Kögsten (Kreis Pillkallen)
Kögsten ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Kögsten. |
Hierarchie
Regional > Russische Föderation > Kaliningrader Oblast >Kögsten (Kreis Pillkallen) / Michelfelde
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Pillkallen > Kögsten (Kreis Pillkallen) / Michelfelde
Einleitung
Kögsten (Kreis Pillkallen), Kreis Pillkallen, Ostpreußen.
Bis 1938 Kögsten, ab 1938 Michelfelde, ab 1946 Novinki, Rayon Krasnoznamensk, Russische Föderation,
- Geographische Lage
- 54.755724°N 22.284724°O
Allgemeine Information
Kögsten wird als Keckstekeimenn 1557 erstmals urkundlich erwähnt, und zwar als Abzweigung von der älteren Streusiedlung Eggleningken. Im Jahre 1590 heißt die Siedlung Keckstey und 1686 Kiegsten. Neun Jahre nach der großen Pest sind 1719 von den rund 21 1/2 Huben noch rund 8 ½ Huben unbewirtschaftet. Als Zweitname ist für das Dorf auch Szameitkehmen üblich. – Kögsten wird am 16.07.1938 in Michelfelde umbenannt. Verwaltung: 16./17. Jh. Hanisches Schulzenamt/Hauptamt Insterburg, 1723 Domänenamt Brakupönen, 1818 Landkreis Pillkallen.[1]
Neuzeit
Das Dorf Michelfelde (vor 1938 Kögsten) lag 4 km westlich von Kussen und 14 km von der Kreisstadt Schloßberg (Pillkallen) entfernt. Südlich des Ortes lag auf einer 65,7 m hohen Anhöhe eine weithin sichtbare Windmühle, die von Franz Schmidt betrieben wurde. Im Dorf gab es mehrere Storchennester. Bei mittlerer Bodenqualität wurden von 22 Bauern und Landwirten Roggen, Hafer, Gerste, Kartoffeln und Futterrüben angebaut. Die Betriebe Walter Rohrmoser und Carl Pfeffer (die Vorfahren waren 1732 eingewanderte Salzburger) züchteten Herdbuchvieh und waren der Deutschen Herdbuchgesellschaft angeschlossen. Rohrmoser betrieb zusätzlich in geringem Umfang Pferdezucht. Walter Rohrmoser berichtet: „Meine Vorfahren wanderten 1732 aus Salzburg ein. Der Betrieb in Mi-chelfelde (Kögsten) war mit der Zeit 58,75 ha groß geworden, lag an fester Straße, 14 km von der Kreisstadt entfernt. Im ersten Weltkrieg brannte der Hof ab und wurde neu aufgebaut, er bestand aus Wohnhaus, vier Wirtschaftsgebäuden und Deputantenhaus mit Stall. Das Land war guter kleefähiger Boden, mit eigenen Mitteln dräniert. Mein Vater kaufte Zuchtvieh aus Herdbuchherden des Insterburger Herdbuchvereins und Kälber von Mitgliedern des Vereins zur Aufzucht und trat selbst auch dem Insterburger Herdbuchverein für das schwarzweiße Tieflandrind bei. Die Herde bestand aus ca. 25 Milchkühen und entsprechendem Jungvieh. Die überzähligen tragenden Kühe und Sterken wurden für gutes Geld auf den Auktionen verkauft. An Pferden waren drei eingetragene Warmblutstuten, drei Halbschlagstuten und zwei schwere Arbeitspferde, die sämtliche Arbeiten machten, vorhanden. Die Schweinezucht beschränkte sich auf vier Zuchtsauen mit Nachzucht. Im Herbst 1944 mussten wir den Hof verlassen, ich musste zum Volkssturm, und der Treck kam bei Wehlau in die Hände der Russen.“ Das Handwerk vertraten im Ort Schmiedemeister August Horn, Schneidermeister Gottlieb Nagies und die Schneiderin Anna Olivier. Der Ort war nicht elektrifiziert. Die nächste Poststelle lag in Kussen. Die Postzustellung erfolgte durch einen Briefträger, der die Post mit dem Fahrrad ins Dorf brachte. Einen Telefonanschluss gab es bei Hans Rohrmoser und Carl Pfeffer. Auf dem Dorffriedhof befand sich ein Soldatengrab aus dem 1. Weltkrieg. Einige Wochen vor der Flucht (1944) stationierte sich im Ort eine Autoreparaturkolonne der Wehr-macht, nach ihrem Abzug bezog eine Infanterieeinheit Quartier. Am 17.Oktober 1944 nahmen die Dorfbewohner Abschied von ihrer vertrauten engeren Heimat. Eine 280-jährige deutsche Dorfgeschichte erfuhr eine Unterbrechung, die bis heute noch andauert. Die Einwohner von Michelfelde (Kögsten) flüchteten mit Pferd und Wagen im geschlossenen Treck nach Grünhayn, Krs. Wehlau. Hier waren alle Flüchtlinge bis zum 20. Januar 1945 untergebracht. Die weitere Flucht vor den Russen erfolgte panikartig und ziellos. Viele Flüchtende wurden vor Königsberg von den Russen eingeholt, kamen unterwegs vor Kälte um oder wurden von den Russen verschleppt. 16 Personen verschwanden spurlos. Am 17. Januar 1945 fiel Michelfelde (Kögsten) in russische Hand. Paulat, ein Neffe des Carl Pfeffer, war als Wirtschaftsoffizier der Wehrmacht bis zur Besetzung des Dorfes durch die Russen im Ort.[2]
Politische Einteilung
Kögsten (Kreis Pillkallen)
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Katholische Kirche
Standesamt
Geschichte
Erfinder aus Kögsten
Auch in einem kleinen Bauerndorf gibt es etwas zu erfinden oder Vorhandenes technisch entscheidend zu verbessern. Am 13. Februar 1904 erhielten Ferdinand Riedelsberger und Ernst Riedelsberger in Kögsten vom Kaiserlichen Patentamt in Berlin unter der Nr. 162540 einen „Dreschkorb“ patentiert. Dieser Dreschkorb ist ein wesentlicher Teil einer Dreschmaschine. In einem bestimmten Abstand umschließt der feststehende Korb teilweise die rotierende Dreschtrommel. In den Spalt zwischen Trommel und Korb werden die Getreidegarben eingeführt. Die Leisten auf der Trommel und an der Innenseite des Korbes schlagen das Korn aus den Ähren. Die Erfindung von Ferdinand und Ernst Riedelsberger besteht nun darin, dass zwischen den Leisten des Korbes zusätzlich besonders geformte und geschärfte Blechstreifen („Messer“) angebracht werden. Diese Konstruktion verbessert den Ausdrusch bei gleichzeitig leichterem Gang und geringerem Kraftbedarf. Ob diese Erfindung bei den Dreschmaschinen-Herstellern Eingang fand, ist nicht bekannt. Das Patent wurde am 6. Dezember 1904 auch in Kanada (Nr. CA90332) und am 18. Juli 1905 in den USA (Nr. US794888) erteilt. Die beiden Erfinder entstammen einer salzburgischen Einwanderer-Familie, die seit 1732 in Kögsten ansässig war und einen Bauernhof bewirtschaftete. Die Tüchtigkeit dieser Riedelsberger zeigte sich schon darin, dass die aus dem Salzburger Gerichtsbezirk Saalfelden emigrierte fünfköpfige Familie in Ostpreußen gleich drei Höfe übernahm: Der Vater Hans Riedelsberger ließ sich in Schackeln, Ksp. Tollmingkehmen (Kr. Goldap) einen Hof geben. Der älteste 19-jährige Sohn Mathes übernahm hier in Kögsten, Ksp. Kussen einen Bauernhof und der 17-jährige Sohn Georg wurde wenige Jahre später als Kölmer in Eichhorn, Ksp. Aulowönen (Kr. Insterburg) aktenkundig. Der jüngste Sohn Hans übernahm später den väterlichen Hof. Der Mathes Riedelsberger in Kögsten erwarb sich bei seinen Landsleuten und bei der Amtsverwaltung bald Ansehen und Respekt, so dass er nach dem Tod des Salzburger Kolonie-Schulzen Andres Bühler in Kischenbannies (Bühlerhof) zu dessen Nachfolger eingesetzt wurde. Schulz Mathes Riedelsberger in Kögsten war nun verantwortlich für die knapp 30 Salzburger Bauern im Domänenamt Brakupönen, die sich auf acht Dörfer verteilten. Es ist also nicht überraschend, dass einige Generationen später aus dieser Familie auch Erfinder hervorgehen.
Patentschriften, Ferdinand Riedelsberger und Ernst Riedelsberger in Kögsten bei Kussen, Ostpr., hier klicken.
Verschiedenes
Karten
Fußnoten
Internetlinks
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>MICLDEKO14DS</gov>