Rheda

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Rheda: historisch – familienkundliche Entwicklung im lokalen und regionalen Zusammenhang, Land und Leute, Siedlung, Sprache, Kirche, Bibliografie, Archive, Quellen, Hinweise...

Hierarchie: Regional > Bundesrepublik Deutschland > Nordrhein-Westfalen > Westfalenprovp-wap.jpg - Portal:Westfalen-Lippe > Regierungsbezirk Detmold > Kreis Gütersloh > Rheda-Wiedenbrück > Rheda

Die evangelische Stadtkirche
Die kath. Kirche St. Clemens

Früherwähnung

Name

„Retha" 1082-96; „Retthe" 1088; „Reiden" 1177; „Rethe" 1185; „castrum Rethe" 1221; „Riethe" 1251; „Rheden" 1259; „Rethe" 1282; „Rede" 1288. Heutige Form Rheda erst seit 17. Jhdt.; niederdeutsch 1954: „Rheie“.

Familienname

Grundherrschaft

Kirche

  • 1088 wird in einer Urkunde auch die Kirche erwähnt.
  • 1221 „Everhardus capellanus de Rheda"
  • 1219-38 „ecclesia beati Johannis in Rethen"
  • 1250 „parrochia Rheda."
  • 1259 inkorporierte der Osnabrücker Bischof dem Kollegiatstift in Wiedenbrück die Kirche in Rheda.
  • 1282 plebanus M. in Rethe.

Burg Rheda

Landschaftslage

Rheda im südöstlichen Teil des sogenannten Münsterschen Beckens (Westfälische Tieflandbucht). Stadtkern auf dem linken westlichen Ufer. Terrain des Stadtgebietes eben. 71 m Höhe.

Ortsursprung

Castrum Rheda (1221) durch die Herren von der Lippe gegründet, der Ort im 13. Jhdt. ebenfalls. Im Schutze der Burg entstand allmählich eine geschlossene Siedlung.

Stadtgründung

Stadtrecht nach Lippstädter Muster durch Bernhard V., Edelherrn zur Lippe, 1355. Verleihung der Städteordnung am 05.09.1862.

Stadtsiedlung

Bauliche Entwicklung

Die Stadt hatte früher 2 Tore, das Emstor im Norden - dort führte die Poststraße von Münster nach Paderborn am alten Stadtkern vorbei - und das Kirchtor im Süden. Durch dieses Tor kam man zur Kirche, die damals mitten auf dem Friedhof an der heutigen Fürst-Bentheim-Straße stand. Die erste Ansiedlung war an drei Seiten von einem dreifachen Stadtgrabenring und an der Schloss-Seite von der Ems umgeben, von der auch die Gräben geflutet wurden. Zwischen den Gräben hatten die Bürger ihre Gärten. Die erste Besiedlung der Feldmark geschah planmäßig ab 1767 durch Neugründung von Kotten auf der Wöste. Durch die Verkoppelung der Stadtfeldmark (1926-35) wurde der Grundstein gelegt, eine planmäßige Bebauung des Stadtgebietes (Wohn-und Industrieansiedlungsgebiet) sowie die Kanalisierung durchführen zu können.

Rheda 1647


Gebäude

Stand 1954: Pfarrei erwähnt 1088; die älteste (Johannis-) Kirche 1818 abgebrochen. Ev. Andreaskirche gotisch erbaut 1524/59, Umbau um 1602, Turm 1654. Kath. Kirche 1807, wegen Baufälligkeit geschlossen 1836. Kath. Clemenskirche 1840/42, abgebrochen 1910, Neubau 1910/11. Rathaus zu Rheda 1855 erbaut. Im Südosten der Stadt Schloß (Wasserburg) des Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg-Rheda, Renaissance; Wohngebäude 16.-18. Jhdt, Kinderheilstätte seit 1947. Im romanischen Torturm Schloßkapelle (Romanus), zweigeschossige Anlage Anfang 13. Jhdts. Ev. Volksschule erbaut 1711, Neubauten 1818 und 1904. Kath. Volksschule 1834, Neubauten 1863 und 1881, Erweiterungsbau 1912.

Bevölkerung

Seuchen

Ruhr 1757.

Bevölkerungsverzeichnisse

  • Bürgerbuch der Stadt Rheda.
  • Trauregister des Amtes Rheda 1814 im Stadtarchiv.
  • Die Volkszählung von 1880
  • Einwohnerbuch des Kreises Wiedenbrück 1925.

Kirchenbücher

  • Kirchenbücher: kath. früher (bis 1822) bei ev. Pfarrei Rheda
  • Kirchenbücher: kath. Pfarrei Wiedenbrück 1811-28, dann eigene Pfarrei.
  • Rheda, St. Clemens, kath., 1703 - 1960, Digitalisate online bei Matricula
  • Kirchenbücher: fürstbischöflich-münstersche Militärpfarrei Rheda 1703-1808
  • Kirchenbücher: Ev. Pfarrei ab 1625.

Bürgerechtsquelle-Bürgerbuch

  • Rheda, 1959 Kreis Wiedenbrück (1355), „Börger-Buch, darinne aller und jeder dieser Stadt eingesessene Borger mit Nahmen und Zunahmen so zu alter und neuer Holtz-, Laub- und Graßes-Gerechtigkeit behörig, geschrieben seindt, anno 1663 angefangen." 90 Blätter, Stadtarchiv Rheda).
    • Veröffentlichung: Franz Flaskamp, Bürgerbuch der Stadt Rheda. In: Quellen und Forschungen zur Natur und Geschichte des Kreises Wiedenbrück, Heft 73, Münster 1947 (Scharpenberg). Dieses 1663 angefangene, aber nicht fortgesetzte Verzeichnis der holz-, laub-und grasberechtigten Bürger ist kein Bürgerbuch im Sinne einer Bürgeraufnahmematrikel. Es enthält nach Eidesformeln und Eidesweisungen auf Blatt 22-48 ein Verzeichnis der Rhedaer Bürger des Jahres 1663 als Hauseigentümer, auf Blatt 56-59 die Liste der sonstigen Eingesessenen (Mietsleute) des Jahres 1663.

Abschriften der Mormonen

Staats- und Personenstandsarchiv Detmold

  • 1810-1813 (Zivilstandsregister) Geburten, Aufgebote, Heiraten, Tote
  • 1815-1874 (ev.) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1815-1874 (rk.) Geburten, Heiraten, Tote
    • siehe auch Wiedenbrück
  • 1817-1819 (Juden, Pfarrbezirk) Geburten, Tote
  • 1847-1874 (Juden, Gerichtsbezirk) Geburten, Heiraten, Tote
  • 1735-1842 (Juden) Mischbestand
  • 1848-1874 (Dissidenten, Gerichtsbezirk) Geburten, Heiraten, Tote

Totenzettel

Berühmte Personen

  • Christoph Ludwig Hoffmann, kurfürstlich-kölnischer Leibarzt, * 01.12.1721 Rheda. + 28.07.1807 Eltville, Organisator und Leiter des münsterschen Medizinalwesens 1764-85, Direktor des Medizinalkollegiums in Mainz.

Jüngere Einwohnerzahlen

1818: 1.505 Einwohner (E.), 1843: 2.304 E., 1858: 2.731 E., 1864: 2.847 E., 1871: 2.840 E., 1885: 2.845 E., 1895: 3.169 E., 1905: 3.582 E., 1910: 3.924 E., 1925: 4.849 E., 1933: 5.578 E., 1939: 6.515 E., 1946: 8.383 E., 1950: 9.659 E. (davon 1435 Flüchtlinge, 836 Evakuierte, 92 Ausländer).

Sprache

Die sich 1954 im Rückgang befindliche niederdeutschen Mundart von Rheda liegt im Unterraum Arnsberg-Paderborn-Herford des Westfälischen. Kennzeichen: sin (ich) bin', boggen 'bauen', mi 'mir' und 'mich'.

Wirtschaft

Handel und Gewerbe

Stand 1954: Ursprünglich Ackerbürgerstädtchen mit Leinwandweberei, Viehhandel und Brennereigewerbe. Um 1845 Handel, Garnspinnerei, Leineweberei, Viehmärkte (Andreasmarkt seit 1355). Nach Bahnanschluß Entwicklung zur Industriestadt. 1954 mehrere Fleisch- und Wurstwarenfabriken, Wäschefabrik, Sperrholzfabrik, Möbelfabriken, Erzeugung von Preßhefe, 2 Brennereien, Baubeschlagfabrik, 2 Polierscheibenfabriken sowie eine Anzahl von Handels- und Großhandelsbetrieben, ferner Herstellung von Fahrrädern und Zigarren.

Verkehr

Stand 1954: Handelsweg in der Blütezeit der Hanse von Münster über Rheda nach Kassel, 1954 Bundesstraße 64. Eisenbahnknotenpunkt. Strecke Köln - Berlin 1846/47, Strecke Lippstadt-Münster 1886 und Strecke nach Sennelager-Paderborn 1902.

Postwesen

  • Franz Flaskamp, Das Postwesen der Herschaft Rheda, Quellen und Forschungen zur Natur und Geschichte des Kreises Wiedenbrück, Heft 5, Münster 1933, mit Anhang: Goethe's Westfalen-Reise (1792) und Karte: Amt Reckenberg von Christian Ludolph Reinhold (1776).
  • 31.12.1848 Zumbusch, Posthalter und Gastwirt in dem neu erbauten Gasthof in der Nähe des Bahnhofs (heute Bahnhofstr. 18/20), stellt zu jeder Zeit Wagen und Pferde zur Disposition.

Verwaltung

Rat

Bürgermeister, Rat und Gemeinheit 1459. Verwaltungs-Personalunion der Stadt mit der Landgemeinde Nordrheda-Ems seit 19. Jhdt.

Gericht

Freigericht bis 1495. Richter des Grafen von Tecklenburg 1518.

Rittergut

Landesherrschaft

Lagerbuch der Herrschaft Rheda

1769: Hausstatistik nach Hofgrößen, Pferdezahlen

  • Anmerkung zur Tabelle:
    • 1) = Freye Häuser
    • 2) = Schatzbare Häuser
    • 3) = Summe der Häuser nach der Reduktion
    • 4) = Darinnen befinden sich
    • 5) = Monatliche Schatzung
Städte u.
Kirchspiele
Bauerschaften
1)
Kloster
Adel
freye Häuser
2)
Meyer
2)
Erben
2)
½ Erben
2)
Erbkötter
2)
Markenkötter
2)
Brinksitzer
3)
Reducirt in
Vollerben
4)
Vorspann-
pferde,
Stück
4)
Stallung
f. Pferde
Stück
5)
Rtlr
5)
fl.
5)
Pf.
Stadt Rheda . . 220 . . . . 110 12 144 50 . .
Kirchspiel
Rheda
Haus
Bosfeld
Lusthaus
u. Vorwek
Gf. zu Rheda
1 . . . . . . 1 . 6 . . .
Kirchspiel
Rheda
Bauerschaft
Nordrheda
. 1 . 5 4 5 5 5 7/16 20 47 15 5 6
Summe Kirchspiel
Rheda
1 4 1 8 6 8 9 12 13/16 40 99 30 3 6

Landesherren

Aus der Erbschaft des Edelherrn Widukind von Rheda, Vogt des Klosters Freckenhorst (Ende 12. Jh.) kam die Herrschaft Rheda an die Edelherren zur Lippe. 1365-1491 zwischen Tecklenburg und Lippe strittig, dann Aufgabe der lippischen Ansprüche. Die Grafen zu Bentheim-Tecklenburg seit 1565 Landesherren.

Kriegerische Ereignisse

Plünderung durch Kaiserliche 1634.

Gerichtswesen

Fürstliches Stadt- und Landgericht bis 1849, Gerichtskommission bis 1879, Amtsgericht bis 1932.

Kriegswesen

Schützengilden

Schützenverein seit 1833.

Siegel, Wappen, Fahne

Wap Rheda1907.jpg Beschreibung:

Wappen 1907: In silbernem Schilde ein schwarzer, goldbewehrter, auf dem Rumpf mit drei goldenen Ringen belegter Löwe. Die Ringe auf dem Rumpf des Löwen anscheinend erst spätere Zutat wohl aus Mißverständnis einer älteren Darstellung. 1907 Neufestsetzung des Wappens unter Fortlassung von Rose und Krone, kgl. Genehmigung 1908.

Wappensiegel (1403): zeigt den Löwen ohne Ringe, gekrönt, und enthält im Felde zwischen Schwanz und Rumpf die lippisehe Rose. Der Löwe ist das Wappentier der Herrschaft Rheda.

Finanzwesen

Münzwesen

  • 1. Mzst. der Grafen von Tecklenburg z. Z. der Gräfin Anna 1566-67, die hier Fürstengroschen und Körtlinge mit ihrem Wappen schlagen ließ. Vom Grafen Adolf sind Kupfer-Dreier und -Pfennige mit Stadtnamen und Wappen ohne Jahr (etwa 1622) bekannt. Graf Moritz prägte hier 1655-59 Dukaten, Taler, Kleinmünzen in Silber und Kupfer. Letztmalig ließ Graf Moritz Casimir 1760-61 Kupfergeld zu 6, 3, 1 Pfg. hier herstellen.
  • 2. Notgeld. 1923: 500 Md., 1, 5, 10, 20 Bill. Papier.

Stadtgebiet

Kirchenwesen

Bistümer seit Mittelalter

Bistum Osnabrück. Die ursprünglich vielleicht zu Iburg gehörende Pfarrei 1088 erwähnt, dem Kollegiatkapitel in Wiedenbrück unterstellt 1259. Kath. Pfarrei wieder seit 1828, Erzbistum Paderborn, Dekanat Wiedenbrück.

Reformation

Einführung der Reformation 1527 durch Graf Kord von Tecklenburg mit Johannes Pollius. 1588 das dann überwiegende ref. Bekenntnis eingeführt. Kirchenkreis Gütersloh.

Bekenntnisse

1885: 1.644 Ev., 1.102 Kath., 1910 :1.895 Ev., 1.912 Kath., 1925: 2.136 Ev., 2.556 Kath., 1939: 2.414 Ev., 3.957 Kath., 1946: 3.283 Ev., 4.957 Kath., 1950: 3.998 Ev., 5.491 Kath.

Juden

Im 16. und 17. Jh. mehrfach Juden ansässig. 1689 wurden die 2 ansässigen Juden durch gräflichen Erlaß zum Wegzug gezwungen. Synagoge erbaut 1802. Jüd. Schule bis 1928. Die Juden waren Geschäftsleute (Manufakturwaren) oder Viehhändler, daneben Fabrikanten und Handwerker (Malermeister und Bildhauer). 1871: 101, 1925: 93 Juden.

Wohlfahrtspflege

Stand 1954: Krankenpflegeanstalt der ev. Kirchengem. 1853. St.-Elisabeth-Krankenhaus der kath. Kirchengem. 1903. Kinderheilstätte Schloß 1917. Wasser- und Stromversorgung durch VEW Westfalen, Gasversorgung durch Ruhrgas AG., Kanalisation.

  • Apotheke: Apotheke vor 1670; Offizin (1797-1806) des Bentheimer Physikus Dr. med.J. Christ.Ebermaier

Bildungswesen

Schulen

Rektorat der ev. Volksschule seit 1635. Kath. Volksschule: 1. Schulgebäude 1834. Realschule 1939. Volkshochschule 1949.

Bibliografie

  • Bau- u. Kunstdenkmäler des Kreises Wiedenbrück (1901).
  • Eickhoff, Der Kreis Wiedenbrück in Vergangenheit und Gegenwart (1921).
  • Flaskamp, F. Bürgerbuch der Stadt Rheda. (1948).
  • Festschrift aus Anlaß der Jubelfeier der Kolpingsfamilie Rheda. (1948).
  • Flaskamp, F.: Die Kirchenbücher des Kreises Wiedenbrück (1937).
  • Flaskamp, F.: Das Traubuch I (1625-1682) der Kirchengem. Rheda (1937)
  • Flaskamp, F.: Das Kirchenbuch der Fürstbischöflich Münsterischen Militärpfarrei Rheda (1947).
  • Flaskamp, F.: Das Postwesen der Herrschaft R., in: Qu. und Forsch. zur Natur und Geschichte des Kreises Wiedenbrück 5 (1933).
  • Flaskamp, Franz: Christoph Ludwig Hoffmann (1952).
  • Flaskamp, F.: Kirchengeschichte der Herrschaft Rheda. (1933).
  • Heimatkunde des Kreises Wiedenbrück, Kreisheimatbund (1927).
  • Kennepohl, K.: Die Münzen der Grafschaften Bentheim und Tecklenburg, sowie der Herrschaft R. (1927).
  • Mangelsdorf, E.: Die Entwicklung des Kreises Wiedenbrück (1901).
  • Weidekamp, Maria: Der kurfürstlich-kölnische Leibarzt Christian Ludwig Hoffmann und sein Wirken in dem Hochstift Münster 1764-85 (1936)
  • Wix, H.: Studien zur westfälischen Dialektgeographie im Süden des Teutoburger Waldes, DDG 9 (1912-21).

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Archive und Bibliotheken

Archive

  • Stadtarchiv Rheda-Wiedenbrück
    • Bestand Stadtarchiv Rheda: ältere Bestände verbrannt.
  • Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen (bis 2008 Staatsarchiv Münster), Stadt Rheda (Findbuch A 249)
  • Fürstlich Bentheim-Tecklenburgisches Archiv.
  • Archiv des Heimatvereins Rheda.

Bibliotheken

Weblinks

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Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis

<gov>RHEEDAJO41DU</gov>

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