Eydtkuhnen
E y d t k u h n e n Grenzstadt an der Ostbahn |
Hierarchie
EinleitungEydtkuhnen war einmal in der ganzen Provinz und darüber hinaus als Grenzort besonderen Ranges bekannt. Der bis ins 16. Jahrhundert zurückreichende Ort begann mit dem 1860 beendetem Bau der Ostbahn, die ein Jahr später an das russische Eisenbahnnetz angeschlossen wurde, aufzublühen. Vor dem Ersten Weltkrieg waren schließlich 46 Speditionsgeschäfte dort ansässig. 5.000 Gänse aus Rußland mußten in den Spätsommer- und Herbsttagen täglich in großen Buchten gefüttert werden. Der Ort mit dem trapezförmig angelegten Markt wuchs ständig, zählte schließlich mehr als 7.000 Einwohner und wurde 1922 zur Stadt erhoben. 1923 wurden mehr als 10.000 Bewohner gezählt. Als nach dem Ersten Weltkrieg Litauen ein eigener Staat und damit der Fernhandel mit dem Osten unterbrochen wurde, war die geschäftigste Zeit vorüber. Die Zahl der Bewohner ging bis auf knapp über 5.00 zurück. [1] Allgemeine InformationenEydtkuhnen (1938–45 Eydtkau, russ. Tschernyschewskoje / Чернышевское, litauisch Eitkūnai, poln. Ejtkuny) ist ein Ort in der Oblast Kaliningrad, Rußland, an der Grenze zu Litauen, die östlich vom Ort von dem Flüßchen Lepone gebildet wird. Eydtkuhnen gehört heute zur Landgemeinde Prigorodnoje im Rajon Nesterow. Eydtkuhnen (Tschernyschewskoje) liegt im äußersten Osten der Oblast Kaliningrad an der Grenze zu Litauen. Durch den Ort führt die russische Fernstraße A 229 (ehemalige deutsche Reichsstraße 1, heute auch Europastraße 28), die hier in die litauische Fernstraße A 7 übergeht. Das frühere Eydtkuhnen (Eydtkau) war bis 1945 Endbahnhof der Preußischen Ostbahn. Das heutige Eydtkuhnen ist kaum wiederzuerkennen. Im Stadtgebiet befindet sich ein militärischer Sperrbezirk, in dem auch die Ruine der neuromanischen Kirche steht. Nach Osten schließen sich schäbige Einheitsbauten, Kasernen, Panzer und Lastwagen an. Noch markanter als sonst überall ist hier der krasse Unterschied von damals und heute zu sehen. Westlich der Stadt befand sich die Salzburgersiedlung Kattenau, südwestlich davon liegt Trakehnen.
Name
WappenDas Wappen zeigt in dem von Silber und Grün geteilten Feld oben ein eigentümlich gestaltetes, aus dem unteren Teile in den oberen aufwachsendes, rotes Stadttor Einwohner
Politische Einteilung / Zugehörigkeit
In Eydtkuhnen gab es mehrere Druckereien, die jüdische Literatur für den Export nach Rußland druckten. Unter den 70 Gründungsmitgliedern der Eydtkuhner Synagogengemeinde waren auch Kaufleute und Spediteure, die vorher ihr Geld mit dem Holzhandel auf der Memel verdient hatten. Sie hatten rasch erkannt, dass die Infrastruktur der Eisenbahn völlig neue Perspektiven und Betätigungsfelder schuf und weitaus bessere Möglichkeiten als die Memelschiffahrt bot. Kirchliche Einteilung / ZugehörigkeitEvangelische Kirche
KirchengebäudeDie neoromanische Kirche mit kreuzförmigem Grundriss wurde nach den Plänen von Friedrich Adler gebaut und 1889 eingeweiht. Heute existieren nur noch Ruinen mit den zwei Turmunterbauten ohne die früheren Spitzdächer. Das Erdgeschoss ist zugemauert, das Dachgeschoss des Kirchenschiffs ist verschwunden. Die Kirche wurde nach 1945 lange Zeit vom Militär als Lager zweckentfremdet, heute steht das Gebäude ungenutzt. Das Pfarrhaus ist zugemauert. KirchengemeindeBis 1945 war das − von einer überwiegend evangelischen Bevölkerung bewohnte – Eydtkuhnen/Eydtkau ein Kirchspielort im Kirchenkreis Stallupönen (1938–1946 Ebenrode, russisch: Nesterow) in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Erst im Jahre 1883 war Eydtkuhnen ein selbstständiges Kirchspiel geworden, nachdem es von dem Kirchort Bilderweitschen (1938–1946 Bilderweiten, russisch: Lugowoje) abgetrennt worden war. Nach 1945 kam das kirchliche Leben in dem Ort zum Erliegen. Heute hat sich in dem acht Kilometer nordwestlich gelegenen Nachbarort Babuschkino (Groß Degesen) eine neue evangelische Gemeinde gebildet, die zur Propstei Kaliningrad der Evangelisch-Lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) gehört. Pfarrer 1886–1945Zwischen 1886 und 1945 waren in Eydtkuhnen/Eydtkau 18 evangelische Geistliche tätig,[3] zwischen 1883 und 1886 als Vikare, danach als Pfarrer:
KirchenbücherDie Kirchenbuchunterlagen über Taufen, Trauungen und Bestattungen aus den Jahren 1883 bis 1944, Konfirmationen 1924 bis 1944 sind erhalten und werden im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg aufbewahrt. Als Sonderdokumente liegen dort auch die kirchlichen Bücher der Gefallenen der Jahre 1914 bis 1918 und 1939 bis 1944.[4]
Geschichte
BerichteDeutsche Kriegszeitung 1914, Herausgegeben vom "Berliner Lokal-Anzeiger", Nr. 1, Sonntag, 2. August 1914. Eydtkuhnen von Russen besetzt. Telegraphische Meldungen. Königsberg, 2. August. In Eydtkuhnen sind russische Patrouillen eingeritten. Das Postamt Bilderweitschen ist nach sicherer Meldung zerstört. Der Feind überschritt die Grenze an vielen Stellen. ....
Heutige SituationAls Tschernyschewskoje (nach dem sowjetischen Offizier Tschernyschew) wurde die Ortschaft Eydtkuhnen Teil der RSFSR, seit 1991 der Russischen Föderation. In der Stadt wurde ein Gefängnis eingerichtet. Der Bahnhof wurde demontiert, da er nach 1945 nicht mehr als Grenzbahnhof benötigt wurde und der nächste Bahnhof Kybartai sehr nah lag. Wer heute nach Eydtkuhnen kommt und das bescheidene Ortsschild „Tschernyschewskoje“ mit dem seltsamen, von Verfall und Verwilderung gekennzeichneten Gelände dahinter sieht, kann sich nicht mehr vorstellen, daß hier einmal das Zentrum einer geschäftigen Grenzstadt war. Nur eine stattliche Lindenallee verrät dem Kundigen, wo einmal die Hindenburgstraße durch ein blühendes Gemeinwesen ging. Vereinzelt haben Häuser das Inferno überlebt. Auf der linken Seite dann eine hohe Wand, die den Kern der einstigen Stadt einmauert. Das Sperrgebiet wurde lange zum Teil als Kaserne, zum Teil auch als Gefängnis genutzt. Lediglich das Zollhaus, wenn auch leicht verändert, erinnert sichtbar an die alte Zeit. Die Lepone, immer noch Grenzfluß, aber fast nur ein Graben, hat eine massive Brücke erhalten. Hier, wie über die nahe Eisenbahnbrücke, geht nahezu der gesamte Ost-West-Verkehr des Königsberger Gebiets - so wie einst: nur, daß damals Deutsche auf dieser Seite und Russen, später Litauer auf der anderen waren, heute Russen auf dieser und Litauer auf der anderen Seite stehen. Im Innern des Sperrbezirks stehen die Reste des Symbols der alten Stadt, die Ruine der 1887/89 erbauten Kirche im neuromanischen Stil. Der hellrote Backsteinbau in Kreuzform, besonders seine beiden Turmstümpfe , leuchten inmitten einer leeren, verunkrauteten Fläche in der Abendsonne. Zugenagelt ist das Pastorat. Zu erkennen sind weiter Volksschule, Turnhalle (Klubhaus), zwei der Eisenbahner-Häuser, einzelne Häuser an Kant- und Feldstraße. Zugemauert sind die Ruinen zur Lepone hin, danach neue Einheitsbauten und Kasernen. [1] Seit 2007 befindet sich in Tschernyschewskoje ein wichtiger Straßengrenzübergang zwischen der Oblast Kaliningrad und Litauen. Die Eisenbahngrenzabfertigung auf russischem Gebiet findet nunmehr in Nesterow (Stallupönen) statt. Die russische Eisenbahn plant zurzeit den Wiederaufbau des Grenzbahnhofs,[5] da die Kapazitäten im Bahnhof Nesterow nicht ausreichen. PersönlichkeitenSöhne und Töchter des Ortes
VerschiedenesKarten
Bibliografie
ZufallsfundePrivate Informationsquellen- und SuchhilfeangeboteAuf der nachfolgenden Seite können sich private Familienforscher eintragen, die in diesem Ort Forschungen betreiben und/oder die bereit sind, anderen Familienforschern Informationen, Nachschau oder auch Scans bzw. Kopien passend zu diesem Ort anbieten. Nachfragen sind ausschließlich an den entsprechenden Forscher zu richten. Die Datenbank FOKO sammelte und ermöglichte Forscherkontakte. Seit Frühjahr 2018 ist der Zugriff jedoch, aufgrund der unklaren Lage durch die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), vorerst deaktiviert. Städte und Gemeinden im Kreis Stallupönen
Daten aus dem genealogischen Ortsverzeichnis<gov>EYDKAUKO14IP</gov>
Quellen
|