Schlesisches Namenbuch/073

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Schlesisches Namenbuch
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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


Rotmann erwarten. Vgl. Petir cromer, ratman 1381 ff. Liegnitz; Peter ratman, sutor 1388 Breslau; Nic. rotman, sutor 1399 Breslau. - Belege: Radwanus iudex und Truchseß von Liegnitz 1252 (Urkundenbuch, S. 4); Johannes Rademan 1429 Liegnitz; Servatius Rademan von Franckfurt 1575 Görlitz.


Radisch (Görlitz [4] Liegnitz), Rädisch (Görlitz [10] Sagan [5]), ist Kurz- od. Koseform mit isch- (usch-)Suffix von Radwan u. ä. - Belege: Radusch. Raduscher, Redischer: Familienname in Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 55, 66); Jacob Radisch 1415 Liegnitz, Jorg Radisch 1490/93 Görlitz, u. öfter ebd.!


Sabisch (Oppeln [5] Ratibor [5] Neisse Liegnitz [2] Breslau oft), Sabsch.

Wahrscheinlich Kurz- od. Koseform mit isch-Suffix vom slaw. Taufnamen Sobieslaw (Sobeslaus), von sobu = abjumentum (Miklosich, F., Die Bildung d. slaw. Pers.-Name (Wiener Denkschr. 10, 1860), Nr. 353). Vgl. tschech. Sobiš. - Belege: Zobeslaus genant Wacker 1319 (Reg. 3901, Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 20).


Sander (Sagan [11] Görlitz [6] Liegnitz [6] Breslau oft, Oberschlesien = [00]!), Zander (Görlitz [11] Sagan [5] Hirschberg [2], Neustadt = [00]!).

Das ist Alexander. Aber weniger der Papst Alexander, also nicht der kirchliche Name, als vielmehr Alexander der Große, König von Mazedonien (vgl. auch unter Philipp, Vater Alexanders). Daß der beliebte Alexanderroman (vgl. Kegel S. 21) hier namensgebend gewirkt hat, erhellt aus dem häufigen Vorkommen in Adelsfamilien. In Schlesien wird vor allem Ulrichs v. Eschenbach „Alexander“, um 1285 am Prager Hofe König Wenzels in 30 000 Versen gedichtet, gelesen worden sein, stammt doch aus diesem Gedicht der Name des Breslauer Glöckners Ermelaus 1364 (von Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 10 u. 17 nicht erkannt)! Noch im Jahre 1352 lieferte der österr. Dichter Seifrid ein umfangreiches Alexandergedicht. Das Interesse für den Orienteroberer rührt natürlich von den Kreuzzügen her. - Belege: Alke rotinne, Alexander ihr Sohn 1366 (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 16); Alexander, Sohn des Nicol. Pfowtir (Patrizier) 1372 Liegnitz (Urkundenbuch S. 183); Sander der schenke 1383 Liegnitz; Sandir von Hoberg 1385 Liegnitz; Sander v. Grunaw 1414 Liegnitz; di Sandirinne 1345 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 16). Alexander (!) 1229 Schultheiß v. Breslau (Korn, G., Breslauer Urkundenbuch. Breslau 1870, S. 8). Als Familienname: Nicolaus Sander meczner 1397 Breslau.


Schirdewa(h)n (Öls [8] Schweidnitz [2] Glatz Neisse Ratibor Breslau) auch Tschirdewa(h)n (Oppeln [2]), Schirrwagen, Schirrwang.

Wie Radewahn und Radewagen (siehe Rathmann!) nur aus einem slaw. Taufname auf -owan zu erklären, wie sie Miklosich, F., Die Bildung d. slaw. Pers.-Name (Wiener Denkschr. 10, 1860), S. 222 mehrfach aufführt; gebildet als Kurz- od. Koseform mit dem beliebten an-Suffix, erweitert durch -ow- (aus -u-). Zur Stammsilbe vgl. den Taufname Srdan (Miklosich, F., Die Bildung d. slaw. Pers.-Name (Wiener Denkschr. 10, 1860), 222) von srudu „Zorn“ (Miklosich, F., Die Bildung d. slaw. Pers.-Name (Wiener Denkschr. 10, 1860), 360). Die Erklärung „schirre den Wagen“ (so Gottschald, M., Deutsche Namenkunde. 2. Aufl. München. 1942) ist damit hinfällig.


Schöpe, Tschöpe (Schweidnitz [19] Glatz [8] Reinerz [7] Habelschwerdt [7] Neisse Glatz [10]), Schöpke (Neusalz [9] Habelschwerdt [3] Öls [4]), Schöpka, Schepke, Schepka, Schäpke, Tschäpe, Tschepe/Tscheppe, Schöppe; Schöpel (Glogau [3]), Tschöpel (Hirschberg), Schip(p)ke (Öls [19]), Schippig (Grünberg [2]), Schipek (Görlitz). Schoppe (Beuthen [9] Oppeln [5]). Schoppa (Beuthen [10]), Tschoppe/Tzschoppe (Görlitz), Schupp/Schuppe, Schupke/Schuppke, Schuppich.

Allen diesen Formen liegt der slaw. geformte Heiligename Stephan (Czepan) zu Grunde (vgl. diesen!), wie auch die Vollformen Schoppan und Schippan/Schippang zeigen. Bemerkenswert ist die Verteilung: Schöpe, Tschöpe in der Grafschaft, der Schweidnitzer Gegend und dem Neiderland, Schöpke im Neiderland, die o-Formen Schoppe, -a in Oberschlesien; die u-Formen zeigen den Einfluß der Mundart. - Belege: Petir tschip 1369/72 Liegnitz; Anthonius Czepe 1465 Freystadt (Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 24); Mykuschius Schoppe 1414 Bauer (Neisse); Nyclos Schoppe 1407/08 Görlitz; Paul Tschope 1416 Schweidnitz; Caspar Schepke 1561 Görlitz. Auch Scheibel (Liegnitz [9]), Scheibke, Scheibchen ist = Tschiban (= Stephan); vgl. Schybl 1392, Schibekin 1383, Schibchin als Taufname; Lucas Schypel 1316, Mat. Tscheipil 1435 Liegnitz. Ortsname Scheibsdorf/Liegnitz: alt Schibansdorf.


Sieber(t) (Grünberg [6] Sagan [6] Glogau Freystadt [8] Liegnitz [7] Görlitz [4] Schweidnitz Hirschberg Neisse).

Obwohl ein Sybrecht (Sybertus) consul 1320 in Breslau begegnet (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 15 u. 43), ist Ableitung hiervon nicht möglich - es wäre nämlich Seibrecht zu erwarten; vielmehr