Tierwelt des Memellandes
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- Bearbeiter Kaukas (wird fortgesetzt)
Jagdtiere
Die Felder und Wälder des Memelgebietes werden von zahlreichen Tieren belebt. In den großen Forsten können wir auf Schritt und Tritt Rehe und Hasen beobachten. In der Schreitlaugker Forst ist sogar der König der Wälder, der Hirsch, zu finden. Auch Dachse und Füchse kommen hier und dort recht häufig vor. In strengen Wintern ließ sich aus den weiten russischen Wäldern auch in den letzten Jahrzehnten der Wolf noch hin und wieder blicken. In der Regel pflegte ihm das schlecht zu bekommen. Sehr gerne stellt der Jäger auch Iltissen und Mardern nach, und an den Ufern des Stromes gelingt es ihm manchmal, auch einen Fischotter zu erlegen.
Der Elch
Das interessanteste Wild des Memelgebietes ist der Elch. Seinen Hauptstandort hat er zwar nicht hier. Die meisten elentiere kommen noch (etwa 500) in den Bruchwäldern Ostpreußens, so auch in dem benachbarten, früher zum Kreise Heydekrug gehörigen Ibenhorst, vor; von da aus unternehmen sie Wanderungen und wechseln recht häufig in unser Gebiet herüber. Dabei werden die Flüsse ohne Schwierigkeiten durchschwommen; ja, sogar das Haff stellt ihnen kein unüberwindbares Hindernis dar. Wird der Elch im Sommer von Bremsen und Stechfliegen geplagt, so begiebt er sich nur zu gerne ins Wasser oder legt sich in die Moorpfützen, um sich der Plagegeister zu erwehren. Auf dem Moore schreitet er ganz sicher einher, da die tiefgespaltenen Hufe das Einsinken des Riesenkörpers verhindern. Dem Menschen geht er scheu aus dem Wege; nur zur Brunftzeit kann er gefährlich werden. Durch sein eigentümliches Aussehen, seinen großen Kopf mit der gebogenen Nase und dem mchtigen Schaufelgeweih, vermag er einen jeden beim unerwarteten Auftreten in Angst und Schrecken zu jagen. Das Tier nährt sich von Gras und besonders von der Rindeund den jungen Zweigen der Bäume. Es besucht auch die naheliegenden Saat- und Rübenfelder und richtet hier oft großen Schaden an. Trotzdem wird aber der Elch als ältestes lebendes Naturdenkmal gehegt und gepflegt, und sein Abschuß ist neuerdings auch im Memelgebiete verboten worden.
Vogelwelt
Recht interessant ist auch die Vogelwelt im Memelgebiet. Von jagdbaren Vögeln treffen wir in den Wäldern des Kreises Pogegen den Auerhahn an. Daneben gibt es noch zahlreiches Birkwild. Dieses ist so ziemlich über das ganze Gebiet verbreitet und läßt sich auch in den Buschwaldungen der großen Moore beobachten. Sonst finden wir außer den sehr zahlreich vertretenen bekannten Singvögeln, wie Buchfink, Stieglitz, Zeisig, Hänfling usw., die verschiedensten Spechtarten (Bunt-, Schwar- und Grünspecht) und Falken, so Fischadler, Bussard, Hühnerhabicht, Sperber usw. In den Wäldern und Feldern treiben auch die Eichelhäher, Elstern und Würger ihr Unwesen, und auf dem Haff kann man oft den Reiher beim Fischhandwerk beobachten. Wer im Sommer durch die feuchten Moorwiesen des Gebietes wandert, der wird bald von recht vielen ängstlich schreienden Vögeln umflattert werden; das sind die Kronenschnepfen und Bekassinen oder Sumpfschnepfen. Die letzteren werden auch Himmelsziegen genannt. Das Männchen läßt sich nämlich zur Paarungszeit aus ziemlicher Höhe herabfallen, wobei die Schwanzfedern in zitternde und schnurrende Bewegung geraten und einen Ton erzeugen, der an das Meckern der Ziege erinnert.
Im Frühjahr und im Herbst bringt der Vogelzug selbst dem Vogelkundigen manche Überraschung; gilt doch in erster Reihe die Nehrung als beliebte Vogelzugstraße. Dann sieht man die geordneten Scharen der wilden Gänse, Kraniche und Schwäne, und sobald es im Herbste anfängt, etwas kälter zu werden, wird das Memelgebiet von ganzen Schwärmen, bestehend aus kleinen Goldhähnchen, eigenartigen Seidenschwänzen, farbenprächtigen Gimpeln und allerlei Meisen (Kohl-, Grau-, Blau-, Sumpf-, Schwanz- und Lasurmeise), überfallen. Unter ihnen läßt sich auch der zu den Rabenvögeln gehörige Tannenhäher blicken. Fast alle diese Vögel wohnen im hohen Norden und haben dort die Schlechtigkeit der Menschen wenig kennen gelernt; sie zeigen sich deshalb hier ziemlich zutraulich, verstehen sich nicht recht zu benehmen und kommen häufig durch die geöffneten Fenster in die Wohnstuben herein. Endlich kann man hier im Winter auch hin und wieder Schneeulen, Schneeammern und das schwedische Blaukehlchen beobachten.
Fische
Literatur
- Meyer, Richard (Kreisschulrat in Heydekrug): Heimatkunde des Memelgebietes, Robert Schmidt´s Buchhandlung, Memel 1922, S. 35 ff