Schlesisches Namenbuch/031

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Schlesisches Namenbuch
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  • Abkürzungen gemäß S. 13 (Benutzte Adreßbücher) werden aufgelöst und die Häufigkeitsangabe wird in eckigen Klammern wiedergegeben, also Lg33 = Liegnitz [33]
  • Außer Orts- und Familiennamen bleiben alle übrigen Abkürzungen unaufgelöst und werden, wenn nötig, gemäß ER zur Verhinderung des Zeilenumbruchs mit geschütztem Leerzeichen (&#160;) erfasst (also z. B. statt z.B.).
  • Vor 'Belege' wurde immer ein Halbgeviertstrich '–' (ALT+0150) gesetzt. (Entfiel im Original, wenn 'Belege' am Satzanfang stand.)


beliebten Rufnamen zurückgeht, oder der Taufname Volkmer nebst Koseform Völkel sich stark in der Grafschaft kristallisiert hat. In der Lokalisierung bestimmter Namensformen offenbart sich in der Regel das Wirken der Mundart, so wenn Olbrich(t) statt Ulbrich (d.i. Albrecht) ausschließlich dem Glatzer Lande angehört und alle a- statt e-Formen schlesischer Namen ebendort beheimatet sind (darüber weiter unten!).

Aufs Ganze gesehen, zeichnen sich außer der allgemeinen Gliederung in Nieder- und Oberschlesien, als Sondergutlandschaften ab: das Neiderland, die Lausitz und die Grafschaft Glatz.

Das abseits der einstigen west-östlichen Hauptverkehrsader gelegene Neiderland hat als Restgebiet aus polnischer Zeit einzelne Sondernamen und mundartliche Sonderformen bewahrt wie Brunzel, die eingedeutschte Koseform vom polnischen Personennamen Bronislaw oder das undurchsichtige Räbiger (Reibiger), den seltenen Glogauer Personennamen Rampold, Ramputh, den stets mißdeuteten Fechner, eine slawische Koseform von Wenzeslaw, ferner die slawischen Personennamen Zeuke (Zeuge), Reschke (Röschke, Roschke), Tschernack, Stritzke, Kirschke, Woithe, das slawisch-deutsche Jachmann (= Johannes), statt niederschlesisch-lausitzisch Jochmann, die typische ei- (statt i)-Form: Heilscher statt Hielscher, und seltenere Namen wie Fellenberg (Fellbrich), Herbrich (Herberger), Ast usw. Wendrich (f. Heinrich) und Stark(e) (für Altmann) teilt es mit der Oberlausitz, desgleichen den Krüger (statt Kretschmer), der von der Mark herüberreicht.

In der Lausitz, vor allem der nach Sachsen übergreifenden Oberlausitz, dem alten Markgraftum, erinnern die vielen Wünsche (d.i. Windische und Abarten) an die einstige Wendenzeit. Auch Jochmann (für Johannes) und Jack(i)sch (für Jakob) sind hier zu Hause, und das unerklärliche in Görlitz konzentrierte Hirche, im Mittelalter gänzlich fehlend, gehört wahrscheinlich als Georg in diesen Zusammenhang. Hier ist auch die Heimat der Dehmel nebst der Vollform Thomas, der vielen Lehmann (= Lehnsmann) und der Wirth (für Kretschmer). Zahlreicher als anderswo sind hier auch die Gründer (neben Grundmann), die Talbewohner im Gegensatz zu den gleichfalls häufigen Berger (Bergmann). Die Grafschaft Glatz, von Bergen umschlossen, und als Grenzvorposten nach Böhmen hineinragend, war für das Aufkommen von Sondergut wie geschaffen. Die Stehr (Hermann Stehr!) und Nentwig, die Zenke(r) und Prause, die Völkel (nebst Volkmer) und Olbrich(t), die Meichsner (-x-), Weigang, Hauck und Kintscher sind echte Grafschafter Namen, und all die schlesischen a-Formen statt der normalen e-Formen wie Patzelt, Hampel, Hannig, Klammt, Klatte und Klapper und viele andere zeugen von dem besonderen, nach Süden weisenden Charakter der dortigen Mundart. Die Nähe Böhmens tut sich in Habel, der tschechischen Koseform (Havel) von Gallus, kund (vgl. Ortsname Habelschwerdt!).

Andere Namen wieder stellen die Verbindung der Grafschaft mit dem Nordwesten und Südosten her; so ist an den Exner (Öchsner) auch das Gebirgsschlesische (bis hin nach Görlitz) stark beteiligt, während die stark flektierten Langer, die süddeutschen Beck und die gerundeten Gröger, die slawischen Rathmann und Wanke auch dem Oberschlesischen gemeinsam sind.

Mit Oberschlesien berühren wir ein Gebiet, dem nur eine Sonderuntersuchung voll gerecht werden könnte. Der heute weithin slawische Eindruck seiner Namenwelt beruht nach Ausweis der urkundlichen Quellen in vielen Fällen auf der Verpolung alter deutscher Namen seit dem 15./16. Jahrhundert, als auch die deutsche Sprache auf weiten Strecken wieder weichen mußte. So steckt in Kroll das deutsche König, in Gburek das deutsche Gebauer, in Nowack deutsches