Herforder Chronik (1910)/483

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Herforder Chronik (1910)
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1803, 1804

Am 6. Juni hielt der zum Churfürsten erhobene vormalige Landgraf von Hessen über das hieselbst garnisonirende Grenadier-Bataillon Revue, da denn zugleich dasselbe in dem Oberst Lieutenant v. Borstel einen neuen Commandeur erhielt, indem der Oberst von Sobbe zum Commandeur des Regiments Churfürst zu Hessen in Paderborn ernannt worden.

Am 20. October wurde durch das geschehene Anfahren eines Wagens eine Sägen-Stellung auf der Brüderstraße neben der Schulkirche umgeworfen, und durch das auf selbiger befindliche Holz die 12 jährige Tochter des Zinngießers Kotti sofort erschlagen, ein zweites Kind des Schuhmacher Marckhurd oben am Kopfe sehr stark beschädigt.

Im gegenwärtigen Jahre fand eine solche für die Feldfrüchte günstige Witterung statt, daß vorzüglich der Rocken einen ganz ungewöhnlichen Wachstum zeigte, so daß die Halme eine Größe von fast 8 Rheinländischen Fußen erreichten. Ueberhaupt würde dies Jahr eine so sehr gesegnete Ernte haben erwartet werden können, welche in langen Jahren nicht eingescheuert worden, wenn nicht eine während der Blüthe-Zeit eingetretene anhaltende feuchte Witterung es verursacht, daß die so sehr langen Aehren zum großen Theil ganz leer geblieben.

Der Bau des Landarmenhauses wurde im gegenwärtigen Jahre in der Art betrieben, daß der zum Zuchthause, und zu den mit selbigen zu verbindenden allgemeinen Criminal-Gerichts-Anstalt für beide Provinzen zu gebrauchende eine Flügel und die Hälfte des Hauptgebäudes am Ende des Novembers unter Dach gebracht worden. Zu dem Bau wurden die zu dem Sous terrain nötigen Mauersteine von den verfallenen Stadtmauern genommen, die Backsteine aber in einer zuerst auf dem Langenberge demnächst aber auf dem Husemannschen Kampe auf dem Berge zu solchem Behuef (Zweck) eigends angelegten Ziegelbrennerei, in sogenanten Feldbränden gebrant. Die gebrauchten Sandsteine sind aus einem wieder geöfneten Steinbruch im Schwarzen Mohr gebrochen, an welchem auch in ganz alten Zeiten die Steine zu den in der Stadt vorhandenen Kirchen und übrigen massiven Gebäuden gebrauchten Steine genommen sein sollen. Zur Aufsicht bei dem Bau war unter Leitung des Bau-Dircctors Lehmann der Bau-Conducteur Knefel angestellt.


1804.

Am 13. Januar wurde der Maurer-Geselle Conrad Bockermann in dem Sandsteinbruche auf dem Hofe des Col. Hagemeier im Schwarzenmohr, woselbst derselbe mit dem Brechen der Steine zum Landarmenhaus-Bau beschäftigt gewesen, unter den nicht vorsichtig genug weggeräumten Erdtreich verschüttet und todt hervorgezogen.