Tulpeningken

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Wappen der Stadt Pillkallen

Tulpeningken

Bauerndorf an der Szeszuppe
Kreis Pillkallen, O s t p r e u ß e n
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Ortsschild von Tulpeningken


Hierarchie


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Die Dorfstraße in Tulpeningken


Einleitung

Tulpeningken ist ein Dorf im Kreis Pillkallen in Ostpreußen.
Die Ortschaft liegt an der Landstraße, die von Lasdehnen nach Schillehnen an der Memel führt.
Das Bauerndorf liegt in schöner Umbebung im Tal der Szeszuppe und wird im Norden vom großen Neuluböner Forst begrenzt.

Die Szeszuppe beim Dorf Tulpeningken, 1935

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Die Szeszuppe beim Dorf Tulpeningen (heute Zarečnoe), am 23.05.2010

Name

Kartenausschnitt von Schillenöhlen / Flußfelde
aus Großblatt Nr. 6 Schloßberg, 1939
Konfirmationsbild von Albert Bendler (geb. 26.02.1913 in Tulpeningken) 2. Reihe v. l. 4.Person mit Stehkragen, r. oberhalb Pfarrer Erich Sack, links am Bildrand Mutter von Albert: Enusze Bendler (geb. Powilleit). Aufnahme von 1927 in Lasdehnen. Wer erkennt sich oder andere hier wieder? Bitte hier melden Günther Kraemer, Quelle: Bildarchiv Wilfried Bendler, Nottuln
Gebäude in Tulpeningken, Foto: Oleg Politiko, Neman 2010

Andere Namen und Schreibweisen

  • Tulpeningken (bis 15.07.1938)
  • Tulpeningen (ab 16.07.1938 - 1945)
  • Tul'peningken / Тульпенингкен (1945)
  • Zaretschnoe / Заречное (1946 bis heute)
  • litauisch Tulpininkai

Allgemeine Informationen

Tulpeningken war der zentrale Ort für die umliegenden Dörfer Sandhöhe (Budupönen), Eigern (Eygarren), Ostfurt (Woitekaten), Waldhufen (Plonszöwen), Flußfelde (Schillenöhlen), Grenzheide (Klein Darguschen) und Grenzwald (Neu Skardupönen).
In Tulpeningken gab es eine Poststelle, einen Kolonialwarenladen, ein Gasthaus, eine Ziegelei und einige Handwerksbetriebe. Das Dorf hatte vor dem Krieg 424 Einwohner. Die Bewohner lebten hauptsächlich von der Landwirtschaft. Arbeitsmöglichkeiten gab es in der Forstwirtschaft und beim Wasserbauamt.
Die nächste Bahnatation war Lasdehnen.

Politische Einteilung / Zugehörigkeit

  • Von 1818 bis 1945 war Tulpeningken (ab 1938 Tulpeningen) eine Gemeinde im Kreis Pillkallen
    (ab 1938 Kreis Schloßberg), Reg.-Bez. Gumbinnen, Ostpreußen
  • Ab 1945 ist Tulpeningken / Заречное eine Landgemeinde im Rajon Krasnosnamensk
    (Oblast Kaliningrad), Rußland
  • Das benachbarte Ostfurt (bis 1938 Wotekaten) wurde nach Tulpeningken / Заречное eingemeindet.

Kirchliche Zugehörigkeit

Evangelische Kirche

Tulpeningken gehörte zum Kirchspiel Lasdehnen. Zum Konfirmandenunterricht mußten die Jungen und Mädchen einen sechs Kilometer langen Fußmarsch zurücklegen. Manchmal wurden die Kinder auch mit einem Pferdefuhrwerk nach Lasdehnen gefahren.

Katholische Kirche

Tulpeningken gehörte mit Lasdehnen zur katholischen Kirchengemeinde Bilderweitschen.

Prästationstabellen

In den Prästationstabellen für den Ort Tulpeningken/Tulpeningen (hier klicken) befinden sich historische Einwohnerlisten aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Folgende Hinweise können dazu beitragen, diese Listen besser zu verstehen bzw. Fehlinterpretationen zu vermeiden.
Hinweise zu den Prästationstabellen und Mühlenconsignationen, Erläuterungen von Prof. Erwin Spehr (hier klicken)

Geschichte

  • 08.04.1874 Tulpeningken gehört zum neugebildeten Amtsbezirk Jucknaten Nr. 17
  • 03.06.1938 Umbenennung der Gemeinde Tulpeningken in Tulpeningen


Ortsbeschreibung

Die Försterei Tulpeningken

Von Viktor Kittel

Viktor Kittel als junger Förster im Ostpreußen, 1940

Ich begann meine zweijährige praktische Ausbildung zum Revierförster als Forstanwärter in der, wie es damals hieß, mittleren gehobenen Beamtenlaufbahn am 1. April 1940 in der Revierförsterei Tulpeningen, Krs. Schloßberg (früher Pillkallen). Diese relativ kurze Zeit als junger Forstbeamter ist eine der schönsten meines Lebens gewesen.

Die Revierförsterei Tulpeningen lag sehr einsam. Es gab keinen elektrischen Strom und als Telefon gab es nur einen Kurbelinduktionsapparat, mit dem man sich zwischen den Revierförstereien mit unterschiedlichen Zeichen verständigen konnte. Das zur Revierförsterei gehörende Dienstgebäude war teilweise mit Holz verkleidet. Die Fenster der Vorderfront schauten über einen sorgsam gepflegten Garten hinaus auf das zur Försterei gehörende Dienstland – das waren 80 Morgen Landwirtschaft. Auf dieser Seite war die Luft angefüllt mit angenehmen und würzigen Gerüchen des Gemüses und der Gewürze, die sich mit dem Duft eines ganzen Meeres von Sommerblumen mischten.

In das gemütliche und wohnliche Hausinnere gelangte man durch eine hochgelegene Holzveranda. Mittelpunkt des beruflichen Lebens, aber auch der Männerrunden beim Skat, war das Arbeitszimmer des Revierförsters. Die Wände zierten Bilder mit Jagdmotiven, Geweihe von kapitalen Hirschen, Rehgehörne und ein großer ausgestopfter Auerhahn. Ein imposanter Bücherschrank, der auserlesene Werke der Jagdliteratur barg, ein eichener Holztisch, dahinter das Ledersofa, ein Ledersessel, ein Schreibtisch mit prächtigem Schnitzwerk und einige hochlehnige Stühle bildeten die Einrichtung. Von der Decke hing ein mehrflammiger Kronleuchter, aus starken, dekorativen Hirschstangen hergestellt.

Forstamt Memelwalde (bis 1938 Neu Lubönen)

In der „guten Stube“, die vom Arbeitszimmer durch eine Glasdoppeltür getrennt war, saßen immer die Damen der Herren, die mit dem Revierförster Skat spielten, und vertrieben sich die Abende mit Gesellschaftsspielen. Außerdem führten je eine einfache Tür in die große Wohnstube, in der auch die Mahlzeiten eingenommen wurden, und zum Flur hinaus – dort gingen die Grünröcke ein und aus, die Jagdgäste, hohe Regierungsbeamte, Vorgesetzte vom Regierungsforstamt Gumbinnen oder Jagdfreunde des Revierförsters. Sie waren immer etwas Besonderes, diese Besuche. Sie füllten das Haus mit Spannung und Neugier, die Stuben und Flure mit den Stimmen fröhlicher Männer.

Im Sommer 1941, nach dem Beginn des Krieges mit Russland, verließ ich die Revierförsterei, um die Ausbildung im Forstamt Memelwalde (früher Neu-Lubönen) fortzusetzen. Auch sollte ich vorerst vom Kriegsdienst zurückgestellt werden. Ich meinte damals aber, wenn ich nicht bald eingezogen werde, käme ich für jede Kriegshandlung zu spät und so hatte ich mich schon 1940 heimlich freiwillig zur Luftwaffe gemeldet. Als ich dann meine Einberufung zum 16. November 1941 meinem Forstmeister vorlegte, tobte er natürlich fürchterlich. Er hielt mir vor, daß man mich freigestellt hätte, weil kaum Forstpersonal vorhanden sei, und außerdem wüsste ich doch, daß ich als Forstanwärter nur zur Infanterie und zwar zu den „Ortelsburger Jägern“ gehen dürfte. Er drohte mir an, daß das noch ein Nachspiel für mich haben würde.

Heutige Situation

Ein Lebensmittelgeschäft in Tulpeningken (Заречное)

Die Umgebung von Tulpeningken / Заречное ist heute einsam und verlassen. Trotz der landschaftlichen Schönheit kommen nur selten Besuchergruppen in die Dörfer an der Szeszuppe, denn von den meisten Ortschaften ist kaum etwas erhalten geblieben. Flußfelde (Schillenöhlen), Vormwalde (Antbudpönen) und Eigern (Eygarren) sind völlig verschwunden.
In Ostfurt (Woitekaten) stehen noch ein paar Häuser.
In Tulpeningken sind einige Altbauten erhalten geblieben. Es gibt ein Lebensmittelgeschäft, und an der Stelle verschwundener Gehöfte stehen schlichte Neubauten.

Die Menschen leben in einfachen Verhältnissen, sie versorgen sich aus blumengeschmückten Gärten und halten allerelei Kleintierviehzeug. Landwirtschaft in Privatinitiative wird nur zögerlich betrieben. Die Szeszuppe schlängelt sich wie eh und je durch die abwechslungsreiche Landschaft, doch die vielfältigen Beziehungen, die es früher einmal von der ostpreußischen zur litauischen Flußseite gegeben hat, existieren nicht mehr. Heute ist die Szeszuppe EU-Außengrenze, und auf beiden Seiten des Flusses befinden sich Grenzsperrbezirke, die man nur mit einem besonderen Berechtigungsschein (Propusk / пропуск = Passierschein) betreten darf.

Verschiedenes

Karten

Umgebungskarte von Tulpeningeken, 1925
Tulpeningken auf dem Messtischblatt Schloßberg, Stand 1938, mit nachträglich eingetragenen russischen Ortsnamen
Prußische Stammesgebiete


Internetlinks

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>TULGENKO14GX</gov>