Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/075

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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Und als er dem jungen Paare
Ihn ertheilte am Altare,
Wollte brechen mir das Herz
Vor unsäglich herbem Schmerz!
Denn die Tochter, die nun schiede,
Lag zu fest mir im Gemüthe,
Und ich konnte noch nicht sehn,
Wie's ihr später werde gehn!
Doch unnöthig war mein Bangen,
Denn es ist ihr wohl gegangen,
Wenn auch nicht so hell und klar
Ein Tag wie der andre war!
Da ich nun vor Augen sehe,
Daß sie glücklich in der Ehe,
Die vor 20 Jahr begann,
Lebt mit ihrem lieben Mann,
Wünsche ich dem treuen Paare
Wenigstens noch 30 Jahre,
Daß es fröhlich feiern mag
Seinen gold'nen Hochzeitstag!

Leider sollte durch den zu frühen Tod des lieben Sohnes der treue väterliche Wunsch nicht in Erfüllung gehen.

Zum Weihnachtsfeste ließ der Vater jedem seiner Kinder wiederum zweihundert Mark bescheeren.

In Gesundheit und Frische konnte Chr. Spamer auch sein Wiegenfest des Jahres 1879 begehen, und hatten Hermann, Ludwig und Anna sich wiederum zu demselben in Wetzlar ein­gefunden. Wieviel der Vater zu jener Zeit seiner Widerstandskraft noch zumuten durfte, zeigen zwei Gänge, die er, ohne Schädigung seiner Gesundheit, am 11. Februar und 13. März nach Hermannstein unternahm, um dort die gelieferte Pachtfrucht dem Käufer zuzuwiegen. Zur ersteren Zeit hatte die Lahn große Teile des tiefer liegenden Talgeländes überschwemmt, und fand Chr. Spamer auf seinem Wege auch ein Stück der Chaussee unter Wasser stehen. Um zur zugesagten Stunde in Hermannstein zu sein und im Vertrauen auf seine neuen Schaftstiefel watete er 122 Schritte bis fast zu den Waden durch das Wasser hin und später zurück. Die neuen Stiefel hatten ihn zwar vor nassen, doch gewiß nicht vor kalten Füßen bewahrt. - Seinen zweiten Weg beschreibt er selbst mit folgenden Worten: „Am 13. c. ging ich durch einen Schneesturm nach Hermannstein, wobei mir der eiskalte Nordwind den Schnee dergestalt ins Angesicht schlug, daß ich zuweilen die Augen schließen mußte; bald faßte er mit solcher Gewalt meinen flatternden Mantel, als wolle er mich vom Chaussedamm herabstürzen; bald schlug er mir den Mantelkragen über dem Kopfe zusammen, daß ich nichts sehen konnte und Mühe hatte, den Kragen zu ordnen und Aussicht zu gewinnen; kurz, ich mußte alle Kraft aufbieten, um gegen den konträren Orkan, der Manchen unterwegs zurückjagte, durchzudringen; und da der Schnee in meinem Barte hängen blieb und mein gefrorner Hauch hinzukam und mit ihm zusammenschmolz, so verwandelten sie meinen Bart nach und nach in einen förmlichen Gletscher.“ — Zum 36. Geburtstagsfeste (6. April) seines Sohnes Ludwig, welchem er so sehr eine Frau wünschte, schrieb er demselben:

„Sechs mal sechs ist Sechsunddreißig,
So gewiß und glücklich heiß' ich
In dem Alter einen Mann,
Der ein liebes Weib gewann!“