Beiertheim

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Hierarchie:
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Baden-Württemberg > Regierungsbezirk Karlsruhe > Stadtkreis Karlsruhe > Beiertheim

Einleitung

Wappen

Wappen

Beschreibung des Wappens [1]

In Schwarz ein abnehmender silberner Halbmond. Ersterwähnung: 1110. Eingemeindung: 1. Januar 1907.

Das Beiertheimer Dorfzeichen, ein rechtsgekehrter Mond, erscheint 1779 in einem "Flecken-Sigill" neben einem Großbuchstaben B. Möglicherweise geht der Halbmond auf eine alte Grenzbezeichnung zurück, da schon im frühen Mittelalter auf den Grenzsteinen horizontale Linien eingehauen wurden, die an den Enden gekrümmt waren. Für diese Deutung spricht auch die Grenzlage des Ortes zwischen den beiden Markgrafenschaften Baden-Durlach und Baden-Baden. 1895 wurde vom Generallandesarchiv Karlsruhe die Farbe Schwarz vorgeschlagen, um den Mond vor einem dunklen Hintergrund erscheinen zu lassen.

Allgemeine Information

Das Dorf Beiertheim

Die ältesten Namen für Beiertheim sind Burdam und Burtan 1110, dann Burten 1289, Buerthein 1431. Die beiden ältesten können "Wohnung am Damm" oder "am Walde (Tann" bezeichnen.

Nach den neuesten Forschungen von Dr. Meinrad Schaab: „Bur" bedeutet ursprünglich Haus oder auch Hütte, Unterstand für das Vieh. "tan" kommt aus dem Niederländischen und bedeutet soviel wie „mit Gebüsch umstandene Vertiefung" oder „Schlupfwinkel". Burtan könnte also ursprünglich die Stelle gewesen sein, wo sich in geschützter Lage eine provisorische Unterkunft für die Hirten und ihr Vieh befand, die diese Wälder zur Weide aufsuchten.

Urkundlich erstmals erwähnt wird der Ort im Jahre 1110 als Grenzmarke des Klostergebiets von Gottesau. In Urkunden dieses Klosters wird der Ort dann wiederholt genannt, so 1250, als der Papst Alexander IV. dem Kloster seine Güter, darunter auch die von Beiertheim bestätigte, und 1289 vermachte Markgraf Rudolf von Baden dem Gotteshaus eine Gült von seinem Zehnten zu Beiertheim.

Das Dorf selbst gehörte zur Markgrafschaft Baden und blieb mit Bulach und Daxlanden nach der 1533 vollzogenen Teilung derselben bei der Markgrafschaft Baden-Baden. Die drei Dörfer zählten mit dem später entstandenen Grünwinkel zum Amt Ettlingen und blieben katholisch. Erst 1809 wurden sie dem Landamt Karlsruhe zugeteilt.

In Beiertheim war eine adlige Familie, die Trigel von Oewisheim, ansässig; ihnen gehörte der Trigelhof, welchen der Gottesauer Abt Bertold im Jahre 1379 um 213 Gulden kaufte.

Eingepfarrt waren die Beiertheimer zuerst nach Gottesaue, dann nach Bulach, für kurze Zeit vor der Reformation auch nach Knielingen. Das Dorf hatte frühzeitig ein eigenes Kirchlein, das dem hl. Michael geweiht war (siehe unten).

Bis zum 30-jährigen Kriege hatte Beiertheim mit den Dörfern Neureuth, Rintheim, Hagsfeld und Blankenloch eine Waldgenossenschaft gebildet, die zum Grundherrn dieser Hardtorte, dem Kloster Gottesaue, in besonderem Abhängigkeitsverhältnis stand, besonders was Weidgang und Holzrecht betraf.

Der Umstand, daß Beiertheim an der Grenze zwischen der protestantischen Markgrafschaft Baden-Durlach und der katholischen Baden-Baden`schen lag, wurde für die Gemeinde „die leidige Quelle unaufhörlicher Irrungen, Chikane, Streitigkeiten und Beeinträchtigungen" (Bader, Fahrten). Im allgemeinen gewährt die Geschichte des Dorfes Beiertheim, sagt Bader, das Bild einer Bauerngemeinde, welche sich - abgesehen von den Gefahren und Verlusten durch Kriegsläufe, Fehljahre und Seuchen - gegen eine mißgünstige und anmaßliche Nachbarschaft unaufhörlich zu wehren hat, um von ihrem uralt ererbten Grund und Boden, ihren hundertfältig verbrieften Rechten und Nutzungen nicht mehr und mehr einzubüßen und verdrängt zu werden.

So hatte das Dorf um 1550 einen Streit auszufechten, als Markgraf Ernst bei der Mühle zu Mühlburg ein steinernes Wehr errichten lief, wodurch die Wiesen und Aecker von Beiertheim und Bulach schädlichen Ueberschwemmungen ausgesetzt wurden.

Um das Jahr 1580 entstanden Streitigkeiten wegen des Weidrechts in der Schlüsselau (d. i. ungefähr das Gelände, wo heute der Stadtgarten von Karlsruhe liegt); hier hatten die Beiertheimer das Weidrecht, welches man ihnen nehmen wollte. Dann kamen endlose Klagen wegen Wildschaden gegen die baden-durlachischen Jäger, welche sich die schreiendsten Willkürlichkeiten, Gebietsverletzungen und Mißhandlungen der Bauern erlaubten. Trotzdem die Beiertheimer baden-badische Untertanen waren, wurden sie von der Herrschaft Durlach zu Jagdfrohnen angehalten wegen ihres Anteils an dem Hardtwald. So klagten 1682 Schultheiß, Bürgermeister und Gemeinde, „daß sie mit gesamter Burgerschaft hagen und jagen mußten, dergestalten, daß sie ihren Haushaltungen und Feldarbeiten nit mehr vorstehen konnten, sondern reit Weib und Kind ins Verderben gesetzt wurden."

Kaum hatte sich die Gemeinde von den Leiden des 30-jährigen Krieges erholt, als neue Kriege, der orleanische und spanische Erbfolgekrieg, neue Opfer forderten. So baten die Beiertheimer 1703 um Nachlaß einer Fruchtlieferung, die sie schon mehrere Jahre der Herrschaft schuldig waren, mit der Begründung, „daß die Aecker wegen der langen Kriegszeit öd und wüste gelegen, da mehr als die Hälfte der Leute im Dorf aus Hunger und Kummer gestorben und das Vieh vom Feinde hinweggefiihrt wurden."

Eine Schmälerung der Gemarkung und Einschränkung von Weid- und Beholzungsrecht erlitt die Gemeinde Beiertheim nach 1700 durch die Gründung der Stadt Mühlburg, des Dorfes Grünwinkel und ganz besonders der Stadt Karlsruhe. Die letztere machte der Bauerngemeinde Beiertheim viel zu schaffen, welche sich jahrzehntelang gegen die verlangten Gemarkungsabtretungen wehrte, bis sie schließlich zu ihrem eigenen Vorteil am 1. Januar 1907 sich eingemeinden ließ.

Kirchliche Einteilung/Zugehörigkeit

Evangelische Kirchen

Der erste evangelische Gottesdienst konnte am 15. 1. 1899 in einem Nebenraum des Stefanienbades gefeiert werden. 1902 wird der untere Saal des alten Schulhauses und 1905 die Turnhalle der evang. Gemeinde als Kultraum überlassen. Weil 1915 die kath. Notkirche bezogen werden konnte, wurden Verhandlungen auf Überlassung der Friedhofskapelle an die evangelische Gemeinde geführt. Es kam aber nicht zum Kontrakt.

Im Jahre 1926 nahm die evangelische Gemeinde die Gelegenheit wahr, das Stefanienbad - es war nach mehrmaligem Konkurs in den Besitz der Stadt Karlsruhe übergegangen - anzumieten. Damit hatte sie ein festes Zentrum für ihre aufbauende Arbeit. 1929 umfaßte die neu errichtete Melanchthonpfarrei neben Beiertheim und Bulach auch die Siedlungen „Weiherfeld" und „Dammerstock".

Nur kurz war die Freude am eigenen Gebäude. Dieses wurde am 4. Dezember 1944 durch Fliegerbomben zerstört, welche wohl dem nahen Bahnhof galten.

Der Wiederaufbau des Stefanienbades konnte erst 1948 begonnen werden. Die Durchführung erfolgte in Etappen, wie es die Finanzen zuließen. Gesamtaufwand DM 300 000,--

Mit Wirkung vom 1. April 1956 errichtete der evangelische Oberkirchenrat das Pfarrvikariat Beiertheim-Bulach unter Abtrennung von der Melanchthonpfarrei. Heinrich Rösch, der bisherige Vikar an der Matthäuskirche, wurde zum Pfarrvikar ernannt. Am 1. September 1957 übertrug ihm der Herr Landesbischof die neu errichtete Paul-Gerhardt-Pfarrei für den Raum Beiertheim-Bulach.

Katholische Kirchen

Für Beiertheim gibt es nur kärgliche Nachrichten über die religiös-kirchlichen Verhältnisse vor der Reformation. Die Christianisierung kann ausgegangen sein vom Kloster Hanau bei Straßburg; vielleicht auch vom Benediktinerkloster Weißenburg im Elsaß. Oder auch vom Kloster Hirsau, das nach 1090 durch Abt Wilhelm zu besonderer Blüte kam. Von Hirsau wurde auch das Benediktinerkloster Gottesau 1110 besiedelt. So liegt die Annahme nahe, daß Beiertheim zuerst nach Gottesau eingepfarrt war.

Später kam Beiertheim zur Pfarrei Knielingen. Das hatte seinen Grund: Markgraf Jakob I. von Baden starb 1453. Sein Sohn Georg erhielt Stadt und Amt Mühlburg mit 9 Dörfern. Darunter Knielingen und Beiertheim; nicht aber Bulach. Beiertheim wird so Filiale von Knielingen, das seinerseits zum Kloster Heimbach, westlich von Germersheim, gehörte. Es unterstand der Diözese Speyer und gehörte zum Dekanat Graben. Zwischen 1488-1500 übernahm Bulach die Filiale Beiertheim „zum Frommen der Pfarrei und der Seelsorge..." Damit kam Beiertheim als Filiale von Bulach - die Alb war Grenzfluß - zum Dekanat Ettlingen. Zu Anfang des 16. Jh. (erstmals erwähnt 1527) hat das Dorf Beiertheim ein eigenes Gotteshaus, die Michaelskapelle.

Das Jahr 1535 brachte die Teilung der badischen Lande unter Markgraf Bernhard III. der die Linie Baden-Baden begründete und Markgraf Ernst, von dem sich die Linie Baden-Durlach ableitete. Grenze zwischen beiden Landesteilen sollte die Alb sein.

Markgraf Philibert (1535-1569) neigte der neuen Lehre zu. Bulach erhielt 1565 durch den Markgrafen den lutherischen Prediger Kellner. Erbprinz Philipp führte 1571 bei seinem Regierungsantritt im Hause Baden-Baden den katholischen Glauben wieder ein. Sebastian Rapp wurde 1571 als katholischer Pfarrer für Bulach angewiesen. Er wirkte dort viele Jahre. „Die Pfarrangehörigen beider Gemeinden (Bulach und Beiertheim) konnten ihn wohl leiden`.

Im dreißigjährigen Krieg brannte das Pfarrhaus in Bulach ab - die Einkünfte versiegten. Die Pfarrei Bulach kam unter die Pastoration der Jesuiten in Ettlingen, die an der Gegenreformation der oberen Markgrafschaft maßgeblich beteiligt waren.

Die St. Michaels-Kapelle

Prof. E. Lacroix vertritt die Meinung, die Beiertheimer Kapelle sei von der am 13. 11. 1521 gegründeten „Bruderschaft unserer lieben Frauen" errichtet worden. Jedenfalls wird sie 1527 erstmals erwähnt. Sie ist eines der ältesten Bauwerke in dieser Gegend und bildete von Anfang an mit dem Friedhof den Mittelpunkt des Dorfes Beiertheim. Nach einem Libell von 1582 wird die kleine Kirche aus den „Heiligengefällen" (Erträgnisse des Kirchenfondvermögens) unterhalten. Professor Lacroix führt in den Kunstdenkmälern Badens (Bd. IX, Seite 30) aus: „Der Kern der heutigen Kapelle ist spätgotisch und dürfte nicht lange vor der ersten Nennung 1527 entstanden sein.

Die Kapelle wird gekrönt von einem quadratischen Dachreiter, bündig mit der Eingangswand. Renovationen haben das Kirchlein bisweilen verändert. Nichtsdestoweniger wußte man immer wieder die ursprüngliche Form zu wahren. Daher stand die Kapelle unter Denkmalschutz."

Die kriegs- und schicksalsbedingte Verarmung des Dorfes machte es schwer, das geliebte Bauwerk zu unterhalten. Ein Speyerer Visitationsprotokoll von 1689 meldet: „Die Kapelle ist eng, dunkel und schadhaft." Sie blieb in diesem tristen Zustand noch ein volles Menschenalter. 1732 wurden der Schultheiß und der Rechner bei der Regierung vorstellig wegen „unseres Kirchenbaues". Man argumentierte: Die Markgrafschaft vereinnahmt den Zehnten; also habe sie auch die Unterhaltungspflicht. In Speyer sollte der Bischof diese leidige Frage entscheiden. Dekan Barfues von Rotenfels erwähnt in einem diesbezüglichen Brief an den Bischof von Speyer 1729: „Der Schultheiß von Beiertheim sei anläßlich einer Reise nach Gernsbach bei ihm vorbeigekommen. Dieser habe ihm erklärt, er habe als Schultheiß dem Markgrafen, den er auf der Jagd traf, ins Gesicht hinein gesagt, das Markgräfliche Haus sei baupflichtig. Der jetzige Zustand sei untragbar. Die kleine Kirche habe keine Sakristei. Der Altar beschädigt; die Messe werde auf einem Altarstein (Portatile) gefeiert. Das verfaulte Holzwerk bilde eine akute Gefahr. Die Gemeinde müsse sich schämen vor Fremden; vorab vor Andersgläubigen. Wegen des Kirchenbaues in Bulach müsse an Sonn- und Feiertagen darin Gottesdienst gehalten werden. Dasselbe am Michaels- und Wendelinusfest. Die markgräfliche Herrschaft sei baupflichtig wegen des Zehnten, den sie beziehe." Dann folgte die Bemerkung: „Läge die Baupflicht bei der Gemeinde, so hätte man nicht alles verderben und verfaulen lassen." Nochmals wird herausgestellt, den großen Zehnten vereinnahme das markgräfliche Haus Baden-Baden. Vom kleinen Zehnten, nämlich Gerste, Sommerweizen, Hanf und Welschkorn, bekommt das Haus Baden-Durlach zwei Teile. Das Haus Baden-Baden einen Teil. Dekan Barfues fügt dann als wissenswert noch an: „In badischen Landen sei es allgemeine Übung, daß Filialkirchen örtlich gebaut und unterhalten werden."

Der Markgraf Ludwig Georg sicherte dem Bischof von Speyer am 13. Dezember 1729 zu, die Kapelle „dezent und dauerhaft" herstellen zu wollen. Schon am 4. 3. 1730 zieht er das Versprechen zurück mit dem Bemerken, die Kapelle in Beiertheim sei keine Mutterkirche. Außerdem sei nach einem Protokoll von 1683 der Markgraf von Baden-Durlach baupflichtig, weil er diese Baupflicht mit der Säkularisierung des Klosters Gottesau übernommen habe. Das bischöfliche Ordinariat Speyer war sehr zurückhaltend, weil man dort wußte, daß der Markgraf im Sinne des Rechtes nicht baupflichtig gemacht werden konnte. Von Rastatt aus kam auch eine Ablehnung, nachdem eine genaue Kostenberechnung mehrfach vorgelegt worden war.

Trotzdem werden der Schultheiß von Beiertheim und zwei Gerichtsleute am 15. Oktober 1740 auf die Rastatter Hofkammer einbestellt. Man vereinbarte, Beiertheim liefere das nötige Holz und leiste die erforderlichen Fahr- und Frondienste. Mehr könnte die verarmte Gemeinde nicht leisten: Die Hofkammer stellte das Geld; behielt sich aber vor, daß dieses aus dem Beiertheimer Kirchenvermögen ratenweise zu erstatten sei. Weitere Berichte liegen nicht vor. Offenbar wurde aber das Entgegenkommen des Markgrafen honoriert. Der Ettlinger Stadtschreiber Prinz meldet am 2. September 1741 an die Hofkammer „der Kirchenrenovationsbau in Beiertheim ist bereits ziemlich avanciert". Offenbar wurde gründliche Arbeit geleistet. Erst 1790 wurde die Markgräfliche Hofkammer wegen Beiertheim wieder angegangen. Sie gab einen Zuschuß von 70 Gulden. Bei weiteren Reparaturen der Folgezeit wies die Hofkammer immer wieder darauf hin, wegen der Nähe von Bulach sei die Filialkirche kein dringliches Bedürfnis. Sie diene nur der „Bequemlichkeit" der Bürger von Beiertheim. Nach 1800 spielte es sich ein, daß die Gemeinde die Unterhaltungskosten - einschließlich Glocken, Orgel und Turmuhr - des Baues trug. Der Heiligenfonds deckte den Aufwand für den Kult und die Inneneinrichtung.

Beim Neubau der Kirche zu Bulach (1834-1840) hatte die Gemeinde Beiertheim für Baumaterialien und Handwerksdienste 3040 1/2 Gulden, für Handdienstkosten 3720 1/2 Gulden an die Gemeindekasse Bulach zu zahlen. Diese Summe entsprach der Kirchspielzugehörigkeit zu Bulach gemäß Einwohnerzahl.

Die Bewohner von Beiertheim wurden wohlhabender. Immer wieder gab es freiwillige Spenden für das „Kirchlein". Trotzdem blieben Unklarheiten und Streitigkeiten über die Baupflicht. 1902 ging das Kirchlein in den Besitz des Heiligenfonds über, der künftighin für alle anfallenden Lasten aufzukommen hatte.

1911 baute man noch eine Vorhalle, um mehr Platz für die Sonntagsgottesdienste zu haben. Vorübergehend interessierte sich die evangelische Gemeinde für diese Kapelle. Doch nahm sie bald wieder Abstand davon. Die Kapelle wurde stets in Ehren gehalten. Verschiedenste Gruppen benützten sie als Versammlungsort bis in den 2. Weltkrieg hinein. Der 2. Weltkrieg beendete die Auseinandersetzungen um diese Filialkirche. Sie erlitt 1944 einen verhältnismäßig leichten Bombenschaden. Man überließ sie dem Spiel der Wettereinflüsse. Eine Kommission empfiehlt 1957 dringend den Abbruch des Türmchens und der oberen Teile der Kapellenmauer. Die Arbeiter wiesen auf die Baufälligkeit des ganzen Mauerwerkes hin. Eine weitere Kommission gab den Arbeitern recht. Schweren Herzens entschloß sich der Stiftungsrat, dem totalen Abbruch zuzustimmen. Sie wußten zu genau, wie die Beiertheimer und viele Bewohner anderer Stadtteile „an dem Kirchlein hängen".

Am Feste Maria Himmelfahrt (15. August) 1957 um 11.15 Uhr legten Zugmaschinen mit langen Drahtseilen das Turmlein und das Mauerwerk nieder.

Der gotische Flügelaltar (Beiertheimer Altar) von 1523 war längst herausgenommen und während des 2. Weltkrieges zu Moosbronn in einem Privathaus sichergestellt. Er befindet sich jetzt total reintegriert in der Marienkapelle der neuen Pfarrkirche.

Der Platz, auf dem die Kirche stand, wurde an die Stadt Karlsruhe gegeben, um dort die neue Turnhalle neben der Schule zu bauen. Diese entschädigte den Kirchenfonds im Tauschwege mit einem Grundstück bei der alten Michaels-Kirche. Selbiges städtische Grundstück, vermehrt um einige Privatgrundstücke, wurde zu dem Platz vereinigt, auf dem heute die neue Michaelskirche und das neue Pfarrzentrum stehen. Der wertvolle spätgotische Flügelaltar von 1523, das Herzstück des „Kirchleins", ist heute ein Anziehungspunkt für die Beiertheimer wie für die Stadt Karlsruhe und viele Kunstfreunde weit darüber hinaus.

Zwischen den beiden Weltkriegen herrschte im Raum Beiertheim eine rege Bautätigkeit. Für die Katholiken südlich der Südendstraße war an der Ecke Hirsch-Welfenstraße eine Herz-Jesu-Kirche mit 900 Sitzplätzen geplant. Eine barocke Basilika. Der städtische Bebauungsplan nötigte dazu, für die Katholiken der Südweststadt die Pfarrei St. Elisabeth zu errichten (1929), was die Gesamtkirchengemeinde besorgte. Desgleichen baute sie für Weiherfeld-Dammerstock die Franziskuskirche. Durch den Eifer der nach hier gerufenen Kapuziner war Kloster und Gotteshaus bald erstellt. Das ganze war dadurch vorbereitet, daß während vieler Jahre hindurch von St. Michael aus regelmäßig in einem Saal für die dortigen Katholiken Sonntagsgottesdienste gehalten wurden.

Die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen waren für den ersehnten Kirchenbau nicht gerade günstig. Nach dem 2. Weltkrieg mußten Schäden an der Notkirche behoben werden.

In den fünfziger Jahren wurde der Gedanke neu aufgegriffen. Das Kapellengrundstück wurde an die Stadt gegeben, um dort neben der Volksschule eine Turnhalle zu bauen. Die Stadt Karlsruhe gab der Kirchengemeinde im Tauschwege ein Grundstück neben der Notkirche.

Am 19. 11. 1962 gab der hiesige Stiftungsrat dem zweiten Kirchenbauprojekt von Herrn Werner Groh seine Zustimmung. Erzbischof Dr. Hermann Schäufele gab am 14. 12. 1962 sein Placet. Nach zweijähriger Bauzeit wurde die Kirche am 20. 6. 1965 durch Weihbischof Karl Gnädinger konsekriert.

Die alte St. Michaelskirche (Notkirche) wurde im Februar 1970 abgebrochen.

Geschichte

  • 1110 Erste urkundliche Erwähnung der Ansiedlung "Burdam" bzw. "Burtan" in der Bestätigungsurkunde Kaiser Heinrichs V. über Güterbesitz des Klosters Gottesaue auf Beiertheimer Gemarkung.
  • 13. Jhd. Das Obereigentum des Dorfes geht an die badische Markgrafschaft über.
  • 1379 Der Trigelhof in Beiertheim wird an das Kloster Gottesaue verkauft.
  • 14.- 16.Jhd. Das Dorf gehört zur Markgenossenschaft der Hardtdörfer, die zu ihrem Grundherrn, dem Kloster Gottesaue, in einem besonderen Abhängigkeitsverhältnis stehen.
  • 1488 Beiertheim wird eine Kirchenfiliale von Knielingen.
  • 1521, 13. Nov. Gründung der "Bruderschaft unserer lieben Frauen" in Beiertheim.
  • 1523 Vollendung des Flügelaltars des unbekannten Meisters L. F. aus Straßburg, der für die Michaelskapelle bestimmt und den Orts- und Kirchenheiligen St. Michael und St. Wendelin geweiht ist.
  • 1527 Erste Erwähnung der St. Michaelskapelle.
  • 1535 Bei der Landesteilung wird Beiertheim wegen seiner kirchlichen Zugehörigkeit zu dem baden-badisch gewordenen Bulach auch politisch von der Markgrafschaft Baden-Baden beansprucht.
  • 1556 Nach der Säkularisation des Klosters Gottesaue gehen die Rechte des Klosters über das Dorf an die baden-durlachische Herrschaft über.
  • 1582 Durch eine Entscheidung des Reichskammergerichts wird der Streit über die territoriale Zugehörigkeit Beiertheims zugunsten von Baden-Baden entschieden.
  • 1718 Seither ist der "Schauertag" nachweisbar, an dem die alljährliche Verlosung der Allmend- und Gemeindewiesen unter den Bürgern durchgeführt wird. Aus gegebenem Anlaß zahlt die Gemeinde jedem Bürger einen Umtrunk bestehend aus Wein und Brot. Um 1800 verliert sich der Brauch.
  • 1740–1743 Umfassende Erneuerung der St. Michaelskapelle nach Plänen von Johann Michael Ludwig Rohrer.
  • 1772 Pflanzung der kanadischen Silberpappel auf dem Gelände des späteren Stephanienbades durch Markgraf Karl Friedrich.
  • 1780 Bau des Stephanienbades durch den Werkmeister Joseph Berckmüller.
  • ab 1800 Die Gemeinde Beiertheim verkauft weite Teile ihrer ursprünglich 435 Hektar umfassenden Gemarkung an die aufstrebende Stadt Karlsruhe. Das Gelände um das Ettlinger Tor, der heutige Festplatz, der neue Hauptbahnhof, das Vincentiuskrankenhaus, die Kriegsstraße sowie die Südstadt, die Südweststadt, der Stadtgarten und Teile der Weststadt werden auf ehemaligem Beiertheimer Gebiet errichtet.
  • 1805 Brand des Stephanienbades.
  • 1808 Wiederaufbau des Stephanienbades nach Plänen von Friedrich Weinbrenner. Es wird 1811 eingeweiht.
  • 1809 Beiertheim, das bisher zum Landamt Ettlingen gehörte, wird dem Landamt Karlsruhe unterstellt.
  • 1817 Bau des Tanzhauses durch Friedrich Weinbrenner.
  • 1820 Etwa um diese Zeit wird Beiertheim zum Ausflugsziel und Badeort der Residenzstadt Karlsruhe.
  • 1823 Die Gemeinde zählt 492 Einwohner.
  • 1831 Bau des Rat- und Schulhauses.
  • 1859 Ein Rechtsstreit zwischen Beiertheim und Karlsruhe wegen der Abtretung des Sallenwäldchens wird zugunsten von Karlsruhe entschieden.
  • 1862 Gründung des Gesangvereins "Freundschaft".
  • 1875 Die Gemeinde zählt 1.498 Einwohner. Bau eines neuen Rathauses.
  • 1876 Der Karlsruher Bürgermeister Karl Schnetzler schlägt vor, Beiertheim einzugemeinden, um der Raumnot der Stadt an ihrer südwestlichen Begrenzung abzuhelfen.
  • 1880 Der Hannoveraner Carl Knust erwirbt das Stephanienbad für 48.000 Mark. Er läßt am Stephanienbad eine neue Flußbade- und Waschanstalt an der Alb unter Mithilfe von Prof. Josef Durm bauen.
  • 1884 Gründung der Beiertheimer Turnerschaft.
  • 1890 Beiertheim hat 1.257 Einwohner, davon 1.140 Katholiken.
  • 1898 Gründung des Beiertheimer Fußballvereins.
  • 1903 Es erfolgt die Erweiterung des Stephanienbades zum "Ersten Karlsruher Licht-, Luft- und Sonnenbad".Kurz darauf kommt es wegen des Baus des Karlsruher Hauptbahnhofes zu mehrjährigen Enteignungsprozessen, die das Gebiet um das Stephanienbad zum Gegenstand haben.
  • 1905 Der Bade- und Waschbetrieb am Stephanienbad muß eingestellt werden. Die kanadische Silberpappel, größte Pappel Europas, wird gefällt.
  • 1906 Stiftung des Arbeitergesangvereins "Freiheit".
  • 1907, 1. Jan.: Eingemeindung nach Karlsruhe. Der Ort zählt 2.280 Einwohner.

Genealogische und historische Quellen

Genealogische Quellen

Kirchenbücher

Beiertheim gehört bis 1648 zum Kloster Gottesaue und war bis zur Reformation Filiale von Knielingen, danach bis 1910 Filiale von Bulach.

  • Kath. Kirchenbücher ab 1796; vorher: siehe kath. KB von Bulach ab 1655 (auch für Scheibenhardt);
  • Evang. Kirchenbücher ab 1900;

Siehe auch Die Kirchenbücher in Baden (E-Book) Mitmachen.

Standesbücher

Adressbücher

Friedhöfe und Denkmale

Historische Quellen

Bibliografie

  • Literatursuche nach Beiertheim in der Landesbibliographie Baden-Württemberg online

Genealogische Bibliografie

Historische Bibliografie

  • Pretsch, Peter (1954-): Beiertheim, Streifzüge durch die Ortsgeschichte : 900 Jahre Beiertheim. Karlsruhe: Info-Verl., 2010. ISBN 978-3-88190-610-4
  • 100 Jahre Stadtteil Beiertheim und Bürgerverein Beiertheim : 1907 - 2007 / Hrsg.: Bürgerverein Karlsruhe-Beiertheim. Nebentitel: 100 Jahre Eingemeindung Beiertheim. Rückblick auf die Stadtteilentwicklung der letzten 100 Jahre. Karlsruhe: Bürgerverein Karlsruhe-Beiertheim, 2007
  • Karlsruhe-Beiertheim in Geschichte und Gegenwart – zum 60-jährigen Bestehen der Pfarrei. Verantwortlich: L. Huber, Stadtpfarrer; Druck: Erich Mackert, Buch- und Offsetdruck, Karlsruhe, 1971; 32 S.,
  • Geschichte, Volkswirtschaft und soziales Leben der Gemeinde Beiertheim, Bezirksamt Karlsruhe. Bearbeitet von A. Stork.-Karlsruhe: Verl. bei dem Gemeinderat in Beiertheim: Bielefeld in Komm., 1898.-56, 32 S. & Anh. (dt.). Anhang mit dem Sachtitel: Geschichtliche und wirtschaftliche Mitteilungen über die Benediktinerabtei..... Gottesaue (BLB O44A185)
  • Hoffmann: Geschichte der Gemeinde Beiertheim; Karlsruhe, 1877.
  • Storck, A.: Geschichte von Beiertheim (1898).

Weitere Bibliografie

  • Schwarz, Benedikt: Grünwinkel und seine Umgebung - Ein Heimatbuch für Jung und Alt - Druck u. Verlag der Sinner A.G.; Karlsruhe-Grünwinkel (Baden, 1925.
  • Ehmann, Robert: Festschrift anläßlich des 100jährigen Jubiläums der Turnerschaft 1884 Karlsruhe-Beiertheim / [Hrsg.: Turnerschaft 1884 Karlsruhe-Beiertheim. Chronik: Robert Ehmann]. - Karlsruhe-Beiertheim : Turnerschaft 1884, 1984. - 91 S. : zahlr. Ill.; (dt.)
  • 110 Jahre Gesangverein "Freundschaft" Karlsruhe-Beiertheim : 1862 - 1972; [Festschrift] / Gesangverein Freundschaft <Karlsruhe>. - Karlsruhe-Beiertheim, 1972. - 66 S. : Ill.; (dt.)
  • "Unser Beiertheim": Mitteilungsblatt des Bürgervereins Karlsruhe-Beiertheim / Bürgerverein Beiertheim <Karlsruhe>. - Karlsruhe : BV; (ger)
  • Von Dohlenatze und Schwarzbückel. Die Übernamen der Karlsruher und ihrer Nachbarn. von David Depenau (Broschiert - 1 Januar 2001) Sprache: Deutsch Broschiert - 78 Seiten - BoD GmbH, Norderstedt. Erscheinungsdatum: Januar 2001 ISBN: 3831107211

Verschiedenes

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Weblinks

Historische Webseiten

Weitere Webseiten

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>BEIEIM_W7500</gov>

Fußnoten


Wappen der Stadt Karlsruhe Stadtteile und Stadtviertel von Karlsruhe (Regierungsbezirk Karlsruhe)

Stadtteile: Beiertheim‑Bulach | Dammerstock‑Weiherfeld | Daxlanden | Durlach | Grötzingen | Grünwettersbach | Grünwinkel | Hagsfeld | Hohenwettersbach | Innenstadt‑Ost | Innenstadt‑West | Knielingen | Mühlburg | Neureut | Nordstadt | Nordweststadt | Oberreut | Oststadt | Palmbach | Rintheim | Rüppurr | Stupferich | Südstadt | Südweststadt | Waldstadt | Weststadt | Wolfartsweier

Stadtviertel (Auszug): Aue | Beiertheim | Bulach

Historische Orte (Auszug): Gottesaue | Klein Karlsruhe | Teutschneureut | Welschneureut