Herforder Chronik (1910)/484

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Herforder Chronik (1910)
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1804, 1805

Im Januar war den ganzen Monath hindurch eine so warme Frühlings-Witterung, daß alle Gewächse zu treiben und die Bäume auszubrechen anfingen. Am 4. Februar aber stellte sich ein sehr heftiger Frost ein, der bis zum 20. Märtz fortwährte. Es fiel dabei eine so außerordentlich große Menge Schnee, als seit Menschengedenken nicht der Fall gewesen, der sich jedoch mit Eintritt des Frühjahrs nach und nach auflösete und ohne durch veranlaßte Fluthen den mindesten Schaden zu thun fortging.

Am 19. Juli zogen sich mehrere ganz fürchterliche Gewitter über der Stadt zusammen, welche, ganz kurze Zwischenräume ungerechnet, bis Sonnabends den 21. gegen Abend unter den heftigsten Schlägen fortwährten. Es wurden durch dieselben in der Nachbarschaft mehrere Unglücksfälle verursacht, und unter andern brante auch das von dem Blitz entzündete große Haus des Colon Brackmeyer bis auf den Grund ab, nachdem zuvor zwei Männer vom Blitz betäubt, aber demnächst ins Leben zurückgebracht wurden. Auf das Gewitter folgte ein solcher Platzregen, dessen sich die ältesten Menschen nicht erinnern können, wodurch denn auch alle Gewässer zu einer solchen Höhe angeschwellt wurden, die fast nie ihres Gleichen gehabt. Das Vieh wurde nur mit Mühe aus den Weiden gerettet. Inzwischen geschah bei der wohlthätigen Würckung der Wasserwercke am Berger-Thor in der Stadt wenig oder gar kein Schade.

Am 1. Oktober wurde die neue Zuchthaus-Anstalt in dem Gebäude des Landarmenhauses eröffnet, und des Morgens 6 Uhr die vorhandenen Züchtlinge in 28 Männern und 12 Weibern bestehend unter militärischer Bedeckung bei einem ungeheuren Zulauf von Menschen, aus dem alten Zuchthaus ab- und nach dem neuen Gebäude geführt.

Am 15. October wurde der Bau des im abgewichenen Sommer angefangenen neuen Wacht- und Thorschreiber-Hauses im Rennthore vollendet.

Am 10. November war das zum Landarmenhause bestimte Gebäude soweit vollendet, daß das Sparrwerk des zweiten Flügels aufgerichtet werden können, welches denn auch unter den gewöhnlichen Feierlichkeiten und Aufsetzung eines Kranzes durch die Zimmerleute geschähe. Nachdem der bisher bei dem Bau angestellt gewesene Bau-Condukteur Knefel von hier versetzt worden, ist der Landarmenhaus-Bau unter Aufsicht des Bau-Conducteurs Göcker betrieben.


1805.

Am 1. Januar wurden nach erfolgter Aufhebung des Paderborner Zuchthauses, die in selbigen vorhanden gewesene Züchtlinge nehmlich 7 Männer und drei Weiber, die durch ein Militär-Commando hieher transportiret worden, in die hiesige Zuchthaus-Anstalt abgeliefert.