Jecksterken
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Hierarchie
Regional > Litauen > Jecksterken
Regional > Historisches Territorium > Deutschland 1871-1918 > Königreich Preußen > Ostpreußen > Kreis Tilsit > Jecksterken
Einleitung
Jecksterken (1709 Jegstercken), Kreis Tilsit, Ostpreußen.
Name
Der Name weist auf urbar gemachtes Land, möglicherweise auf einen Knüppeldamm (Moorbrücke).
- memelländisch "jekšis, jekštis" = die Axt
+ "sterkoti" = Holz flechten
Politische Einteilung
1940 ist Jecksterken Revierförsterei des Forstamtes Dingken.
Kirchliche Zugehörigkeit
Evangelische Kirche
Jecksterken gehörte 1912 zum Kirchspiel Rucken, vor 1870 allerdings zum Kirchspiel Piktupönen.
Bewohner
Die Familie Schlenther lebte 1933-1944 in Jecksterken.
Die Murin, Erinnerungen an ein ehrwürdiges, altes Gasthaus Von Hans Karallus, erschienen im MD vom April 1974 Hart am Rande des Dingker Waldes lag die Murin in Jecksterken an der Chaussee Heydekrug-Pogegen sowie der Kiesstraßenkreuzung Annuschen-Dingken-Gudden. Jecksterken war eigentlich kein geschlossenes Dorf, denn nur ein altes Gut trug diesen Namen. Die alten, überdimensional großen Wirtschaftsgebäude dienten zu unserer Zeit dem Revierförster in Jecksterken als Dienstgehöft. Acker und Wiesen grenzten an die Wilke. Die Murin lag hart an der Chaussee, langgestreckt an der Weggabelung zum Bahnhof Jecksterken. Der sehr lange Bau fiel von weitem auf, und die weißgetünchten Mauern sprangen ins Blickfeld des Betrachters. Dicke, sehr dicke Lehmmauern wuchsen aus dem Fundament, Lehmwände, die mehr als einen halben Meter maßen und auf ein ehrwürdiges Alter schließen ließen. Die Fenster waren nicht sehr groß, dafür boten die Fensterbänke umso mehr Platz. Im Sommer hielten diese Wände den Krug kühl und im Winter warm. Etwas vorgezogen und noch näher zur Chaussee lag die Wagenremise mit dem Stalleingang. Eine kleine Landwirtschaft gehörte früher dazu. Die dicke Tür im Nordende des Hauses an der Straßenfront führte zur Gaststube. Ein nicht sehr heller, doch sehr weitläufiger Raum, in dem große Tische und entsprechend starke Stühle standen, lud zur Rast ein. Einen Schanktisch gab es nicht, wozu auch? Jeder Gast, der hier einkehrte, setzte sich auf einen der vielen Stühle und blieb in diesen behaglichen Mauern, solange es ihm gefiel. Auf einen Sprung kam nur selten jemand herein. Damals hatte man noch Zeit….. Aus der Gaststube führte eine Tür in den südlich gelegenen großen Saal und westlich davon in das kleinere Nebenzimmer und zur Küche. Zweikleinere Nebengebäude auf der Hofseite dienten zur Holzablage und wirtschaftlichen Zwecken. Tapeten zierten die Innenwände, Blumen allerorten, besonders auf den Fensterbänken, trugen zur Behaglichkeit bei, wie einige Jagdbilder und Rehgehörne. Im wahrsten Sinne des Wortes: ein ehrwürdiges Haus! Ein Haus, in dem man sich wohlfühlen konnte! Mehr noch als die Gelegenheit zu einem fröhlichen Umtrunk zog die Familie Fabian, der Wirt Richard Fabian und seine kleine zierliche Frau, die Gäste an. Eine Unterhaltung war immer möglich, Richard Fabian verstand es besonders gut, seine Gäste zu unterhalten. Nicht nur fesselnd erzählen konnte er, sondern er spielte auch eine Partie Schach, und wenn es nötig war, war er der dritte Mann zu einem zünftigen Skat. Er bediente meist selbst die Gäste, wenn er nicht gerade auswärts arbeitete. Fabian war nämlich Maler- und Tapeziermeister, der besonders in den Forsthäusern des Forstamts Dingken für Renovierung sorgte. Dazu führte er noch die Forsthilfskasse, so daß die Holzkäufer bei den Holzversteigerungen gleich an Ort und Stelle den Kaufpreis der ersteigerten Hölzer bezahlen konnten. Auch die Forstbeamten bekamen ihr Gehalt duch die Hilfskasse ausgezahlt. Dort trafen sich aber nicht nur die Förster, nein, dort war immer jemand zu Gast: die Gutsbesitzer der Wiesengegend ebenso wie die Leute aus der näheren Umgebung von Annuschen und Rucken, Powilken, Stonischken oder Pogegen. Aus meiner Erinnerung möchte ich einige Namen der häufigsten Gäste nennen: Hegemeister Lockowandt, die Revierförster Radeck und Schoepe, der Verfasser und viele Lehrer, die Gutsbesitzer Gassner-Grigoleiten, Plogsties und Swars-Pellehnen, Spilgies-Rucken, Straßenmeister Deiweleit, die Holzhauer und die Bauern nicht zu vergessen, darunter Eugen Wallat und der Gastwirt Arthur Recklies aus Annuschen. Dort traf man sich zu den Holzversteigerungen, und danach saß man in fröhlicher Runde oft bis nach Mitternacht, ja sogar bis zum frühen Morgen. Wie früher üblich, ging es bei den Holzverkäufen sehr turbulent zu, sehr laut vor allem und mit viel Tabaksqualm. Die Bieter und Holzkäufer waren im Saal, während jeder Förster das Holz seines Reviers vor dem Fenster zum Nebenzimmer ausbot und den Zuschlag erteilte, während der Forstmeister und die Bürobeamten im Nebenzimmer saßen und von dort die Preise überwahcten und die Abfuhrscheine fertigten. Und nach den Treibjagden war zum letzten, dem Schüsseltrieb, immer Hochbetrieb in der Murin. Die im Walde nahe der Murin gelegenen Schießstände der Jäger und Schützen, wozu auch die Schützen von Pogegen und Umgebung zählten, führten in den Sommermonaten oft zu großen sportlichen Wettkämpfen. Die Preisverteilung und die Feste fanden im Saal ihren Fortgang. Auch die Musikkapellen aus der Umgebung sorgten dort für gute Stimmung und Unterhaltung. Zeitweilig dürften im Saal bis zu 200 Personen Platz gefunden haben. Die Sänger aus Pogegen waren auch Gäste mit Darbietungen. Im Nebenzimmer standen ein Ledersofa und behaglich Sessel. Hier saßen die Gäste, die in der Gaststube nicht sitzen wollten .Auch ein Geldschrank befand sich hier. Unsere Gehälter zahlte uns Richard Fabian hier aus. Die Zeit verrinnt ungeheuer schnell. Nach dem Krieg und der Vertreibung sind über 30 Jahre vergangen. Die Familie Fabian war auch nicht immer nur vom Glück begünstigt. Von den beiden Söhnen starb der jüngere Emil, der in Dingken die Forstlehre absolvierte, bereits in der Jugend, während der ältere Alfred, der im höheren Vermessungsdienst stand, während des Krieges fiel. Und die beiden Alten, die ich während des Krieges aus den Augen verlor, sind bestimmt schon lange nicht mehr unter den Lebenden. Es ist mir nicht bekannt, ob die Murin heute noch dort steht, wo wir einst froh und glücklich waren. Vergessen wollen wir die alte Gaststätte nicht. Wir wollen sie alle im guten Gedenken bewahren: die Familie Fabian, das Haus Murin, Jecksterken und Umgebung.
Aktuelle Ansicht des ehemaligen Gasthauses Fabian, genannt "Die Murin", bei Google streetview: [1]
Verschiedenes
Memeler Dampfboot vom 16.06.1931
Jecksterken, 15. Juni [Schießen der Schützengilde Pogegen]
Auf dem Schießstand in Jecksterken fand gestern ein Schießen der Schützengilde Pogegen statt. Es wurden 4 Scheiben beschossen, und zwar eine Silber-, eine Satz- und eine Ordenscheibe. Auf der vierten Scheibe wurde der „Dampfboot-Wanderorden“ ausgeschossen. Die Beteiligung beim Schießen war recht gut und die erzielten Resultate zufriedenstellend. Nach dem Schießen fand die Proklamierung der besten Schützen durch den Vorsitzenden, Bürodirektor Raether-Pogegen, statt. Die besten Schüsse auf die Silberscheibe gaben folgende Schützen ab: 1. Plogstieß- Pellehnen (59) 2. Franz-Pogegen (56) 3. Kleinschmidt-Heydekrug (55) 4. Weiß-Pogegen (55) 5. E.Wallat-Annuschen (55) 6. Gruber-Pogegen (55) 7. Biallas-Pogegen (54) und 8. Balscheweit-Pogegen (54). –Den „Dampfboot-Wanderorden“ errang mit 58 Ringen Weiß-Pogegen, Sieger auf der Satzscheibe war Baumeister Franz-Pogegen mit 58 Ringen. – Auf die Ordenscheibe gaben die besten Schüsse ab: 1. Kleinschmiedt-Heydekrug (57) 2. Plogstieß-Pellehnen (56), 3. Flick-Pogegen (56), 4. Raether-Pogegen (55), 5. Franz-Pogegen (55) und 6. Gruber-Pogegen (55). – An die Proklamierung der erfolgreichsten Schützen schloss sich im Vereinslokal Fabian-Jecksterken ein gemütliches Beisammensein an.
Karten
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis
<gov>JECKENKO05WE</gov>