Handbuch der praktischen Genealogie/062

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
GenWiki - Digitale Bibliothek
Handbuch der praktischen Genealogie
Inhalt
Band 2
Tafel: I • II • III • IV • V • VI • VII • VIII • IX • X • XI
<<<Vorherige Seite
[061]
Nächste Seite>>>
[063]
Datei:Handbuch der praktischen Genealogie.djvu
Hilfe zur Nutzung von DjVu-Dateien
Texterfassung: unkorrigiert
Dieser Text wurde noch nicht korrekturgelesen und kann somit Fehler enthalten.


ergab sich, daß Bergmanns Stammbaum so viel Fehler enthielt, daß er eigentlich unbrauchbar war. Einer war zum Sohne seines Bruders gemacht, wodurch dessen Sohn wieder zu seinem Enkel verwandelt wurde; ein jüngerer Bruder zum älteren verwandelt, wodurch dessen Nachkommenschaft die ältere Linie wurde, und dergleichen mehr; Geburts- und Todesdaten waren aber nur selten richtig. Infolgedessen war Ernst Freiherr von Friesen genötigt, auf Grund von Kirchenbuchnachrichten einen vollständig neuen Stammbaum aufzustellen.[1]

      Als ein Muster, wie Stammtafeln zu bearbeiten sind, sei empfohlen das klassische Werk: Die Wettiner. Genealogie des Gesamthauses Wettin Ernestinischer und Albertinischer Linie[2], im Auftrage des Gesamthauses herausgegeben von Otto Posse. Leipzig und Berlin 1897. Posse begnügt sich hier nicht, auf Grund eines mit unendlichem Fleiße zusammengebrachten, weitverstreuten und oft schwer zugänglichen Materials die Zeit der Geburt, der Heirat und des Todes der verschiedenen Glieder des Hauses genau, soweit irgend möglich war, festzustellen, sondern er gibt auch in einem Anhange die Quellen für sämtliche, auf der Stammtafel enthaltenen Daten an. „Diese Neuerung, welche in dieser Weise meines Wissens noch nie vorher bei Herstellung der Stammtafeln eines souveränen Hauses eingeführt worden ist, sollte,“ wie Theodor Schön (DH XXIX, 1898, Nr. 12, S. 168) sehr richtig bemerkt, „fortan bei ähnlichen Publikationen zur Regel werden. Mit dem gleichen Rechte, wie der Leser eines historischen Werkes vom Verfasser den Nachweis der Quellen verlangt, kann der Leser einer Stammtafel von dem Verfasser eine genaue Angabe verlangen, woher derselbe etwaige neue, von den bisher bekannten abweichende Daten geschöpft hat. Erst wenn der Autor diesem nachgekommen ist, kann der Leser entscheiden, was auf Rechnung der Kombinationsgabe des Autors und was auf wirklich neue Forschungen bei diesen neuen Daten zu setzen ist.“[3]


  1. Familiennachrichten und Stammbaummaterialien in d. Zittauer Ratsbibl., NLM XXXI, 80. Vgl. auch: Magnus' genealogische Collectaneen, Inhaltsangabe zweier Bände, v. Fr. Schneider ebd. XVII, 294. – – Unbescheid, H., Chronik u. Stammbaum in Originalbeitr. deutscher Dichter, 1908 (vgl. auch die nette Gesangssammlung: Heroldslieder zum 40jährigen Stiftungsfest [des Vereins „Herold" in Berlin] gesammelt. Berlin 1909. Druck v. C. A. Starke, Görlitz); drs., Chronik u. Stammbaum in hundert Sprüchen (beide Arbeiten im Vrl. Gebr. Vogt in Papiermühle [S.-A.]; drs., Chronik u. Stammbaum im Bürgerhause in: „Aus d. Akten einer deutschen Familie. Ein Mahnwort an Haus und Herd“, I, 1900, S. l f. Kahla, A. Wellers Verlag.
  2. Ältere Darstellungen von Bircken (s. Register) u. Hönn, S. P., Des chur- u. Fürstl. Hauses Sachsen Wappen- u. Geschlechts-Untersuchung. Mit T.-Kupf., 48 Abb. (Siegel) u. Stammtfl. Leipzig u. Coburg 1704.
  3. Sehr gute Muster von Stammtafeln sind neben Posse die in Balzers Genealogia Piastów und die Arbeiten von Wertner (vgl. Register). — Eine beachtenswerte Art, Stammbäume drucken zu lassen u. zu erläutern, ist die, jeder Person eine Ziffer beizugeben, unter der dann im erläuternden Text die biographischen Einzelheiten dargelegt werden, sowie die, die Träger des Familiennamens, rot, die übrigen (angeheirateten, verschwägerten) aber schwarz zu drucken. So ist der Stammbaum behandelt z. B. in dem als Manuskript gedruckten Heft: „Erläuterungen zum Stammbaum der im 18. Jahrhundert aus Johanngeorgenstadt (Chur-Sachsen) ins Siegerland (Hanau a. d. Sieg) eingewanderten, jetzt meist im Bergischen (Rheinland) verbreiteten Familie Heinrich. Hrsg. 1908 von Christian Gottlieb Heinrich, Bürgermeister in Wald (Rheinl.).“ — Eine beachtliche Weise, Stammbäume für Druckwerke herzustellen, findet sich, wie Kekule von Stradonitz: „Die Geschichte des Geschlechts von Berg“, Neue Preußische Zeitung, 13. Spt. 1904, richtig bemerkt, in dem Werke: „Geschichte des uradligen Hauses Berg 1223—1903“ (von Ebrard u. v. Nathusius-Neinstedt, Frankfurt a. M. 1904). Die sehr ausgedehnten 5 Stammtafeln des Geschlechtes teilweise von ganz außergewöhnlichem Umfang, da sich die Berg in der Neuzeit ungewöhnlich stark verbreitet u. verzweigt haben, sind in technischer Beziehung musterhaft. Auf gutes Papier gedruckt, in der Weise von Landkarten aufgezogen, sind sie in das Buch eingebunden, und zwar derart, daß man die herausgeklappte Stammtafel neben dem aufgeschlagenen Buche hat, also beides gleichzeitig benutzen kann. Durch starke Papierfalze wird der Raum im Einband für die zusammengeklappten Stammtafeln gewonnen. — Ein großes Material (ca. 1500 Stück) von Stammbäumen erliegt bei dem Centraal Bureau voor Genealogie en Heraldiek in s' Gravenhage sowie bei allen Heroldsämtern.