselbst eine große Posthalterei war, bei der Chaussierung der Straße von Königsberg direkt nach Pr.-Eylau geführt wurde. Abermals ein großer Verlust für Creuzburg., der offenbar mit der Verlegung des Landratsamts zusammenhing. – Als dann die Ostpreußische Südbahn gebaut wurde, folgte diese im großen und ganzen der Chausseerichtung, so daß Creuzburg wiederum nicht berührt wurde. Dasselbe wiederholte sich beim Bau der Allensteiner Bahn, trotzdem Creuzburg genau in der Richtung Königsberg-Allenstein liegt. Alle Bemühungen der Creuzburger um Bahnanschluß blieben ohne Resultat, bis dann endlich, nach jahrelangen Kämpfen, der Bau einer normalspurigen Kleinbahn von Creuzburg nach Tharau erreicht wurde. Im Jahre 1907 wurde der Betrieb eröffnet. Durch diese Bahnverbindung hat die Stadt viel gewonnen. Getreidehandel, ohne Bahn unmöglich, floriert jetzt. Auch der Fremdenverkehr hat sich gut entwickelt. In den Sommermonaten kommen an Sonntagen viele Ausflügler nach Creuzburg und erfreuen sich an den wundervollen Partien der Keigstergrundes, der mit dem Walschtal bei Mehlsack gut konkurrieren kann. Noch größer würde sich der Verkehr gestalten, wenn die königliche Eisenbahndirektion sich zur Ausgabe von Ausflugskarten für die Strecke Königberg-Tharau entschließen könnte; dadurch würden die Fahrkosten erheblich billiger werden.
Erwähnt muß noch werden, daß Creuzburg eine Wasserleitung noch aus der Ordenszeit besitzt. Das Wasser muß wohl gut sein, denn in Creuzburg hat nie die Cholera geherrscht. Außerdem ist ein 125 Meter tiefer Bohrbrunnen vorhanden. Elektrische Straßenbeleuchtung hat die Stadt seit dem Jahre 1902. – Das neue Restaurant und die Anlagen im Stadtgrunde sind für kleinstädtische Verhältnisse mustergültig zu nennen. – Der Besuch Creuzburgs ist jedem Naturfreunde aufs wärmste zu empfehlen.
[1]
Kirchen
Kirchliche Zugehörigkeit
Kirchhöfe/Friedhöfe
Archive, Bibliotheken
Genealogische und historische Quellen
Kirchenbücher
siehe: Ostpreußen/Genealogische Quellen/Kirchbuchbestände Kreis Preußisch-Eylau
Grundbücher, Steuerverzeichnisse, Gerichtsbücher u. Sonstiges
Persönlichkeiten
Auszug aus: Hans-Wolfgang Quassowski, Die von den Russen 1758-1762 in Ost- und Westpreußen angestellten Beamten. In: Familiengeschichtliche Blätter, 20. Jg., Heft 4 1922. (Daten nach dem russischen und gregorianischen Kalender).
- Bradtke, Gotthard, zum Ratsverwandten in Kreuzburg 27.8./7.9.1759.
- Conrad, Jakob, Lazarettkommissar, zum Akzisekontrolleur in Kreuzburg 12./23.4.1759.
- Kieck, Karl Julius, zum Torschreiber in Kreuzburg 19./30.9.1760.
- Kienöhl, Daniel, zum Ratsverwandten in Kreuzburg 27.8./7.9.1759.
- Paarmann, Student, zum Pfarrer in Rudau 8./19.5.1759. [Friedrich Gerhard Paarmann, geboren in Kreuzburg i. Pr. 28.10.1728, immatrikuliert Universität Königsberg 6.10.1749, in der Schloßkirche zu Königsberg zum Pfarrer in Rudau ordiniert 1.6.1759, + Rudau 25.22.1806, OO Maria Charlotte Quassowski, + Königsberg 29.3.1813, alt 76 Jahre. Seine Eltern: Johann Friedrich Paarmann, Kantor in Kreutzburg, OO Christina Bliesner.]
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- 1646 Geburt des Kirchenlieddichters Michael Korngehl, später Bürgermeister von Kneiphof (Königsberg)
- 1845 Geburt des Dialektdichters Wilhelm Reichermann
Vereine
Zufallsfunde
Weblinks
- Geschichte von Slavskoe - Kreuzburg [1]
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
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Fußnoten
- ↑ Verfasser: unbekannt, Quelle: Königsberg Hartungsche Zeitung, 13.04.1913, Ausgabe Nr. 171 Morgenausgabe 3. Blatt, S. 5, bereitgestellt durch ZEFYS-Zeitungsinformationssystem der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz