Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer/255

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Chronik der Schotten-Crainfelder Familie Spamer
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sodaß ihn Alle, die ihn sahen, auch die Aerzte und wir selbst für rettungslos verloren hielten. Da hörten wir, daß ein Schäfer in meines Vaters Kirchspiel schon etliche junge Leute, die das sogenannte Abnehmen gehabt, und die Aerzte vergeblich gebraucht hätten, durch Sympathie wieder hergestellt habe. Mein Vater ließ den Schäfer Vierheller von Kaulstoß kommen, und fragte ihn auf sein Gewissen, ob er meinen Bruder noch herzustellen gedenke. Der Schäfer maß erst meinen Bruder nach seiner Länge und Breite, und sagte dann: es ist die höchste Zeit mit ihm! Ich setze mein Leben zum Pfand, daß ihn kein Arzt mehr heilt, daß ich ihn aber noch rette, wenn ich ihm sogleich brauche, und kein anderer Arzt gebraucht wird. Zugleich sagte er dem Kranken genau, wie er sich im ganzen Verlauf seiner Krankheit befunden haben werde, sodaß dieser aus­rief: „Ja, der Schäfer weiß ganz genau, wie mir's war; der kann mir auch helfen!" In eben so langer Zeit, als Du krank gewesen bist, sagte der Schäfer zu ihm, mache ich Dich wieder vollkommen gesund! Da nun unser Vertrauen zu den Aerzten längst dahin, das meines Bruders zu dem Schäfer dagegen unbegrenzt war, so nahm ihn dieser sofort allein in die Cur, und stellte ihn in der angegebenen Zeit ohne alle Arznei durch bloße Sympathie völlig gesund wieder her, sodaß Jeder, auch jeder Arzt, der ihn sahe, seine Cur eine Wundercur nannte. —


Wetzlar, am 16. April 1872.
Christian Spamer.