Haus Harkotten

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Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Münster > Kreis Warendorf > Sassenberg > Füchtorf > Haus Harkotten

Datei:Harkotten1858.jpg
Haus Harkotten vor 1858, Sammlung Duncker

Name

Das Wappen der Familie Korff zeigt eine gelbe Lilie auf rotem Feld. Der König von Frankreich (Ludwig, der "Heilige", 1226 bis 1270, ?) belohnte einen Ritter Korff, der mit ihm in einen seiner Kreuzzüge gezogen war, für die Rettung aus Lebensgefahr, indem er ihm statt des Raben (corvus-lat.: Rabe), die französische Lilie in sein Wappen verlieh. Die Lilie findet sich in der Helmzier wieder. Sie wird von zwei Meerjungfrauen gehalten, die auf die Überfahrt über das Mittelmeer hindeuten. Ferner sind drei Sterne zu sehen, die das Symbol für die Reise ins Morgenland angesehen werden könnten.

Einleitung

Die Herrschaft Harkotten im Regierungsbezirke Münster, Kreis Warendorf am Fusse des Osning gelegen, ist ein altes Besitztum der mächtigen und ausgebreiteten Familie von Korff.

  • 1254 kam der Ritter Henricus Korff aus der Grafschaft Mark an der Lippe nach Vuchthorpe (Füchtorf) und heiratete Ludmodis, die Erbtochter des dort ansässigen Ritters. Die Familie bewohnte die Burg auf dem jetzigen Kirchplatz.
  • 1309 nutzte sein Sohn, Henricus II, den Wasserreichtum aus, um auf dem vom Kloster Bengering erworben Sytherkamp eine wehrhafte Burg zu errichten. Sie bestand aus zwei Flügeln mit einem schmalen Mittelteil. Da der moorige Untergrund kein festes Fundament zuließ, mussten die Burg sowie die Vorgebäude auf Fichten- und Eichenpfählen gebaut werden. Die Burganlage wurde mit mehreren Gräfteringen umgeben, um vor feindlichen Angriffen besser geschützt zu sein. In dieser Zeit waren Plünderungen und Raubzüge an der Tagesordnung.
  • 1309 machte der Ritter Heinrich Korff sein Wohnhaus „Horckoten“ zum Offenhaus des Stifts Münster; er be¬hielt sich jedoch vor, dass es ein Weiberlehn sein, und er die Burg nur bei einer Fehde, welche der Bisehof mit Zu¬stimmung des Kapitels fuhr zu öffnen brauche. Bereits kurz danach geriet Heinrich jedoch mit seinem Lehns¬herrn in Fehde, in Folge dessen im Jahre 1313 der Bischof Ludwig von Münster, die Grafen Adolph von der Mark, Bernard von Rauensberg, Nicolaus von Teck¬lenburg und Simon und Otto von der Lippe die Burg Harkotten gemeinschaftlich belagerten, indem sie zwei Boll¬werke dagegen errichteten und jedes mit 50 Mann besetzten. Wie lange die Belagerung gedauert, ist nicht bekannt; es scheint aber, dass die Burg genommen und gebrochen wor¬den und daher im Jahre 1316 wieder aufgebaut worden ist.

Herrlichkeit Harkotten

Henricus II. von Korff heiratete die Erbtochter Wigburdis (Wibbecke) von Varentrob, die das Gogericht von Warendorf erbte. Das Gogericht bestand aus 9 Kirchspielen. Es war nicht nur eine gute Einnahmequelle sondern bedeutete auch eine Stärkung der Macht der Familie in Kreis Warendorf. Henricus II verbrachte seinen Lebensabend im Kloster Marienfeld, wo er auch er auch gestorben und begraben ist.

Gutsteilung

Nach dem Tode des alten Ritters Heinrich theilten dessen beide Söhne, Heinrich und Eberhard Korff, 1334 die Herr¬schaft Harkotten in zwei Theile, Die Teilung umfasste nicht nur Burg und Vorgebäude sondern auch Feld, Wald und Gewässer. Die Gerichtsbarkeit blieb gemeinschaftlich.

Familie Korff-Smising

Heinrich Korff erhielt den östlichen Teil der Burg und nannte sich fortan „Korff-Smising“. Möglicherweise könnte man eine Lautverschiebung von "Smiet in" vermuten.

Familie von Ketteler

1615 erlosch die Familie Korff-Schmising im Mannesstamm. Die Erbtochter Christine Korff-Schmising heiratete Goswin von Ketteler zu Mittelburg. Von da an lebten in Harkotten zwei Familien, Freiherr von Ketteler und Freiherr von Korff. 1735 ließ Goswin von Ketteler den Flügel seines Burgteils abreißen und vom münsterschen Artillerieleutnant Gröninger einen repräsentativen Barockbau erstellen. Das Schloss wird heute von dem bekannten Designer Dieter Sieger und seiner Familie bewohnt. Auch die Vorgebäude wurden privater Nutzung zugeführt.

Familie Korff

Everard Korff erhielt den westlichen Teil der Burg. Seine Nachkommen leben in unmittelbarer Erbfolge noch bis 2010 in Harkotten. Der Grundbesitz wurde parzellarisch aufgeteilt, ebenso teilte man die verschiedenen Häuser und Gewässer. Es kann sein, dass beabsichtigt war, dass keiner den ererbten Besitz in Zusammenhang verkaufen konnte. Inzwischen wurden durch die Flurbereinigung unter Mitarbeit der Eigentümer die Besitzverhältnisse in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts neu geregelt, sodass jede Familie einen arrondierten Besitz hat.

Neubau

1804-1806 entschlossen sich Friedrich-Anton von Korff und seine Gemahlin Rosine, geb. Gräfin von Korff-Schmising -nach Abriss des Westflügels- durch einen jungen Architekten, Adolf von Vagedes, ein Schloss im neoklassizistischen Stil erbauen zu lassen. Es war sein Erstlingswerk, das er mit 29 Jahren erdachte. Sein Vorbild war Schloss Wörlitz in Sachsen-Anhalt. Vagedes schuf ein schlichtes, klassizistisches Gebäude mit klaren Linien. Die Westfassade ist durch drei Risalite aufgeteilt. Vor dem Mittelrisalit befindet sich ein Portikus mit vier dorischen Säulen, darüber ein Balkon, der von einem dreieckigen Flachgiebel gekrönt wird. In dem Dreieck befindet dich das Wappen der Erbauer. Im Gegensatz dazu werden die Seitenrisalite von schmalen Lisenen umrahmt, die in Dachhöhe durch eine niedrige Balustrade ihren Abschluss finden. So zeigt das Schloss Harkotten gleichmässig betonte Schlichtheit, harmonische Gliederung, einfache Symmetrie und sparsames Dekor.

Familienverzweigung

Ende des 14. und im Verlauf des 15. Jahrhunderts zogen viele Mitglieder der Familien Korff und Korff-Schmising ins Baltikum und nach Russland, wo sie zunächst mit dem Deutschen Orden dort kolonisierten. Sie kamen zu hohen Ämtern und Würden am Zarenhof. Ferner wurden sie mit Besitzungen belohnt. Durch die Kriege - 1. und 2. Weltkrieg - wurden die Familien dort vertrieben und leben alle im Westen Europas.

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