Karschauen

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Historische Grenzverläufe zwischen den Deutschen und Livländischen Orden

(wird fortgesetzt)

Geografische Lage

Karschauen ist eine baltische Landschaft, die an die kurischen Landschaften Ceclis und Lamotina, das niederlitauische Zemaitien sowie an die prußischen Stammesgebiete Schalauen und Sudauen grenzt. Die Südgrenze dürfte das schalauische Gebiet um Schmalleningken dargestellt haben, jedoch nicht südlicher als Memel und Szeszuppe.


Name

Unbestritten ist, dass es sich bei Karschauen um einen Landschaftnamen handelt, der mit tiefem Wald zu tun hat. Kazimiras Būgas Annahme, dass Karschauen kurisch sei, ist nicht abwegig, denn der lettische Begriff „Jagd“ scheint dies zu bestätigen. Andererseits geben Hans und Gertrud Mortensen den Hinweis, dass in den Ordensquellen neben Carsovite und Karschauer auch einmal die Schreibweise Skarsschen vorkommt. Das wiederum kann auf eine zemaitische (dichtbelaubt) oder prußische (herber Geruch) Zugehörigkeit weisen. Grasilda Blažiene weist beim samländischen Ort Karschauen auf prußische Personennamen, lehnt jedoch eine litauische oder lettische Ableitung ab sondern verweist auf zemaitisch Höhle, Grotte. Eine ostbaltische Zugehörigkeit dürfte eh kaum wahrscheinlich sein, denn im litauischen Wortschatz gibt es keinen Begriff, der annähernd zu dieser Landschaft passen könnte.

Keiner der Forscher ist dagegen auf den Gedanken gekommen, dass es sich bei den Karschauern um Verwandte der prußischen Schalauer und Sudauer handeln könnte, obwohl doch etliche Ähnlichkeiten bestehen: Der Wegfall des Anfangs-S ist typisch für den schalauischen Dialekt. (z.B. Skarsschen zu Karschau analog zu Skalowite zu Kollwitz) . Antanas Salys schließt bei Karšuva auf eine litauische Zugehörigkeit, weil –uva eine Endung sei, in der in Litauen Landschaftsnamen bezeichnet werden. Allerdings scheint ihm entgangen zu sein, dass die prußischen Landschaften Schalauen (Skalowe), Nadrauen (Nadruwe) und Sudauen (Sudowe) ebenfalls diese Endung haben, die er für ausschließlich litauisch zu halten scheint.

Während es in ganz Litauen lediglich den Ort Karšuva nordöstlich von Tauroggen gibt, also nur in der Landschaft Karschauen, haben wir dagegen auf prußischem Territorium einen Karschauer Wald bei Danzig und einen Karschauer Wald im Ermland. Dazu gibt es die drei Ortschaften Karschauen in Barta, im Ermland und im Samland sowie einen Prußen namens Johan Karsow, der 1336 in Laukischken Kr. Labiau erwähnt wurde. Letztlich sind noch die Orte Korschen im Kr.Rastenburg, Corseen im Gebiet Brandenburg sowie Corslauken/ Karslauken im Gebiet Gerdauen zu erwähnen.

  • zemaitisch „skarotas“ = dichtbelaubt, üppig, vielästig
  • „karsa“ = Höhle, Grotte
  • lettisch „ķeršana“ = Jagd
  • prußisch „kars“ = ranzig, herb (ein Begriff, der auch auf den Geruch von Bäumen angewandt wird)
  • „kerst, skerst“ = fällen

Geschichte

Zemaiten und seine Nachbargebiete in der Mitte des 13.Jahrhunderts


Literatur

  • Blažiene, Grasilda: Hydronymia Europaea, Sonderband II, Die baltischen Ortsnamen im Samland, Wolfgang Schmid Hrsg., Steiner Verlag Stuttgart 2000, S. 56
  • Gerullis, Georg: Die altpreußischen Ortsnamen, Berlin, Leipzig 1922, S. 57
  • Mortensen, H. u. G.: Die Wildnis im östlichen Preußen, Ihr Zustand um 1400 und ihre frühere Besiedlung, Leipzig 1938, S. 183 ff
  • Peteraitis, Vilius: Mažosios Lietuvos ir Tvankstos Vietovardžiai, Ju kilme ir reikšme, Vilnius 1997, S. 173
  • Salys, Anton: Die zemaitischen Mundarten, Teil 1: Geschichte des zemaitischen Sprachgebiets Tauta ir Zodis, Bd-VI Kaunas 1930 (= Diss.Leipzig 1930), S. 31 ff
  • Trautmann, Reinhold: Die altpreußischen Personennanmen, Göttingen 1974, S.43

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>TAURAGKO15DF</gov>