Bochum
Hierarchie
Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Regierungsbezirk Arnsberg > Bochum
Früherwähnung
Name
- Bochum: „uilla publica Cofbuockheim in pago Saxonie" 1041; „Bukhem" ca. 1150; „Bokheim" ca. 1150; „Bucheim" 1200; „Co¬buchem" 1243; „Buchem" 1253; „Bucheim" 1272; „Bucheym” 1289; Boychem (1359), Boi¬chem (1482), Boichemensis (1496). Mundartlich 1954 noch „Baukum“.
- Altenbochum: „uilla Aldanbuchem in pago Borahtron" 9. Jhdt.; „Aldenbuchem" 1296.
Grundbesitz
- Altenbochum: 9. Jdt. Kloster Werden hatte hier Besitz.
- Bochum: 1041 schenkt der Kölner Erzbischof Herm. II. der Abtei Deutz 11 Bauernhöfe bei dem Reichshof Bochum.
- Bochum: ca. 1150 hatte Kloster Werden hier Besitz
- 1243 wurde Graf Adolf III. v. d. Mark genötigt, Grafschaft, Gericht und Hof Cobochum nebst dem Patronate der dortigen Kirche mit Dietrich v. Isenberg-Limburg zu teilen.
Stadt
- 1227 parrochia Bochum
- 1268 wird Bochum oppidum genannt.
- 1298 überläßt Graf Everhard v. d. Mark Bochumer Bürgern die zu seinem daselbst ge¬legenen Hof gehörigen Wortstätten und Häuser als Erbzinsgut.
Freistuhl
- 1081-1105 wird Freistuhl in Bochum erwähnt:
Kirche
Die Kirche in Bochum gehörte zum St. Georgsstift in Köln.
Familienname
1200 Everh von Bochum.
Landschaftslage
Stand 1954: Bochum liegt in etwa 70-130 m Höhe (Altstadt 100 m) auf dem flachhügeligen Bochumer Landrücken zwischen Ruhr und Emscher, zwischen Essen und Dortmund, in einer regellos bebauten Industrie¬landschaft an der Grenze zwischen südlicher und nördlicher Ruhrkohlenzone. Die Streusiedlungen im südlichen Stadtgebiet erreichen das steil eingeschnittene Sohlen¬tal der Ruhr bei Hattingen, Blankenstein und Herbede (Erholungsgebiet). Daneben erreichen die Grenzen des Stadtgebiets im Westen die Stadt Wattenscheid, im Norden Wanne-Eickel und Herne sowie im 0sten mit dem Ortsteil Bochum-Langendreer das Stadtgebiet von Dortmund (Lütgendortmund).
Ortsursprung
Bochum ist eine der ältesten Städte der Grafschaft Mark. Neben der Bauerschaft Aldanbochem (9. Jh.) hob sich bei einem karolingi¬schen Oberhof (Reichshof villa publica Cofbuockheim 1041) ein Dorf ab, Markt 1298 bezeugt. Oppidum 1321.
Stadt als Siedlung
Stadtbezeichnung
Mit der Urkunde vom 08.06.1321 des Grafen Engelbert II. von der Mark (1308-28) Entwick¬lung zur Stadt im wesentlichen abgeschlossen. Gelegentlich spätere Bezeichnung als Wigbold 1432 und 1467 neben Stadt 1437 bedeutet keine Rückbildung. Bestätigung der Privilegien durch Her¬zog Johann II. von Kleve 1506, durch den Gro¬ßen Kurfürsten 1666, durch König Friedrich Wil¬helm I. 1713.
Gerichtsstätten
Auf dem Marktplatz in Bochum alljährlich auf Montag nach Margarethä für das Amt Bochum durch den Amtsrichter das Stoppelgericht. Bochumer Land¬- oder Stoppelrecht mit 56 Festsetzungen. Vielge¬nannter Freistuhl vorm Bongardtor.
Stadt als Siedlung
Bauliche Entwicklung
Stand 1954, Kern: auf einem Hügel die Kirche, dane¬ben der „Reichshof", früh für sich umwehrt teils mit Wasser, teils mit Planken und Mauer. Grund¬fläche etwa 1 ha 10 a. Ein älterer Ring umfaßt den Ort vom Reichshof im Nordosten aus im Zuge Wei¬lenbrink, Schützenbahn, alte Grabenstraße, Spitzberg, Katthagen zum Reichshof, etwa 8 ha. Bis 1321 ist westlich beiderseits der Bongardstraße und südlich bis zur Grabenstraße von 1954 ein Bo¬genstück vorgeschoben. Grundriß ein Langrund, etwa 12 ½ ha. Der kleine Alte Markt beim Katt¬hagen von unregelmäßiger Form um 1350 ver¬legt nach dem rechteckigen Marktplatz von 1954, der räumlich den Mittelpunkt bildet. Um 1340 Wall und Graben, nur bei den Toren Ansätze einer Stadtmauer. 5 Tore : Beck- ( = Bach-), Budden¬berg- (= Außenberg-), Hellweg-, Bongard¬( = Baumgarten-) und Brücktor. Entfernung vom Becktor im Nordosten zum Hellwegtor im Süden etwa 450 m, zum Bongardtor im Westen 300 m, vorn Brücktor im Norswesten zum Hellwegtor 460 m, zum Buddenbergtor im Südosten 500 m; vomBongardtor zum Buddenbergtor 380 m, zum Hellwegtor 340m. Wall und Graben seit dem 17. Jhdt. vernachlässigt und teilweise bebaut, 1750 stückweise verkauft. Tore um 1810 abgebrochen. Vor dem Hellwegtor schon um 1350 eine kleine Außenstadt von dreieckigem Umriß. Hin und Her jahrhundertelanger Fehden und strittige Besitzverhältnisse verhinderten eine stärkere Befestigung der Stadt. Bergbau und In¬dustrie vor den Toren der Ackerstadt bewirkten seit etwa 1850 eine rasche Weitung vornehmlich nach Westen. Südlich und östlich des Bochumer Vereins (Grund¬fläche 1854: 0,6 ha, 1865: 48 ha, 1905: 274 ha, 1926: 454 ha), 1854 aus der Gußstahlfabrik von Mayer & Kühne (1843) erwachsen, entstehen planmäßig Wohnbezirke für Werktätige. Gitter¬form. Arbeiterkolonie Stahlhausen 1866. Moltke¬platz 1871, 1954 Springerplatz. Von der Altstadt schieben sich Wohn- und Geschäftsstraßen süd¬westlich vor zum Bahnhof (1860). Wilhelmsplatz 1854, 1954 Husemannplatz. Nach Nordwesten zunächst Wohn¬viertel, dann weiter mit Industrie durchsetzt. Kaiser-Friedrich-Platz (1871), 1954 Imbusch¬platz. Zwischen Stadtpark auf der ehemaligen Vöde (1876) und Altstadt seit etwa 1900 ein Vil¬lenviertel. Knapper dehnt sich die Stadt nach 0sten. Vororte sind 1954: Linden, Dahlhausen, Langendreer, Riemke, Sundern, Weitmar, Laer, Wiemelhau¬sen, Werne. Um 1900 etwa ist die ganze ehema¬lige Stadtfeldmark bis auf belanglose Reste im 0sten bebaut. Grundriß der Stadt 1954 ein unregelmäßig ge¬formtes Mehreck, das sich einem westöstlich gela¬gerten Langrund nähert. Grundfläche 623 ha.
Gebäude
Stand 1954: An der Brüderstraße eine schon 1350 be¬stehende, 1609 verfallene Sakramentskapelle mit einer Terminei der Dortmunder Dominikaner. Rathaus am Marktplatz um 1528 nach dem Stadtbrand neu gebaut; Erdgeschoß mit Bogen¬halle auf 5 Pfeilern ; 1696 als dreigeschossiger Bau erneuert, teilweise Fachwerkbau ; 1815-33 auch Sitz des Gerichts, 1862 abgebrochen. Die zweigeschossige landesherrliche Rentei bei der Peter- und-Paul-Kirche beherbergte 1738-45 und 1815-33 das Märkische Bergamt, 1833-64 das Gericht; 1864-86 war sie Rathaus, 1898 abge¬brochen. Die romanische Peterskirche nach dem Stadtbrand von 1517 als dreischiffige Hallenkirche neu gebaut und nun Peter- und-Paul-Kirche genannt; nach der Pfarrteilung von 1889 zu einer Propstei¬kirche erhoben; 1873-75 durch Querschiff und Chor erweitert, Turmhelm und Dach 1920 abge¬brannt. Die luth. Pauluskirche von 1655, die ref. Johanniskirche von 1698, beide einschiffig, Re¬naissance. Im Katthagen von 1438-1794 ein kleines Gasthaus für Arme und Kranke. Red¬emptoristenkloster 1869. Am Husemannplatz: Amtsgericht 1864, gotische Marienkirche (Ziegelbau, 1871). - Im Norswesten: Bergamt mit alterBergschule 1833. Hauptpostamt 1879, Neubau 1925-32. Rathaus (Hotelumbau) 1886, Neubau 1926-31 (Prof. Roth, Darmstadt). Frühgot. Christuskirche 1879. Romanische Josephskirche 1890. Kaiser-Friedrich¬Platz 1891. Stadtparkviertel: Goethe-Oberreal¬schule 1898. Landesfrauenklinik 1906. Im 0sten: Elisabethhospital (an der Stelle des Schulthei¬ßenhofes) 1867. - Landgericht 1892, Strafge fängnis 1898, Finanzamt 1925, Polizeipräsidium 1929, Ruhr-Knappschaft 1815, Kohlenwertstoff¬ AG.1898, Sparkasse 1924 (1954 städt.), Straßen¬bahn-Verwaltung 1928, Stadttheater 1915, Lueghaus 1925. Friedhöfe bei den 3 alten Kirchen 1819 aufgegeben, dafür Friedhof (Alter Fried¬hof) am Lohberg im 0sten. Neuer Friedhof auf der Krümede 1884. Hauptfriedhof in Bochum-Altenbochum 1935.
Brände
1517 brannte die Stadt ganz, 1581 brann¬ten 110 Häuser ab. Begradigung einzelner Straßenzüge beim Wiederaufbau.
Zerstörung 2. Weltkrieg
- Zerstört wurden 5.000 Wohnhäuser, 18 Kirchen, 39 Schulen, 5 öffentl. Gebäude, 1 Kran¬kenhaus; beschädigt: 12.500 Wohnhäuser, 32 Kirchen, 41 Schulen, 18 öffentl. Gebäude, 3 Kran¬kenhäuser.
- Zerstört: Heimatmuseum, Haus Rechen, Stadttheater, Parkhotel Haus Rechen, Ruhr-Knappschaft, Marienkirche. Teilzerstört: Christuskirche.
- Vor der Zerstörung waren vorhanden: 23.000 Wohnhäuser, 56 Kirchen, 122 Schulen, 23 öffentl. Gebäude, 9 Krankenhäuser.
- Bis 1950 wurden 12.136 Wohnungseinheiten instandgesetzt oder neu gebaut.
Bevölkerung
Ältere Einwohnerzahlen
1500 um 1.000 Einwohner (E.), 1650 um 1.400 E., 1722: 1.663 E., 1725: 1.397 E., 1736: 1.425 E., 1750: 1.449 E., 1756: 1.585 E., 1763: 1.432 E., 1771: 1.440 E., 1780: 1.487 E., 1790: 1.526 E.; Ge¬schlecht: 1725: 709 m., 688 w. Neubürger 1560 bis 1600 jährlich durchschnittlich 6, 1601-1700: 7, 1701-1800: 6. Herkunft: bis 1800 98% NW-Deutschland, Rest Mittel- und S-Deutschland, 1871 33,8% Bochum, 41 % N-Deutschland, 12,5 % Rheinland, 8,6% Hessen und Waldeck, 2,1% Sachsen und Thüringen, 1 % Brandenburg und Schlesien, 0,6% Posen und Provinz Preußen, 0,4% S-Deutschl. 1880 (1900): Bochum 39,97% (40,91 %), Preußen 96,3°,ö (95,58%), andere dt. Staaten 3,07% (3,52 %°), außer dem Reich 0,62% (0,90 %); von den in Preußen geborenen waren Westfalen 74,93 % (68,26%), Ostpreußen 0,89 % (9,32%), Westpreußen 0,53% (1,98 %), Posen 0,98% (2,05 %), Rheinland 11,66% (8,54 %).
Seuchen
Pest 1544, 1579, 1599, 1623, 1635; Englischer Schweiß 1529; Cholera 1849, 1866 (86); Pocken 1866 (143), 1871 (333); Typhus 1900 (Wasser¬leitung, 89).
Bevölkerungsverzeichnisse
- Im Bürgerbuch Bürgeraufnahmen 1533 bis 1802.
- Einwohnerverzeichnisse 1736-63.
- Personenstandsaufnahmen 1840, 1843, 1846, 1852,1855, 1861 1864.
- Adreßbücher 1874, 1876, 1880, 1882, 1888, 1890, 1895, 1896, 1897, 1899, 1903, 1904, 1905, 1907, 1908, 1910, 1911, 1912, 1913, 1914, 1916, 1920, 1924, 1926, 1928, 1930, 1932, 1934, 1936, 1950, 1952.
- Kirchenbücher: Ev. Gemeinde seit 1675,
- Bochum-Linden seit 1665,
- Bochum -Weitmar seit 1680,
- Bochum -Laer seit 1681,
- Bochum -Harpen seit 1688,
- Bochum -Stiepel seit 1725,
- Bochum Langendreer seit 1727.
- Kirchenbücher: Ref. Gem. seit 1732.
- Kirchenbücher: Kath. Peter- und Paul-Gemeinde seit 1690.
- Häuser- und Personenstatistik von 1787
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- 1810-1812 (Zivil) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- 1815-1826 (luth. Stadt u. Land) Heiraten, Tote
- 1827-1874 (luth. Stadt u. Land) Geburten, Heiraten, Tote
- 1815-1874 (ref.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1815-1874 (r.k. Stadt u. Land) Geburten, Heiraten, Tote
- 1822-1846 (Juden, Stadt) Geburten, Heiraten, Tote
- 1822-1847 (Juden, Landrat) Geburten, Heiraten, Tote
- 1827-1847 (Juden, Landrat, Gerichtsbezirk Hattingen) Geburten, Heiraten, Tote
- 1847-1874 (Juden, Gerichtsbezirk) Geburten, Heiraten, Tote
- 1850-1874 (Dissidenten, Gerichtsbezirk) Geburten, Heiraten, Tote
Berühmte Personen
Jüngere Einwohnerzahlen
1800: 1.636 Einwohner (E.), 1810: 2.168 E., 1818: 2.107 E., 1820: 2.099 E., 1831: 3.022 E., 1843: 4.282 E., 1858: 8.797 E., 1861: 9.840 E., 1871: 21.192 E., 1885: 40.767 E., 1895: 53.842 E., 1900: 65.551 E., 1905: 112.443 E., 1910: 136.931 E., 1920: 150.630 E., 1926: 213.462 E., 1929: 322.514 E., 1933: 314.546 E., 1939: 305.485 E., 1946: 246.477 E., 1950: 289.804 E. - Geschlecht : 1800: 761 m., 875 w., 1871: 12.330 m., 8.862 w., 1900: 34.688 m., 30.863 w., 1910: 70.894 m., 66.037 w., 1930: 160.957 m., 159.896 w., 1946: 114.949 m., 131.268 weiblich.
Sprache
Die niederdeutsche Mundart war Umgangssprache bis um 1870. Ur kundensprache bis um Mitte 14. Jh. lateinisch, bis etwa 1550 niederdeutsch, nach einer Übergangszeit von etwa 1610 ab hochdeutsch. 1954war die Mundart nur noch in wenigen alteingesessenen Bauern- und Arbeiterfamilien heimisch. Sie gehörte einmal in das Dortmunder ink(`euch')-Gebiet des Westfälischen, sprach: 'da Fäite daut mi wäik', ek sin 'ich bin', ink 'euch', jit 'ihr', bauen 'bauen', Kauken 'Kuchen', Piäpper `Pfeffer'.
Wirtschaft
Handel u. Gewerbe
Bis zum Aufkommen der Industrie, Mitte 19. Jh., hauptsächlich Ackerbau und Viehzucht. Stadtfeldmark etwa 610 ha groß; der nördliche und östliche Teil Vöde (=Viehweide), die abwechselnd 6 Jahre lang halb als Weidebrache und halb als Ackerland benutzt wurde. Auf durchweg schwe¬rem Boden vorwiegend Roggenbau. Eigenes Kornmaß 1372-1829. Für den Kornhandel jahr¬hundertelang der Hattinger Markt wichtig. Um 1800 war Bochum Getreidehandelsplatz. Martinijahr¬markt schon 1321, seit 1324 dazu Markt zu Petri Stuhlfeier und zu Pfingsten. Tuchmacher, Woll¬spinner, Strumpf- und Leinweber, lieferten bis ins 19. Jhdt. hauptsächlich ins Rheinland. Im 17. und 18. Jh. vertraten die Grolman den Tuch- und Eisenhandel, die Bordelius den Seidenhandel, letztere auch nach Lübeck verzweigt. Die Kaffee¬mühlenfabrik Kampmann, von 1760 ab 50 Jahre lang die bedeutendste der Grafschaft Mark, lie¬ferte fast nur für die Messen in Frankfurt, Braun¬schweig, Leipzig und nach Holland und Amerika.
Erste Erwähnung des Steinkohlenbergbaues vor den Toren Bochumss um 1520. Zur Förderung des Berg¬baues an der Ruhr errichtete der Staat 1738 in Bochum das Märkische Bergamt, das, mehrfach ver¬legt, von 1815 bis zur Auflösung 1861 in Bochum ver¬blieb. 1767 der Gahlen'sche Kohlenweg zur Lippe gebaut. 1780 Mitbeteiligung des Bochumer Bergbaus an der Schiffbarmachung der Ruhr (1827 erste Pferdebahn dorthin). 1799 erste Dampfmaschine auf der Zeche Vollmond. Ofenkoks seit 1837, Bri¬kettfabrik 1880, 1. Fördermaschine im Schacht¬turm 1888, 1. Kunstsalpeter- und Salpetersäurewerk. Die meisten Bochumer Zechen (nach 1918: 19 Großbetriebe mit zusammen 45 Schachtanlagen und 46.000 Arbeitern, 1954 etwa 70 Schachtan¬lagen) kamen allmählich in den Besitz von Kon¬zernen: Friedrich Krupp AG., Gelsenkirchener Bergwerks AG., Bergbau AG., Lothringen, Har¬pener Bergbau AG., Bochums Anteil an der Förder¬menge des Ruhrgebiets betrug 1954 etwa 1/8. Als zechenreichste Stadt des Ruhrgebiets 1954 füh¬rendes Bergbauzentrum Deutschlands mit Schwerindustrie in Kohle, Eisen, Stahl (Hoch¬öfen, 1954 größte Walzwerke Deutschlands) und Che¬mie, Eisenverarbeitungs-, Maschinenbau-, Elek¬tro- und Fahrzeugindustrie, ferner Bau-, Braue¬rei- und Tabakindustrie. Für den Absatz der Ne¬benprodukte der Kohle sehr bedeutsam die ABCD-Verkaufsverbände (1954: Kohlenwert¬stoff AG. in Bochum): Dt. Ammoniakverkaufsvereini¬gung (1895), Benzolverband (1898), Cumaron¬harzverband (1919), Derop, Vertriebsgesellschaft für russische Ölprodukte (1935). Das 1890 in Bochum gegründete Westfälische Kokssyndikat 1903 mit dem Koh¬lensyndikat in Essen vereinigt. Außerdem Rhei¬nisch-Westfälisches Cementsyndikat GmbH. (An¬fänge 1903).
Jüngere Firmen
Stand 1954: Aus mehreren seit 1800, 1860 und 1872 be¬stehenden Firmen ging die Westfalia-Dinnen¬dahl -Gröpel AG. 1954 Wedag) für Aufberei¬tungsanlagen, Brikettfabriken usw. hervor. Gu߬stahlfabrik Mayer & Kühne, gegr. 1843, seit 1854 Bochumer Verein, dazu 1889 die Gesellschaft für Stahl¬industrie (gegr. 1869), 1926 Westfälische Stahlwerke (gegr. 1889) und ein 1928 erbautes Röhrenwalz¬werk, bedeutendste Firma der Bochumer Schwereisenindustrie für Stahlguß, Schmiedestücke, Schie¬nen und Weichen, Radsätze und Federn, Quali¬tätsstähle und Gußstahlglocken. Seit 1851 Heintzmann & Dreyer, 1954 Bochumer Eisenhütte Heintzmann & Co. Maschinenfabrik G. Wolff jr. GmbH. 1854. Die älteste deutsche Grubenlampen¬fabrik Wilhelm Seippel in Bochum (seit 1858) lieferte Grubensicherheitslampen in alle Bergbaugebiete der Welt. Bergwerkmaschinenfabrik Gebrüder Eickhoff 1860. Kokerei Gust. Schulz, gegr. 1870, seit 1908 Chemische Industrie AG. Industrie¬bahnfabrik A. Koppel, gegr. 1887,1954 Oren¬stein & Koppel AG. Fahrzeugfabrik E. H. von Lienen 1904. Chemische Werke Lothringen 1908. Zahnräderfabrik Bochum, Alfred Jahnel 1910. Eisen- und Hüttenwerke AG., 1954 Stahlwerke Bochum, seit 1918. - Textilfirma M. Baltz 1827. Schürzen¬fabrik Aron Meyer 1885, 1954 Abteilung von Pongs & Zahn AG. Schuhfabrik Ferd. Drenhaus 1899. -Älteste noch 1954 bestehende Brauerei: Moritz Fiege, seit 1749. Tabakfabrik Carl und F. D. Cramer, seit 1725.
Verkehr
Stand 1954: In Bochum kreuzen sich Hellweg (Niederrhein-Weser) und alte Nordsüd- Straße (vom Lippeübergang bei Haltern am See zum Ruhrübergang bei Hattingen (Ruhr)). Diesen Strecken folgte auch die spätere Verkehrs¬entwicklung: 1737 Postcomptoir in Bochum 1790 erste feste „Chaussee" nach (Essen-)Steele und Wit¬ten. Seit 1803 Fahrpost nach Essen. 1954 Bun¬desstraßen Aachen-Essen -Dortmund- Hildes¬heim und Trier -Wuppertal- Recklinghausen¬ - Bremen und diagonal von Bochum nach Hagen (zum Sauerland und Siegerland). Weitere Verbindun¬gen nach Stiepel (Ruhr), Essen-Kray, Gelsen¬kirchen, Castrop-Rauxel und Lütgendortmund. Die Autobahn Köln-Berlin ist 12 km entfernt (seit 1938). Wasserstraßen sind zu erreichen am Rhein-Herne-Kanal (in Wanne und Herne). Seit 1860 Bahn nach Witten zur Bergisch-Märkischen Bahn (Elberfeld-Dortmund). Seit 1862 (Berlin-) Hamm -Bochum- Mühlheim/Ruhr (-Köln), seit 1874 „Rheinische Bahn" (Osterrath bei Krefeld -Bochum- ¬Dortmund), seit 1887 Verbindung nach Wanne-Eickel zur Strecke Essen-Hamburg, später Bahn nach Recklinghausen. Bochum hat 8 1954 Bahnhöfe : Haupt¬bahnhof, Langendreer, Laer, Nord, Präsident, Riemke, Weitmar und Dahlhausen/Ruhr. Stra¬ßenbahn seit 1896.
Umgebungsbedeutung
Stand 1954: Bochum ist neben seiner hervorragenden berg¬baulichen, industriellen und handelswirtschaft¬lichen Bedeutung 1954 geistiger Mittelpunkt des Ruhr¬bergbaus und Sitz vieler Behörden und Spitzen¬verbände von Industrie und Arbeitnehmerschaft.
Verwaltung
Rat
Erste Erwähnung eines Rates (consilium oppidanorum) 1321. Zum Rat gehörten 2 Bürgermeister und 6 Ratsmänner (Ratsfreunde). Wahl der bei¬den Bürgermeister auf Petri Stuhlfeier durch 8 Kurgenos¬sen des Rates und 16 aus der gemeinen Bürger¬schaft. An Stelle von 2 Ratsherren seit etwa 1527 ein Stadtsekretär und ein Stadtrentmeister. Un¬ter dem Großen Kurfürsten mußte ein Bürgermeister und ein Ratsherr aus den Ref. gewählt werden. Jähr¬liche Bürgermeisterwahl 1714 aufgehoben. Nach Kgl. Verordnung von 1731: 1. oder worthalten¬der Bürgermeister Gesamtaufsicht und -leitung, 2. Bürgermeister Einquartierung, Polizeisachen und Marktwesen, 1. Senator Bau- und Wegewesen, 2. Senator Feuerwesen, 3. Senator Kämmerei. 1714-65 er¬nannte die Regierung den Rat. 1765 wurde das Wahlrecht zurückgegeben.
Gericht
Nach der Urkunde von 1321 gräflicher Stadt¬schultheiß mit dem Rat für hofesrechtliche und öffentlich-rechtliche Angelegenheiten zuständig. Rechtszug schon vor 1346 bis etwa 1530 nach Dortmund, dann bis 1719 nach Hamm, dann nach dem Hofgericht in Kleve. Für schwere Vergehen der landesherrliche Richter desAmtes Bochum zuständig. Zusammenfassung der Stadt¬gesetze in den Statuten der Stadt, seit dem 16. Jh. ergänzt und vermehrt auf 46 Para¬graphen. Stadtgericht bestand bis zur Errich¬tung des französischen Friedensgerichtes 1812. Ab 1815 Kgl. Land- und Stadtgericht, ab 1849 durch Zusammenlegung der Land- und Stadt¬gerichte Bochum und Hattingen Kreisgericht Bochum. Nach 1879 behielt Bochum nur ein Amtsgericht. Land¬gericht 1892.
Vertretung der Bürgerschaft
Von den 8 Gemeinheitsleuten gingen all¬jährlich 4 ab; die verbleibenden wählten mit dem Rat 4 neue beerbte Personen. 1714 war herge¬bracht, daß alljährlich 3 oder 5 abgingen und die verbleibenden Gemeinheitsleute je 1 oder 2 ihrer Konfession vorschlugen. Nach Annahme durch den Rat wählten die 8 der Gemeinheit aus den 3 Religionsgemeinschaften 16 Kurgenossen, die mit ihnen die Bürgermeister erkoren; dabei hatte jeder Ge¬meinheitsmann 2 Stimmen. Damit war das Amt eines Kurgenossen erloschen. Gemeinheitsleute wurden bei Rechnungsabnahme, Verpachtungen und sonstigen wichtigeren Angelegenheiten zu¬gezogen. 1809-13 französische Verwaltungsord¬nung; die Munizipalität Bochum faßt Stadt- und umliegende Landgemeinden unter einem Maire mit einem Ver¬treter und 16 Munizipalräten zusammen. 1843 Landgemeinden wieder abgetrennt und Einführung der Revidierten Städteordnung von 1831 für Bochum.
Landesherrschaft
Landesherren/Kriege
Zu Anfang 13. Jhdts. war Bochum in Lehnsbesitz des Grafen von Isenberg; nach Ächtung Fried¬richs von Isenberg (1225) mit dem größten Teile des Isenbergschen Besitzes als kölnisches Lehen an Grafschaft Mark Graf Adolf I. von der Mark. Die Streitigkeiten dieses Grafen mit den Verwandten des Geächte¬ten endeten für Bochum 1243 damit, daß der Graf von der Mark und Dietrich von Isenberg „Grafschaft, Gericht und Hof Bochum, neben dem Patronat der Kirche daselbst" gleichmäßig teilen sollten. Diese Regelung war 1272 beendet, indem Köln die Isenberger Hälfte übernahm. Köln suchte das kirchlich zu ihm gehörende Bochum auch politisch zu¬rückzugewinnen. Nach einem Vergleich von 1347 sollte Bochum bis zu endgültiger Erledigung im Besitz von Mark bleiben. Die Streitigkeiten zwischen Köln und Mark, in denen eine märkische und eine kölnische Hälfte des Gerichts (Amtes) Bochum eine be¬sondere Rolle spielten, endeten 1392 damit, daß Köln seine Hälfte an Mark verpfändete; zur Ein¬lösung ist es nicht gekommen. Im Bruderstreit des Grafen Adolf (1417 zum Herzog von Kleve erhoben) und des Grafen Gerhard wurde Bochum 1429 in Brand geschossen. Nach Gerhards Tod kam Bochum 1461 mit der ganzen Mark zu Kleve.
Der Hanse gehörte Bochum als Beitragsstadt unter den märki¬schen Vororten Hamm und Unna an. 1426 trat Bochum dem märkischen Städtebund bei. 1508 war Bochum in dem Verband der klevischen und märkischen Städte, die Herzog Johann II. zu einer besseren Regierung veranlassen wollten. Bis ins 18. Jhdt. galt Bochum als Vorort der 7 kleineren Städte und der 6 Freiheiten der Mark. Nach der gemeinschaftlichen Herrschaft von Brandenburg und Pfalz-Neuburg (1609-14) kam Bochum 1616 vorläufig, 1666 endgültig mit der Grafschaft Mark an Brandenburg. 1753 kam Bochum zum Städtekreis nordwärts der Ruhr und unterstand zunächst der Kriegs- und Domänen¬kammer Kleve, von 1766 der zu Hamm.
Bis 1753 war Bochum Amtssitz des Drosten (Amtmanns) und des Richters des Amtes Bochum. Die landesherrliche Rentei Bochum (Domänenverwaltung) wurde 1822 mit dem Rentamt Dortmund vereinigt.
- 1609 – 1806 Brandenburg (Preußen), Grafschaft Mark u. Herzogtum Kleve, Amt Bochum (historisch)
- 1807 -1813 Kaiserreich Frankreich, Großherzogtum Berg, Ruhrdepartement , Arrondissement Dortmund, Kanton Bochum
- 1813 Preußisches Gouvernement Weser-Rhein
- 1815 Preußen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Kreis Bochum (1817), seit 1876 kreisfrei
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen
- 15.01.1923 bis 21.07.1925 Ruhrbesetzung, Bochum stand unter französischer Gewalt.
Kriegswesen
Wehrhoheit
Wehrhoheit beim Landesherrn. Gelegent¬lich hatte Bochum geworbene Fußgänger zu stellen, im 15. Jhdt. z. B. 10. Bürgerwehr in 12, später in 15 Rotten unter Rottmeistern eingeteilt. Zur Rüst¬kammer im Rathaus hatten Neubürger lange eine Hakenbüchse oder eine Muskete zu liefern. Wäh¬rend der preußischen Kantonseinrichtung war Bochum von etwa 1748-69 werbefrei. 1808-13 Stadt¬nationalgarde. 1848 eine Bürgerwehr von 530 Mann in 4 Kompanien.
Schützengilden
Schützen „alter Herkunft" erstmals 1540 erwähnt. Für Schießübungen eine Schüttebahn. Schützenmeister hatten Aufsicht über Wall und Graben. 1704 nach Kgl. Verordnung eine Schüt¬zenkompanie (Miliz) mit Reglement von 1705. Fort¬führung der Schützenüberlieferung durch Jung¬gesellenkompanie und Bürgerschützenverein, neu be¬gründet 1829, verdient um die Erhaltung des ur¬alten Maiabendfestes noch 1954.
Garnison
Garnison 1940-45.
Siegel, Wappen, Fahne
Politische Einteilung
Stadtteile
- Stadtbezirk Mitte: 10 Grumme, 11 Gleisdreieck, 13 Altenbochum, 14 Südinnenstadt, 15 Kruppwerke, 16 Hamme, 17 Hordel, 18 Hofstede, 19 Riemke
- Stadtbezirk Wattenscheid: 24 Günnigfeld, 25 Wattenscheid-Mitte, 26 Leithe, 27 Westenfeld, 28 Höntrop, 29 Eppendorf
- Stadtbezirk Nord: 36 Bergen/Hiltrop, 37 Gerthe, 38 Harpen/Rosenberg, 39 Kornharpen/Voede-Abzweig
- Stadtbezirk Ost:
- 46 Laer,
- 47 Werne,
- 48 Langendreer,
- 49 Langendreer-Alter Bahnhof
- Stadtbezirk Süd: 53 Wiemelhausen/Brenschede, 54 Stiepel, 55 Querenburg
- Stadtbezirk Südwest: 63 Weitmar-Mitte, 64 Weitmar-Mark, 65 Linden, 66 Dahlhausen
Kirchliche Einteilung
Genealogische und historische Gesellschaften
Heimatvereine, Volkskunde
Freilichttheater. Jährlich Gertrudispreis für Kultur- und Heimatpflege.
Genealogische Gesellschaften
Genealogische und historische Quellen
Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch
- Bochum (Stadt 1321): Bürgerbuch (Ratsprotokollbuch) 1533-1802 (Stadtarchiv Bochum).
- Darpe, Franz: Geschichte der Stadt Bochum. Bochum 1888, S. 74-107: Das mittelalterliche Bürgertum Bochums, ab S. 198: Bürgerverzeichnis des 16. Jahrhunderts, S. 288-302: Die Bürgerschaft 1609-1740, S. 401-410: Neu aufgenommene Bürger (1741-1802).
Genealogische Quellen
Historische Quellen
Bibliografie
Periodika
- Bochumer Zeitpunkte. Beiträge zur Stadtgeschichte, Heimatkunde und Denkmalpflege. Hrsg.: Dr. Dietmar Bleidick, Yorckstraße 16, 44789 Bochum, Tel. 0234/335406, E-Mail: <email>dietmar.bleidick@t-online.de</email> für die Kortum-Gesellschaft Bochum e.V., Vereinigung für Heimatkunde, Stadtgeschichte und Denkmalschutz, Graf-Engelbert-Straße 18, 44791 Bochum, Tel. 0234/581480, E-Mail: <email>Kortum.eV@web.de</email> 19/2007.
Archive
- Bochum/Stadtarchiv, Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
- Universitätsarchiv Bochum
Bibliotheken
- Bibliothek des Ruhrgebiets im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets, Clemensstraße 17-19, 44789 Bochum, Tel.: 0234 / 32 22 415
Internetlinks
Offizielle Internetseiten
- Stadtverwaltung Bochum www.bochum.de
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>BOCHUMJO31OL</gov>