Mehrfelderwirtschaft
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Kornanbau
Zum regelmäßigen Anbau in der Landwirtschaft kanen zunächst Hafer und Gerste, dies weisen auch mittelalterliche Register der Grundherren über Pachteinnahmen von Naturalien aus. Unter Umständen ist auch noch Sommerspelz in Betracht zuziehen.
Zweifelderwirtschaft
In klimatisch günstiger gelegenen Gebieten entwickelte sich daher alsbald der Anbau von Sommer- unf Wintergetreide als Hauptgruppen der kultivierten Körnerfrüchte.
Dreifelderwirtschaft
Im Rahmen dieser Kornauslese machte man schnell die Erfahrung, dass bei ununterbrochenem Getreideanbau die Ertragsfähigkeit der Ackerböden schnell nachließ. Der natürliche Schutz dagegen war die regelmäßige sommerliche Brachhaltung nach vorhergehender Ernte im Herbst. Während der Brache wurde duch Viehbeweidung (Stoppelbeweidung, später z.B. mit Seradella durchsezt) in der Zeit vom Frühjahr bis zum Johannistag (24.06.) zusätzlich Dünger eingebracht (später auch Stallmist) und danach die Brache vor der Neueinsaat durch 2 bis 3maliges Umpflügen, später viermal und eggen, zwischen dem Johannistag (24.06.) bis zum Herbst gründlich bearbeitet. Es kam in der nunmehrigen Dreifelderwirtschaft zu der allgemeinen Fruchtfolge: Brache – Wintergetreide – Sommergetreide.
Zwischenfrüchte in der Zeit der Kornbrache waren Klee, Wicken, Erbsen, Spöri und Rüben, hinzu kam in Preußen ab etwa 1750 in der Fläche die Kartoffel.
Dreizelgenwirtschaft (Kollektiv)
Während in Ortschaften mit Einzelhöfen oder Streusiedlungen, mit geringem gemeinheitlichen Markenbesitz, die Fruchtfolgen der Mehrfelderwirtschaft von jedem einzelnen Landwirt für seinen Bereich selber geregelt wurde, war die dörfliche Feldmark in den kollektiv organisierten Agrarzonen („Kornland“) meist in 3 Zelgen aufgeteilt, Hier wurde auf den einzelnen Parzellen einer „Zelg“ gleichermaßen in der Fruchtfolge Wintergetreide – Sommergetreide – Brache angebaut. In jedem Jahr befanden sich also alle Winter-, Sommerfelder und Brachen je auf einer einzigen Flur (Zelg) zusammen.
Der Begriff „Dreizelgenwirtschaft“ schließt neben der Ordnung der Fruchtfolge auch die regelmäßige Rotation der Felder, so wie die komplexe landwirtschaftliche Dorf- und Flurordnung mit ein.
Gewann in der Dreifelderwirtschaft
Waren die einzelnen Teile einer Ackerflur in der Feldmark in folge ihrer natürlichen örtlichen Lage von stark abweichender Beschaffenheit (gestörte Böden einer Endmoräne oder ähnliches), so bildete man aus jedem derselben eine „Gewanne“ und richtete in jedem „Gewann“ drei Felder ein.
Brache
Brachen lassen sich unterscheiden in Grünlandbrache, also brachgefallenes Dauergrünland, darüber hinaus die Rotations- und Dauerbrache auf Ackerland.
Nachdem während der Brache duch Viehbeweidung (Stoppelbeweidung, später z.B. mit Seradella durchsezt, Spöri) zusätzlich Dünger und später auch Stallmist eingebracht wurde begann die Bearbeitung mit Pflug und Egge. Die einzelnen Pflugvorgänge (Pflugfurchen) hatten noch bis zur 2.Hälfte des 20. Jahrhunderts, unterschiedliche, lokal abweichende Namen. Der erste Umflugvorgang einer Gewanns , einer Lage , einer Flagge, Kämpe , Breite oder "Brede") wurde im Kreis Recklinghausen zweckorientiert „Brachfurche“, der zweite „Wendefurche“, der dritte „Ruhefurche“ und der vierte als letzter „Saatfurche“ genannt.