Steinheim (Westfalen)
Steinheim: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...
Steinheim ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Steinheim. |
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Früherwähnung
Name
„Steynhem" 963-1037; „Stenhem" 1036; „Stenem" 1223; „Stenhem" 1288;
Familienname
„Henricus de Stenhem" 1202;
Grundherrschaft
- 10. Jhdt. hatte das Kloster Corvey hier im Besitz.
- 1036 schenkte der Paderborner Bischof Meinwerk das zum Herrenhof Oynhausen gehörende Vorwerk Steinheim dem Stift Busdorf in Paderborn.
Stadt
- 1275 erteilte der Paderborner Bischof Simon Steinheim dieselben Rechte u. Freiheiten, welche sein Oheim, Bischof Bernhard, an Nieheim verliehen hatte; in der Urkunde heißt es: „Villam Stenheuit muniamus et ad opidum redigamus" ;
- 1278 wird der Bürgermeister Ekbert genannt;
- 1280 verpflichtete sich Elekt Otto von Paderborn, nachdem er vom Kölner Erzbischof Siegfried die Erlaubnis erlangt hatte, seine im kölnischen Herzogtum gelegenen Städte Steinheim u. Borgentreich zu befestigen, diese Befestigungen nach Ablauf von 2 Jahren wieder niederzureißen, wenn der Erzbischof ihren weiteren Bestand nicht gestatten sollte;
Pfarrei
- 1223 wird sacerdos Conrad genannt,
- 1237 wird plebanus Conrad genannt (wohl derselbe)
- 1231 wurde Steinheim zum Archidiakonatssitz der Diözese Paderborn erhoben, dazu gehörten folgende Orte: Bellersen, Altenbergen, Holzhausen, Sommersell, Marienmünster, Löwendorf, Kollerbeck, Falkenhagen, Burghagen, Schwalenberg, Schieder, Wöbbel, Bega, Reelkirchen, Sandebeck, Pömbsen u. Lügde;
Landschaftslage
Steinheim liegt im Oberwälder Land 140 m hoch auf einer trockenen Terrassenfläche über der Mündung des Heubachs in die Emmer, einem flachen, von Lößlehm bedeckten breiten Becken zwischen dem Eggegebirge im Westen und dem Lipper Bergland im Nordosten. Randliche Ortsteile ziehen sich 1954 bis in die 10 m tiefer liegende, feuchte Flußniederung hinab.
Geografische Position
1895: Geografische Position bei (N 51° 51' | O 9° 05')
Ortsursprung
Vorwerk des Herrenhofes Oynhausen 1036. Dorf 12. und 13. Jhdt.
Stadtgründung
Bischof Simon I. von Paderborn (1247-77) ließ das Dorf Steinheim befestigen, erhob es 1275 zur Stadt und verlieh dieser dieselben Rechte, die sein Vorgänger Bischof Bernhard IV. (1228-47) dem Dorfe Nieheim verliehen hatte. 1663 civitas.
Stadtsiedlung
Bauliche Entwicklung
Stand 1954: Planlos gewachsene Einzelstadt, teilweise später wohl nach Plan erweitert. Rundlicher Grundriß, zwei gekrümmte und sich kreuzende Hauptstraßen, an deren Kreuzung in Stadtmitte Kirchplatz. Mauern mit 4 Toren (Windtor nach dem Drosten „von Wend“). Mauern mit 2 Toren um 1845 wohl noch vorhanden. Stadterweiterungen nach Nordwesten zum Bahnhof und längs der Straße am Westrand der Emmerniederung.
Gebäude
Stand 1954: Kath. Pfarrkirche Maria (Himmelfahrt) erwähnt 1128, Bau wohl 2. Hälfte 12. Jh., romanische und gotische Teile, völliger Umbau 1877-79. Ev. Kirche 1857, erweitert 1907. Kath. Pfarrhaus 1779. 2 Rittersitze in Steinheim: Polhof und Bosenhof. Drostenburg am Windtor außerhalb der Mauern an der Emmer erbaut 13. Jh., zerstört durch Schweden und Hessen 1639. Rathaus mit Mittelschule ist 1954 durch Neubau erweitert worden.
Brände
Stadtbrände 1580, 1729, 1744, 1790.
Bevölkerung
Seuchen
Pest 1541, 1575 (375), 1618, 1636-37.
Bevölkerungsverzeichnisse
- Kirchenbücher: kath. seit 1647.
Abschriften der Mormonen
Staats- und Personenstandsarchiv Detmold
- 1808-1813 (Zivistandsregister) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- siehe auch Ottenhausen und Rolfzen
- 1815-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
- 1808-1813 (Zivistandsregister, Juden) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
- 1815-1831 (Pfarrbezirk, Juden) Geburten, Heiraten, Tote
- 1851-1874 (Gerichtsbezirk, Juden) Geburten, Heiraten, Tote
Jüngere Einwohnerzahlen
1818: 1.904 Einwohner (E.), 1843: 2.075 E., 1858: 2.317 E., 1871: 2.351 E., 1885: 2.660 E., 1895: 2.957 E., 1905: 3.156 E., 1925: 3.582 E., 1933: 3.971 E., 1939: 3.983 E., 1946: 5.436 E., 1950: 5.551 Einwohner.
Sprache
Die niederdeutschen Mundart von Steinheim gliedert sich in den Ostraum (Arnsberg-Paderborn-Halle) des Westfälischen ein. Kennzeichen: juk 'euch', buggen 'bauen', döi 'dir' und 'dich' ; chēån 'gehen' (ch = ich-Laut), miul 'Maul', mägget `(sie) mähen', jö 'ihr'.
Wirtschaft
Handel und Gewerbe
Stand 1954: Ackerbürgerstadt. 5 Ämter (Gilden) seit 1498. Um 1845: Vieh- und 3 Jahrmärkte genannt. Steinheim ist noch 1954 Mittelpunkt des Vieh- und Getreidehandels im westlichen Teil des Kreises Höxter und hat mehrere Mühlen. Landmaschinenfabrik seit 1870. Die Anfang 20. Jhdts. Gegründete Möbelindustrie wurde vor 1954 bedeutend erweitert (13 Fabriken und Werkstätten). Außerdem 1954 Herstellung von Holzbeleuchtungskörpern, Furnieren, Holzstoff- und Lederpappenerzeugnissen, Spielzeug und Kunstledertaschen; Ze-ment- und Leichtbauplatten.
Verkehr
Stand 1954: Straßen von Steinheim nach Brakel und Wöbbel (3,5 km nördl., an der Bundesstraße Höxter - Detmold). Hauptbahnstrecke Altenbeken- Steinheim - Hameln (1872).
Umgebungsbedeutung
Stand 1954: Als natürlicher Mittelpunkt des Steinheimer Emmer-Beckens und seiner fruchtbaren landwirtschaftlichen Umgebung hat die Stadt ein größeres wirtschaftliches Einflußgebiet, besonders nach Süden und Südwesten, es wird jedoch im Norden durch die ehemalige Lippische Landesgrenze eingeengt.
Verwaltung
Rat
Bürgermeister und Rat unter Aufsicht des bischöflichen Drosten.
Gericht
Stadtrichter mit niederer Gerichtsbarkeit im Mittelalter. Gogericht und Freigericht gingen 1607 durch Vertrag von den Edelherren zur Lippe, die sie lange Zeit besessen hatten, an Paderborn über.
Landesherrschaft
Landesherren
Fürstbistum Paderborn. Sitz der bischöflichen Drosten, die eine Burg in Steinheim anlegten und denen die Stadt häufig verpfändet war (1325-1581 an verschiedene benachbarte Adelsfamilien, Wendt u. a.). 1604 Teilnahme Steinbergs an Bündnis mit Hessen gegen Bischof Dietrich (von Fürstenberg) von Paderborn.
- < 1803 Fürstbistum Paderborn, Oberwälder Kreis, Amt Steinheim (historisch)
- 1803-1806 Preußen, Erbfürstentum Paderborn,
- 1806-1813 Kaiserreich Frankreich, Königreich Westfalen, Departement der Fulda, Distrikt Höxter, Kanton Steinheim
- 1813-1815 preußisches Gouvernement
- 1815 Königreich Preußen, Provinz Westfalen. Regierungsbezirk Minden, bis 1832 Kreis Brakel, ab 1832 dann Kreis Höxter.
- 1946 Land Nordrhein-Westfalen, 1947 Regierungsbezirk Detmold
Kriegerische Ereignisse
1622 durch Christian von Braunschweig gebrandschatzt; 1761 stark mitgenommen, als das Heer der Franzosen bei Steinheim dem der Alliierten gegenüberstand.
Zeitzeichen 1895
- Steinheim, Stadt (Stadtgemeinde) in Deutschland, Königreich Preussen, Provinz Westfalen, Regierungsbezirk Minden, Kreis Höxter, an der Emmer, 135 m ü.d.M
- Zuständigkeit/Einrichtungen: Standesamt Steinheim, Amtsgericht Steinheim, ev. Kspl Steinheim, kath. Kspl Steinheim, Rathhaus, Krankenhaus, Synagoge, ev. u. kath. Pfarrkirche, Schule, Postbezirk, Telegrafenamt, Eisenbahnstation Linie Altenbeken <> Hannover der Preuss. Staatsbahn (Bhf-Gebäude).
- Stoppelberg mit Resten einer Burg.
- Gesamtfläche: 2.503,5 ha, (1895) 4 Wohnplätze, 445 Gebäude
- Einwohner: 2.957 (333 Ev., 2.487 Kath., 137 Juden; 1816: 1.806 Einwohner)
- Gewerbe: Fabrikation (Maschinen), Schleiferei (Holz), Steinbrüche, Mühlen, Ziegeleien, 1 Güterschuppen, Ackerbau, Handel (Getreide);
- Quelle: Hic Leones
Kriegswesen
Schützengilden
Schützenbrief der Schützengesellschaft wurde 1661, 1713 und 1777 erneuert.
Siegel, Wappen, Fahne
Finanzwesen
Münzwesen
Notgeld, ausschließlich Papier, 1921: 25, 50 Pfg., 1 M.
Stadtgebiet
- Große städtische Feldmark im Mittelalter, entstanden durch Übersiedlung aus den ausgegangenen Orten Großen- und Lütken-Vresenhusen, Hoyenhusen, Knechthusen, Schune, Alvensen, Lütken-Steimen, Ebbinctorp und Seißentrup.
- 1837 revidierte Städteordnung angenommen.
- 1841-1936 Amt Nieheim-Steinheim
- Fläche 1885: 2.504 ha, 1912: 2.503 ha, 1947: 2.491 ha (Stadtwald etwa 250 ha), 1951: 2.491 ha.
- 1936-1969 Amt Nieheim.
- 1936-1969 Amt Steinheim, die Gemeinde Hagedorn wurde aus dem Amt Vörden in das Amt Steinheim eingegliedert.
- 1970 kommunale Neugliederung: 1970 Stadt Steinheim aus dem Amt Steinheim mit den Gemeinden Bergheim, Hagedorn, Ottenhausen, Rolfzen, Sandebeck, Vinsebeck, Vordereichholz, Stadt Steinheim, aus dem Kreis Detmold die Gemeinde Grevenhagen. 1970 Gemeinde Kempen-Feldrom an Stadt Horn-Bad Meinberg.
- Die Stadt Steinheim ist Rechtsnachfolgerin des Amtes Steinheim.
Politische Einteilung
Stadtteile / Ortsteile
- Bergheim
- Eichholz
- Grevenhagen
- Hagedorn
- Ottenhausen
- Rolfzen
- Sandebeck
- Vinsebeck
Einwohner : ca 13850
WIKIPEDIA-Link zum Ort : http://de.wikipedia.org/wiki/Steinheim_%28Westfalen%29
Kirchenwesen
Bistümer seit Mittelalter
Archicliakonat Steinheim in der Diözese Paderborn, neueres Dekanat Steinheim seit 1832. Pfarrei gegründet 1128, dem Kloster Marienmünster inkorporiert 1324 und vom Kloster bis zu dessen Auflösung (1803) versehen. Kapuzinerresidenz 1645-47.
Reformation
In der Reformationszeit (2. Hälfte 16. Jhdt.) wurden die meisten Einwohner luth., nach 1604 aber katholisiert; 1954 vorwiegend kath. Bevölkerung. Ev. Gottesdienst seit 1853, Pfarre 1864.
Bekenntnisse
1871: 119 Ev., 1925: 575 Ev., 1946: 1.273 Ev., 60% Kath.
Juden
Synagoge um 1750, Neubau 1884. Vieh- und Getreidehandel. 1661: 2 Familien, 1681 und 1719: 5 Familien, 1778: 7 Familien, 1803: 9 Schutzjuden, 1895: 137 Juden.
Wohlfahrtspflege
Stand 1954: Krankenhaus. Kanalisation.
Bildungswesen
Schulen
Stand 1954:Alte kath. Volksschule, daneben später ev. Volksschule. Mit Volksschule verbunden städtische Mädchenmittelschulklasse, erwähnt 1913. Städtische Rektoratschule, umgewandelt in Mittelschule für Knaben und Mädchen (spätestens 1940). Gewerbliche Fortbildungsschule, vom Kreis übernommen seit 1936.
Zeitung
Steinheimer Zeitung seit 1896.
Archiv
- Steinheim/Stadtarchiv nur neuere Archivalien enthaltend.
- Katholisches Pfarrarchiv.
- Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (bis 2008 Staatsarchiv Münster)
- Findbuch A 293 VII Stadt Steinheim – Urkunden und Akten
Bibliografie
- Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Höxter (1914.
- Böger, Rich.: Die Schwalenbergische Mundart, in: Ndt. Jb. 32 (1906), S. 141 (hier ist Vinsebeck bei Steinheim mitbehandelt).
- Bratvogel, F.: Der Kreis Höxter, in: Kreis- und Stadthandbücher des Westfälischen Heimatbundes (1952).
- Schrader, F.: Kleine Mitteilungen zur Geschichte der Stadt Steinheim, in: Westfälische Z. 64 (1906).
Bibliografie-Suche
- Volltextsuche nach Steinheim in der Familienkundlichen Literaturdatenbank
Weblinks
Offizielle Webseiten
Genealogische Webseiten
Historische Webseiten
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.
Private Informationsquellen- und Suchhilfeangebote
Auf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschliesslich an den entsprechenden Forscher zu richten.
Städte und Gemeinden im Kreis Höxter (Regierungsbezirk Detmold) | |
Bad Driburg | Beverungen | Borgentreich | Brakel | Höxter | Marienmünster| Nieheim | Steinheim | Warburg | Willebadessen |
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
Dieses Bild gehört zum Ort mit der GOV-Kennung STEEIMJO41NU | |
http://gov.genealogy.net/item/map/STEEIMJO41NU.png
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