Herzogtum Oldenburg

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Kurfürstentümer, Herzogtümer, Grafschaften, große und kleinen Herrschaften, Erzstifte, Hochstifte, Abteien, Reichsstädte und Reichsdörfer, Reichsfürsten und Reichsritter — unübersehbar verwickelte territorialen Verhältnisse im weit über die heutigen Grenzen Deutschlands ausgreifenden HRR. Sie verwalteten Land und Untertanen durch jeweils entsprechend strukturierte Einrichtungen. Dazu gehörte auch das Herzogtum Oldenburg.

Disambiguation notice Oldenburg ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Oldenburg (Begriffserklärung).

Hierarchie: Regional > Historisches Territorium > Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation > Niedersächsischer Reichskreis > Herzogtum Oldenburg

Einleitung

Früherwähnung

Bereits um 800 bestand eine Siedlung im heutigen Stadtkern von 0ldenburg. 1108 wird 0ldenburg (ursprünglich Ommeresburg = Ammerburg) erstmals erwähnt. Im Schutze der Burg entstand eine um das Jahr 1270 ummauerte Siedlung, welche 1345 Stadtrecht von Bremen erhielt. Seit der Mitte des 12. Jahrhunderts war 0ldenburg Mittelpunkt der im alten Stammesherzogtum Sachsen gelegenen Grafschaft 0ldenburg, die sich in Kämpfen mit den Friesen allmählich erweiterte.

Entwicklungen

Die Grafen selbst stammten möglicherweise von der Familie Widukinds von Sachsen ab. Ihr erster bekannter Vertreter (Egilmar um 1091-1108) erscheint um 1100 als „comes in confinio Saxoniae et Frisiae“. Seit dem frühen 12. Jahrhundert hatten die Grafen vielleicht aus widukindischem Erbe die Vogtei ihres Hausklosters Rastede und des Stifts Wildeshausen inne. 1180 erhielten sie die Grafschaft als umstrittenes Reichslehen. Schon zuvor war um 1150 die Linie Oldenburg-Wildeshausen mit Wildeshausen, Gütern im östlichen Lerigau und Ammerland, Friesland und der Vogtei Rastede (1388 erloschen) von der Hauptlinie (mit 0ldenburg, dem Land Wührden und Gütern im westlichen Lerigau und im Hasegau, 1180 Grafenrechte im Ammergau) abgetrennt worden.

Ihre später mehrfach geteilten Güter kamen 1252 an das Hochstift Münster (Vechta), 1355/84/8 an das Erzstift Bremen, die Grafen von Tecklenburg (Altbruchhausen) und die Grafen von Hoya. Das im Kampf mit den Stedinger Bauern eroberte, 1247/59 durch die Burg Delmenhorst gesicherte Land (Söderbrok, Holle, Berne, Hammelwarden, Elsfleth/Weser) fiel 1281 an die Seitenlinie Oldenburg-Delmenhorst kam aber 1447 beim Erlöschen der Linie trotz kurzfristiger Übertragung an das Erzstift Bremen (1421-34) bzw. Braunschweig- Lüneburg an die Hauptlinie zurück. In dieser hinterließ Graf Dietrich 1440 aus seiner Ehe mit Herzogin Hedwig von Holstein drei Söhne, von denen der älteste (Christian 1448 König von Dänemark, Norwegen und Schweden wurde und 1459 das Herzogtun Schleswig und die Grafschaften Schleswig und Holstein erbte, während der jüngste die Grafschaft 0ldenburg erlangte. Die Linie verlor 1482 Delmenhorst (bis zur Eroberung vor 1547), 1500 Dithmarschen, gewann bis 1514/23 Stadland-Butjadingen und 1517 die Herrschaft Jever, die aber bis 1575 wieder Ostfriesland überlassen werden mußte. 1531 wurde 0ldenburg geringeres Reichslehen. Graf Anton I. (1529-73) führte die Reformatior ein. 1667 kam die Grafschaft beim Tod des ohne erbberechtigte Nachkommen verstorbenen Grafen Anton Günther durch Erbvertrag von 1649 unter Aufgabe von 0ldenburg als Residenz an Dänemark (und bis 1676 Holstein Gottorp, dann Abfindung durch das Amt Travendahl), doch fielen die 1575 erworben Herrschaft Jever an Anhalt-Zerbst und über Katharina II. (1793) an Rußland und Delmenhorst, Varel sowie die 1623/4 durch Kauf erlangte Herrschaft Kniphausen kam als Fideikommiß an den Sohn Anton Günthers, den bis dahin illegitimen Reichsgrafen von Aldenburg, 1733 durch Heirat an die Grafen von Bentinck.

1774 wurde 0ldenburg in den Reichsfürstenstand erhoben. 0ldenburg umfaßte zu diese Zeit die beiden im Reichsfürstenrat vertretenen Reichsgrafschaften 0ldenburg und Delmenhorst mit rund 70.000 Einwohnern. Durch Ländertausch im Hause Gottorp kam die von Statthaltern Dänemarks regierte Grafschaf 0ldenburg 1773/7 an das reformierte Fürstbistum Lübeck (-Eutin), wofür Holstein-Gottorp an Dänemark abgegeben wurde. 1773/4/7 wurde die Grafschaft Herzogtum. 1774 bis 1918/9 war wieder die Stadt 0ldenburg Residenz 1802/3 erhielt 0ldenburg durch § 8 des Reichsdeputationshauptschlusses vom 25.02.1803 für den verlorenen Weserzoll und einige Dörfer das Erbfürstentum Lübeck, die Ämter: Cloppenburg und Vechta und das seit 1700/1/ hannoversche Wildeshausen.

Am 10.12.1810 wurde Oldenburg, bis auf das Fürstentum Lübeck; von Napoleon annektiert (bis 1813). 1815 stieg es zum Großherzogtum auf und wurde geringfügig um die Ämter Damme und Neuenkirchen vergrößert. Mit dem ihm danach überlassenen Fürstentum Birkenfeld an der Nahe (20.000 Einwohner) trat es in Personalunion, so daß das Land nunmehr aus drei Teilen bestand. 1818/23 erlangte es durch Abtretung die Herrschaft Jever von Rußland zurück. Am 18.02.1849 erhielt es eine Verfassung. Am 1. 12. 1853 wurde das Gebiet um Wilhelmshaven an Preußen veräußert, umgekehrt 1854 die Herrschaft Kniphausen erworben. 1864 verzichtete 0ldenburg auf seine 1866 gegen Abtretung von Ahrensbök und Zahlung von 1 Million Taler abgefundenen Erbansprüche in Holstein, 1866 beim Eintritt in den Norddeutschen Bund gegen Gebietserweiterung und Geldausgleich auf die Elbherzogtümer.

Quellen

Dynasten

  • 1101-1108 Graf Elimar I.
  • 1108-1143 Graf Elimar II.

Teilung zu Oldenburg und Wildeshausen unter den Söhnen.

Grafen zu Oldenburg

  • 1143-1168 Christian I., der Streitbare
  • 1168-1211 Moritz I., + um 1218
    • 1211-1251 } Christian II.
    • 1211-1262 } Otto II.
  • 1251-1272 Johann IX. (III.)

Dynasten zu Oldenburg u. Delmenhorst

Jahr Grafschaft Oldenburg Jahr Grafschaft Delmenhorst
1272-1278 Christian III. 1278-1301 Otto III.
1272-1278 Christian III. 1278-1301 Otto III.
1278-1305 Johann X. (IV.). 1301 Teilung unter
seinen Söhnen


Literatur

  • Corpus constitutionum Oldenburgicarum, hg. v. Oetken, J. C. v.- Schioder. H. H., Bd. 1 ff. Oldenburg 1792 ff.;
  • Haien, G. A. v.: Geschichte des Herzogtums Oldenburg, Bd. 1 ff. 1794 ff., Neudruck 1974;
  • Rüthning, G.: Oldenburger Geschichte, Bd. 1-2, 1911 ff.;
  • Oldenburger Urkundenbuch, Bd. 1-8, 1914 ff.;
  • Sello, G.: Die territoriale Entwicklung des Herzogtums Oldenburg, 1923;
  • Kohl, D.: Geschichte der Stadt Oldenburg, 1925;
  • Kohl, D.: Das Oldenburger Stadtrecht, in: Oldenburger Jahrbuch 34 (1930);
  • Niedersachsen um 1780, Lief. 1 u. a. Emden-Oldenburg, hg. v. Prinz J., 1938;
  • Lübbing, H.: Oldenburgische Landesgeschichte, 1953;
  • Boy, H., Die Stadtlandschaft Oldenburg, 1954;
  • Wietek, G., Oldenburger Land, 1956;
  • Hannemann, M., Der Landkreis Oldenburg, 1956;
  • Oldenburgische Städte, AI-5 Oldenburg, in: Niedersächsischer Städteatlas, hg. v. Lübbing, H.- Harms, 0ldenburg, 1960- 1968;
  • Knollmann, W.: Das Verfassungsrecht der Stadt Oldenburg im 19. Jahrhundert, 1969;
  • Last, M.: Adel und Grafen in Oldenburg während des Mittelalters, 1969;
  • Hülle, W.: Geschichte des höchsten Landesgerichts von Oldenburg (1573-1935), 1974;
  • Seeber, E.: Die Oldenburger Bauerbriefe. Untersuchungen zur bäuerlichen Selbstverwaltung in der Grafschaft Oldenburg von 1518-1810, 1975:

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis