Asbach-Sickenberg

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Version vom 6. Januar 2024, 06:57 Uhr von Bernd Schwendinger Bot (Diskussion • Beiträge) (Bot: Text im Abschnitt Familienprivat-/Zufallsfunde bzw. Forscherkontakte durch Vorlage ersetzen)
(Unterschied) ← Nächstältere Version • aktuelle Version ansehen (Unterschied) • Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Disambiguation notice Asbach ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Asbach.
..Bad Sooden-Allendorf.. ..Burg Altenstein.. ..Schloss Rothestein.. ..Mackenrode.. ..Eichstruth.. ..Wüstheuterode.. . .Uder. . ..Hoher Meißner..
Header Asbach Sickenberg.jpg


Hierarchie

Logo Leerstelle.jpg

Die Untermühle in Asbach

Einleitung

Asbach und Sickenberg waren bis 1945 hessische Dörfer im Landkreis Witzenhausen.
Weil die Bahnstrecke BebraGöttingen als Teil der Nord-Süd-Strecke, zwischen Bad Sooden-
Allendorf
und Eichenberg auf einer Länge von vier Kilometern durch die sowjetische Besatzungs-
zone verlief, wurde zwischen Russen und Amerikanern ein Gebietsaustausch vereinbart.

Im Wanfrieder Abkommen wurde am 17. September 1945 festgelegt, dass die hessischen Dörfer
Sickenberg, Asbach, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode (Kreis Witzenhausen) mit
insgesamt 429 Einwohnern und einer Fläche von 761 Hektar Teil der sowjetischen Besatzungs-
zone wurden, die Eichsfelder Dörfer Neuseesen und Werleshausen – im einst preußischen
Landkreis Worbis mit Sitz in Heiligenstadt – mit 560 Einwohnern und einer Fläche von
845 Hektar wurden der amerikanischen Besatzungszone zugeschlagen.
Mit Asbach und Sickenberg sind zwei evangelische Dörfer zum überwiegend katholischen
Eichsfeld gekommen:

  • 1925 Asbach 202 Einw. (alle ev.), Sickenberg 64 Einw. (63 ev., 1 rk.)
Die Dorfstraße in Asbach

A s b a c h

Schwierige Lage

Bis zur Wende 1989 verlief unterhalb von Asbach im Tal des Alten Hainsbaches die stark gesicherte innerdeutsche
Grenze. Für die Bewohner von Asbach war das mit einer Vielzahl von Einschränkungen verbunden. Entlang der Grenze zur
Bundesrepublik bestand seit der Anordnung von 1954 auf dem Gebiet der DDR offiziell ein „Sperrgebiet“. Dieses setzte
sich zusammen aus einer „5 km-Sperrzone“, einem 500 Meter breiten „Schutzstreifen“ und dem „10 m-Kontrollstreifen“
unmittelbar am Grenzzaun. Der zehn Meter breite (gepflügte) Kontrollstreifen wurde auch „Todesstreifen“ genannt.
Dieser Bereich war zeitweise vermint oder mit Selbstschussanlagen ausgerüstet.

Das Betreten des „Schutzstreifens“ oder der „Sperrzone“ war von besonderen Voraussetzungen abhängig, für Anwohner
etwa durch einen Vermerk im Personalausweis, für Besucher durch einen extra auszustellenden „Passierschein“. Monteure
und Techniker, die beispielsweise Stromleitungen oder Brücken zu reparieren hatten, konnten nur mit einem Wachkommando
in den jeweiligen Grenzabschnitt gelangen. In Wachtürmen und Bunkern postierte Grenzsoldaten hatten jedes verdächtige
Ereignis zu melden. Im Hinterland patrouillieren motorisierte Grenzaufklärer. Westverwandtschaft und ausländische Bürger
erhielten in der Regel keine Besuchserlaubnis. Wurden Personen ohne Passierschein in der 5-Kilometer-Sperrzone
aufgegriffen, wurden sie dem zuständigen Grenzkommando gemeldet („Republikflucht“ war seit 1968 eine Straftat,
Höchststrafe fünf Jahre Gefängnis, auch der Versuch war strafbar). „Unzuverlässige“ Bewohner der Sperrzone wurden
1952 in der „Aktion Ungeziefer“ beziehungsweise 1961 im Zuge der „Aktion Kornblume“ zwangsweise umgesiedelt.
Auch weit vor der Sperrzone wurden Personenbewegungen überwacht.

Asbach mit den Grenzsperranlagen

Die Bewohner von Asbach müssen sich manchmal wie Tiere im Zoo vorgekommen sein.
Auf westlicher Seite konnten nämlich Neugierige von Bad Sooden-Allendorf aus
auf einem schmalen Weg entlang des Hainsbachs mit dem Auto an der alten Hainsmühle
vorbei bis kurz vor die Grenzsperranlagen fahren, wenn sie mal „Ostzone gucken
wollten“. In Asbach gab es keine Sichtblenden wie andernorts und man konnte die
Leute bei ihren alltäglichen Verrichtungen beobachten. Auf Winken oder Rufen
reagierte niemand, vermutlich weil das nicht opportun war.

Am 20. Januar 1990 wurde bei Asbach die Grenze geöffnet und die zahlreichen Besucher
wurden von DDR-Grenzsoldaten freundlich empfangen und sogar mit heißer Suppe versorgt.
Am 20. Juli 1993 beschloss die Landesregierung von Thüringen in Erfurt, dem Antrag von
Asbach, Sickenberg, Vatterode, Weidenbach und Hennigerode auf Umgliederung zum
Bundesland Hessen nicht zu entsprechen. Die fünf Orte wurden am 01.071994 in den neu
geschaffenen Landkreis Eichsfeld eingegliedert. Da die Grenze zum Bundesland Hessen
heute kein Hindernis mehr darstellt, spielt das nahe gelegene Bad Sooden-Allendorf
im Alltag der Asbacher eine wesentlich größere Rolle als die erheblich schlechter
erreichbare Kreisstadt Bad Heiligenstand.

Warnung vor dem „Kriegstreiber Adenauer“ an der Grenze bei Asbach
Geparkte Pkw von DDR-Besuchern bei Asbach
Grenzöffnung bei Asbach am 20.01.1990
Grenzöffnung bei Asbach am 20.01.1990

Erste Erwähnung

Asbach wurde erstmals 1284 und Sickenberg erstmals 1298 urkundlich erwähnt. Die Orte gehörten
zum Amt- und Burgbezirk der landgräflichen Burg Altenstein. Seit dem 16. Jahrhundert bildeten beide
Dörfer eine Kirchengemeinde. Die Gemeinde wurde 1950 wurde durch den Zusammenschluss der zuvor
selbstständigen politischen Gemeinden Asbach und Sickenberg die Gemeinde Asbach-Sickenberg gebildet.

Aus dem Historischen Ortslexikon
Asbach liegt 4 km östlich von Bad Sooden-Allendorf in einer Höhe von 270 m. Das Straßendorf erstreckt
sich auf einem auslaufenden Südhang über dem Alten Hainsbach, die rundummauerte Kirche steht
erhöht über der Ortsmitte.

QS icon star blue.svgLogo Leerstelle.jpg Historische Namensformen:

  • Aspeche (1329)
  • Aspech (1438)
  • Aßbich (1630)

QS icon star blue.svgLogo Leerstelle.jpg Jubiläum: 1984 wurde das 700-jährige Bestehen des Ortes Asbach-Sickenberg gefeiert.

Blick von der „Nase“ auf Asbach

Evangelische Kirche

Versöhnungs-Kirche von Asbach
Am 22. Oktober 1978 wurde die Kirche in Asbach nach
erheblichen Neuerungsarbeiten wieder eingeweiht und
trägt bezogen auf die damalige Zeit den Namen
Versöhnungskirche. Im Glockenstock befinden sich zwei
Glocken, in eine der beiden ist die Jahreszahl 1582
eingraviert. 1779 erfolgte der Abbruch der alten
Kirche und eine neue wurde erbaut. Eine Urkunde,
die beim Umbau 1976 gefunden wurde, beschreibt diese
Bauarbeiten. Bei diesen Abbrucharbeiten fand man
einen Eckstein mit der Jahreszahl 1581.

Ludwig Heppe, geb. am 14.09.1859, gestorben am
17.11. 1921, war von 1885 bis 1921 Pfarrer der Gemeinde
Asbach. Er wohnte im Pfarrhaus oberhalb der Kirche und
er befaßte sich intensiv mit der Heimatgeschichte.
Er schrieb um 1910 das Büchlein „Der Allenstein bei
Allendorf an der Werra, einst und jetzt“.

Die ev. Kirche in Asbach
Pfarrer Ludwig Heppe

Bewohner.png Bewohner

Im Jahre 1946 wurden vier russische Soldaten in das
Rühlingsche Haus in Sickenberg einquartiert. Sie wollten
unbedingt zusammen mit der Familie fotografiert werden,
und so mußte eigens ein Fotograf von Sooden herauf-
kommen. Der Soldat links war erst 17 Jahre alt, der
Russe ganz rechts hat gekocht. Vorn sitzen: Willi
Rühling, Frau Minna (geb. Hesse) und Tochter Käthe.

Das Gehöft Würschmidt in Asbach Nr. 14 zeigt (vlnr):
August Becker, den letzten Schmied von Asbach, seinen
Schwager Christian Würschmidt und Frau Lilli, (geb. Becker).
Hinter ihr der Vater Karl Becker, Schmied zu
Asbach. Ganz rechts der Gehilfe Hermann Groß.
Vorn die Kinder Wilhelm und August Würschmidt.
Letzterer fiel im Dezember 1944.

Familie Rühling mit vier russischrn Soldaten in Sickenberg
Gehöft Würschmidt in Asbach
Einfahrt von Norden nach Asbach

Logo Leerstelle.jpg

Asbach, Ansicht von Osten

S i c k e n b e r g

Hof Sickenberg.jpg


Die Hofanlage „Sickenberg Nr.9“ wurde 1806 als klassischer hessischer Vierseithof erbaut.
Als Siedlungsplatz ist der Standort noch älter, denn Fundamente aus früherer Zeit sind in
das Torhaus integriert worden. Etwa 1865 wurde der Hof Sickenberg von der Familie Rühling
erworben und bewohnt. Die Eheleute Minna und Wilhelm Bühling hatten neun Kinder. Aber nur
zwei sind nach dem Mauerbau im „Osten“ geblieben. Ernst Rühling, seine Frau und zwei
Töchter lebten dann zusammen mit Else Rühling auf dem Hof dicht an der innerdeutschen
Grenze.

Nach dem Tod ihres Bruders Ernst und ihrer Schwägerin und dem „Abwandern“ ihre Nichten
blieb „Tante Else“ - gut bewacht von den Grenzsolddaten - allein auf dem Anwesen.
Auch nach der Grenzöffnung im Jahr 1989 lebte sie dort unter Wohnbedingungen, die sich
seit ihrer Kindheit nicht wesentlich verändert hatten. Ein Plumpsklo im Garten, fließend
Wasser nur in der Küche, ein Kachelofen und holzbefeuerte Öfen in nur wenigen Räumen,
die Stromversorgung aus den zwanziger Jahren, boten der alten Frau wenig Annehmlichkeiten.
Die Zeit war stehen geblieben auf Hof Sickenberg. Die landwirtschaftlichen Gebäude wurden
seit Langem nicht mehr genutzt und verfielen zusehend.

Dennoch, der unveränderte Erhalt des gesamten Vierseithofes bis in die heutige Zeit ist
auf seine besondere Lage, nur fünfzig Meter entfernt von der ehemaligen deutsch-deutschen
Grenze auf dem damaligen Staatsgebiet der DDR, zurückzuführen. Diese Grenzlage im so
genannten „Sperrbezirk“ brachte für die ehemaligen Besitzer viele Unannehmlichkeiten
mit sich. Die Ortschaft Sickenberg entvölkerte sich dadurch immer mehr. In die noch
bewohnten Häuser wurde selten investiert und größere Modernisierungsmaßnahmen
unterblieben. Leerstehende Gehöfte wurden abgerissen.

„Tante Else Rühling“ verstarb im Jahr 2000. Wäre sie zu DDR-Zeiten gestorben, wäre
sicherlich auch ihr Hof abgerissen worden. Danach stand das Gehöft leer und fiel in einen
Dornröschenschlaf. Am 4. April 2005 wurde der Hof Sickenberg von Kristina Bauer erworben
und zu einer kleinen Pension mit Ausflugscafé ausgebaut. Das alte Backhaus wurde wieder
hergestellt und ein kleines Museum informiert über die Geschichte des Dorfes.

Angaben zu Sickenberg

Sickenberg liegt 3 km nordöstlich von Bad Sooden-Allendorf auf einer Höhe von
etwa 240 m. Die Ortschaft erstreckt sich am Nordwesthang des Lindenberges in einem
Quellgrund. Es handelt sich um ein locker bebautes Dorf mit regellosem Grundriss.

Alte Namensformen: Sigkenberg (1284), Sickenberc /1297), Zickenberge (1298),

Segheberge (1370), Sigkenberg (1483), Stickenberg (1575), Sicken Berga (1630)
Hof Sickenberg, das alte Backhaus vor der Renovierung
Landstraße nach Sickenberg

Verwaltung, Besitzverhältnisse

Gemeinde Sickenberg, vormals Kreis Witzenhausen, jetzt Kreis Heiligenstadt.

  • 1284 Landgraf Heinrich bestätigt dem Deutschen Orden zu Mühlhausen und Nägelstedt die käufliche Erwerbung von Gütern u.a. zu Sickenberg von Dietmar von Vierbach.
  • 1298 Das Kloster Kaufungen ehält Zins aus Feldern zu Sickenberg.
  • 1329 Sickenberg ist Zubehör des Hauses Altenstein.
  • 1329 Landgraf Heinrich verpfändet dem Ritter Berthold Eselskopf u.a. das Dorf Sickenberg.
  • 1373 Kunemund Eselskopf hat dem Friedrich von Worbis 2 Viertel an Sickenberg versetzt.
  • 1438 Landgraf Ludwig belehnt die von Bischaffshausen mit der Wüstung Sickenberg.
  • 1569 Sickenberg kirchlich von Allendorf versehen.
  • 1575 Die Wüstung Sickenberg ist hessisches Lehen der von Bischoffshausen.
  • 1736 Vier Leineweber in Sickenberg.

Burg Altenstein

..hier klicken..
Blick von der Gosse auf Sickenberg

Logo Leerstelle.jpg

Grenzmuseum

Eingang zum Grenzmuseum Schifflersgrund

Das Grenzmuseum Schifflersgrund befindet sich an der ehemaligen innerdeutschen Grenze zwischen Hessen und Thüringen. Es liegt auf einem Geländestück, das im Jahr 1945 als Teil des Wanfrieder Abkommens der ehemaligen SBZ (später DDR) zugeschlagen wurde. Deshalb ist der Grund der Dokumentationsstätte heute Teil des thüringischen Landkreises Eichsfeld, historisch betrachtet gehört die Gegend aber weder zu Thüringen noch zur historischen Region Eichsfeld, sondern zu Hessen. Das Museum ist in diversen Gebäuden untergebracht, die z.T. als Grenzgebäude auf Seiten der DDR in der Region gedient haben.

Das Museum ist am 3. Oktober 1991 eröffnet worden, es war eines der ersten seiner Art in der wiedervereinigten Bundesrepublik, das es sich zum Ziel gesetzt hat, einige historisch bedeutsame Fragmente der ehemaligen innerdeutschen Grenze zu konservieren und der Nachwelt zugänglich zu machen. Das Museum informiert in sieben Abteilungen über die Themen Kriegsende, Entwicklung der Besatzungszonen, Leben im Sperrgebiet und Entwicklungen in der DDR im Jahr 1989.

Bewohner

Icon Literatur.jpg Literatur

  • Magnus Backes, Kunstreiseführer Hessen, Gondrom, Zürich 1962, ISBN 3-8112-0588-9
  • Manfred Lückert, Nachbarn, Neues und Historisches über Landschaft und Leben der Bürger zwischen Rustenfeld und Asbach, Bad Sooden-Allendorf 1990
  • Erich Hildebrand, Land an Werra und Meißner, hrsg. von der Historischen Gesellschaft des Werralandes, Verlag Wilhelm Bing, Korbach, ISBN 9 87077 0449
  • Waldemar Küther, Historisches Ortslexikon des Landes Hessen, Kreis Witzenhausen, ELWERTsche Verlagsbuchhandlung, Marburg 1973, ISBN 3 770804961

Genealogische und historische Gesellschaften

Genealogische Gesellschaften

Das Forschungsgebiet der Arbeitsgemeinschaft für mitteldeutsche Familienforschung e.V. (AMF) liegt in den neuen Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie der Bundeshauptstadt Berlin.
Der AMF-Arbeitskreis Eichsfeld umfasst den Landkreis Eichsfeld.
Kontakt
Leiter des Arbeitskreises:
Dipl.-Ing. Marcellinius Prien
Zionskirchstr. 25
D-10827 Berlin
Tel. 030-7825505
eMail: <eMail>marcellinus.prien@t-online.de</eMail>
Internet
http://www.ak-eichsfeld.de (03.11.2007)


Weblinks

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>ASBERGJO51AG</gov>

Quellen, Einzelnachweise


Wappen Landkreis Eichsfeld2.jpg

Zur Verwaltungsgemeinschaft Uder gehören die Dörfer:Logo Leerstelle.jpg
In Klammern die Einwohnerzahlen vom 30. Juni 2006.
Asbach-Sickenberg (120), Birkenfelde (593), Dietzenrode-Vatterode (141), Eichstruth (87),Logo Leerstelle.jpg
Lenterode (313), Lutter (733), Mackenrode (395), Röhrig (265), Schönhagen (143),
Steinheuterode (285),Thalwenden (367), Uder (2.537), Wüstheuterode (656)