Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/221

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[220]
Nächste Seite>>>
[222]
Datei:Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.



„Wer immerfort genießet —“
Sprach sie — „dieselbe Kost,
„Wenn sie auch Anfangs fließet
„Ihm süßer noch, als Most;
„Der muß doch bald verlieren
„Den Wohlgeschmack daran,
„Und nicht mehr contentiren
„Wird sie ihn länger dann.
„Drum darf mit jenem Braten,
„Bei aller Deiner Güt',
„Ich Dich nicht überladen,
„Sonst würdest Du ihn müd'!
„Es würde auch Dein Magen
„Sich bald beschweren laut,
„Hätt' er seit ein paar Tagen
„Nur Liebeskost verdaut!
„Und schnell wie Winde wehen
„Den losen Wetterhahn,
„Kann der Geschmack sich drehen
„Bei einem Ehemann,
„Deßwegen nochmals bitte
„Ich: Mach' mich vor der Hand
„Mit Deinem Appetite
Ein wenig doch bekannt!
„Ach, Herzchen! Du darfst bringen,“
Sprach ich, „was Du nur willst;
„Ich ess' von allen Dingen,
„Womit Du Hunger stillst!
„Doch, wenn ich je genieße
„Von einer Speise mehr,
„Als von der andern, schließe,
„Daß ich sie auch begehr'!
„Und dann sei ja nicht bange,
„Daß gar zum Ueberdruß
„Noch über Kurz und Lange
„Mir könne sein Dein Kuß!
„Du weißt aus Minchens Zeiten,
„Daß mir zu einem Ding
„Von solchen Süßigkeiten
„Noch nie die Lust verging!
„Und wenn Du's willst erlauben,
„So wird es mir nicht schwer,
„Dich selbst in diesem Glauben
„Zu stärken immer mehr! —
„O, Deiner Liebe Dauer
„Bezweifelte ich nie,“
Sprach sie; „in größter Trauer
„Erkannt' ich deutlich sie!
„Und darum hoff' ich immer,
„Daß Du's im Leben mir
„Nicht werdest kochen schlimmer'
„Als ich es koche Dir!
„Drum will ich mich auch hüten,
„Daß nicht die Supp' verdirbt,
„Und daß Du bist zufrieden,
„Bis Deine Köchin stirbt!“
Oft, wann ich in dem Bette
Des Morgens nach ihr sah,
Und sie gegrüßet hätte,
War sie schon nicht mehr da.
Da hört' ich, wie geschäftig
Sie in dem Hause lief,
Bis ich sie endlich kräftig
Bei ihrem Namen rief.
Als einst sie so erschiene,
Und fragte: „Bist Du wach?“
Zu ihr mit ernster Miene
Ich etwa also sprach:
„Hör', bösliche Verlassung
„Kann scheiden schnell die Eh'!
„Bring' mich nicht außer Fassung! —
„Sobald ich wieder seh',
„Daß Du mich hast verlassen,
„Wann kaum erwacht der Tag,
„Führ' ich auf allen Gassen
„Die Ehescheidungsklag'!
„Und bring' auch beim Gerichte
„Die Sache gleich' in Gang,
„Daß Du an die Geschichte
„Sollst denken lebenslang!