Herzogtum Burgund
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Einleitung
Name
Burgund (Königreich, Herzogtum, Freigrafschaft). Der Name Burgund für die Landschaft zwischen Saöne und oberer Loire geht auf die ostgermanischen Burgunder zurück, die zwischen 400 und 436 um Mainz und Worms und nach 443 um Genf, Lyon und das Rhonegebiet ein eigenes, strukturell in sich recht verschiedenes Reich gegründet hatten, das 534 von den Franken zerstört wurde. Burgund bezeichnet danach zunächst das fränkische Teilreich Burgund um Orleans und Chalon-sur-Saöne, später das Reich des Sohnes Karl (855-63) Kaiser Lothars I. (Niederburgund = Provence und Dukat Vienne/Lyon). 879 wählten die geistlichen Großen des Gebietes den Grafen Boso (+ 887) von Vienne, den Schwager Karls des Kahlen, zum König von Burgund (Fran che-Comte, Chalons, Mäcon, Vienne, Lyon, Languedoc, Teile Savoyens, Provence). Hauptstadt war Arles, weswegen das Reich, das Boso 885 von Kaiser Karl dem Dicken zu Lehen nahm, auch regnum Arelatense, Arelat, genannt wurde.
Burgundische Dynasten
- 452-473 König Gundwig
- Teilung unter 4 Söhnen:
- Lyon 473-500 Gundbald
- Bisanz 473-500 Godegisel
- Genf 473-486 Chilperich
- Vienne 473-486 Godemar I:
- 500-516 Gundbald, Alleinherrscher
- 516-524 Sigmund
- 524-534 Godemar II.
534 Das Burgunderreich von den Franken erobert
Fränkische Dynasten
- 567-5593 Gunthracham
- 593-596 Childebert II. v. Austrasien
- 596-613 Theoderich II.
- 613 Siegbert II.
Fränkischer Alleinherrscher
- 613-628 Chlotar II. (Alleinherrscher)
- 628-638 Dagobert I. Regent in Austrasien
- 626-636 Charibert II., in Aquitanien
Teilung
Im Jahre 888 riß der Welfe Graf Rudolf das Gebiet der späteren Franche-Comte und Teile der späteren Schweiz als Königreich (Hochburgund) an sich, während Bosos Bruder Richard das Gebiet der späteren Bourgogne westlich der Saöne (Mäcon, Chalons, Autun, Nevers, Auxerre, Sens, Troyes, Langres) als Herzogtum Burgund an sich zog, so daß Bosos Sohn nur den südlichen Rest behielt.
Teilvereinigung
934 übertrug Graf Hugo von Provence dieses inzwischen erlangte Gebiet als Ausgleich für Italien an den Welfen Rudolf II., womit zwei Drittel Burgunds wiedervereinigt waren, während das Herzogtum Burgund dadurch, daß Richards Sohn Rudolf 929 König von Frankreich wurde, seitdem an Frankreich kam.
Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft Burgund
1016 sprach Rudolf III. das Land Kaiser Heinrich II. als Erbe zu. Nach dessen Tod setzte Konrad II. 1032 die Erbansprüche auf das Königreich Burgund durch, doch war die Macht des Königs gegenüber Adel und Kirche von Anfang an gering, so daß dieses Gebiet nur unter Friedrich I. Barbarossa, der sich 1156 mit Beatrix von Burgund, der Erbtochter der Grafen von Burgund verheiratete und 1169 Hochburgund zwischen oberer Saöne und Jura zur reichsunmittelbaren Pfalzgrafschaft oder Freigrafschaft (seit 1350 Franche-Comte) erhob, und Karl IV., der 1378 den französischen Thronfolger als Reichsvikar im Arelat ernannte, enger an das Reich gebunden werden konnte und bis zum Ausgang des Mittelalters teilweise an die Schweiz, Savoyen und Mömpelgard und im übrigen (Lyon, Dauphine, Provence, Avignon, Arles) an Frankreich verlorenging, für welches vom 11. Jahrhundert an drei Linien der westfränkischen Kapetinger/Robertiner das Herzogtum innegehabt hatten.
Lehen Frankreichs
Nach dem Aussterben der zweiten kapetingischen Seitenlinie 1361 kam es im Jahre 1363 als Lehen Frankreichs an den jüngsten Sohn Johanns II. von Frankreich, Philipp den Kühnen. Philipp erwarb durch seine 1363 mit Margareta von Flandern (d. J.) geschlossene Ehe 1384 Flandern, Artois und die weiterhin als Reichslehen zum deutschen Reich gehörende Freigrafschaft Burgund, welche über die Herzöge von Andechs-Meranien (1208-48), die Grafenvon Chalon (1248-95) und die Könige von Frankreich (1295) an Margareta von Flandern (d. Ä.) gekommen war, sowie 1390 durch Kauf die Grafschaft Charolais. Sein Enkel Philipp der Gute eroberte die Grafschaft Boulogne und erwarb 1428 Namur durch Kauf, 1430 Brabant und Limburg durch Erbschaft sowie 1433 Hennegau, Holland und Seeland durch Gewalt.
Im Frieden von Arras erhielt Philipp der Gute 1435 die Gebiete von Mäcon, Auxerre und einen Teil der Picardie. Dazu kamen 1443 noch das Herzogtum Luxemburg und Chiny. 1477 fiel sein Sohn Karl der Kühne, der 1473 Geldern und Zütphen gewonnen und mit dem Friedrich III. die Schaffung eines Königreichs Burgund erörtert hatte, im Kampf gegen den Herzog von Lothringen. 1491 starb mit Johann von Nevers auch die Nebenlinie im Mannesstamm aus.
Haus Habsburg
Über die 1477 mit Maximilian von Habsburg vermählte Tochter Karls des Kühnen Maria (+ 1482) gelangte das Herzogtum Burgund mit der Freigrafschaft Burgund an das Haus Habsburg. Habsburg behauptete das burgundische Erbe (Niederlande) bis auf die Bourgogne (Herzogtum Burgund), die Picardie und Boulogne, die an Frankreich fielen, das seinerseits im Frieden von Madrid 1526 auf die Lehnshoheit über Flandern und Artois verzichtete. 1548 vereinte Karl V. die verbliebenen burgundischen Länder zum burgundischen Reichskreis, der später fast ausschließlich aus Ländern eines einzigen Landesherren (Habsburg als Herzog von Burgund) bestand (1556 Spanien, 1713 Erzherzog von Österreich bzw. König von Böhmen (ausgenommen die an Preußen gelangten Teile des Oberquartieres Geldern)).
Literatur
- Petit, E. : Histoire des ducs de Bourgogne de la rate capetienne, Bd. I ff. Paris 1885 ff.
- Berthaut, H. M. A.: La carte de France 1750-1898, 1899
- Cartellieri, 0.: Geschichte der Herzöge von Burgund, 1910
- Hofmeister, A.: Deutschland und Burgund im frühen Mittelalter, 1914
- Febvre, L.: Histoire de la Franche Comte, 7. A. 1922
- Richard, J. : Histoire de la Bourgogne, Paris 1957
- Calmette, J. : Le grands ducs de Bourgogne, 3. A. 1959
- Kaughan, R., Philip the Bold: The formation of the Burgundian State, Cambridge 1962
- Hoke, R. : Die Freigrafschaft Burgund, Savoyen und die Reichsstadt Besancon im Verbande des mittelalterlichen deutschen Reiches, ZRG GA 79 (1962), 106 ff.
- Bittmann, K.: Ludwig XI. und Karl der Kühne, Bd. 1 ff. 1964 ff.
- Boehm, L.: Geschichte Burgunds, 1971, 2. A. 1979
- Duranthon, M. :La carte de France, son histoire 1678-1974, Paris 1978
Bibliografie-Suche
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Artikel-Quellen
- Hic Leones
- Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999.