Krettingen (litauisch)
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Crottingen ist ein mehrfach besetzter Begriff. Zu weiteren Bedeutungen siehe unter Crottingen (Begriffserklärung). |
Hierarchie
Einleitung
Krettingen (litauisch), auch (Litauisch, Rußisch oder Polnisch) Krottingen bzw. Crottingen,
zu unterschieden von Deutsch Crottingen,
Litauisch heißt der Ort Kretinga.
Das Bezirkszentrum Krettingen (Kretinga) wird im Sommer regelmäßig zur Satellitenstadt von Polangen (Palanga), denn viele Erholungssuchende kommen hierher zum Stadtbummel. Die sehenswerte Stadt liegt an der Akmena (von Akmuo - lit. Stein), die in ihrem unteren Teil Dange (Danė) heißt und durch Memel (Klaipėda) fließt.
Name
Es handelt sich um einen kurischen Landschaftsnamen. In der zemaitischen Region Litauisch Krottingen, Grottingen und Kretingale genannt.
- kurisch "kritus" = sumpfig
- nehrungs-kurisch "kretene" = sumpfig
vgl. dazu
- prußisch "kretinys" = Mistacker
Allgemeine Informationen
Die Rajongemeinde Kretinga (Kretingos rajono savivaldybė) ist eine der 60 Selbstverwaltungsgemeinden, der zweitobersten Stufe der Verwaltungsgliederung Litauens. Sie liegt nur vom schmalen Gebietsstreifen der Kurortgemeinde Polangen (Palanga) vom Meer getrennt nahe der Ostseeküste nördlich der Hafenstadt Klaipėda und hat 45.964 Einwohner bei einer Fläche von 989 km².
Nach ihrem Gemeindesitz benannt, umfasst sie die beiden Städte Kretinga (21.460 Einw.) und Salantai (1767 Einw.), die beiden Städtchen (miesteliai) Darbėnai und Kartena, sowie 196 Dörfer.
Sie ist eingeteilt in 8 Amtsbezirke (seniūnijos):
- Darbėnai
- Salantai
- Kartena
- Kretinga Stadt
- Kretinga Land
- Kūlupėnai
- Salantai
- Žalgiris (Sitz in Raguviškiai) [1]
Politische Einteilung / Zugehörigkeit
- 1569 die Realunion von Lublin bedeutet das Ende des eigenständigen Litauens,
Kretinga kommt unter polnischen Einfluß. - 1795 Kretinga kommt unter russische Herrschaft.
- 1918 - 1940 Kretinga gehört zur unabhängigen Republik Litauen.
- 1940 - 1944 deutsche Besatzung
- 1945 - 1990 zur Sowjetunion zugehörig
- 1990 Unabhängigkeit, 2004 Mitglied von EU und NATO,
seit dem 21. Dezember 2007 ist Litauen Teil des Schengener Raums.
Kirchliche Einteilung / Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Die evangelisch-lutherische Kirche steht am Rathausplatz (Rotušės aikšte) in Kretinga.
Es wird angenommen, daß im sechzehnten Jahrhundert eine Lutherischen Kirche in Holzbauweise in Kretinga (Krottingen) vorhanden war. Im Zuge der Gegenreformation wurde diese Holzkirche zerstört. 1802 erhielt die lutherische Gemeinde vom Zaren die Erlaubnis zum Bau einer Kirche und 1808 wurde in einem Wohnhaus mit einem Festgottesdienst die neue ev.-luth. Kirchengemeinde begründet. Später fanden die Gottesdienste an verschiedenen Orten statt bis ab 1850 ein Backsteinhaus für die Gemeinde zur Verfügung stand, das 1889 einen Glockenturm erhielt.
Die kleine evangelische Kirche wurde durch einen Brand vernichtet und 1897 wurde eine neue Backsteinkirche am Rathausplatz im neugotischen Stil errichtet. In der Kirche befindet sich eine Barock-Orgel von 1785, die kunstvollen Schnitzarbeiten stammen aus dem Jahr 1899.
Katholische Kirche
Architektonisch wertvoll ist der Gebäudekomplex von Kirche und Kloster an der Vilniaus gatvė. Die Kirche Mariae Offenbarung des Herrn wurde schon 1617 geweiht, ist aber 1908 und 1941 stark umgebaut worden, so dass vom ursprünglichen Zustand im Stilgemisch nicht mehr viel zu erkennen ist.
Die Fenster sind gotisch, die Portale barock, innen herrscht Renaissance vor, einige Altäre sind ebenfalls Renaissance, andere im ländlichen Barock, die Kanzel wieder Renaissance, ebenso wie die schön geschnitzten Türen. Der im Zweiten Weltkrieg zerstörte Turm ist nach dem Krieg stilwidrig neu aufgebaut worden. [2]
Franziskanerkloster
Das Kloster der Franziskaner ist in den Jahren 1610 bis 1617 gebaut worden und enthält ebenfalls Elemente von Renaissance und Barock. Besonders schön sind die Bibliothek und das Refektorium. Hier lebte der erste litauische Botaniker J. Pabrėža (1771-1849), der sein Leben lang Pflanzen gesammelt hat, und ein ausführliches Werk in szameitischer Mundart geschrieben hat.
Die Kirche und das Kloster sind nach 2006 völlig renoviert worden. Der Kirchenvorplatz wurde mit neuem Pflaster, Gedenksteinen, Ruhebänken und Blumenrabatten schön gestaltet und läd zum Verweilen ein.
Andere Glaubensgemeinschaften
Die Juden in Kretinga
Obwohl seit dem 14. Jahrhundert Juden am Handel in Kretinga beteiligt waren, haben sich erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts Juden in der Stadt niedergelassen. In einer Erhebung von 1662 werden zwei jüdische Männer und eine jüdische Frau erwähnt. Nachdem in der Mitte des 18. Jahrhunderts der polnische König besondere Privilegien erlassen hatte., kamen Juden in größerer Zahl nach Kretinga.
Nach den schwedisch-polnischen Kriegen entstand südwestlich vom Marktplatz am Akmena-Fluß eine jüdische Ansiedlung. Das war eine geeignete Stelle, um am Handel zwischen den Städten Memel (Klaipeda) und Polangen (Palanga) teilzunehmen. Auf einer Flußinsel errichteten einige Juden Bauernhöfe und betrieben eine Wassermühle.
1771 lebten 14 jüdische Familien in der Stadt. Vier jüdische Familien wohnten in der Vokieciu Straße (also in der Deutschen Straße) und in der Birutes Straße in der Altstadt, bis Bischof Ignacy Jakub Massalski es Juden verbot, dort zu leben. Es wurden Bestimmungen erlassen, nach denen Juden sich nur in bestimmten Vierteln der Stadt niederlassen durften.
In den Handwerkervierteln durften Juden keine Häuser mehr bauen, nicht einmal Reparaturen vornehmen.
Skurrilerweise wurden die Juden gezwungen, die Fassaden ihrer Häuser nach Preußen auszurichten. [3]
Unter russischer Herrschaft
Eine Beschreibung von Kretinga aus dem frühen 19. Jahrhundert führt 28 von Juden bewohnte Häuser mit 120 Bewohnern auf (insgesamt 111 Häuser mit 435 Bewohnern). Auch eine Synagoge an der Straße nach Memel wird erwähnt, ebenso eine Anzahl von Ziegelhäusern, von denen zwei in jüdischem Besitz waren, darunter das Steinhaus von Leib Sapir gegenüber dem Rathaus. Mit der Stadtentwicklung wuchs die jüdische Gemeinde, die sich im Stadtzentrum konzentrierte.
1852 verfügte die russische Regierung, daß Juden alle Siedlungen, die weniger als 50 Werst (ungefähr 50 km) von der Westgrenze entfernt lagen, zu verlassen hätten. Kretinga war eine von 19 Gemeinden, die dieser Anordnung nicht Folge leisteten und in Wirklichkeit fällt eine umgekehrte Entwicklung auf. 1852 hatte Kretinga 2.573 Einwohner, davon 1.509 Juden (fast 59%), die mit 438 katholischen Polen und Litauern (17%), mit 263 orthodoxen Russen (14%) und mit 263 evangelischen Deutschen (10%) zusammenlebten.
1855 zerstörte ein Feuer die Synagoge, die 1860 für 15.000 Rubel wieder aufgebaut wurde. Diese fiel dem großen Stadtbrand von 1889 zum Opfer, zusammen mit der Beth HaMidrash und dem Kloiz. Ein Spendenaufruf, der in der HaMelitz veröffentlicht wurde, führte zur Gründung eines Unterstützungsfonds in Sunderland, England, wo Juden aus Kretinga eine neue Gemeinde gegründet hatten. Seit den frühen Jahren des Zionismus gab es unter den Krettiinger Juden viele, die sich für diese Bewegung einsetzten und einer der ersten Aktivisten war der 1857 in Kretinga geborene Yoel ben Eleazar Drubbin.
Geschichte
Erste Erwähnung
Die Burg von Kretinga wird 1260 zum ersten Mal erwähnt, als die Szameiten sie dem Livländischen Orden wieder abgenommen hatten. 1263 wurde sie vom Komtur der Memelburg mit seinen Rittern berannt, aber die Szameiten haben sich nicht nur siegreich verteidigt, sondern den Komtur auch gefangengenommen und auf einem Scheiterhaufen verbrannt. So blieb Kretinga immer szameitisch.
Vom 16. Jahrhundert an gab es hier einen Gutshof, der anfangs königlich war, später aber dem Ältesten Szameitens Katkevičius gehörte. Das Gut erbte seine Tochter, die wiederum den Marschall des Großfürstentums Litauen, J.S. Sapiega, heiratete und es so in den Besitz dieses Fürstengeschlechts einbrachte. Der letzte Krettinger Sapiega, ein Woiwode von Vilnius und Heerführer der Armee Litauens, verheiratete 1720 seine Tochter an den Fürsten Masalski, und Kretinga wechselte wieder seinen Herrn.
1794 geriet Kretinga an die Potockis, und diese veräußerten das Gut an die Fürsten Zubow, von diesen kauften es die Grafen Tiškevičius, denen es dann bis 1940 gehörte. Eine unstete aber interessante Geschichte eines Grenzortes. [2]
Herrenhaus und Orangerie
Die von den Fürsten Zubow und Tiškevičius errichteten Schloßbauten stehen noch und wurden als Berufsschule genutzt.
Seit 1992 ist das Herrenhaus ein Museum mit künstlerischen und archäologischen Ausstellungsstücken.
Das eindrucksvolle Ensemble mit der Orangerie in der Mitte ist eine bemerkenswerte Kombination von barocken Stilelementen mit einem halbrunden Gewächshaus in moderner Eisen-Glas-Konstruktion. Beachtenswert sind auch die zugehörigen Ziegelbauten, zum Beispiel die 1838 gebaute Bierbrauerei. Die Gebäude stehen in reizvoller Umgebung und sind sehr gepflegt. Das gläserne Gewächshaus (meist als Wintergarten, lit. Žiemos sodas, bezeichnet) wurde 1987 völlig neu wieder aufgebaut.
Südöstlich vom Schloßmuseum wurde auf dem weitläufigen Parkgelände ein Skulpturengarten angelegt. Auf einem kleinen Hügel steht eine hohe Säule, die als Nachbildung eines litauischen Sonnenkalenders geschaffen wurde. Skulpturen aus unterschiedlichen Materialien erinnern an bedeutsame Persönlichkeiten und Ereignisse aus der litauischen Geschichte.
Persönlichkeiten
- Aus Kretinga stammt der bedeutende Sprchforscher der litauischen Sprache, A.T. Kuršaitis (1857-1944).
Er hat in Königsberg studiert und war in Tilsit tätig. Gestorben und beerdigt ist er in Kiefersfelden. [2]
Zufallsfunde
Oft werden in Kirchenbüchern oder anderen Archivalien eines Ortes Personen gefunden, die nicht aus diesem Ort stammen. Diese Funde nennt man Zufallsfunde. Solche Funde sind für andere Familienforscher häufig die einzige Möglichkeit, über tote Punkte in der Forschung hinweg zu kommen. Auf der folgenden Seite können Sie Zufallsfunde zu diesem Ort eintragen oder finden.