Herforder Chronik (1910)/249

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Herforder Chronik (1910)
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ihn an vielen Orten untersagte. Lange aber noch pflegte man jede gesellige Zusammenkunft, die ein Festessen als Hauptzweck hatte, mit dem Namen des Kalands zu belegen, und das Andenken an jene Zeit der Entartung der Bruderschaft pflanzte sich fort in dem Worte: herumkalandern, niederdeutsch - klandern, womit das Herumlungern in den Schenken gebrandmarkt wurde. In 1001 Nacht werden uns drei „Kalender“, bettelnde Derwische, vorgeführt, im heutigen Sinne dagegen gebrauchen wir „Kalender machen“ oder „kalendern“ von jemand, den wir in Grübeln versunken finden.

1816 sind die letzten Trümmer der erloschenen Herforder Kalandsbruderschaft zerfallen, ihr Vermögen von 315 Taler 17 mgr. 1 Pf. (Hölscher) ist dem Gymnasium überwiesen worden.

Die Frühherren.

Der Priestervereinigung auf der Altstadt, dem Kaland, entsprach in gewisser Weise die Priesterschaft des im Jahre 1514 von Enger hierher verlegten Dionysiusstiftes auf der Neustadt. Ein Probst (Präpositus oder Dekan), vier Presbyter, vier Diakonen und vier Subdiakonen bildeten das Kapitel, dessen Aufgabe es war, den dionysianischen Kirchenschatz zu hüten und neben anderen Obliegenheiten im Chor der Johanniskirche gottesdienstliche Handlungen zu verrichten. Dort stehen noch heute die alten Stühle der Kanoniker. Regelmäßig in früher Morgenstunde pflegten sie dort die erste Messe zu lesen, und hiervon gab ihnen das Volk den Namen Frühherren.

Das Kapitel ist durch Stiftungen und von dem Ertrage der von ihnen bewirtschafteten Ländereien zu Wohlstand gekommen. Als es indessen nach der Reformation an kirchlicher Geltung verlor, wurden die Kanonikerstellen Sinekuren [1], die auch an Weltliche vergeben wurden. Im Jahre 1810 löste die französisch-westfälische Regierung das Dionysiuskapitel ganz auf und verkaufte die zahlreichen Ländereien an Bewohner der Neustadt.


S. Kathrinen (s. S. 176 ff.).

Wenn wir von der Trinitatiskapelle an der Südseite der Münsterkirche nach Osten gehen, treffen wir auf einen Kircheneingang, genau unter den „Sieben Sonnen“, der in die heutige Sakristei führt. Diese Sakristei ist die ehemalige Kapelle ad S. Catharinam, doch nicht die ursprüngliche.

Zu einer Zeit, als die Herzen von Mitleid mit dem Elend ihrer leidenden Schwestern bewegt worden waren, gründeten wohlhabende Bürger die Katharinenkapelle mit einem daran sich anlehnenden Hospital für arme und kranke

  1. Pfründen, mit denen wohl Einnahmen, aber keine Amtsverpflichtungen verbunden sind.