Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/064

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
Inhalt
GenWiki E-Book
<<<Vorherige Seite
[063]
Nächste Seite>>>
[065]
Datei:Chronik Spamer.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: fertig
Dieser Text wurde zweimal anhand der angegebenen Quelle korrekturgelesen.



„Wir unterwerfen uns auch seinem (des Todes) Erscheinen in unserer Mitte mit dem Troste, daß der, der ihn sandte, es wohl mit uns macht in diesem und jenem Leben. Diesen festen Glauben und Trost wünscht auch Euch in diesem und jedem ähnlichen zukünftigen Falle Dein Vater.“ Und dieses Trostes sollten seine Ilseder Kinder leider auch bald bedürftig werden, denn schon am 3. Oktober hatten sie, mit dem anwesenden Großvater, den Verlust ihres ersten, nur 13 Tage alten Söhnchens zu betrauern.

Am 3. November mit Anna nach Wetzlar zurückgekehrt, machte Chr. Spamer am 5. die Ilseder brieflich mit den neuesten Erlebnissen aus Wetzlar bekannt. Seine Mitteilungen schlossen mit folgenden Zeilen: „In diesem Augenblick wurde Anna die Koblenzer Zeitung vom heutigen Tage, und zwar von Koblenz aus, übersandt, in welcher folgender Artikel zu lesen ist: „Wetzlar, 4. Nov. Mit dem Eisernen Kreuze wurde ebenfalls dekorirt der früher in unserer Stadt als Arzt thätige und beliebte Dr. E. Groos, jetzt stellvertretender Regimentsarzt im Braunschweigischen Husarenregiment Nr. 17. Mit eigener Lebensgefahr zeichnete er sich in verschiedenen Schlachten durch Eifer und Sorgfalt für die Verwundeten aus.“ Um Euch diese Neuigkeit sobald als möglich zukommen zu lassen, will ich mein Schreiben schließen mit dem herzlichsten Dank für Alles, seit langer Zeit bei und von Euch empfangene und genossene Liebe und Gute, mit den herzlichsten Grüßen von Louis und der gesammten Kellnerei, mit väterlichem Kusse an Dich und Hermine, und mit großväterlichem Kusse an meinen Schatz, Herminchen Spamer, der aber von den lieben Aeltern in meinem Auftrage und Namen alle Tage wenigstens Einmal zu wiederholen und zu appliciren ist, damit die kleine Herzensmaus ihren Opapa nicht vergessen möge, sondern täglich von Neuem an ihn erinnert werde, bis dieses äußere Erinnerungszeichen nicht mehr nöthig ist.“

An dem ganzen Verlaufe des deutsch-französischen Krieges nahm Chr. Spamer, wie aus seinen Briefen jener Zeit hervorgeht, warmen patriotischen Anteil. Seine Freude an der gewonnenen Einheit des deutschen Vaterlandes spricht er z. B. in einigen Versen aus, welche in dem 1871er Geburtstagsgedicht an seine Tochter Hermine enthalten sind:

Eintracht, die so lang gefehlet,
Hat der Deutschen Muth gestählet;
Seit sie alle sich vereint,
Liegt im Staube Aller Feind!
Nicht mehr Preußen, nicht mehr Hessen,
Diese Namen sind vergessen,
Deutsche sind wir allzugleich
In dem neuen deutschen Reich!
Baiern, Badener und Schwaben,
Alle einen Kaiser haben!
Lange, lange lebe noch
Unser deutscher Kaiser hoch!

Und am 7. März jenes Jahres schreibt er nach Ilsede: „Ich hätte Euere lieben Briefe vom 19. Februar gewiß früher beantwortet, wenn sich nicht in der letzten Zeit bei uns Fest an Fest gedrängt und eine so große und allgemeine Aufregung der Gemüther durch nationale Interessen kund gethan hätte, bei welcher eine ruhige Berücksichtigung der Privat- und Familien­angelegenheiten nothwendig momentan in den Hintergrund treten mußte. Wer hätte seine Gedanken zum Briefschreiben sammeln und ordnen können, während die Pistolen, Flinten und Böller durch alle Straßen donnerten und alle Fenster erzitterten? während die patriotischen Toaste auf dem Buttermarkt und im Herzoglichen Hause erschollen? die Züge mit Fackeln, bunten Laternen und Musik durch die Stadt auf- und ausgeführt wurden? alle Häuser mit Sieges- und Friedensfahnen geschmückt, alle Fenster zur Verherrlichung der Großthaten illuminirt und alle