Kurfürstentum Trier

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Allgemeine Information

Beschreibung

Das Kurfürstentum Trier (Kurfürsten = Wahlfürsten) war eins der insgesamt drei Kurfürstentümer in der Hand geistlicher Herren. Wie seine Gegenstücke in Köln und Mainz hatte Trier eine von sieben Stimmen bei der Wahl des Königs. Da der Mainzer das Vorwahlrecht bei der Wahl des neuen Königs hatte, war es erst der Erzbischof von Trier, der mit der Krönung des neugewählten Königs betraut war. Er verlor dieses Recht im 10. Jahrhundert wieder, angeblich, weil er sich weigerte, die Frau Konrads II. (Gisela von Schwaben) mitzukrönen.

Geschichte

Augusta Treverorum (Trier) wurde um 16 v. Chr. am Schnittpunkt wichtiger Fern- und Wasserstrassen im Zuge der Verwaltungsneuordnung Galliens unter Kaiser Augustus gegründet. Die Stadt, wurde um 180 mit einer Mauer umgeben und erlebte einen beträchtlichen Aufschwung als Handels-, Verwaltungs- und Kulturzentrum. Dieser wurde durch einfallende Franken und Alemannen im Jahre 275 , welche Treverorum zerstörten, nur kurz unterbrochen. Bereits 287 wurde die nun Treveris genannte Stadt römische Kaiserresidenz.

Das nördliche Stadttor der Römer (lat. Porta Nigra, das schwarze Tor), welches 36 m lang, 30 m hoch und bis zu 21,5 m tief ist:

Porta nigra.jpg

Seit 293 war Trier die Hauptstadt des Weströmischen Reiches unter Kaiser Diokletian (Diocletianus, röm. Kaiser von 284-305). Diokletian ordnete 303-304 blutige Christenverfolgungen an.

Kaiser diokletian.jpg

Sein Nachfolger, Konstantin der Große benutzte das Christentum als politisches Mittel gegen seine Widersacher und erließ 313 zum Schutz der Christen das Mailänder Toleranzedikt. Ab 391 war das Christentum Staatsreligion im römischen Reich.

Kaiser konstantin.jpg

Mit fast 70.000 Einwohnern umschloss die Stadt Trier ein Gebiet von 285 ha und war damit die zweitgrößte Stadt des römischen Reiches und die viertgrößte Stadt der westlichen Welt (größer waren nur Rom, Alexandria und Byzanz (= Konstantinopel)).

Als das Bistum Trier im 4. Jahrhundert gegründet wurde, war die Stadt noch die Hauptstadt der römischen Präfektur Galliarum. Die Präfektur wurde nach Arles verlegt und nach der Übersiedlung des Kaiserhofes nach Mailand im Jahre 395 verlor Trier seine Vormachtstellung wieder.

Mehrere Germanenüberfälle sorgten für Zerstörungen; um 475 brach die römische Militärorganisation zusammen und Trier fiel an Franken, welche unter Chlodwig I. nach dem Sieg über die Alemannen 496 zum römisch-katholischen Christentum konvertierten und das Land in der Folgezeit besiedelten.

Fünfzehn Jahre nachdem der Papst in Rom Karl den Großen (Carolus Magnus, Charlemagne) im Jahre 800 zum Kaiser gekrönt hatte, wurde das Bistum Trier zum Erzbistum erhoben. Nach dem Tode Karls unterblieb die bei den Franken übliche schädliche Reichsteilung, da seine beiden Söhne Karl und Pippin bereits vorher gestorben waren und das Gesamtreich kam an den überlebenden Ludwig der Fromme (814-840).

Nach seinem Tod wurde das Frankenreich im Vertrag von Verdun 843 endgültig aufgespaltet in drei Teile:

  • Westfranken = Frankreich unter Karl dem Kahlen
  • Ostfranken = Deutschland unter Ludwig dem Deutschen
  • Lotharingien = Mittelreich mit Burgund und Italien unter Kaiser Lothar

Trier gehörte jetzt zu Lotharingien, welches im Jahr 870 (Vertrag von Mersen) und nochmals 880 (Vertrag von Ribemont) zwischen Frankreich und Deutschland aufgeteilt wurde.

Die Grenze wurde bei der letzten Teilung für die französisch sprechende Bevölkerung sehr nachteilig gezogen, indem das westliche Lotharingien auch noch an Deutschland fiel. Die Reichsgrenze verlief danach westlich von Städten, wie Cambrai, Verdun, Toul und blieb während des gesamten Mittelalters bestehen. Diese Schwächungen erlaubten den Normannen im Jahre 882, die Stadt, welche jetzt den Namen Trier (oder Trèves) trug ,vollständig zu zerstören.

Dem Wiederaufbau folgten durch königliche Schenkung Markt und Münze. Trier war im 9. und 10. Jahrhundert ein Zentrum der Buchmalerei.

Im Jahre 936 erwarb der Erzbischof das ungeschriebene Gesetz, den deutschen König zu krönen, dass er jedoch bald darauf an den Erzbischof von Köln verlor.

Drei Erzbischöfe deuten bei der Königswahl auf den Gekorenen

Trier wurde 1212 Reichsstadt (fälschlich oft auch als "freie Reichsstadt" bezeichnet), die also direkt dem König unterstand (und deswegen keineswegs frei war) und nicht mehr dem Erzbischof. Dies ist bezeichnend für den Aufstieg der Kaufleute zu dieser Zeit, welche stark genug waren, sich so der Steuerabgaben an den Adel zu entziehen, wie auch der Finanzschwäche der Monarchie, welche die Städte als Einnahmequelle brauchte. Im 14. Jahrhundert verlor die Stadt diesen Status zeitweise. Erst im 15. Jahrhundert konnte Trier den alten Status wiedererlangen. Dieses ununterbrochene Bemühen der Bürger um städtische Unabhängigkeit scheiterte endgültig, als Trier im Jahre 1580 aufgrund des schwindenden Einflusses der Monarchie offiziell kurfürstliche Landstadt wurde.

In der höchsten Blüte erstreckte sich das Gebiet von Kurtrier (Kurzform für Kurfürstentum Trier) auf über 388 qkm mit 300.000 Einwohnern.

Infolge der Reformation war das Erzbistum umgeben von protestantischen Staaten.

Im dreißigjährigen Krieg (1618-1648) wurde das Kurfürstentum Trier von schwedischen Truppen bedroht (Schweden griff seit 1630 in den Krieg ein, um den protestantischen Mächten in Deutschland gegen den Kaiser zu helfen) und kam unter die Herrschaft Frankreichs, welches die einzige lokale Macht war, die Schutz bieten konnte.

1648 besiegelte der Westfälische Friede u.a. die Souveränität der deutschen Einzelstaaten mit voller Landeshoheit nach innen und außen (fast 2000 (!) souveräne Herrschaften).

Der Erste Rheinbund (1658-1667) wurde geschaffen - ein Bündnis Frankreichs mit den Kurfürsten von Mainz, Trier und Bayern, dem schwedischen König, mit dem Haus Welfen, mit Sachsen und Hessen gegen den Kaiser und das Reich. Ein gemeinsames Heer, zu dem jeder Bundesgenosse Truppen bereitstellen musste, sollte seine Bedeutung gewährleisten. 1684 - Unter dem Vorwand, im Namen seiner Schwägerin, der Herzogin Liselotte von Orléans (Schwester des letzten Kurfürsten von der Pfalz) rechtlich unbegründete Erbansprüche auf die Pfälzischen Gebiete Germersheim, Lautern, Simmern und Sponheim wahrzunehmen, ließ Ludwig XIV. das französische Heer die Grenzen überschreiten. Mainz und Trier fielen, die vier rheinischen Kurfürstentümer und die ganze Kurpfalz wurden innerhalb weniger Wochen erobert. Dies hatte den Pfälzischen Krieg zur Folge (1688-97), da Kaiser und Reich nach der Befreiung Wiens von den Türken zunächst wieder die Kraft hatten, allein den Kampf gegen Frankreich zu führen. 1689 traten an der Seite von Kaiser und Reich die Niederlande, England, Schweden und 1690 auch Spanien und Savoyen bei.

Frankreich war nun auf sich allein gestellt und alte Bündnispartner waren nun erbitterte Gegner. Der französische Kriegsminister Louvois musste die bereits bis nach Schwaben vorgedrungenen Truppen aus dem Südwesten Deutschlands zurückziehen. Um das Nachrücken der Gegner zu erschweren, wurden verlassene Gebiete verwüstet. Beim Friedensschluss 1697 musste Frankreich bis auf das Elsaß alle Gebiete zurückgeben.

Die Besetzungen im Dreißigjährigen Krieg und die Zerstörungen der Franzosenkriege ließen die Einwohnerzahl von Trier bis 1697 auf 2677 Einwohner zurückgehen.

1794 nahmen französische Truppen die Stadt ein und beendeten dadurch die Zeit des kurfürstlichen Trier. Bis 1801 wurden alle linksrheinischen Gebiete von Frankreich erobert und Trier wurde bis 1814 Teil des Saardepartements.

1803 wurden alle geistlichen Fürstentümer und Stifte säkularisiert (Reichsdeputationshauptschluss) und das rechtsrheinische Gebiet wurde Teil von Nassau-Weilburg. Teile dieses Gebietes kamen 1806 zum Großherzogtum Berg.


Bibliographie

  • zu Dohna, Gräfin Sophie-Mathilde: Die ständischen Verhältnisse am Domkapitel von Trier vom 16. bis zum 18. Jahrhundert (Schriftenreihe zur Trier Landesgesch. und Volkskunde Band 6) Trier 1960
  • Horstmann, Hans: Das Trier Stadtsiegel und die Anfänge der Trier Selbstverwaltung aus Trier- ein Zentrum abendländischer Kultur, Neuss 1952
  • Krämer, Anton: Auswanderungen aus dem Kurfürstentum Trier in das Banat im 18. Jahrhundert,- Ulmbach- Ansiedlungsort kurtrierischer Auswanderer aus dem ehemaligen Amt Berpflege. Ingelheim 1978
  • de Lorenzi, Phillip: Beiträge zur Geschichte sämtlicher Pfarreien der Diözese Trier. Teil I - Regierungsbezirk Trier
  • Pauly, Ferdinand: Siedlung und Pfarrorganisation im alten Erzbistum Trier. Zusammenfassung und Ergebnisse (Veröffentlichungen der Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz, Band 25 /Veröffentlichungen Bischofsarchiv Trier, Band 25
  • Reif, Karl-Heinz: Notariatssignets und Notare des 16. und 17. Jahrhunderts. Hauptbereich :Trier-Mosel-Eifel Koblenz 1984 (s.a. Veröffentlichungen der WGfF Nr. 25 und 21)
  • Reif, Karl-Heinz: Kurtrierisches Ämterbuch des 16. und 17. Jahrhunderts. Nützliche Erfassung der Vögte, Schultheissen, Gerichtsschreiber, Zollbeamten und sonstigen Amtspersonen in Stadt und Land- unter besonderer Berücksichtigung der Bergpflege, der Rhein- und Moselorte, des Maifeldes und der Pellenz, Koblenz 1984 (Veröffentlichungen der WGfF Nr.25)
  • Zimmermann, Karl: Johann Christian Hermenegild Eschermann, der letzte kurtrierische Kanzler -aus Trierisches Jahrbuch 1954

Archive

Bistumsarchiv und Kirchenbuchamt Trier, Jesuitenstr. 13b, 54290 Trier, Tel. 0651/7105-351 Zuständig für die katholischen Kirchenbücher aus dem ehemals preussischen Teil von Rheinland-Pfalz. Jedoch befinden sich letztere vielfach noch bei den jeweiligen Kirchengemeinden.

Bestandsverzeichnis: Günther Molz, Bestand an katholischen Kirchenbüchern im Bistumsarchiv Trier, 1975

Weblinks