Westfalen: Suche in Zeitschienen
Systematische Suche über die Kirchenbücher hinaus
Archivalien zur Heimat u. Familienforschung
Wo findet man über die Kirchenbücher hinaus Unterlagen (Urkunden, Akten, Hinweise) welche uns Auskünfte aus der Vergangenheit einer Familie, ihrer Mitglieder, eines Hauses oder Hofes und seiner Bewohner in Westfalen erzählen, historisch – familienkundliche Entwicklungen im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, biografische Aspekte, Archive, Quellen aufzeigen und Hinweise geben...????
Archivausrichtungen in Westfalen
In einer Vielzahl von Familien, auf einer Reihe von Bauernhöfen oder Gütern, in unterschiedlichen Witschafts- und Handelsunternehmen, auch in Handwerksbetrieben, in Vereinen, Verbänden, Genossenschaften, Körperschaften oder Stiftungen, in kommunalen, kirchlichen und staatlichen Verwaltungen entstanden im Laufe der Zeit allmählich Archive, teilweise mit lokaler Streuung (Einzugsgebiet) und auf unterschiedlichen Ebenen (Organisationsstruktur).
Diese Archive enthielten die zeitliche schriftliche Überlieferung, welche urkundlichen Charakter trägt oder von rechtlichem oder geschichtlichem Wert ist.
Je nach Bestandsart sprechen wir daher von Hof-, Guts- oder Familienarchiven, von Grundherren-, Adels oder Herrschaftsarchiven, von Werk-, Wirtschafts- und Zeitungsarchiven, von Zunft-, Gilde- oder Vereinsarchiven, von Selbstverwaltungsarchiven (Verbände, Genossenschaften), von Kommunalarchiven (Gemeinde, Amt, Stadt, Kreis, Regierungsbezirk, Provinz), von Archiven geistlicher Stiftungen wie beispielsweise Klöster, Stifte, Hospitäler und Pastorats-, Dekanats-, Diözesan-Kirchenkreis-. Landeskirchenarchiven und den Landesarchiven.
Systematische Suche mit Methode in Zeitschienen
Bei der systematischen Suche nach örtlichen Quellen sind immer Zeitschienen zu berücksichtigen. Geburts- und jeweiliger Wohnbezirk entscheiden über die Quellenlage!.
Zeitschiene vor 1803 ist politisch rekonstruierbar
Bis 1803 bildeten im Bereich der späteren preußischen Provinz Westfalen (ab 1815) in Ermangelung einer raumumgreifenden weltlichen Fürstenmacht die Fürstbistümer flächenmäßig die wichtigsten Faktoren struktureller Verwaltungsveränderungen. Wir hatten es bis 1803 in den westfälischen Landen mit unterschiedlichen Landeherren zu tun, darunter:
den Hochstiften Münster, Paderborn, und Osnabrück, den Abteien Corvey, Essen, Werden, dem Frauenstift Herford, den Fürstentümer Minden und Nassau-Diez, den Herzogtümern Kleve, Berg, den Grafschaften Mark, Ravensberg, Anholt, Sayn und Wittgenstein, Lippe, Bentheim, Steinfurt, Tecklenburg und Lingen, Rietberg, Pyrmont, Blankenheim und Gerolstein, den Herrschaften Winneburg und Beilstein, Witten, Gemen und der Reichsstadt Dortmund.
Die Vorläufer der Stadtgründungen der regionalen Landesherren in Westfalen waren die Märkte, aus denen unterschiedliche Stadtformen entwickelt wurden. Es gab vielfältige und enge Verflechtungen zwischen der Bevölkerung von Stadt und Land. Diese Verflechtungen spiegeln sich in den Archiven der jeweiligen kirchlichen Organe, den Städten, den Archivstrukturen der Landesherren und ihrer Nachfolger und in den Archiven der lokalen Grund- und Gerichtsherren wieder.
Zeitschiene 1802 – 1813 ist regional rekonstruierbar
Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 15.02.1803 endete das Heilige römisches Reich deutscher Nation, HRR). Dabei fielen wesentliche Teile der kirchlichen Gebiete in Westfalen an Preußen, Hessen-Darmstadt, die Herzöge von Arenberg, Fürsten von Salm, den Wild- und Rheingrafen, den Herzöge von Croy und Looz-Corswaren, während Dortmund und Corwvey an die Oranier kamen. Damit kam die napoleonische Zeit mit massiv strukturellen Kommunalveränderungen, welche ab 1813/16 von den Preußen zunächst übernommen oder leicht modifiziert wurden.
In diesen Zeitraum fällt die Anlage flächendeckender Populationslisten im napoleonischen Einflußbereich in Westfalen und die Anlage der Zivilstandsregister, welche zunächst ab 1813 von den Preußen fortgeführt wurden. Daneben wurden bereits die ersten Personenstandsregister geführt.
Zeitschiene ab 1813 ist lokal und regional rekonstruierbar
Darstellung der Verwaltungshierarchien als Archivkompass
Nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 organisierten die verbündeten Mächte die Verwaltung der von Napoleon zurück eroberten Länder neu. Die westlichen preußischen Provinzen wurden ab 1815 neu geordnet in Regierungsbezirke (Landschaften) und Kreise mit ihren kommunalen Unterbehörden. Im Rahmen lokaler Bevölkerungsexplosionen (Ballungsgebiete) z.B. durch Landflucht und Industrialisierung, wurden parallel neue Infra- und Verwaltungsstrukturen in rasch folgenden Zeitabständen geschaffen.
Für Heimat- und Familienforscher sind insbesondere die Strukturveränderungen (lokale Zuständigkeiten, welche sich nicht mit kommunalen Grenzen decken) bei den unterschiedlichen Kirchenorganisationen und bei den regionalen Kommunalhierarchien (gestern noch Sitz eines Amtsverbandes mehrerer Gemeinden, heute Stadtteil eines "Stadtkreises" = kreisfreie Stadt), wichtige Grundinformationen zur Vernetzung mit weiteren Wissenssammlungen.
Um an Listen der Häuserkataster, Brandkataster oder früher Bevölkerungslisten (ab 1802/1806) zu kommen, muss man den Verbleib der zeitlichen kommunalen Archive und der Bestände der Archive der zeitlich übergeordneten korrespondierenden Behörden kennen.