Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/041
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seiner Großmutter Dornemann zur Landwirtschaft übergegangen war. In seinem 26. Lebensjahre kam der jugendlich starke Mann beim Heimfahren von Bauholz aus dem Walde durch Umstürzen des Wagens zu Tode. — Zu diesen wiederholten seelischen Erschütterungen waren für Chr. Spamer schon seit dem Jahre 1847 heftige körperliche Schmerzen hinzugetreten; rheumatische Leiden in Rücken, Hüften und dem linken Beine, die einen ungewöhnlich hohen Grad erreichten und keinem Mittel weichen wollten. Er entschloß sich darum im Frühjahre 1857, nach zurückgelegtem 30. Dienstjahre, seine kirchliche Behörde um Zuweisung eines Vikars zu bitten und erhielt einen solchen am 10. Mai jenes Jahres in der Person des Pfarrvikars Fr. Krauß.
Die ihm hierdurch gewordene freie Zeit benutzte er nun bald zur Ausführung einer Badekur in Salzhausen für sich und seine Tochter Lina. Dies liebe, sanfte Kind war bis zu seinem 10. Jahre ein gesundes kräftiges Mädchen. In jenem Alter jedoch wurde sie, nach vorausgegangener Frosterscheinung, von einer Krankheit befallen, die, erst nach längerer Behandlung, als von inneren Drüsen herrührend, erklärt ward und der Kunst zweier Ärzte widerstand. Nach halbjährigem, vergeblichem Medizinieren war Lina nur schwächer geworden, das Einstellen desselben schien Besserung zu bringen, und war die Badekur in Salzhausen auch wesentlich von dem Wunsch aus beschlossen, Linas Gesundheit zu fördern. Wie gerne und zuversichtlich der Vater auf ihre Genesung hoffte, zeigt folgender, zu jener Zeit an seine beiden in Gießen weilenden Söhne gerichteter, gereimter Brief:
- „Liebe Söhne, ich will Euch schreiben,
- Wie wirs jetzo mit Lina treiben,
- Damit Ihr dies sollt selber wissen
- Und der Tante sagen mit unsren Grüßen.
- Dem Doctor erklärte ich heut vor acht Tagen,
- Ich wollte nun seinen Mixturen entsagen,
- Nachdem ich ein halbes Jahr sie gebraucht
- Und gesehen hätte, daß sie nichts getaugt.
- Der Doctor war dies sogleich zufrieden,
- Und so sind wir nun von ihm geschieden.
- Seit Freitag nimmt Lina, sowie fortan
- Noch Emser Wasser und Leberthran;
- Dagegen mit anderer Arzenei
- Ist es seit jenem Tage vorbei.
- Und wie hat Lina seit jenen Stunden
- Sich ohne Arzeneien befunden?
- Als hätte es abgeschnitten ein Messer,
- So wards vom Tage an mit ihr besser;
- Seitdem sie nicht mehr medizinirt
- Hat sie sich täglich wohler gespürt;
- Und gestern ging sie schon wiederum
- Im Hofe und Clausengarten herum,
- Und pflückte da einen Veilchenstrauß;
- Und wer sie erblickte außer dem Haus,
- Der blieb bei der seltnen Erscheinung stehn
- Und freute sich über ihr Wohlergehn.
- Sechs Stunden schon bleibt sie außer Bette,
- Und brauchen wir keinen Doctor, so wette