Deutsche und französische Kultur im Elsass/007
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- Bildunterschrift:
- G. STOSKOPF : LANDSCHAFT AUS DER UMGEGEND VON STRASSBURG.
sind meistens hübsch, nicht selten auffallend schön, in der Grazie der Bewegungen übertreffen sie zwar ihre rechtsrheinischen Nachbarinnen, stehen jedoch hinter der Französin weit zurück. Der Elsässer ist sehr intelligent; eine hervorstechende Eigenschaft in seinem Charakter ist ein rasches entschlossenes Handeln in allen möglichen Lebenslagen, das ihn sowohl zum guten Geschäftsmann, wie tüchtigen Soldaten gemacht hat. Auffallend ist ferner der heitere Zug, die Lebensfreude des Volkes. Noch heute gilt der Ausspruch in dem Bericht des Marquis de Lagrange an Ludwig XIV.: „Cette population dont le naturel est la joie". Die Sprache ist ein alemannischer Dialekt mit mancherlei Eigentümlichkeiten, deren hervorstechendste die häufige Beimischung französischer Worte bildet. Die Landbevölkerung spricht deutsch bis auf das obere Breuschthal und wenige Orte der Hochvogesen. Auch die Arbeiterbevölkerung und die niedere Bürgerschaft der Städte bedienen sich regelmässig der deutschen Sprache. Die höhere Bürgerschaft der Städte und die Notabein im ganzen Land, also die Gebildeten, bevorzugen die französische Sprache, ohne jedoch auf den Dialekt ganz zu verzichten, dessen sie im Verkehr mit ihrer Dienerschaft und Arbeitern unbedingt bedürfen. Man kann wohl sagen, der deutsche Dialekt, das Alemannische, ist die Muttersprache des ganzen Volkes, aber die Sprache der Bildung und der Gebildeten ist das Französische.
Die Wirtschaft steht in engem Zusammenhang mit den natürlichen Verhältnissen des Landes. In der Ebene und im Hügelland sitzt ein sehr wohlhabender Mittel- und Kleinbauernstand. Betriebe von mehr als 20 ha sind schon verhältnismässig selten, Grossbetriebe mit mehr als 100 ha sind nur in verschwindendem Masse vorhanden. Ein Eigentümer von 20 ha und mehr bewirtschaftet zumeist nur einen Teil seines Besitzes selbst in einem Betrieb, und verpachtet den Rest an kleinere Leute. Überhaupt ist das Pachtwesen im Lande sehr verbreitet; auch die städtischen Kapitalisten und Stiftungen besitzen einen nicht unbedeutenden ländlichen Grundbesitz, der in ganzen Betrieben oder einzelnen Parzellen an bäuerliche Pächter ausgethan ist. Allerdings ist die grosse Masse des Grund und Bodens in der Ebene und im Hügelland Eigentum selbstwirtschaftender Mittel- und Kleinbauern.
In den Thälern des Gebirges herrscht die Industrie, und zwar fast ausschliesslich die Baumwollenindustrie, der Stolz des Elsasses. Eine dichtgedrängte zwergbäuerliche Bevölkerung vom Breuschthal im Norden bis zum Dollerthal im Süden ist völlig auf den Verdienst, den die Fabriken des Thales gewähren, angewiesen. Über ihnen sitzen die Herren der Thäler, die stolzen,