Herforder Chronik (1910)/250
GenWiki - Digitale Bibliothek | |
---|---|
Herforder Chronik (1910) | |
<<<Vorherige Seite [249] |
Nächste Seite>>> [251] |
Datei:Herforder Chronik 1910.djvu | |
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien | |
Texterfassung: korrigiert | |
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Bevor dieser Text als fertig markiert werden kann, ist jedoch noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
|
Frauen. Hoffbauer vermutet, daß die erste Kapelle mit dem Hospital, getrennt von der Münsterkirche, auf dem Kirchhofe gestanden habe und daß die Kapelle erst später, als der Chor verlängert wurde (man kann die Verlängerung außen an dem fehlenden Rundbogenfries erkennen), in das Hauptgebäude der Münsterkirche einbezogen worden ist.
Die Herbergen.
Weg und Steg im Mittelalter können wir uns nicht schlecht genug denken, und wenn wir uns ihren Zustand vergegenwärtigen wollen, so genügt ein Blick auf unsere Landwege, die, ausgefahren und höckerig, den Wagen und Wanderern Schwierigkeiten bereiten. Rechnen wir dazu noch die allgemeine Unsicherheit auf den Landstraßen, so erforderte es für jeden, der in der Ferne persönlich erscheinen mußte, Überwindung, ehe er sich aus der Behaglichkeit seiner vier Pfähle auf Reisen begab. Um so dankbarer war dann der Reisende, wenn er in einer Stadt, wo er weder Verwandte noch Bekannte hatte, deren Gastfreundschaft er in Anspruch nehmen konnte, ein schützendes Obdach fand.
Anderseits war es für jede Stadt ein Ehrenpunkt, den von der Landstraße bei ihr Einkehrenden Erquickung zu bieten, und die Sorge der Bürger um das körperliche Wohl der Fremden oder Gäste, wie man sie allgemein nannte, war nicht minder groß, als um das eigene oder dasjenige ihrer Familie. Infolgedessen gab es für die Bruderschaften kein erwünschteres und dankbareres Feld, wo sie ihren Wohltätigkeitssinn betätigen konnten, als die Gründung von Herbergen, obwohl die Ströme der Wandernden die höchsten Anforderungen an den milden Sinn der Städter stellten.
Wie alle mittelalterlichen Städte besaß Herford sicherlich auch eine Reihe Herbergen niedrigster Ordnung, Spelunken, wo das fahrende Volk, das Gesindel der Landstraße Unterschlupf fand und dort mit seinem zuchtlosen Treiben den Stadtvätern Sorgen genug bereitete. Von ihnen soll hier nicht gehandelt werden, sondern von denen, welche unter dem Schutze von Bruderschaften standen.
Unter den besseren Herbergen sei zuerst
das Gasthaus
genannt. Unter Gast verstand man damals, wie eben gesagt, jeden Fremden: „We mit uns ne scotet (nicht Schoß = Steuer bezahlt) de is en Gast und nen (kein) Bürger“. Unser 1350 gegründetes und der hl. Gertrud geweihtes Gasthaus soll in der Gossikerstraße in der Nähe des Komturhofes gestanden haben. Wir dürfen uns aber darunter beileibe nicht ein Hotel nach heutigen Begriffen denken. Der Wohlhabendere fand darin einfachste Bequemlichkeit, der anständige Arme Nachtlager, Salz, Bier und Feuerung. Die Kosten, welche die freiwilligen