Wetter (Ruhr)

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Disambiguation notice Wetter ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Wetter.

Wetter (Ruhr): Erstvorkommen des Namens, Ortsstatus, Grundherrschaften, Kirchenhinweise, historisch – topografische Entwicklungen und strukturelle Vernetzung im heimatkundlichen Zusammenhang zur Auffindung von Archiven, Quellen, Hinweisen...

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Wetter (Ruhr)

Name

Wettere (1214), Wetter (1273).

Familie

  • 1214 „Fridericus de Wettere“ (= Friederich von Isenburg?)

Kirche

  • 1273 „Vrowinus plebanus de Wetter“

Burg

  • 1274 „castrum Wetthere“

Stadtlage

Ausschnitt aus der Übersichtskarte der Grafschaft Mark aus dem "Theatrum orbis terrarum, sive, Atlas novus" von Willem Janszoon und Joan Blaeu, erstellt 1645/1662.

Wetter liegt in ansteigender Lage (85-180 m) am Hange des Ardeygebirges zwischen Herdecke und Witten. Es füllt den Raum einer nordwärts geöffneten Ruhrschleife ganz aus, am Beginn des engen Ruhrdurchbruchs durch das Schiefergebirge an der Grenze von Märkischem Sauerland und Niederbergischem Hügelland.

Ursprung

1047. In den Akten des Klosters Werden wird Volmarstein erstmals urkundlich erwähnt (Wikipedia: die freie Enzyklopädie).

Der älterer Teil der Siedlung ist das „Dorf“ Wetter (1214 erwähnt). ¼ Wegstunde davon entfernt, auf einem Ausläufer des Ardeygebirges, lag die landesherrliche Burg der Grafen von der Mark, welche zwischen 1243 und 1273 errichtet wurde. Daran schloß sich die „Freiheit" Wetter an. Wetter ist 1323 schon Sitz eines Amtmanns und Mittelpunkt eines Gerichtsbezirks.

Stadtgründung

Stadtrecht

Die Grafen von der Mark waren als Landesherren auch Stadtherren. Graf Engelbert III, bestätigte 1355 erstmalig die „von altersher" bestehenden „Privilegien" schriftlich. 1809 Entzug der Stadtrechte durch Napoleon I. Durch die wirtschaftliche Bedeutung erhielt der Ort 1909 erneut Stadtrechte.

Stadtbezeichnung

  • Die gesamte Siedlung (Dorf und Freiheit) führte stets die Bezeichnung „Freiheit", obwohl das Siegel die Bezeichnung „oppidum" führt.
  • Wetter war, neben Altena, Hamm und Hörde, später eine der vier Kreisstädte der Grafschaft Mark.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

In Anlehnung an die Burg entstand die Freiheit (220 m lang, 120 m breit); sie war mit Mauern und Gräben befestigt als Bollwerk ausgebaut. Ein Doppeltor mit Türmen (1828 niedergelegt), ein anderes Tor im 18. Jhdt. abgebrochen, das Wassertor (durch die Grundmauern eines Hauses) am Weg zur Ruhr.

Die Burg (1243-73) verlor ihre strategische Bedeutung allmählich und verfiel seit Mitte des 17. Jhdts. immer mehr. Sie war Sitz des Amtmanns des Amtes Wetter in der Grafschaft Mark und Sitz des Rentmeisters, 1780-1815 teilweise des Berg- bzw. Oberbergamtes. Von 1819 bis um 1870 wurden die noch vorhandenen Burggebäude als Fabrikräume benutzt. Das ehemalige Bergamtsgebäude wurde 1923 wegen Baufälligkeit abgebrochen. Die Ruine des Bergfrieds war 1959 noch 28 m hoch.

Gebäude

Die Katharinenkapelle in der Freiheit vor der Burg, gotisch, einschiffig, aus dem 13. Jhdt., vergrößert 1380, wegen Baufälligkeit erneuert 1643, seit 1857 im Besitz der ref. Gemeinde, Abbruch und Neubau wegen Baufälligkeit 1894. Die Dorfkirche, St. Urban und Pankratius geweiht, im 14. Jhdt. bezeugt (wohl wesentlich älter), gotisch, einschiffig, Chor unregelmäßig (1505 erneuert). Unterbau des Westturms romanisch (?), Westportal rundbogig, abgebrochen 1905, Neubau 1905/06, im Besitz der luth, Gemeinde. Kath. Kirche 1890, „Neues Rathaus“ 1909 erbaut.

Brände

In der Soester Fehde wurde Wetter 1445 niedergebrannt, aber wiederaufgebaut.

Bevölkerung

Einwohnerzahlen

1642: 82 Haushaltungen, 1689: 406 Einwohner, 91 Hanshaltungen; 1706: Freiheit 49 Häuser, Dorf 33 Häuser; 1717; 433 Ew., 1771: 100 Häuser und 433 Ew., 1787: 576 Ew., 1706: 111 Häuser und 692 Einwohner.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Kirchenbücher: luth, seit 1638, ref. seit 1702.
  • Adreßbücher (im Adreßbuch der Stadt Hagen) seit 1922.
  • Hypothekenbuch 1737/41 angelegt
  • Volkszählungslisten 1840, 1802, 1855, 1864.

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

  • Landesarchiv NRW, Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
    • Wetter (Ennepe-Ruhr-Kreis) (A)
      • luth. (Dorf) GHT 1819-1874
      • luth. K 1866,1874
      • ref. (Freiheit) GHT 1819-1874
      • Digitalisate der Sterberegister Volmarstein 1874 - 1938
      • Digitalisate der Sterberegister Wetter 1874 - 1938

Berühmte Personen

  • Karl Freiherr vom und zum Stein (1757 bis 1831) war 1784—93 Leiter des Bergamts (später des Oberbergamtes) in Wetter
  • J. H. Carl Hengstenberg, * 03.09.1770 Ergste bei Schwerte, + 28.08.1834 Wetter, ref. Pfarrer in Wetter 1808-34; Verfasser der „Geographisch-poetischen Schilderung sämtlicher Dt. Lande (1819).
  • Friedrieh Harkort (1793- 1880) gründete 1810 in Wetter die Mechanische Werkstätte (Ursprung des deutschen Maschinenbaus), seit 1840 nur vorübergehend in Wetter, begraben im Wald des Guts Schede, dicht bei Wetter.

Bevölkerungszahlen

1800: rund 500 Einwohner, 1828: 1.050 Ew.. 1831: 1.089 Ew., 1843: 1.345 Ew., 1858: 1.954 Ew., 1871: 2.933 Ew., 1885: 4.676 Ew., 1895: 6.393 Ew., 1905: 8.023 Ew., 1910: 9.188 Ew., 1920: 9.469 Ew., 1926: 9.543 Ew., 1930: 9.736 Ew., 1933: 9.407 Ew., 1939: 9.689 Ew., 1946: 11.618 E„ 1950: 13.335 Ew.

Sprache

Die Mundart von Wetter ist im Baum Dortmund einzuordnen, der ink 'euch', it 'ihr* spricht und den Wemfall des persönlichen Fürworts mit dem Wenfall in mi (Wemfall!) zusammenfallen läßt; maiget „(sie) mähen“, baun „bauen“.

Wirtschaft

Handel, Gewerbe

  • Ein historischer Jahrmarkt am 2. Montag nach Pfingsten. 1811 vom Präfekten des Ruhrdepartements 1 Krammarkt (15. August) bewilligt; weitere Kirmesse am 2, Sonntag im Juni bzw. letzten Sonntag im August.
  • Die Landwirtschaft war ursprünglich alleinige Nahrungsquelle, ist seit dem 19. Jhdt. bis zum 21. Jhdt. immer weiter ausgestorben.
  • Zünfte bestanden niemals, obwohl früh Maurer und Steinbrucharbeiter, die in den umliegenden Gemeinden arbeiteten, erwähnt werden.
  • Die um 1830 aufgekommene Ruhrsandsteinindustrie erlosch kurz vor 1914.
  • Der Beginn des Industriehandwerks setzt ein, als der Große Kurfürst 1661 Klingen- und Messerschmiede aus Solingen in Wetter ansiedelte. Das Handwerk verlor aber gegen Ende des 18. Jhdts. wesentlich an Bedeutung und war ab 1870 völlig eingegangen.
  • Kohlenförderung des Amtes Wetter 1763: 70.000 Malter. 1780 Verlegung des märkischen Bergamtes von Hagen nach Wetter, 1784-93 unter Leitung des Freiherrn vom Stein, ab 1792 Oberbergamt, welches 1804 nach Essen verlegt wurde. Das zurückbleibende Bergamt ging 1815 nach Bochum über.
  • 1779 Einführung der Eisen- und Stahlfabrikation durch Peter Nikolaus Harkort; 1931 als Stahlwerk Harkort-Eicken im Hoesch-Konzern aufgegangen, 1945 von der englischen Besatzung für Autoreparatur beschlagnahmt und demontiert. Der Neffe Friedrich Harkort kaufte 1819 vom preußischen Staat die Reste der Burg Wetter (Kompagnon Heinrich Kamp aus Elberfeld) und richtete darin eine „Mechanische Werkstätte“ ein, im Anfang vor allem Dampfmaschinen und Wasserhaltungsmaschinen. Fachkräfte (Ingenieure und Arbeiter) stammten aus England.
  • Erster Hochofen 1826 angeblasen, 1827 erstes Puddlings- und Walzwerk, danach eigene Kesselschmiede:
  • 1825 vergeblicher Aufruf Harkorts zum Eisenbahnbau, 1827 überreichte er Minister vom Stein eine Denkschrift und legte 1830 eine Probebahn in Elberfeld an. Er ermöglichte die technische Erschließung des Ruhrgebiets, 1832 trat er aus der Firma aus, die zur führenden Maschinenfabrik wurde (Märkische Maschinenbauanstalt vorm. Kamp & Co,).
  • Eine eigene Maschinenfabrik Harkorts wurde 1856 unter seinem Sohn nach Dortmund verlegt. Er veranlaßte die Gründung einer Kesselschmiede durch seinen Gesellen Ludwig Stuckenholz, die später vollständige Fabrikanlagen und Betriebsmaschinen herstellte, 1906 mit der Konkurrenzfirma Kamp & Co. verschmolz und sich 1910 mit Maschinenfabriken aus Duisburg und Benrath vereinigte (Dt. Maschinenfabrik AG., Sitz Duisburg, später: DEMAG).
  • Außerdem wurden in der 2. Hälfte des 19. Jh. 2 Stahlgießereien, 1 Eisengießerei und Maschinenfabrik, 1 Feilenfabrik und Gesenkschmiede gegründet, Werke kleineren und mittleren Umfangs.
  • Seit 1933 bestehende Schloßfabriken sind hauptsächlich aus dem Amt Volmarstein zugewandert. 1955 bestanden: Eisen-, Stahl-, Walz- und Blechwerke, Gesenkschmiede, Eisengießereien, Maschinenfabriken, Kleineisenindustrie, Kran- und Flaschenzugbau.
  • 1930/31 Anlage des „Harkortsees“, Stausee mit 3,3 Mill. cbm. Stauinhalt.

Verkehrswesen

Wetter lag 1955 an der Ruhrtal-Verkehrsader vom Ruhrgebiet zum Märkischen Sauerland (Bochum -Hagen), 2 Bahnlinien von Hagen nach Dortmund bzw. Essen, Ebenso Bundesstraße Bochum - Hagen, damals einzige Querverbindung von Südwest nach Nordost durch die Bundesstraße Wuppertal – Wetter – Unna.

Umgebungsbedeutung

Der Einflußbereich von Wetter erstreckte sich 1955 nur auf die engere Umgebung (Volmarstein, Grundschöttel, Oberwengern und beruhte vor allem auf reicher Industrieausstattung.

Verwaltung

Rat

Seit ältesten Zeiten haben Dorf and Freiheit Wetter gemeinsam einen „regierenden“ Bürgermeister, dem der 2. Bürgermeister und 4 Ratsherren zur Seite stehen. Wohl erst seit 1700 kommen dazu 2 Gemeinheitsvorsteher und ein „Secretarius“ für die schriftlichen Arbeiten an den Pflichttagen, ab etwa 1688 auch ein Rezeptor (für die Steuern). Die Ämter waren ehrenamtlich, eine Besoldung erst gegen Ende 18. Jh. eingeführt.

Gerichtswesen

  • Die rechtlichen Befugnisse des Bürgermeisters sind zuerst in den Privilegien von 1355 niedergelegt: Jeder muß erst sein Recht vor dem Bürgermeister gesucht haben, ehe er sich an einen fremden Richter wenden darf. Als Gerichtsbeamter regelte der Bürgermeister im Beisein der Gerichtslüde, Ratsherren oder Zeugen: Kaufverträge, Hypotheken, Testamente und Erbschaften, Beleidigungen, Schlägereien, Diebstähle u. ä. Berufung beim Richter war möglich.
  • Die hohe Gerichtsbarkeit unterstand dem Richter des Gerichtsbezirks Wetter. Dieser konnte bis um 1655 vom Drosten des Amtes Wetter ein- und abgesetzt werden. Durch die Trennung von Verwaltung und Justiz gewann ab 1655 der Richter das Übergewicht über den Drosten und erlangte sogar Verwaltungsbefugnisse, was viel Streitigkeiten verursachte. 1753 mit der preußischen Kreisreform und der Bildung von Richterkollegien wurde Wetter dem Landgericht Hagen unterstellt.

Bürgerschaftsvertretung

  • Die Privilegien von 1355 bestimmten die Rechte der Bürgerschaft: Im Dorf unter der Linde auf dem „Fritthoff" (- gefreite Stätte) wurden bis Anfang 19. Jh. die „Pflichttage" (1. am 2. Montag nach Pfingsten, 2. am Tage vor Lichtmeß, am 1. Februar) abgehalten (weitere Bürgerversammlungen aus besonderem Anlaß fanden unter der „Kircheiche" zwischen Dorf und Freiheit statt). Teilnahme war Pflicht, Versäumnis wurde bestraft. Die Verlesung der Privilegien betonte die Bedeutung der Selbstverwaltung und der Teilnahme an der Lösung gemeinschaftlicher Aufgaben. Am 1. Pflichttag wurde jährlich die Hälfte der Magistratsmitglieder gewählt. 1799 verbot der König die jährliche Wahl, und die Magistratsbeamten wurden auf Lebenszeit angestellt, wobei gleichzeitig die Besoldung eingeführt wurde.
  • Ein Patriziat gab es in Wetter nie, auch keine eigentlichen Zünfte. Das Handwerk der Klingenschmiede schlichtete zwar einen Teil seiner Angelegenheiten selbst, doch hatte diese Einrichtung keine Bedeutung innerhalb des Gemeinwesens.

Landesherrschaft

Lamdesherren

  • Wetter gehörte zur Grafschaft Mark. Die Burg war häufig Wohnsitz der Grafen. 1609 fiel Kleve- Mark an Brandenburg-Preußen (bis 1945). Seit dem 15./16. Jhdt. gehörte Wetter zur Vereinigung der kleinen Städte und der Freiheiten in der Grafschaft Mark und wurde durch Bochum im Landtag zu Kleve vertreten (bis 1808). Wetter hat seine Selbstverwaltung besonders zäh verteidigt und besaß sie noch, als sie anderen Städten 1807 durch die Stein-Hardenbergschen Reformen erst wiedergegeben werden mußte.
  • Seit wenigstens 1300 gab es das Amt Wetter (historisch) mit dem Sitz in Wetter als Platz der landesherrlichen Burg, zum Amt gehörten: das Gericht Wetter (Wetter und Ende), seit 1324 auch Herdecke, Volmarstein und Wengern, ferner die Gogerichte Hagen und Schwelm.
  • Seit 1753 Kreis Wetter mit Sitz in Hagen unter einem Landrat. Wetter gehörte seitdem auch zum Städtekreis südwärts der Ruhr mit Sitz in Hagen unter einem Steuerrat.
  • 1807 bis 1813 gehörte Wetter zum Ruhrdepartement des Großherzogtums Berg und gehörte der Mairie Herdecke unter Verlust der Stadtrechte an.
  • 1813 – 1815 gehört die Wetter mit der Mairie Herdecke in das preuß. Zivilgouvernement zwischen Weser und Rhein.
  • 1815 kommt Wetter bei der Entstehung der preußischen Provinz Westfalen zum Regierungsbezirk Arnsberg und 1816 zum Landkreis Hagen, ab 1929 zum Ennepe-Ruhr-Kreis. Wetter blieb zunächst Teil des Amtes Herdecke.
  • Seit 1851 bildete Wetter ein selbständiges Amt zusammen mit der Gemeinde Ende, seit 1857 mit Sitz in Wetter.
  • Bei der Teilung des Kreises Hagen 1887 kam Wetter zum Landkreis Hagen. Bei Bildung des Ennepe-Ruhr-Kreises (1929) wurde Wetter nach dorthin eigekreist.
  • 1895 Zustand: Wetter, Fleck, Landgemeinde in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Arnsberg, Landkreis Hagen, Amtsgericht Hagen, Amt Wetter an der Ruhr,Standesamt Wetter
    • ev. Kirchspiel Wetter, kath. Kirchspiel Wetter
    • 388,2 ha, 134 m ü.d.M, (1895) 4 Wohnplätze, 372 Gebäude, 6.393 Einwohner (4.609 Ev., 1.749 Kath., 30 andr. Christ., 5 Jud.)
    • Postbezirk, Telegrammstation
    • Verkehr: Eisenbahnstation Linie Hagen <> Witten
    • Infrastruktur: Krankenhaus, Schule, 4 Stallgebäude, 3 Wasserwerke
    • Fabr. (Maschinen, Eisenwaren, Kurzwaren), Schmiedereien (Dampfkessel), Gussstahl- u. Puddelwerk, Steinbruch.
  • 1909 erhielt Wetter erneut Stadtrechte.
  • 1970 Neue Stadt Wetter aus der Stadt Wetter und den Gemeinden Esborn, Volmarstein und Wengern. Rechtsnachfolgerin des Amtes Volmarstein ist die Stadt Wetter.

Kriegerische Ereignisse

Versuche der Regierung Kapp, im Verlauf ihres Putsches in Wetter Fuß zu fassen, wurden 1920 durch die Arbeiterschaft von Wetter und Umgebung vereitelt.

Kriegswesen

Wehrhoheit

Die Wehrhoheit war im Besitz des Landesherrn. Die Verteidigung von Burg und Freiheit Wetter unterstand dem Burghauptmann der meist aus den Ministerialengeschlechtern der Umgebung stammte, mit einer kleinen Besatzung und den Bewohnern der Freiheit.

Schützengilden

Die Schützengilde wird 1315 zuerst erwähnt, ist aber vielleicht älter („Unser lieben Frauen Bruderschaft). Sie wurde auch zur Verteidigung aufgeboten. 1703 wurde sie auf Befehl des Königs zur Verteidigung der Stadt neugeordnet und in Kompanien eingeteilt. Sie bestand bis etwa 1800.

Siegel, Wappen, Fahne

Wetter-wap1930.jpg Beschreibung:

Wappen Wappen 1930: In Gold ein dreireihig von Rot und Silber geschachter Balken, über ihm ein schwarzes Wetter Die älteren Siegel (ältestes Ende 13. Jh.) zeigen den märkischen Schachbalkenschild und darüber als Schildhalter wachsend eine Heiligenfigur mit Schwert. Es ist strittig, ob es sich dabei um den hl. Pankratius (Patron der Pfarrkirche) oder um die hl. Katharina (Patronin der Burgkapelle) handelt. Für Unterschriftsbeglaubigungen, besonders bei Pflichttagen, gebrauchte der Rat im 18. Jh. das „Magistratspitschaft“, das nur den märkischen Wappenschild und darüber die Buchstaben F. W. (Freiheit Wetter) zeigt. Das „W“ erstmalig auf einem Wappenstein 1714. Schild mit dem W und der hl. Katharina mit Schwert und Rad 1910 erneut als Wappen angenommen, 1911 genehmigt. Seit 1936 wird der Schild allein geführt. Um 1954 waren Bestrebungen im Gange, St. Pankratius als Schildhalter wieder einzuführen.

Siegel (seit 1219): Das achtspeichige Rad des Bistums Osnabrück unter einem Halbbogen, an den sich beiderseits eine getürmte Stadtmauer anschließt; darüber ein Schlüssel. Die Sekrete (seit 1317) zeigen nur das Rad, seit dem 16. Jhdt. sechsspeichig. Wappen, seit dem 16. Jh. überliefert: In Silber ein rotes Sechsspeichenrad; auf einer farbigen Darstellung (Glasfenster) von 1721 wird der Schild von Löwen gehalten.

Wetter-wap1971.jpg Beschreibung:

Wappen 1971: Durch die Eingemeindungen von 1970 erneuert. Es zeigt nun im oberen Abschnitt ein „W“ in Zinnenschnittform, welches an die beiden Burgruinen erinnert. Der darunter gelegene Schachbalken zeigt die frühere Verbundenheit zur Grafschaft Mark. Das Dreiblatt schließlich ist aus dem alten Wappen des Amtes Volmarstein entnommen und symbolisiert die ehemaligen Edelherren zu Volmarstein.

  • Fahne: Rot-Weiß-Rot; in der breiteren Mittelbahn der Schild des Stadtwappens, darüber wachsend der hl. Pankratius (!) mit Schwert im blauen Gewande, die Stadtsiegel zeigten 1955 noch die hl. Katharina.

Finanzwesen

Münzwesen

Notgeld. 1917: 10, 50 Pfg. Zink. Folgende Ausgaben in Papier. 1918: 5, 10, 20 Mark. 1923: 100, 500 Ts. 1,3,5 Millionen.

Stadtgebiet

  • 1809 Wetter zur Mairie Herdecke.
  • 1851 Amt Wetter mit Gemeinde Ende, seit 1857 Sitz in Wetter.

Mit ganz geringfügigen Änderungen ist der Umfang des Stadtgebiets bis 1955 gleichgeblieben:

  • 1858: 403 ha = 40,3 qkm
  • 1909 Wetter erneut Stadt.
  • 1951: 389 ha = 38,9 qkm
  • 1970 kommunale Neugliederung: 1970 Stadt Wetter (Ruhr) aus Stadt Wetter und den Gemeinden Esborn, Volmarstein, Wengern.

Stadtgliederung

  • Alt-Wetter
  • Esborn
    • Albringhausen
  • Volmarstein
    • Grundschöttel
    • Oberwengern
    • Schmandbruch
  • Wengern

Kirchenwesen

Bistümer seit dem Mittelalter

Dekanat Wattenscheid, Erzdiözese Köln (seit 1310 bezeugt) bis zur Reformation. Ab 1821 / 23 ist die Diözese Paderborn zuständig. Die 1851 gegründete kath. Gemeide gehörte zum Dekanat Hagenund der Diözese Paderborn; vorher waren die Katholiken nach Herdecke eingepfarrt.

Reformation

1550 führte Vikar Eberhard Blankenagel die Beform, in der Schloßkapelle ein, in der Pfarrkirche erst 1657 nach dem Tode des damaligen Pfarrers. Trotz der schwankenden Haltung des Herzogs von Kleve setzte sich die Reformation durch. Wetter gehörte zur Klasse Ruhr in der 1610 gestifteten ref. Generalsynode Hamm. Im ganzen 18. Jhdt. bildete Wetter eine eigene Klasse. Danach gehört Wetter zur Kreissynode Hagen und der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Bekenntnisse

Seit der Reform überwog das lutherische Bekenntnis, noch 1955 nur wenig Reformierte. Die Zahl der Katholiken stieg erst mit der Zuwanderung infolge der Industrialisierung. 1828: 992 Ev., 53 Kath., 1831; 1.053 Ev., 28 Kath., 1838: 1.154 Ev., 54 Kath., 1864: 1.900 Ev., 483 Kath., 1871: 2.209 Ev., 518 Kath., 1895: 4.630 Ev. 1.740 Kath., 1937: 6.180 Ev., 2.346 Kath., 1946: 65% Ev., 1948: 8.258 Ev., 3.491 Kath. Dazu kommen an Sonstigen: 1871: 5, 1937: 707 (meist „Gottgläubige"), 1948: 1.252 (davon 782 glaubenslos).

Juden

Seit den Freiheitskriegen in geringer Zahl (1828: 5, 1831: 8, 1835: 4, 1864: 11, 1895: 5 Juden). Meist Händler und Metzger in wirtschaftlich unbedeutender Stellung, Anscheinend besaßen alle das Staatsbürgerrecht.

Wohlfahrtspflege

  • Die Schützengilde „Unser lieben Frauen Bruderschaft“ hatte wohl auch karitativen Charakter, die 1680 unter „Brudergeldern“ erscheinende Pacht aus Gärten fließt noch 1826 in die Armenkasse.
  • Auf Befehl des Königs werden 1715 in Wetter 3 Armeninspektoren ernannt (je 1 Vertreter von Kirche, Magistrat und Bürgerschaft); die Gelder stammen aus dem Klingelbeutel sowie monatlichen Haus- und Kirchenkollekten. 1800 besteht die Einrichtung noch.
  • Die schon früh genannten „Armenhäuser" gehörten der Kirchengemeinde und der Mietertrag war für die Armen bestimmt. Erst später wurden sie wegen Baufälligkeit von Armen bewohnt.
  • Friedrich Harkort gründete in seiner Fabrik 1820 eine Krankenkasse, 1854 eine Invalidenkasse, die 1856 auf alle Betriebe in Wetter ausgedehnt und zur „Arbeiter-Versorgungskasse der Gem. Wetter" umgewandelt wurde. Seit der staatl. Regelung der Invaliden- und Altersversorgung bestand sie weiter als Ergänzung; 1910; 2.500 Mitglieder und 300 000 Mark Kapital.
  • Seit 1913 Allg. Ortskrankenkasse.
  • Hebamme 1687, Wundarzt 1778 zuerst erwähnt.
  • Apotheke seit 1893
  • Krankenhaus seit 1800
  • Pflege- und Waisenhaus seit 1804.
  • Altersheim einer freikirchlichen Gemeinde
  • Die primitive Wasserversorgung vom „Heiligen Born" (im Stadtgebiet) wurde mehrmals verbessert, aber schließlich abgerissen. Wasserwerk 1887, ersetzt durch Zentralwasserversorgung aus dem Grundwasserstrom der Ruhr.
  • Ausbau der Kanalisation seit 1914.
  • Die Elektrizität stammte 1955 aus Fremdstrombezug von der VEW.

Bildungswesen

Schulen

Nachrichten über Schulen vor der Reformation fehlen. Danach wurden beiden Pfarren Schulen angeschlossen, Anfang 19. Jhdts. bestanden in der Freiheit 1 reformierte und 1 lutherische Schule, die 1817 vereinigt wurden. Als sie 1830 wegen Baufälligkeit geschlossen werden mußten, stellte Friedrich Harkort sein Wohnhaus zur Verfügung. Erster Schulneubau 1838 (ev.), zweite Schule 1851 (kath.), dritte Schule 1873 (ev.), vierte 1896 (ev.). Die 1861 als Privatschule gegr. höhere Schule wurde im nächsten Jahrzehnt zur Rektoratschule erhoben und wurde später zur Vollanstalt ausgebaut. Die zeitweilig von ihr abgetrennte Mädchenschule ging 1934 wieder in ihr auf. Eine um 1870 vorübergehend vorhandene Zeichenschule wurde von der Firma Harkort & Sohn wieder eröffnet, 1895 von der Gem. als freiwillige Fortbildungsschule übernommen und 1898 obligatorisch. Seit 1937 wurde sie als Zweckverbands-Berufsschule der Gemeinden Wetter und Herdecke und des Amts Volmarstein geführt. Eine Volkshochschule besteht seit 1946. Ein von Harkort schon 1833 vorgeschlagener Kindergarten wurde 1850 gegründet, an seiner Stelle traten seit 1904 zwei neue Kindergärten.

Zeitungen

Ruhrtalzeitung ab 1874, als Wettersche Ztg. Ab 1909, eingestellt 1941 (unparteiisch).

Sammlungen

Stadtarchiv Wetter (ab 1600), Stadtbücherei Wetter, Staatsarchive Münster und Düsseldorf. Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund.

Archive

Im eigenen Archiv

Archivgut der eigenen Verwaltung und der Vorläufer:

  • Gesamtüberlieferung 80 m ab Ende 15. Jh.
    • Bestände: A = 2 650 Akten 1483-1803.
    • B = 2 584 Akten 1803-1945.
    • BI = 970 Akten 1945-1970.
    • C = 641 Akten Amt Volmarstein 1754-1970.
    • D = 115 Akten ab 1970.

Im fremden Archiv

  • 28 Akten Amt Volmarstein 1816-1875 im Staatsarchiv Münster; darin: Zeitungsberichte.

Sammlungen

  • 150 Karten und Pläne.
  • Ruhrtaler-Zeitung 1875-1912, ohne 1886 und 1888. - Wettersche Zeitung 1913-1941, mit Lücken. - Hagener Kreisblatt 1848, 1849 und 1862. - Westdeutsches Tageblatt 1947-1956. - Westfälische Rundschau 1947-1956 und ab 1970. - Westfalenpost 1947-1956 und ab 1970. - Ausschnittsammlung ab 1967.
  • Film vom 100. Harkortbergfest 1981.

Bibliothek

  • 1996 an Literatur über das Archiv 500 Bände.
  • 1996 an Quellenveröffentlichungen 1.500 Bände.

Literaturhinweise

  • Fragebogen von 1926.

Bibliografie

  • Buschmann, R., Wetter, Das Gericht Wetter und seine Richter, Wittener Jahrbuch 1900.
  • Ludorf, A., Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Hagen – Land (1910)
  • Buschmann, Rudolf, Wetter an der Ruhr (1901).
  • Darpe, A., Geschichte des Kreises Hagen-Land (1913).
  • Frisch, Margarete, Die Grafschaft Mark (1937).
  • Harkort, Friedrich, Geschichte des Dorfes, der Burg und der Freiheit Wetter (1856). Digitalisat der ULB Münster
  • Harkort, Friedrich, Beitr. Zur Gesch. Westfalens und der Grafschaft Mark (1880).
  • Holz. W. K. B., Ein Jahrtausend Raum Hagen (1947).
  • Winkelmann, Erster Verwaltungsbericht der Stadt Wetter an der Ruhr (1911). * Kunstführer des Westfälischen Heimatbundes, Heft 20: Ennepe-Ruhr-Kr. (o. J.).
  • Heimatblatt für den Ennepe-Ruhr-Kreis (1949-51).
  • Darpe, A., Gesch. der Stadt Wetter, Bericht über den Stand und die Verwaltung der Gememdeangelegenheiten der Stadt Wetter a.d. Ruhr für 1910 (1911).
  • Hymmen, A., Geschichtlich-statistische Beschreibung des früheren Kreises Hagen (1889).
  • Brinckmann, Rudolf, Wetter an der Ruhr. 1901.
  • Schnettler, Otto, Ein Steuerstreit im ehemaligen Amt Wetter am Ende des Dreißigjährigen Krieges. 1932.
  • Thier, Dietrich, Die märkische Freiheit Wetter. 1989.
  • Berger, Louis, Der alte Harkort (1928).
  • Kastrup, Gustav, Fritz Harkort, ein Getreuer der roten Erde (1927)
  • Matschoß, Conrad, Friedrich Harkort. In: Rheinisch-Westfälische Wirtschaftsmonographien, Bd. I. Heft (1931).
  • Denzel, Ernst, Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Stadt Wetter, in Beitr. Zur Gesch. Dortmunds und der Grafschaft Mark 49 (1952)
  • Geldmacher, Erwin, Die Grundlagen für die Entstehung und die wesentlichen Tendenzen für die Entwicklung der Industrie von Wetter an der Ruhr (Diplomarbeit 1912)
  • Voye, Ernst, Gerschichte der Industrie im märkischen Sauerland, Bd. 1 Kreis Hagen (1909).
  • Walter Kramer, Die Klingen- und Messerindustrie im vormaligem Amt Wetter Diss. Jena 1922).
  • Matschoß, Konrad, Ein Jhdt. deutscher Maschinenbau. (1919)
  • Lautz, H.P., Die Emtwicklung der Eisenindustrie in Wetter an der Ruhr unter besonderer Berücksichtigung der Schöntaler Stahl- und Eisenwerke Peter Harkort und Sohn. (Diss. Würzburg 1922).
  • Ebert, Gustav, Verkehrswege in alter und neuer Zeit, in Schriftenreihe des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Wetter Nr. 1 (1934)
  • Buschmann, R., Wetter an der Ruhr, ein Beitrag zur Gesch. der Heimat (1901).
  • Heide, Heinrich, Festschrift zur Erinnerung an die100 jährige Wirksamkeit der Pfarrer Hengstenberg an der ref, Gem. Wetter-Freiheit (1908).
  • Neuhaus, P., Aus der Vergangenheit der kath. Pfarrgemeinde Wetter (Ruhr) (1940).
  • zur Nieden, A., Kleiner Rückblick in Wetters große Vergangenheit (1821).
  • 400 Jahre Evangelium in Wetter, Festschiift (1950).

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<gov>WETTERJO31QJ</gov>