Fürstbistum Paderborn

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Kurfürstentümer, Herzogtümer, Grafschaften, große und kleinen Herrschaften, Erzstifte, Hochstifte, Abteien, Reichsstädte und Reichsdörfer, Reichsfürsten und Reichsritter — unübersehbar verwickelte territorialen Verhältnisse im weit über die heutigen Grenzen Deutschlands ausgreifenden HRR. Sie verwalteten Land und Untertanen durch jeweils entsprechend strukturierte Einrichtungen. Dazu gehörte auch das Fürstbistum Paderborn.

Disambiguation notice Paderborn ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Paderborn (Begriffserklärung).

Hierarchie: Regional > Historisches Territorium > Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation > Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis > Fürstbistum Paderborn

Einleitung

Paderborn, auch Hochstift oder Fürststift.

Lage, Reichstage

An den mehr als 200 Quellen der Pader am Eggegebirge befand sich eine sächsische Siedlung, die nach ihrer Eroberung durch Karl den Großen seit 777 der Ort mehrerer Reichstage war.

Kirchenprovinz Mainz

Um 800 (799?, 806?) wurde der ursprünglich Würzburger Missionsstützpunkt, an dem Papst Leo III. und Karl der Große 799 zusammengetroffen waren, zum Bischofssitz (Bischof Hagnumar) erhoben. Das Bistum wurde der Kirchenprovinz Mainz zugeordnet.

Zuerwerbe von Grafenrechten

Dem bedeutenden Bischof Meinwerk (1009-36) gelang der Erwerb fast aller Grafenrechte in der sich von der Diemel bis zur Werre längs der Weser erstreckenden Diözese.

Vogtei

Heinrich von Werl (Sohn des Grafen Hermann II.) hatte die Tochter des Grafen Amelung (um 1031), Vogt des Stiftes Paderborn (summus majoris ecclesiae advocatus) geheiratet. Zu deren Erbe gehörte die Vogtei über das Hochstift Paderborn (1051-54).

Ihn beerbte sein Bruder Bernhard II. von Werl, Erbauer der der Alten Burg bei Arnsberg, 1051 Graf im Bistum Osnabrück, 1054 Graf von Westfalen, 1054 - 1060 Vogt von Paderborn.

Dessen Enkel, Graf Heinrich von Rietberg war im Erbwege von 1100-1102 zunächst Vogt von Paderborn.

Im Rahmen der Erbauseinandersetzung kommt die Vogtei über Paderborn (1118-1124) an Heinrichs Bruder, Friederich der Streitbare von Arnsberg, Sohn Konrads von Werl zu Arnsberg. Sie lagen zuletzt im Streit mit Lothar von Süpplinburg.

Die Grafen von Schwalenberg und Everstein wurden, wie auch die Edelherren zur Lippe, Vasallen des Kaisers (1133) Lothar von Süpplinburg (1125-1137). Über diesen Weg sicherten sie sich die Vogtei über das Hochstift Paderborn (1124 - 1289).

Bischof Meinwerk

Woher kam dieser machtbewußte Bischof? Seine Vita gibt später an, daß seine Mutter Adela aus der „terra Saxonie“ stamme. Sie war verheiratet mit dem Grafen Immo von Vliermal (965-975) aus dem Haspengau (Hasbania), zwischen Lüttich und Brüssel, aus der Diözese Utrecht.

Aus der Ehe stammen ihre Kinder:

  • Dietrich - Erbsohn in der Utrechter Grafschaft Immeds,
  • Meinwerk – Bischof zu Paderborn (1009-1036),
  • Glismodis – heiratete nach Bayern,
  • Azela – Nonne zu Elten und
  • Emma – Ehefrau des Billungers Liudger, Graf in Westfalen .

Enormes persönliches Vermögen, Verwandschaft und dem entsprechende Beziehungen auf höchster politischer Ebene im HRR machte den Zugewinn an Macht für das Bistum Paderborn unter dem Bischof Meinwerk möglich.

Paderborner Zuwendungen
  • Bischof Meinwerk von Paderborn nahm aus dem billungischem Erbbesitz seiner Mutter Adela die Burg Plesse an der oberen Leine bei Göttingen und schenkte diese mit 1.100 Mansen der Kirche zu Paderborn.
  • Als im Rahmen von Bußverfahren wegen der Ermordung des Grafen Wichmann Kaiser Heinrich II. weitere Güter der Adela einzieht, schenkt er im Jahre 1013, auf Bitten des Sohnes Bischof Meinwerk, die Güter Widun, Remi, Meribecki, Goltbecki und Dudenhusen, bei Rinteln und Minden im Tilithigau an der Weser, ebenfalls der Kirche zu Paderborn.
  • Nach der der Erbteilung vom 16.03.1018 mit seiner Schwester schenkt Bischof Meinwerk seinen Teil der von ihm gestifteten Abtei Abdinghof, darunter unter anderem die Kirchen mit ihrem Zehnten in Randincheim, Putten, Vorthusen, Tulen, Hafthi, Gamberen, Helleuue und Niuula, so wie Renkum westlich von Arnheim.

Weltliches Herrschaftsgebiet beschränkt

Später standen die Welfen und des Kurfürstentum Köln weiteren Erwerbungen im Wege. Im 14. Jahrhundert wurden Teile der Grafschaften Everstein und Schwalenberg (1325/ 58) sowie der Herrschaft Büren (1335/1660) gewonnen, doch blieb das weltliche Herrschaftsgebiet um Paderborn (Büren, Warburg und Höxter) insgesamt bescheiden.

Reformation, Gebietsverlust

Der Übergang zum Lutherthum durch Bischof Erich von Braunschweig-Grubenhagen (1508/32) wurde 1601-04 rückgängig gemacht, doch verlor das Bistum in der Reformationszeit die Grafschaft Ravensberg und weitgehend alle Gebiete rechts der Weser.

Universität

1614 gründete der zeitliche Bischof zu Paderborn eine bis 1844 bestehende Universität in Paderborn.

Lagerbuch des Bisthums Paderborn 1779

Umrechnungen zu der Tabelle:

Nach der Grösse ihres Besitzes (Hofstandardwerte), teilweise auf der Grundlage des bis in das Mittelalter zurück reichenden lokalen Markenrechtes (Markenanteile), wurden im Fürstbistum Paderborn unterschieden:

  1. Vollmeier als Aufsitzer eines "geheelen" oder ungeteilten Vollerbes
  2. Halbmeier als Aufsitzer eines Halberbes
  3. Viertelmeier als Aufsitzer eines Kottens (von »Kot« od. »Kat«, kl. Hof)
  4. Brinksitzer (oder 1547 "Knüver") als Hausstätten für Heuerlinge
  • Bei der Reduktion der Häuser (1779) in der Tabelle, sind zu besseren Vergleichbarkeit der Bezirke untereinander zwei „½ Meier“; desgleichen drei „ ¼ Meier“; weiterhin 16 Brinksitzer zu einem Vollmeier; analog die adeligen und freien Häuser ebenso zu einem Vollmeier umgerechnet worden.
  • Bei der Schatzung 1779 zählt 1 Reichstaler 28 Schillinge und 1 Schilling 12 Pfennig.

Anmerkung zur Tabelle:

  • 1) = Freye Häuser
  • 2) = Schatzbare Häuser
  • 3) = Summe der Häuser
  • 4) = Darinnen befinden sich
  • 5) = Einfache Schatzung

Recapitulation sämmtlicher Aemter, Klöster, adelichen und freyen, auch schatzs-
baren Häusern, sodann Vorspanns und Stallung für Pferde, im
gleichen der einfachen Schatzung des Stifts Paderborn.

Aemter Districte 1)
Klöster,
adel. u.
Meyereyen
1)
geistl.,
privati.
2)
Vollmeyer
2)
½ Meyer
2)
¼ Meyer
2)
Brinksitzer
3)
Summa
reduc. in
Vollmeyer
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Amt
Beverungen
. 3 15 34 198 87 179 196 . . 137 . .
Amt
Bocke
. 4 . 79 100 51 116 162 . . 158 . .
Herrschaft
Bühren
. 8 . 63 99 124 251 185 . . 180 . .
Amt
Dellbrück
. 1 . 121 75 96 316 223 . . 319 . .
Oberamt
Dringenberg
Borgentricker
District
28 . 86 253 145 286 315 . . 442 . .
Oberamt
Dringenberg
Brackelscher
District
14 . 131 233 187 392 359 . . 422 . .
Oberamt
Dringenberg
Driburger
District
3 . 47 108 99 132 147 . . 130 . .
Oberamt
Dringenberg
Immediater
District
18 15 204 303 149 309 467 . . 391 . .
Oberamt
Dringenberg
Nieheimer
District
8 . 88 143 49 109 193 . . 254 . .
Oberamt
Dringenberg
Peckelsheimer
District
9 1 76 111 153 323 223 . . 341 . .
Oberamt
Dringenberg
Warburger
District
14 1 153 317 155 322 407 . . 492 . .
Amt
Lichtenau
. 6 1 90 110 44 97 176 . . 162 . .
Amt
Lügde
. 5 13 4 12 170 230 97 . 156 110 . .
Amt
Neuhaus
. 41 119 252 611 536 452 909 . . 624 5 3
Amt
Oldenburg
. 8 . . . . . . . . 192 . .
Gograviat
Salzkotten
. 6 1 42 91 119 146 142 . . 224 . .
Amt
Steinheim
. 10 1 170 183 73 154 311 . . 294 10 6
Thumcapitular
Oerter
. 8 2 95 177 192 295 279 . . 303 . .
Amt
Wewelsburg
. 11 2 58 195 163 265 221 . . 130 12 6
Amt
Wünneberg
. 5 4 64 116 75 153 169 . . 80 . .
Bisthums
Paderborn
Summa: . . . . . . . . . 5.385 16 3


Historisches Amt.png Historisches Amt im Fürstbistum Paderborn

Amt Beverungen | Amt Bocke| Herrschaft Bühren | Amt Dellbrück | Amt Lichtenau | Amt Lügde | Amt Neuhaus | Amt Oldenburg | Gografiat Salzkotten
Amt Steinheim | Thumcapitular Oerter | Amt Wewelsburg | Amt Wünneberg
Oberamt Dringenberg: Borgentricker District | mit der Herrschaft Desenberg |
Brackelscher District | Driburger District | Immediater District | Nieheimer District | Peckelsheimer District | Warburger District

Paderbornische Hof- und Staatskalender

Königreich Preußen-Entschädigungslande

1802/3 fiel das zum niederrheinisch-westfälischen Reichskreis zählende Hochstift mit 54 Quadratmeilen, 96.000 Einwohnern, 23 Städten und 150 Dörfern (Ämter Neuhaus, Delbrück, Böke, Lichtenau, Wevelsburg, Wünnenberg (sogenannter vorwaldischer oder unterwaldischer Distrikt) und der oberwaldische Distrikt mit dem Oberamt Dringenberg, der Frei- und Gaugrafschaft Warburg, der Gaugrafschaft Brakel, der Landvogtei Peckelsheim, den Städten und Richtereien Borgentrick, Borchholz, Neheim, der Vogtei Driburg, den Ämtern Steinheim, Beverungen, Lüdge (gemeinsam mit Lippe), Oldenburg, Stapelberg, Schalenberg, den Gerichten Hagendorf und Odenhausen, der Propstei Sankt Jakobsberg, den dem Domkapitel gehörigen Städten Lippspringe und Bredenborn und dem adeligen Gericht Holzhausen und Erwitzen) als Entschädigungslande und Erbfürstentum Paderborn an Preußen.

Landesherren

Bistum Paderborn

Das Bistum Paderborn wurde 1821 um Minden, Halberstadt, Magdeburg, Merseburg und Naumburg vergrößert und der Erzdiözese Köln unterstellt sowie 1929 zum Erzbistum mit den Diözesen Hildesheim und Fulda erhoben.

Archive

Bibliografie

  • Aubin, H.: Die Verwaltungsorganisation des Fürstbistums Paderborn im Mittelalter (1911)
  • Bessen, G. J.: Geschichte des Bistums Paderborn, Bd. 1-2 (1820)
  • Deppe, H.: Die Paderbornschen Besitzungen in Südhannover, in Westfäl. Zs. 90, 2 (1934)
  • Deppe, H.: Die Erzdiözese Paderborn (1930)
  • Großer Historischer Weltatlas, hrsg. vom Bayerischen Schulbuchverlag
  • Heggen: Staat und Wirtschaft im Fürstentum Paderborn im 18. Jahrhundert (1978)
  • Holscher, L. A. T.: Die ältere Diözese Paderborn nach ihren Grenzen (1886)
  • Jacobs, F.: Die Paderborner Landstände im 17. und 18. Jahrhundert (1937)
  • Klasen, T.: Die territorialen Beziehungen zwischen Paderborn und Köln im Mittelalter, Diss. phil. Münster (1940)
  • Leesch, W. u. a.: Heimatchronik des Kreises Paderborn, 1970
  • Paderborn, hg. v. Spörhase, R. u. a. (1972)
  • Rechter, W.: Geschichte der Stadt Paderborn (1889 ff.)
  • Tenckhoff, F., Die Paderborner Bischöfe von Hathumar bis Rethar (1900)
  • Schoppe, K.: Das karolingische Paderborn (1967)
  • Schoppmeyer, H.: Der Bischof von Paderborn und seine Städte (1968)
  • Schultz, F.: Beiträge zur Geschichte der Landeshoheit im Bistum Paderborn bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts (1903)
  • Wallner, E. Die kreissässigen Territorien am Vorabend de Lunėviller Friedens (1973)
  • Westfälisches Urkundenbuch, Bd. (1, 2, 4, 5,1 1847 ff.) Bd. 9: Die Urkunden des Bistums Paderborn 1301-1325, bearb. v. Prinz, J., Lfg. 3 1982 (Veröff. der Historischen Kommission Westfalens 1).
  • Winkelmann, W.: Die Königspfalz und die Bischofspfalz des 11. und 12. Jahrhunderts in Paderborn, Frühmittelalterl. Studien 4 (1970)
  • Wolff C.: Die unmittelbaren Teile des römisch-deutschen Kauserreichs ….(1873)

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Artikel-Quellen

Weblinks

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