Krankenbuchlager

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Das bisher beim Landesamt für Gesundheit und Soziales Berlin (LAGeSo) Berlin angesiedelte Krankenbuchlager war die zentrale deutsche Stelle für die militärischen Krankenunterlagen aus beiden Weltkriegen.

Für den Zeitraum vor 1919 sind seine Bestände nahezu die einzige Möglichkeit, Hinweise zur Truppenzugehörigkeit und dem Verbleib von Angehörigen des größten Teils der deutschen Streitkräfte zu erhalten.

Beständeübersicht

Das Archiv verwaltete zuletzt u. a. noch folgende Bestände:

  • Die vollständigen Verlustlisten (Deutsche Verlustlisten) des Ersten Weltkrieges (125 Bände) von August 1914 bis Oktober 1919 mit ca. 9 Millionen Eintragungen. Die Einträge sind zeitlich und NICHT alphabetisch geordnet.
  • 6.700 Krankenbücher aus der Zeit vor dem Ersten dem Weltkrieg
  • 50.000 Lazarettkrankenbücher aus dem Ersten Weltkrieg. Die Sammelurkunden (Krankenbücher) enthalten 67,35 Millionen Eintragungen. Die Buch­be­stän­de um­fas­sen das ehe­ma­li­ge preu­ßi­sche Heer ein­schließ­lich XIV. (ba­di­sches) Korps, El­sass-Loth­rin­gen, ehe­ma­li­ge Schutz­trup­pen so­wie Ma­ri­ne-La­za­ret­te der ehe­ma­li­gen Kai­ser­li­chen Ma­ri­ne.
  • 29.000 Lazarett-Krankenbücher aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges (hauptsächlich Marine und Heer) mit ca. 25 Millionen Eintragungen. Dieser Be­stand um­fasst Bü­cher von La­za­ret­ten des Hee­res, der Ma­ri­ne und der Luft­waf­fe. Bü­cher aus den SS-La­za­ret­ten sind hier nicht ar­chi­viert, da die­se fast al­le bei Kriegs­en­de ver­nich­tet wur­den. Je­doch sind in den vor­han­de­nen La­za­rett­bü­chern An­ge­hö­ri­ge der SS auf­ge­führt.
  • 8 Millionen Einzelurkunden (Krankenblätter, Gesundheitsbücher, Fliegerärztliche Untersuchungszeugnisse usw.) aus dem Zweiten Weltkrieg (vgl. unten Abschnitt "Einzelurkunden").
  • Als Findmittel 42,5 Millionen Karteikarten mit Namen und Geburtsdaten (ab Geburtsjahrgang 1890).

Entstehungsgeschichte

Das Krankenbuchlager Berlin, das nach Auflösung der Krankenbuchlager Kassel und München im Jahre 1964 und Übernahme ihrer Krankenurkundenbestände die einzige Institution dieser Art in der Bundesrepublik ist, besteht seit 1952. Ursprünglich als Referat X. ("Archiv für Krankenurkunden der ehemaligen Wehrmacht") Teil der Deutschen Dienststelle (WASt), wurde es am 25.2.1952 als "Krankenbuchlager Berlin" in die Verwaltung der Behörden der Kriegsopferversorgung (KOV) des Landes Berlin übernommen. Seit 1997 war es Teil des Lan­des­am­tes für Ge­sund­heit und So­zia­les - LA­Ge­So.

Aktuelle Situation und Zukunft

Teile des Bestandes wurden bereits seit 1982 vernichtet, Teile an das Bundesarchiv abgegeben (siehe unten unter Einzelurkunden)

Zum 1. Juli 2007 wurden die besonderen Dienstleistungen des Krankenbuchlagers, aufgrund privater Anfragen Ermittlungen durchzuführen, eingestellt. Zwischenzeitlich gab es eine Petition (Initiative Krankenbuchlager) an den Petitionsausschuß des Bundestages in der Angelegenheit tätig zu werden.

Seit dem 31.12.2013 ist das Krankenbuchlager Berlin laut Internetseite des LAGeSo komplett geschlossen. Laut Auskunft des LAGeSo vom 07.02.2015 an den CompGen-Vorstand wird die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht (WASt) die Unterlagen übernehmen. Hierzu müssten jedoch noch die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Die Übernahme solle voraussichtlich im III. Quartal 2015 erfolgen. Laut Webseite des LaGeSo (Stand 25.02.2016) sollte die Übernahme im IV. Quartal 2015 erfolgen.

Krankenbücher

Die La­za­rett­kran­ken­bü­chern sind naturgemäß nachh Lazaretten aufgeteilt. Darin sind in der Re­gel fol­gen­de An­ga­ben ver­zeich­net: Na­me, Vor­na­me, Ge­burts­da­tum, Ge­burts­ort, Dienstein­tritt, Dienst­grad, Trup­pen­teil, Be­ruf und An­ge­hö­ri­ge. Eben­falls sind Dau­er des La­za­ret­t­auf­ent­halts, Zeit­punkt der Er­kran­kung oder Ver­wun­dung (auch Ort), wo­her bzw. wo­hin an­ge­ge­ben.

Kriegsverluste an Krankenunterlagen aus dem 2. Weltkrieg

Kran­ken­bü­cher und -blät­ter der Kriegs­jah­re 1939 - 1942 wur­den im Jah­re 1943 aus dem Reichs­tags­ge­bäu­de in Ber­lin (Zen­tralar­chiv für Wehr­me­di­zin) aus­ge­la­gert und nach Op­peln (da­mals Schle­si­en) trans­por­tiert und ein­ge­la­gert. Lei­der sind die­se Ur­kun­den­be­stän­de mit ca. 430.000 Kran­ken­bü­chern und ca. 7 Mil­lio­nen Kran­ken­blät­tern durch die Kriegs- und Nach­kriegs­er­eig­nis­se bis zum heu­ti­gen Ta­ge ver­schol­len.

Von al­len je­mals ge­fer­tig­ten Kran­kenur­kun­den, die den Zeit­raum von 1934 - 1945 be­tref­fen, hatte das Kran­ken­buch­la­ger et­wa 2 % an Be­stän­den, wo­bei die Ma­ri­ne­kran­kenur­kun­den den Haupt­teil dar­stel­len.

Kran­kenur­kun­den von An­ge­hö­ri­gen der Waf­fen-SS wur­den ge­trennt bei der Sam­mel­stel­le der Waf­fen-SS auf­be­wahrt und sind durch Kriegs­er­eig­nis­se ver­nich­tet.

Einzelurkunden

Die Einzelurkunden, die ursprünglich im Krankenbuchlager mit aufbewahrt wurden, sind zu unterscheiden von den eigentlichen Krankenbüchern (Sammelurkunden). Die Krankenunterlagen insgesamt sind nicht vollständig überliefert, sondern weisen große kriegsbedingte Lücken auf. Bereits im Krankenbuchlager vor 1945 waren ältere, nicht mehr benötigte Krankenunterlagen routinemäßig vernichtet worden. Seit 1982 wurden diese teilweise an das Bundesarchiv-Militärarchiv (hier: Abteilung MA) in Freiburg abgegeben.

Die Krankenunterlagen sind ausschließlich nach Geburtsdaten sortiert.

  • Zunächst erfolgte die Übernahme der Einzelurkunden der Geburtsjahrgänge bis 1869 komplett (Bestand PERS9).
  • Aus den Geburtsjahrgängen 1870-1890 wurden die als nicht archivwürdig bewerteteten Teile ausgesondert und nur der Rest (Krankenblätter, Stammrollenauszüge, Rentenlisten usw.) ins Militärarchiv übernommen (Bestand PERS9).
  • Aufgrund des Umfangs der Einzelurkunden der Geburtsjahrgänge 1891 bis 1899 wurde im Bundesarchiv eine neue Archivierungsentscheidung getroffen, es sollten von diesen Geburtsjahrgängen nur noch die Krankenakten der in den Monaten Januar und Juli Geborenen übernommen werden (Schreiben vom 27.01.1999). Aufgrund dieser Mitteilung wurden nach der Aussonderung und Übersendung der genannten Krankenakten an das Militärarchiv, die anderen Krankenakten 2002 (dieser Jahrgänge) vernichtet.
Diese Entscheidung wird von Dr. Edgar Büttner vom Bundesarchiv in einem Fachartikel 2006 als "letztlich unbefriedigend" bezeichnet. Sie genüge zwar wehrmedizinischen Fragestellungen, nicht aber für personenbezogene Nachweise. So sei z.B. die Krankenakte Ernst Jüngers dadurch vernichtet worden.
  • Für die Geburtsjahrgänge 1900-1905 wurde dem Land Berlin vom Bundesarchiv am 18.01.2006 auf Anfrage mitgeteilt, dass von den Krankenunterlagen der Geburtsjahrgänge 1900 bis 1905 sowie für die Folgejahrgänge ebenfalls nur die Krankenakten der im Januar und Juli Geborenen vom Militärarchiv in Freiburg übernommen werden. Inzwischen bekundete nun die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen Deutschen Wehrmacht (WASt) ihr Interesse an der kompletten Übernahme aller Einzelurkunden der Geburtsjahrgänge 1900 bis 1915. Aufgrund einer Initiative des Amtsleiters der WASt wird nunmehr auch vom Präsidenten des Bundesarchivs nach Beratung mit dem Leiter des Militärarchivs eine komplette Sicherung der personenbezogenen Bestände als authentische Überlieferung für die Erinnerungskultur als unverzichtbar angesehen und er begrüßt die Übernahme durch die WASt im Interesse einer wirtschaftlichen Verwaltung und rationellen Recherchetätigkeit. Im Jahre 2007 war die komplette Übergabe der personenbezogenen Einzelurkunden der Geburtsjahrgänge 1900 bis 1915 der WASt abgeschlossen.
  • Die Unterlagen der Geburtsjahrgänge 1916 bis 1928 verblieben zunächst weiterhin (bis zu dessen Übernahme durch die WASt) beim KBL, mit der Begründung, dass (Stand 2007) über diesen Personenkreis noch eine erhebliche Anzahl von Auskunftsersuchen eingingen, die komplexer beantwortet werden können, wenn neben den Krankenbüchern auch die entsprechenden Einzelurkunden zur Auswertung verfügbar seien.

siehe auch: