Schlesisches Namenbuch/132

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Schlesisches Namenbuch
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  • Namenerläuterungen und -nachweise werden mit einfachem Doppelpunkt (:) eingerückt.
  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


= Nickil Langediterich; Lorencz Nickils des langen Diterich brudir son = Lorenz Langeditherich.


Linke (Görlitz [44] Liegnitz [37] Sagan [14] Glatz [10] Öls [9] Neisse oft Neustadt [8] Ratibor Oppeln [6] Beuthen [4]).

Der Linkshänder, wie folgende Gleichung zeigt: Francze lynke = Fr. lynkehand 1397 Liegnitz (##Schöppenbuch 46a, 6a); auch in Görlitz 1434 ein Franczke Linkehant (Wtschr. 35). Vgl. Herman Lynkfus 1381 Sorau Land.


Löbe (Liegnitz [10] Görlitz OS [00]!), Löbel (Liegnitz [19] Görlitz [6] Sagan [4] OS [00]!).

Beide Namensformen gehen auf mhd. lewe „Löwe“ zurück, w wurde zu b wie in Schubert, Viebig u. ä. - Belege: Lewe kursener 1345 = Lebil k. 1352 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 15), vgl. hierzu PBB XIII, 387; Nikel lewe 1453 = N. lebe (Liegnitz, ##Schöppenbuch S. 168 u. 167); Mattis Lewe korsener 1445 Görlitz; Ernst Lewe 1482 Glatz; Gorge Lebe 1416 Neurode. Auch früh Judenname (statt Levy!): Lewe 1494 Glatz; Lebe 1423 ebd.; Lewe in Alt-Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 75). Zur l-Form vgl. Luthold Lebel (14./15. Jahrh., ##Burdach, Vom Mittelalter zur Reformation. Bd. 9); Georg Löbel 1546 Liegnitz. Vgl. aber Joh. Lobeler von Kolen (Freiberg Urkundenbuch## 2, 357).


Malek (Beuthen [28]), Malik (Beuthen [16]), Ma(h)lich, Ma(h)lig, Malicke, Malige, Maliga.

Alle oberschlesisch, von altslaw. malu „klein“ (Mikl. Nr. 213); ist vielfach aus deutschem Klein, Kleiner(t) polonisiert! - Belege: Herman Maly 1386 Liegnitz; Thomas Maly oder Steschky 1555 Domslau (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 88). Nicclos Malke 1406 Liegnitz (doch auch Ortsname: Joh. Malkaw 1397 Liegnitz); Jan Maly, Woytech Maly 1596 Kr. Ohlau.


Mann (Liegnitz [21] Görlitz [17] Glatz [8] Neurode [5] Neisse Oppeln [3] Beuthen [6]).

Im Sinne von Lehnsmann, Vasall, daher vielfach in Rittergeschlechtern zu finden; vgl. unser heutiges „Mannen“! - Belege: Niclos Gotke, unsers herren des Kunigis von Bemin man 1372 (##Codex dipl. Silesiae, Breslau 1857 ff., Band 4, 32). Peter Man 1372 Liegnitz; Niclas Man 1423 Glatz; Heincze von Waldaw, Man genant 1472 Neisse (Hauptmann v. Ottmachau); Hanns Man 1439 Görlitz.


May, Mai (Liegnitz [40] Görlitz [35] Grünberg [12] Sagan [7] Neisse oft Ratibor [5] Beuthen [22]).

Der Ursprung dieses recht häufigen Zeitnamens dürfte z. T., wie der von Sommer, Herbst, Winter usw. im mittelalterlichen Abgabenwesen zu suchen sein: ein Bauer oder Gärtner, der die meienbete (meienstiure), einen im Mai zu entrichtenden Zins zu geben hatte. - Belege: Lorencz Meye 1390 Görlitz; Niclas Meye 1429 Liegnitz. Im übrigen wird mhd. meie „Maibaum, Maifeier“ zugrunde liegen.


Marggraf(f), Mar(k)graf (Görlitz [5] Breslau).

Ein markgräflicher Beamter oder in irgendwelcher Beziehung zum Markgrafen Stehender. Seine oberlausitzische Heimat entspricht der Markgrafschaft Oberlausitz und der Markgrafschaft Meißen. Vgl. den Heinzman Marggraf, der 1371 markgräfl. Vogt zu Schopfheim war und als markgräfl. Bastard (!) das Wappen der Markgrafen von Rötteln führte. (Nied, Südwestdt. Familienname, S. 69). Diese letztere Erklärungsmöglichkeit (als unehelicher Sproß) ist auch bei den ähnlichen Namen wie Bischof, Graf, Mönch, Herzog, Fürst grundsätzlich nicht von der Hand zu weisen. - Belege: Mertin Marggraffe 1439/40 Görlitz; Jorg Marggrave 1494/95 Görlitz; Joh. Marchio (= Markgraf) 1301 Breslau (Reichert, H., Die deut. Familiennamen nach Breslauer Quellen. Breslau 1908, S. 134). Vgl. Wier Wladisslaus ... marggrave zue Merheren ... und marggrave zue Lausitz 1493 (Urk. Öls S. 177).


Merfort(h) (Neustadt [17] Breslau), -fert (Neustadt [3] Beuthen [5]), -fart (Glatz), Mehrfert (Neustadt [5]).

Dieser Neustädter Familienname kann nur das mhd. mervart meinen, d. i. Pilgerfahrt ins gelobte Land, Kreuzzug; also Übername eines glücklich heimgekehrten Pilgers. Vgl. Herfort(h), -furt, -fert = hervart „Teilnehmer an einer Heerfahrt“ und Römer = Rompilger! Auch Lazarus Öbirmer 1400 in Liegnitz ist zu vergleichen. Der Wiener mervart ist ein bekanntes mhd. Gedicht. Vgl. Lexer l, 2118.