Drawöhnen
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Hierarchie
- Regional > Litauen > Drawöhnen
- Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Landkreis Memel > Drawöhnen
Einleitung
Drawöhnen, Kreis Memel, Ostpreußen
Name
Andere Namen und Schreibweisen
- 1253 Drivene [1]
- 1590 Drawehn
- Drawehnen[2], Drawönen[3], Drawoenen[4], Drahwöhnen[5]
- Darwenen, Drahwenen, Drawähnen, Drawehn, Drawehnen, Drawenen, Drawoehnen, Drawöhnen[6]
- 1683 Drawenen[7]
- v. 1455 Drivene, 1785 Drawehnen, 1820 Drawenen[8]
- Lit. Namen: Drawerna[9], Dreverna[10][11]
Namensdeutung
Der Name weist auf ein Überschwemmungsgebiet, in dem zu Schaktarp-Zeiten ganze Felder vom Eisgang mitgerissen werden konnten.
- nehrungskurisch "drivat" = im Wasser treiben
Allgemeine Information
- Kurischer Name: Drivene. Zu Ordenszeiten war dies lediglich ein Heuschlag. Der Ort liegt an der Drawöhne.
- Fischerdorf, 22 km südöstlich von Memel, am Drawöhne-Fluß und Kur. Haff, 1455 als Heuschlag Drivene erwähnt, 1939: 260 Einwohner[12]
Politische Einteilung
1939 ist Drawöhnen eine Gemeinde mit dem Vorwerk Stryk und den Dörfern Drawöhnen und Schwenzeln.
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Drawöhnen gehört zum Kirchspiel Prökuls.
Katholische Kirche
Drawöhnen gehörte 1907 zum katholischen Kirchspiel Memel.
Friedhof
Drawöhnen hat einen alten Friedhof.
Lage
|
Der Friedhofshügel von Drawöhnen liegt mitten im Ort. Am Tag des Besuches wurde gerade das Gras geschnitten. Er wird noch genutzt und es gibt auch viele ältere Gräber. Selbst die ganz alten Gräber sind noch zu sehen. Der Friedhof ist insgesamt eine Sehenswürdigkeit. Man kann fast ganz um den Hügel herumgehen, aber auch über ihn und findet immer wieder neue Wege.
Fotos
Die Bilder wurden freundlicherweise von Peter Wallat zur Verfügung gestellt. Stand Mai 2013
Standesamt
Drawöhnen gehörte 1888 und 1907 zum Standesamt Prökuls.
Bewohner
Schule
Die Schule von Drawöhnen, früher Drawenen, ist in der Mitte des 18. Jahrhunderts gegründet, indem sie mutmaßlich von dem ¼ Meile südlicher liegenden Dorfe Schwenzeln nach hier verlegt wurde. Es war hierzu ein neues, einklassiges Schulhaus gebaut. Der erste Lehrer, welcher von Schwenzeln nach hier herübersiedelte, hieß Friedrich Bertulitzki.
Es wurden zur Schule Drawöhnen eingeschult:
- Drawöhnen mit etwa 300 Seelen
- Schwenzeln mit etwa 150 Seelen
- Jakschen mit etwa 150 Seelen
- Klischen mit etwa 160 Seele,
- die köllmische Besitzung [[Mittenwalde[[ mit 8 Seelen
- das Gut Meyenhoff
- das Vorwerk Stryk
Als Lehrer amtierten an der Schule:
- Bertulitzki
- bis 1842 Friedrich Höhler
- 1842-1865 George Brusdeylins, Wilhelm Stumber vertretungsweise
- 1865-1886 Emil Brusdeylins
- 1886-1896 Albert Fenkohl
- 896-1906 Deligkeit
- 1906-1927 August Schinz
- ab 1927 Gustav Grimm. Während seiner Krankheit wurde er von folgenden Lehrern vertreten: Martin Purwins, Japs, G. Stanz, Gelzinnus, Ennulat, Kentrat.
- Seit 1932 wurden an der Schule vertretungsweise beschäftigt: M. Atts, W. Purwins, Jackstat, E. Waschkies, Rafaelis Stecas und augenblicklich Ußpelkat.
Im Jahre 1890 wurde die hiesige Schule durch Abzweigen der Ortschaften Klischen, Meyenhoff, Jakschen und Schwenzeln einklassig, und der bisherige 2. Lehrer E. Schimkat erhielt die neu eingerichtete einklassige Schule zu Schwenzeln. Bis dahin hatten an der Schule als 2. Lehrer gewirkt: Wilhelm Schuster, Artur Bolz, Emil Schimkat.
Das Schulgebäude:
- Im Jahre 1831 wurde ein neues Schulhaus gebaut. Dasselbe wurde dreißig Schritte von dem alten Schulgebäude entfernt gebaut, und zwar zweiklassig. Auch wurde ein neues Wirtschaftsgebäude gebaut.
- 1897…..Die Bau-Revision hat ergeben, daß eine durchgreifende Reparatur nicht mehr zu empfehlen, sondern demnächst ein Neubau ins Auge zu fassen sei.
- Das jetzige Schulgebäude ist im Jahre 1906 erbaut.[13]
Aktuelle Ansicht der alten Schule von Drawöhnen bei Google streetview: [1]
Der Dorfschulmeister, ein Reisebericht von Gerhard Krosien: [2]
Geschichte
Gründung des Dorfes
Hierüber ist nichts Bestimmtes zu ermitteln. Die Tradition berichtet von 5 Besitzern, die früher hier gewohnt, doch weder Name noch sonst etwas ist bekannt.
Der Ort Drawöhnen wurde durch Neubauten erweitert. Die Losleute, resp. Tagelöhner, welche sich durch dieBeschäftigung bei der Bernstein-Baggerei in Schwarzort ein kleines Vermögen erspart hatten, erstanden von den Grundbesitzern einige Morgen wüsten Landes, machten esurbar und bauten ein Häuschen darauf. Es sind im Laufe der Zeit, vielleicht in 10 Jahren, 19 Wohngebäude neu erbaut.
Die Beschäftigung der Bewohner ist Ackerbau und Fischerei. Die Seelenzahl beläuft sich auf 420. Zu dieser Zahl gehören auch die Bewohner eines neugebauten Zollhauses an dem König-Wilhelm-Kanal bei Drawöhnen. Die Kirche ist 1 Meile von hier entfernt. Im Frühjahr und Herbst tritt hier ringsum eine große Überschwemmung ein und werden dann viele kirchliche Verrichtungen, z.B. Nottaufen, Begräbnisse, gottesdienstliche Andachten mit Genehmigung des Pfarrers vom Lehrer vollzogen.[14]
Verschiedenes
Nachrichten und Mitteilungen
Amtsblatt der Preußischen Regierung Königsberg 1837
Verdienstliche Handlung:
Der Fischerwirth Jons Jensokies und dessen Schwester Adwicke aus Drawöhnen, Kreis Memel, wollten von der Fischerei auf der Ostsee zurückkehrend auf einem Fischerboote am 2ten September d. J. Nach Memel fahren, um ihre Ausbeute dort zu verkaufen, als in der Gegend von Darzeppeln ein heftiger Wirbelwind den Kahn umwarf und sie in die Fluth stürzten. Es gelang ihnen, den Kiel des Bootes zu erfassen, sich an denselben haltend und nach Hülfe zu rufen. Zufällig entdeckten der Loosmann Christoph Greitschies und der Kolonist Michel Purwins aus Darzeppeln in einer weiten Entfernung die in Gefahr befindlichen. Es gelang ihnen, auf einem kleinen Kahne sich durch Sturm und Wogen bis zu ihnen durchzuarbeiten und mit Todesgefahr ihre Rettung zu bewirken, wobei sie auf jede Geldbelohnung Verzicht leisteten. Es ist hierauf höheren Orts für den Greitschies und Purwins die Erinnerungs-Medaille für die Rettung aus Gefahr nachgesucht, und mittelst Reskripts vom 19ten Oktober d. J. beiden bewilligt worden. (Königsberg, den 13ten November 1837)
Memeler Dampfboot vom 04.01.1873
Am 2.Januar, Nachmttags, wurde das Fuhrwerk des Fuhrhalters B. auf dem Damme von Drawöhnen nach Schäferei umgestürzt und der Kutscher Friedrich Lewandowski darunter todt gefunden. Letzterer hat wahrscheinlich geschlafen und dadurch seinen Tod herbeigeführt.
Memeler Dampfboot vom 12.03.1873
Die Anklagebank sehen wir durch den Wirthen Caspar Bundels aus Drawöhnen und seinen Schwager, den Losmann Martin Bendiks aus Daugmanten besetzt. Nach der Anklage ist der erstere ein Hauptunternehmer in Pferdediebstählen resp. im Unterbringen gestohlener Pferde, und gehört zu einer Gesellschaft von etwa 24 Personen, welche aus jener Veranlassung auf dem Kerbholze der Polizeibehörde stehen, denen aber - wie dies wohl auch bei andern Gründern der Fall - schwer beizukommen ist. Da indeß der Krug immer nur solange zu Wasser geht, bis er bricht, so hat es auch mit unserm Speculanten ein Ende mit Schrecken genommen. Die Königl. Staatsanwaltschaft ist im Stande, demselben drei Pferdediebstähle und die Verleitung seines Schwagers Bendiks zum Meineide nachzuweisen.
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>DRANENKO05OM</gov>
Quellen
- ↑ Mortensen, H. u. G.: Die Besiedlung des nördlichen Ostpreußen bis zum Beginn des 17.Jh Teil I: Die preußisch-deutsche Siedlung am Westrand der Großen Wildnis um 1400, Teil II: Die Wildnis im östlichen Preußen, ihr Zustand um 1400 und ihre frühere Besiedlung, in Deutschland und der Osten Band 8, Leipzig 1938, II.S.116
- ↑ Generalhufenschoß 1719-1766, Schulzenamt Memel, Hubenzahl 1719, Buch Nr. 3, Staatliches Archivlager, Göttingen, 1962
- ↑ Schroetterkarte (1802), Maßstab 1:160000
- ↑ Urmesstischblatt von 1860
- ↑ Michel-Katalog Deutschland-Spezial 2014 - Band 1: 1849 bis April 1945
- ↑ Taufbuch Prökuls
- ↑ Catalogis der Verächter des H. Nachtmals, welche bey dieser Prekolschen Kirchen im gegenwertigen 1683 ten Jahre befindlich, Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz Berlin, OstFol Memel Bd1287 Prökuls
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 01.09.1923
- ↑ Amtsblatt des Memelgebietes vom 29.12.1923
- ↑ Michel-Katalog Deutschland-Spezial 2014 - Band 1: 1849 bis April 1945
- ↑ Dietrich Lange: Geographisches Ortsregister Ostpreußen einschließlich des Memelgebietes, des Soldauer Gebietes und des Reg.-Bez. Westpreußen (1919-1939)
- ↑ Der Grenzgarten, Beilage des Memeler Dampfbootes, 14.10.1936
- ↑ Der Grenzgarten, Beilage des Memeler Dampfbootes, 14.10.1936