Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/218

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Die Rücksicht auf mein Minchen
Und seinen frühen Tod
Den Aeltern so wie Linchen
Und mir den Lärm verbot.
Drum ward ich ganz im Stillen
Mit meiner lieben Braut
Nach unser aller Willen
In hies'ger Kirch' getraut.
Der Pfarrer Reinhard weihte
Mit vetterlichem Mund
Am dritten Juli beide
Uns ein zum Ehebund.
Man trank im engsten Kreise
'Ne Tasse Chocolat',
Und sprach: „Nun eilt zur Reise!
„Sonst würde es zu spat!“
Ich war da fünf und dreißig,
Sie drei und zwanzig Jahr';
Und dessentwegen heiß ich
Uns kein ungleiches Paar.
Wir fuhren ganz gelassen,
Mehr, als nach meinem Sinn
Für uns sich schien zu passen,
Zum Vogelsberge hin.
Der Abend war gekommen
Nach Schotten eh'r, als wir;
Drum haben wir genommen
Dort unser Nachtquartier
Im Zimmer wir auch trafen
Zwei Betten, blank und fein,
Daß Jedes konnte schlafen —
Wenn's wollte — ganz allein.
„Räthst du“ — frug ich — „mein Schätzchen!“
„Wenn es hier spukt die Nacht,
„Was ich mir für mein Plätzchen
„Hab' zum Asyl erdacht?“ —
„Denk“ — sprach sie — „daß wir beide“
„Bedürfen jetzt der Ruh!
„Drum leg' Dich auf die Seite,
„Und schließ' die Augen zu!“
„Hast Du,“ frug ich sie, „draußen“
„Die Nacht den Spuk gehört?“
„Ach, geh'!“ sprach sie. „Von Außen“
„Hat Niemand mich gestört.“
Vom Kaffee wach und heiter
Ging's aus der Schotter Post
Gemach und immer weiter
Den Berg hinan gen Ost.
Da zeigte ich der Stellen
Ihr nah und ferne viel',
Wo ich mit Schulgesellen
Getrieben frohes Spiel;
Auch knüpft' ich manche Sagen
An diese Punkte an;
Was man denn aus dem Wagen
So recht gemächlich kann.
Es machte ihr Vergnügen,
Als sie im Sommerkleid'
Die Gegend sahe liegen,
Die mich als Kind erfreut;
Doch als ich ein Gemälde
Vom Winter dort entwarf,
Rief sie: „Nein, solche Kälte —
„Die wär' mir doch zu scharf!“
„Ach, Kind! Ich wollte wohnen,“
Erwiderte ich ihr,
„In noch weit kältern Zonen,
„Wenn ich nur wär' bei Dir!“ —
Nun trafen wohlbehalten
Wir bald in Crainfeld ein,
Um meine lieben Alten
Ganz plötzlich zu erfreu'n.
Wir brauchten nichts zu sagen,
Um uns zu melden an,
Das hatte unser Wagen
Durch Rasseln schon gethan.
Der Aeltern Herz frohlockte
Sogleich am Chaisenschlag,
Und doch ein wenig stockte
Auf ihrer Zung' die Sprach',