Grafschaft Ravensberg

aus GenWiki, dem genealogischen Lexikon zum Mitmachen.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hierarchie:

Regional > Historisches Territorium > Heiliges Römisches Reich > Niederrheinisch-Westfälischer Reichskreis > Grafschaft Ravensberg

Übersichtskarte der Grafschaft Ravensberg aus dem "Theatrum orbis terrarum, sive, Atlas novus" von Willem Janszoon und Joan Blaeu, erstellt 1645/1662.

Status

  • Dynasten

Lage

Das Gebiet der ehemaligen Grafschaft Ravensberg wird heute auch als das Ravensberger Hügelland bezeichnet. Es liegt im nördlichen Ostwestfalen und umfasst den heutigen Landkreis Herford, die Stadt Bad Oeynhausen, deinen Teil der heutigen Stadt Porta Westfalica, die Gemeinde Hüllhorst und Teile der Stadt Preußisch Oldendorf im Landkreis Minden-Lübbecke sowie ein kleines nördlich des Teutoburger Waldes gelegenes Gebiet des Kreises Gütersloh. Die Freie Reichsstadt Herford wurde erst 1652 dem Kurfürstentum Brandenburg einverleibt und der Grafschaft Ravensberg zugeschlagen.

Geschichte

Die Grafen von Calvelage, die erstmals 1082 bei Lohne in Oldenburg bezeugt sind, setzen sich um 1100 in Ravensberg, nordwestlich von Halle/Westfalen fest, das sie als Lehen der sächsischen Herzöge innehaben, ab 1140 nennen sie sich auch Ravensberg. Sie erwerben Güter im Emsland, die sie möglicherweise von den Grafen von Zütphen geerbt haben, sowie Güter um Bielefeld, Herford und Halle.

1166 schenkt Graf Otto von Ravensberg und seine Familie sowie Angehörige der mit ihm versippten Grafen von Dale (Herrschaft (DAYLEM-) Diepenheim) eines Gut in Flaesheim zur Errichtung eines Konvents für Chorfrauen nach der Regel des hl. Augustinus. Graf Gerhard vom Hennegau Sohn des Grafen Balduin von Hennegau (im Münsterlande nicht begütert) 1145,† 1166, hatte um 1140 Hadwigis von Ravensberg geheiratet,deren Eltern Hermann II von Calvelage und Jutta von Zütphen (?) waren.

In der Bruderteilung 1226 erhält Otto II. Vlotho und das Nordland, während Ludwig das Gebiet um den Ravensberg mit der um 1214 von seinem Vater gegründeten Stadt Bielefeld einnimmt. Otto stirbt 1244 ohne Söhne, so dass Ludwig 1246 zugunsten Tecklenburgs auf Vlotho verzichten muss.

1252 verkauft Jutta von Ravensberg, Ottos Tochter, Güter im Emsland und um Vechta an Münster, wodurch das Niederstift Münster begründet wird. Otto III. (1249-1306) erbaut die Sparrenburg über Bielefeld. Bis 1316 kann Vlotho zurück gewonnen werden.

Nach dem Aussterben des Mannesstamms 1346 kommt die Grafschaft über Hedwig, die Nichte des letzten Grafen, an Jülich. 1409 wird Ravensberg um das Amt Enger (zunächst pfandweise) vergrößert. welches ursprünglich zu Lippe gehörte.

1510 heiratet der Klevische Thronerbe die Tochter des letzten Herzogs von Jülich-Berg, was 1521 zur Vereinigung von Kleve-Mark mit Jülich-Berg-Ravensberg führt.

Nach dem Aussterben des Hauses Kleve kommt es zum Klevischen Erbfolgestreit zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg. Zunächst wird eine gemeinsame Verwaltung der Gebiete angestrebt. Im Erbvergleich des Jahres 1666 fällt Ravensberg zusammen mit Kleve und Mark an Brandenburg.

Bis 1719 ist Bielefeld die Hauptstadt, dann wird es mit dem 1648 von Brandenburg erlangten ehemaligen Fürstbistum Minden verwaltungsmäßig verbunden.

1807 wird das Gebiet dem Königreich Westphalen einverleibt und 1811 teilweise direkt Frankreich unterstellt. 1813 kommt die Grafschaft an Preußen und wird Teil der Provinz Westfalen und damit 1946 zu Nordrhein-Westfalen.

Gliederung

Die Grafschaft Ravensberg umfasste im 16. Jahrhundert vier Verwaltungsgebiete, die um die Burgen Ravensberg, Sparrenberg, Vlotho und Limberg als Schutzbezirke für die Landbevoelkerung entstanden waren. Sie stellten als gleichnamige Ämter die Regionalverwaltung dar. Die Ämter waren eingeteilt in Vogteien, denen Vögte vorstanden. Die Vogteien wiederum zerfielen in Kirchspiele.

  • Das Amt Ravensberg bestand aus den Vogteien:
    • Halle, Versmold und Borgholzhausen
  • Das Amt Sparenberg aus:
    • Werther, Heepen, Schildesche, Brockhagen, Brackwede und Enger
  • Das Amt Limberg aus:
  • Das Amt Vlotho aus:
    • Vlotho und Wehrendorf

Die Vogteien wiederum gliederten sich in verschiedene Kirchspiele und Bauerschaften.

Verwaltung

Gliederung und Struktur der Verwaltung der Grafschaft im Jahre 1713:

Lage der Sparrenburg bei Bielfeld um 1787.

Amtseinteilung

Amtsstrukturen um 1784

Die Sparrenburg

Um 1240 bis 1250 wurde die Sparrenburg auf dem 180 m hohen Sparrenberg im heutigen Bielefeld erbaut. Die Burg überragt die Stadt um 62 m und ist dadurch das älteste Wahrzeichen der Stadt Bielefeld. Die Grafen von Ravensberg machten die Burg zum Verwaltungsmittelpunkt. Sie diente als Sitz des Amtmannes für das Amt Sparrenberg, des Drosten für die Grafschaft Ravensberg und als Wohnsitz des Landesherrn und seines Gefolges. Die Sparrenburg sicherte den Pass durch den Teutoburger Wald, schützte aber auch die neu gegründete Stadt Bielefeld.


Regenten der Grafschaft Ravensberg

Wappen der Grafen von Ravensburg.png
Wappen der Grafen von Ravensberg

Aus dem Hause Calvelage

  • Hermann I., 1105
  • Hermann II., 1115-34
  • Otto I., 1160
  • Heinrich, 1160-15
  • Hermann III., 1175-1221
    • Hermann Graf von Ravensberg (1166-1218), Herr von Sponheim, + 22.04.1221 oo Jutta v.Thuringa (1200, V: Ludwig der Eiserne), 2.oo Adelheid N., Kinder:
      • Otto II. Gf. v. Vlotho u. Vechta
      • Hermann, Domherr in Münster
      • Ludwig v. Ravensberg u. Bielefeld (+ 15.01.1249) oo Gertrud z. Lippe (E: Herm. z. Lippe oo Adelheid v. Dassel)
      • Walram, Domherr zu Köln
      • Gottfried v. Sponheim, Probst zu Köln
  • Otto II. v. Vlotho und Vechta, 1223-44 Teilung 1226
    • Otto II. Graf v. Vlotho u. Vechta (+ 01.04.1244) oo Sophie v. Oldenburg (V: Gf. Burchard)
  • Ludwig v. Ravensberg, 1226-49
  • Otto III., 1249-1306
  • Bernhard, 1306-46

Aus dem Hause Jülich - Berg

Gerhard Herzog v. Jülich, 1346-60
Wilhelm Graf, seit 1380 Herzog v. Berg, 1360-1408

Aus dem Hause Berg

Ruprecht, 1389-95
Adolf, 1395-1402
Wilhelm, 1402-28
Adolf Herzog v. Berg, seit 1423 auch v. Jülich. 1408-27
Gerhard, 1437-75
Wilhelm, 1475-1511
Johann III., 1511(1521)-1539
Wilhelm, 1539-92
Johann Wilhelm, 1592-1609

Brandenburg/Preußen

Georg Wilhelm, 1620-40
Friedrich Wilhelm d. Gr. Kurfürst, 1640-88
Friedrich III., seit 1688, 1701-13 König v. Preußen
Friedich Wilhelm I., 1713-40
Friedr. II. d. Gr., 1740-86
Friedrich Wilhelm II., 1785-97
Friedr. Wilhelm III., 1797-1840

Amtmänner

Feuerschutzwesen

Bibliografie

  • Culemann, E. A. F.: Ravensbergischer Merckwürdigkeiten (1. – 3. Teil). 1747-52.
  • Culemann, E. A. F.: Geographische Beschreibung der Grafschaft Ravensberg. 1745. Eingel. und herausg. von G. Engel. In: 54. JB-HVR, S. 85. 1948.
  • Engel, G., Die ravensbergischen Landesburgen. 1934.
  • Fricke, Wilhelm: Geschichte der Stadt Bielefeld und der Grafschaft Ravensberg, Bielefeld 1887. (338 Seiten), Digitalisat der ULB Münster
  • Lamey, A., Diplomatische Geschichte der alten Grafen von Ravensberg. 80, 150 S. 1779.
  • Weddigen, P. F., Historisch-geographisch-statistische Beschreibung der Grafschaft Ravensberg. 1790.
  • Haarland, H., Diplomatische Geschichte der Burg und des alten Grafenhauses Ravensberg. 96 S. 1838.
  • Spiekerkötter, C. G. H.: Die Ravensburg und ihre ursprünglichen Grafen, Minden: Marowsky, 94 S. 1882, Digitalisat der ULB Münster
  • Spannagel, K., Minden und Ravensberg unter brandenburgisch-preuBischer Herrschaft. 248 S. 1894.
  • Tümpel, H., Politische Geschichte (Minden-Ravensbergs) In: Minden-Ravensberg unter der Herrschaft der Hohenzollern. Festschrift, herausg. v. H. Tümpel 1909.
  • Terheyden, Die Heimat und älteste Geschichte der Grafen von Calvelage-Ravensberg. In: 41. JB-HVR, S. 91. 1927.
  • Minden-Ravensberg. Ein Heimatbuch. Im Auftrage des Minden-Ravensbergischen Hauptvereins für Heimatschutz und Denkmalspflege, herausg, von E. Schoneweg. 1928.
  • Schrader, R., Die politische Geschichte Ravensbergs. In: Heimatbuch Minden-Ravensberg, S. 11. 1929.
  • Schreck, K., Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung in Minden-Ravensberg. In: Heimatbuch Minden-Ravensberg, S. 410, 1929.
  • Ledebur, L. v., Geschichte der vormaligen Burg und Festung Sparrenberg. 124 S. 1842.
  • Ledebur, L. v., Minden-Ravensberg. Denkmäler der Geschichte, der Kunst und des Altertums. Herausg. v. G. H. Griese. 168 S. 1934.
  • Grafschaft Ravensberg/Bibliografie Minden und Ravensberg
  • Gerhard Köbler: Historisches Lexikon der deutschen Länder, die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart, München 1999.
  • Reininghaus, Wilfried (Bearb.), Territorialarchive von Minden, Ravensberg, Tecklenburg, Lingen und Herford, Münster 2000
  • Kamm, Andreas: Sparrenburg. Burg - Festung - Wahrzeichen (12. Sonderveröffentlichung des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e.V.) Hrsg. und bearb. von Roland Siekmann Regionalverlag Thomas P. Kiper (tpk), Bielefeld 2007 ISBN 978-3-936359-27-5, ISSN 1619-9022

Periodika

  • Jahrbuch: "Der Minden-Ravensberger" (1971 bereits 43. Jg.)
  • Ravensberger Blätter. Organ des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg e.V., Rohrteichstr. 19, 33602 Bielefeld, Tel.: 0521/512469.

1/2007.

  • 92. Jahresbericht des Historischen Vereins für die Grafschaft Ravensberg. Jg. 2007. Historischer Verein für die Grafschaft Ravensberg e.V., Rohrteichstraße 19, 33602 Bielefeld.
  • Landwirtschaftliche Mitteilungen aus Minden-Ravensberg : monatliche Sonder-Beilage des Herforder Kreisblattes, 1910 - 1911, Digitalisat
  • Neue Westfälische Zeitung : Nachrichtenblatt der alliierten Militärbehörde, Ausgabe für Minden, Ravensberg, Lippe, 1945, Digitalisat
  • Neue Westfälische Zeitung : Nachrichtenblatt der alliierten Militärbehörde, Ausgabe für Minden, Ravensberg, Lippe B, 1945, Digitalisat

Archive

Familiemgeschichte

  • Tappenbeck, Wilhelm: Die Familie Pott in der Grafschaft Oldenburg und Ravensberg. o.O. (nach 1935 Nordwijk/NL, 75 S. Typoskript im Stadtarchiv Bielefeld.)

Weblinks

Historischer Verein

Familienforschung

Sparrenburg

Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<GOV>object_217762</GOV>