Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/009

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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mit seiner Harfe vor Augen. Daß sich bei ihm schon während seiner Studienzeit einzelne graue Haare zeigten, mag, als eine in der Familie weiter vererbte Erscheinung, hier berichtet sein.

Über seinen Lebensgang und insbesondere seine Amtstätigkeit ist nach seinem Tode in der „Allgemeinen Kirchenzeitung“ 1847, Nr. 98, Seite 831 und 832, später auch im Nekrolog der Deutschen[1], ein von Pfarrer Lehr verfaßter Nachruf erschienen, der in seiner warm geschriebenen und gewiß auch zutreffenden Weise zunächst hier wörtlich folgen mag:

„Christian Spamer,

evangelischer Pfarrer zu Crainfeld im Großherzogtum Hessen, geb. den 12. August 1770, gest. den 30. April 1847. Der Verstorbene war der Sohn einer armen, aber braven bürgerlichen Familie zu Schotten. Nach Vollendung seiner Studien wurde ihm am 30. Dezember 1789 die Rektoratsstelle an der Stadtschule zu Schotten, am 21. Januar 1797 die Pfarrstelle zu Burkhards, am 7. April 1815 die zu Crainfeld übertragen, welche er bis zu seinem Tode bekleidete. Spamer zeichnete sich zwar nicht durch theologische Gelehrsamkeit und literarische Tätigkeit aus, wohl aber durch eine während der langen Reihe von 57 Dienstjahren bewährte musterhafte Amtstreue und segensreiche Wirksamkeit. Sein schlichter, bescheidener, frommer Sinn, sein biederer und sanfter Charakter erwarb ihm die Achtung und Liebe seiner Amtsgenossen und der ihm anvertrauten Gemeinden. Seine musterhafte Amtstreue wurde bei der im Jahre 1840 stattgehabten Feier seines 50jährigen Dienstjubiläums von der kirchlichen Behörde auf ehrende Weise anerkannt, wie auch die Amtsgenossen und das Kirchspiel ihm Beweise ihrer Anhänglichkeit und Achtung bei dieser Gelegenheit gaben. Der 70jährige Greis hielt es indeß für seine Pflicht, in dem Berufe, an welchem er mit ungeteilter Liebe hing, fort zu wirken so lange es seine Kräfte nur irgend gestatteten, und er wirkte in ihm mit solcher Treue, daß ihm die kirchliche Oberbehörde vor zwei Jahren nach einer abgehaltenen Kirchenvisitation abermals ihre besondere Zufriedenheit zu erkennen gab, und sich in seinem Kirchspiele die musterhafte kirchliche Ordnung und der kirchlich fromme Sinn bis an seinen Tod ungeschwächt erhalten hat. Wie seine Predigten und sein ganzes Wesen ein biblisch frommer Sinn durchdrang, so blieb ihm die Bibel immer das liebste Erbauungsbuch, aus welchem er sich, als er im Anfange dieses Jahres die Abnahme seiner Kräfte fühlte, im Vorgefühl seines nahen Todes auf sein Lebensende vorbereitete. Unter allgemeiner Teilnahme seines Kirchspiels, für welches mit seinem Tode ein schönes, wahrhaft patriarchalisches Leben sich auflöste, wurde am Charfreitage seine irdische Hülle dem Schoße der Erde übergeben, wobei Pfarrer R. über Hiob 4.3.4. eine ergreifende Predigt in der Kirche hielt, Pfarrer B. eindringliche Worte am Grabe sprach. Für die Kirche ist in ihm ein treuer Diener, für die Gemeinde ein würdiger Seelsorger, in welchem sie den treuen Hirten ehrte, und den sie wie einen Vater liebte, heimgegangen.“

Wie auch aus diesem Nachrufe ersichtlich, wurde dem von der Universität zurückgekehrten, erst im 20. Lebensjahre stehenden Kandidaten theologiae die Rektoratsstelle seiner Vaterstadt übertragen, welche Stelle bestimmungsgemäß mit Theologen besetzt werden mußte. Sieben Jahre später erhielt er die Pfarrstelle in Burkhards und führte am 5. Mai 1797 seine Braut Katharina Barbara Rühl, die ältere Tochter des Bürgers und Metzgermeisters Johann Konrad Rühl in Schotten, zur Trauung und in sein Pfarrhaus heim. Da zu jener Zeit österreichische und französische Kriegsvölker zwischen Schotten und dem etwa 2 Wegstunden entfernten Burkhards feindlich gegenüber lagerten und den Fahrweg sperrten, so mußten die jungen Eheleutchen des Abends zu Fuß, und begleitet von Dienstboten, welche den nötigsten Hausrat auf dem Kopfe trugen, in aller Stille ihre Heimstätte aufsuchen. Diese Heimstätte nun, das freundliche Burkhardser Pfarrhaus, hatten sie, wie auch die Pfarrpfründe, während der ersten zehn Jahre ihres Dortseins noch mit dem schwer gichtkranken Vorgänger, Pfarrer Schuchard, zu teilen. Derselbe bewohnte


  1. GenWiki-Red.: Handschriftliche Korrektur großes D.